Heimatgefühle stören beim Lernen von Fremdsprachen
Zunächst einmal: Wenn Sie eine Fremdsprache lernen wollen, beseitigen Sie bitte alles in Ihrer Umgebung, was Sie an Ihre Muttersprache erinnern könnte: Zeitschriften, Bücher, Poster an der Wand… Studien um den Sozialpsychologen Michael Morris von der Columbia Business School in New York haben ergeben: Wer beim Sprachen lernen ständig an seine Muttersprache denken muss, hat weniger Erfolg.
Dem Wissenschaftler kam dabei ausgerechnet ein Zufall zur Hilfe: Eine chinesische Studentin hatte sich in einem Referat verplappert und Chinesisch und Englisch unabsichtlich gemixt, obwohl sie längst fließend Englisch spricht. Der Auslöser: Sie hatte während des Referats lediglich ihren chinesischen Professor angeschaut. Oder wie Morris inzwischen sagen würde: Sie hatte etwas gesehen, das sie an ihre Heimat erinnerte.
Weitere Tests und Untersuchungen bestätigten dann die These: Dinge, Gegenstände, Fotos, ja sogar Menschen, die uns an unsere Heimat und Muttersprache erinnern, können beim Lernen von Fremdsprachen enorm störend sein. Die Erkenntnis lässt sich aber natürlich auch umkehren und als Sprachlerntipp beziehungsweise Sprachlerntrick einsetzen: Umgeben Sie sich gezielt mit Dingen aus der neuen Sprache…
7 Sprachlerntipps, die sogar Spaß machen
Viele denken bei Fremdsprachen an endlose Vokabeln und deren tumbes Büffeln. Klar, dass da die Lernmotivation erst einmal in den Keller sinkt. Inzwischen gibt es aber – zum Glück – längst ein paar praktische Methoden, die die graue Theorie der unregelmäßigen Verben und komplizierten Grammatikregeln bunter und auch noch Spaß machen.
Damit ist es für jeden möglich, eine Fremdsprache zu erlernen. Deshalb haben wir für Sie hier die 10 besten und originellsten Sprachlerntipps zusammengestellt:
1. Bekleben Sie Ihre Wohnung mit Zetteln
Besorgen Sie sich dazu eine Großpackung mit bunten Post-Its und beschriften Sie diese mit den Namen der Gegenstände in Ihrer Wohnung, die sie damit bekleben. Falls Sie also beispielsweise Englisch lernen wollen, kleben Sie einen Zettel mit der Aufschrift „Refrigerator“ an Ihren Kühlschrank oder oder ein Post-it mit „Drawer“ an ihre Schubladen. Was immer Sie dann in Ihrer Wohnung machen – sprechen Sie aus, was Sie auf den Zetteln lesen. So lernen Sie nicht nur ganz nebenbei Fachvokabeln. Sie prägen sich diese auch besser ein, weil Sie diese in Ihren Alltag integrieren und dazu noch ein Bild vor Augen haben.
Bonus-Tipp: Ganze Sätze formulieren
Sprechen Sie beim Lesen nicht nur das Wort aus, sondern formulieren Sie beim Lesen der Zettel jedesmal einen ganzen Satz mit der neuen Vokabel. Unser Gehirn kann sich Worte viel besser merken, wenn diese nicht abstrakt bleiben, sondern Teil einer lebendigen Aussage.
2. Machen Sie eine Sprachreise
Sprachreisen gelten heute als eine der effektivsten Methoden, um schnell eine neue Sprache zu lernen. Dabei wird in der Regel ein Auslandsaufenthalt mit einem Sprachkurs kombiniert. Der Vorteil solcher Sprachkurse und Sprachschulen im Ausland: Sie tauchen nicht nur intensiv in das jeweilige Sprachumfeld ein, sondern beschäftigen sich auch noch nach dem Unterricht und außerhalb der Schule damit und können das Gelernte sofort anwenden. Und nebenbei lernen Sie auch noch die jeweilige Landeskultur kennen. All das schafft eine enorm positive Lernatmosphäre. Zu den bekannten und empfehlenswerten Sprachreisen-Anbietern für Schüler und Erwachsene zählen zum Beispiel:
- EF – Education First (ef.de/pg/sprachreisen/)
- Travelworks (travelworks.de/sprachreisen.html)
- ESL (esl.de/de/lp/erwachsene/sprachkurse-weltweit.htm)
Allerdings sind Sprachreisen nicht ganz billig. Für eine zweiwöchige Reise müssen Sie je nach Land und Kursform (Grund- oder Intensivkurs) zwischen 700 Euro und 1.100 Euro einplanen.
3. Suchen Sie sich einen Lernpartner
Gemeinsam lernen macht nicht nur mehr Spaß – Sie unterstützen sich auch besser und spornen sich gegenseitig an. So kann es enorm motivieren, wenn Sie die neue Sprache zusammen mit einem Freund, einem Familienmitglied oder Kollegen lernen. Sich selbst kann man belügen und Ausreden finden, warum man heute nichts lernen kann. Mit einem Lernpartner wird Ihnen das deutlich schwerer fallen und Sie werden konsequenter die Sprache lernen.
Der Sprachlerntipp lässt sich sogar noch steigern, wenn Sie sich als Lernpartner einen Muttersprachle suchen, der wiederum Ihre Muttersprache lernen will. Mit so einem Tandempartner können Sie gemeinsam lernen und sich unterhalten, wobei jeder jeweils in der Fremdsprache reden muss und den anderen (bei Aussprache, Akzent und Grammatik) korrigieren kann.
4. Führen Sie Selbstgespräche
Der Tipp mag Ihnen zunächst komisch vorkommen. Studien zeigen aber: Selbstgespräche können enorm helfen, eine Sprache zu lernen. Wenn Sie keinen Partner haben, mit dem Sie in der neuen Sprache reden können, sind Selbstgespräche eine gute Alternative. Sie können Ihr Vokabel- und Grammatikwissen testen, sich Sätze einprägen und dadurch selbstbewusster auftreten, wenn Sie diese Sätze in einem wirklichen Gespräch benutzen.
Dabei müssen Sie keine tiefsinnige Diskussion mit sich selbst führen, am Anfang reicht es schon, einfach darüber zu sprechen, was Sie gerade machen oder was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Der Lerneffekt tritt bereits dadurch ein, dass Sie Sätze bilden und Ihr Wissen anwenden.
Bonus-Tipp: Schreiben Sie ein Tagebuch
Statt nur Selbstgespräche zu führen, können Sie zusätzlich ein Tagebuch verfassen. Auch hierbei verknüpfen Sie Alltagserfahrungen mit der neuen Sprache, die Sie lernen wollen. Ganz nebenbei trainieren Sie analytische Sätze in der Fremdsprache zu formulieren und halten Sie Ihre Lernfortschritte auch noch schriftlich fest. Wer das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden will, kann sogar ein Erfolgstagebuch führen. Das bringt Sie dann nicht nur sprachlich, sondern auch beruflich weiter.
5. Schauen Sie Filme im Originalton
Serien oder Filme in der Sprache zu schauen, die Sie lernen möchten, ist einer der unterhaltsamsten Sprachlerntipps. Auf Youtube oder ausländischen Webseiten gibt es zahlreiche Videos, die Sie sich kostenlos ansehen können. Zudem haben viele DVDs mehrere Tonspuren, die Sie wechseln können. Noch besser: Sie haben Satelliten-Fernsehen. Dann können Sie den Empfang auf die Kanäle in der jeweiligen Lernsprache einstellen. Alternativ können Sie sich natürlich auch Podcasts oder Hörbücher runterladen oder Radio-Sendungen anhören.
Gerade zu Beginn des Lernprozesses sollten allerdings möglichst leichtverständliche Filme oder kurze Serien ansehen. Die Konzentration und Motivation lässt sonst schnell nach, wenn Sie das Gefühl haben, nichts zu verstehen. Es kann auch helfen, den Film mehrmals zu schauen, um das Verständnis zu fördern. Ein weiteres gutes Hilfsmittel sind Untertitel – natürlich nicht auf Deutsch, sondern ebenfalls in der Fremdsprache, um so auch die Schreibsprache zu lernen.
6. Werden Sie kreativ
Nutzen Sie die Fremdsprache, um ein Gedicht zu schreiben, singen Sie Lieder in der Fremdsprache im Radio mit oder führen Sie ein Interview für das Corporate Blog mit einem Kollegen aus dem Ausland. Zudem gibt es inzwischen zahlreiche Lernsoftwares und Apps, die das spielerische Lernen unterstützen und häufig sogar kostenlos erhältlich sind. So können Sie Neues lernen, Ihre Motivation beibehalten und Spaß am Lernen entwickeln.
Bonus-Tipp: Beschäftigen Sie sich mit Land und Kultur
Sprachenlernen kann schnell theoretisch und trocken werden. Deshalb sollten Sie sich in der Lernphase auch mit mehr beschäftigen als der Sprache allein. Interessieren Sie sich beispielsweise auch für die Kultur, die Bräuche und die Geschichte des jeweiligen Landes; erforschen und sammeln Sie die typischen Witze, Sprichwörter oder Zungenbrecher der Sprache; beschäftigen Sie sich mit den Nachrichten oder Blogs aus dem Land; kochen Sie landesspezifische Rezepte und Spezialitäten nach. Hauptsache, Sie verbinden das Gelernte so immer wieder mit neuen Eindrücken, Erfahrungen und Alltagsanwendungen.
7. Lernen Sie selektiv
Machen Sie sich bewusst, was Sie als erstes in der neuen Sprache erreichen wollen. Wollen Sie ein Gespräch führen können oder ein Buch in der Sprache lesen und verstehen? Konzentrieren Sie sich am Anfang auf die für Sie wichtigen Inhalte. Um eine Unterhaltung zu führen, brauchen Sie in der Regel keine Kenntnisse über das Vokabular der Quantenphysik. Selektieren Sie also Ihre Lerninhalte und konzentrieren Sie sich auf die dafür wichtigen Vokabeln. Wenn Sie merken, dass Sie Fortschritte machen und bereits Gesprächsteile verstehen oder Sie sich beteiligen können, wird das Ihrer Motivation einen Schub verleihen.
Was andere Leser dazu gelesen haben
- Englischkenntnisse: Wie wichtig sind sie?
- Bildungsurlaub: Anspruch, Antrag, Anerkennung + Kosten
- Sprachkenntnisse im Lebenslauf angeben: Tipps + Beispiele
- Mixed Learning: Wie Sie mit Interleaving schneller lernen
- Vokabeln lernen: Die besten Profi-Tipps