Ausbildung abbrechen: Gründe, Konsequenzen, was beachten?

Azubis können jederzeit die Ausbildung abbrechen. Während der Probezeit ist eine fristlose Kündigung ohne Angabe von Gründen möglich, danach gilt eine Kündigungsfrist von 4 Wochen. Der Abbruch hat jedoch Konsequenzen, die Sie beachten sollten! Alle wichtigen Infos und Schritte, wenn Sie die Ausbildung vorzeitig beenden wollen – inklusive Kündigungsschreiben Vorlage…

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Ausbildung abbrechen: Gute Gründe

Bis zu 30 Prozent der Ausbildungen werden jedes Jahr in Deutschland vorzeitig abgebrochen. Für die Kündigung des Ausbildungsvertrags gibt es meist gute Gründe:

  • Falsche Berufswahl
  • Mangelhafte Ausbildungsqualität
  • Schlechtes Arbeitsklima
  • Gesundheitliche Probleme
  • Psychische, finanzielle Probleme
  • Überforderung
  • Schwierigkeiten mit der Berufsschule, Prüfungsangst

Egal, welcher Grund auf Sie zutrifft: Die Entscheidung, eine Ausbildung abzubrechen, sollte stets gut überlegt und vorbereitet werden. Manchmal hilft ein Gespräch mit dem Ausbilder. Überdies haben Sie die Möglichkeit, die Ausbildung zu wechseln.

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Ausbildung abbrechen: Wie vorgehen?

Bevor Sie Ihre Ausbildung endgültig abbrechen, sollten Sie diesen radikalen Schritt gut vorbereiten und wissen, wie es danach weitergeht. Wir empfehlen seit Jahren dazu folgendes Vorgehen:

  1. Sprechen Sie zuerst mit dem Ausbildungsbetrieb bzw. Ausbilder oder einer Vertrauensperson über die Probleme bei der Ausbildung.
  2. Ist der Arbeitgeber das Problem, können Sie ebenfalls eine Beratungsstelle der Bundesagentur für Arbeit oder bei der zuständigen Kammer (IHK, Handwerkskammer) zurate ziehen.
  3. Finden Sie zunächst Alternativen – etwa einen anderen Ausbildungsplatz im selben Beruf oder einen kompletten Berufswechsel (Nutzen Sie auch unsere Bewerbungstipps!).
  4. Informieren Sie die Bundesagentur für Arbeit über die beabsichtigte Kündigung – auch wegen möglicher Konsequenzen.
  5. Kündigen Sie erst dann schriftlich, wenn Sie einen triftigen Grund sowie gute Alternativen gefunden haben!

Diese Schritte haben sich bei vielen Abbrechern schon oft bewährt und helfen Ihnen, nichts zu überstürzen.

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Ausbildung vorzeitig beenden: Was beachten?

Sie haben gründlich überlegt und wollen Ihre Ausbildung abbrechen? Die nächsten Schritte und Formalitäten sind abhängig vom Zeitpunkt. Es gelten unterschiedliche Vorgaben:

  1. Ausbildung abbrechen in der Probezeit

    In der Ausbildung Probezeit (max. 4 Monate) können Sie jederzeit die Ausbildung abbrechen – ohne Angabe von Gründen oder Einhaltung einer Kündigungsfrist. Ein einfaches Kündigungsschreiben reicht.

  2. Ausbildung abbrechen nach der Probezeit

    Nach der Probezeit müssen Azubis die gesetzliche Kündigungsfrist von 4 Wochen einhalten. Überdies müssen Sie einen Kündigungsgrund nennen: Möglich sind Berufswechsel oder Aufgabe der Ausbildung.

Ausnahme: Eine fristlose Kündigung ist ebenfalls jederzeit bei schweren Vergehen möglich – etwa bei Verstößen gegen Arbeitsschutzvorschriften, Mobbing oder sexueller Belästigung.

Ausbildung abbrechen im 1. Lehrjahr?

Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt“, wenn Sie eine Ausbildung beenden wollen. Haben Sie allerdings schon im 1. Lehrjahr Bedenken und fühlen sich falsch in Ihrem Ausbildungsberuf oder ausgenutzt, kann eine frühere Entscheidung Vorteile bringen.

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Ausbildungsabbruch – Kündigungsschreiben Vorlage

Ob in der Probezeit, im 1. Lehrjahr oder zu einem späteren Zeitpunkt: Um eine Ausbildung abzubrechen, müssen Sie zwingend schriftlich auf Papier kündigen – E-Mail oder Whatsapp sind rechtlich nicht wirksam.

Für den Ausbildungsabbruch können Sie unser kostenloses Muster und die Kündigungsschreiben Vorlage nutzen. Das Beispiel können Sie auch gleich online editieren und umschreiben. Dazu einfach auf den Kasten klicken.

Ausbildung kündigen – Musterschreiben

Max Muster
Gartenstraße 22
11223 Beispielstadt

Fantasie GmbH
Personalabteilung z.H. Peter Personaler
Hauptstraße 2
45678 Musterhausen

TT.MM.JJJJ

Kündigung meines Ausbildungsvertrages

Sehr geehrter Herr Personaler,

hiermit kündige ich meinen bestehenden Ausbildungsvertrag ordentlich und fristgerecht gemäß § 22 Berufsbildungsgesetz zum TT.MM.JJJJ. Ich habe mich dazu entschlossen, meine Ausbildung aufzugeben und einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen.

Bitte bestätigen Sie mir schriftlich den Erhalt meiner Kündigung sowie das Datum, wann der Ausbildungsvertrag endet.

Überdies bitte ich Sie, mir ein einfaches Ausbildungszeugnis auszustellen und mir dies mitsamt meiner Ausbildungspapiere an oben genannte Adresse zu schicken. Für die bisherige Zusammenarbeit bedanke ich mich herzlich.

Mit freundlichen Grüßen
UNTERSCHRIFT



Die Vorlage können Sie sich zusätzlich hier als Word-Vorlage herunterladen:

Kündigung des Ausbildungsvertrages Muster (Word)

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Konsequenzen: Was passiert, wenn man die Ausbildung abbricht?

Die Ausbildung abbrechen, ist ein großer Schritt. Umso wichtiger, dass Sie die Konsequenzen kennen und wissen, woran Sie denken müssen:

  • Gehalt

    Nach dem Abbruch der Ausbildung und ausscheiden aus dem Ausbildungsverhältnis bekommen Sie keine Ausbildungsvergütung mehr. Bedenken Sie also, wie Sie die laufenden Kosten (Miete, Lebenshaltung, Versicherungen) weiterhin decken – etwa, indem Sie arbeiten gehen.

  • Arbeitslosengeld

    Wenn Sie selbst kündigen, droht eine Sperre beim Arbeitsamt. Bedeutet: Für bis zu 12 Wochen bekommen Sie auch kein Arbeitslosengeld!

  • Krankenkasse

    Sie müssen Ihre Krankenkasse darüber informieren, wenn Sie die Ausbildung abbrechen. Haben Sie noch keinen neuen Arbeitsplatz oder eine neue Ausbildungsstelle, wechseln Sie möglicherweise zurück in die Familienversicherung der Eltern.

  • Zeitverlust

    Wenn Sie die Berufsausbildung abbrechen und danach sofort arbeiten gehen, kann das die berufliche Entwicklung belasten – insbesondere, wenn Sie dadurch eine „ungelernte Kraft“ bleiben. Das macht die Bewerbung in der Zukunft nicht einfacher. Deshalb ist ein Ausbildungswechsel oft sinnvoller.

Ausbildung abbrechen: Muss ich Geld zurückzahlen?

Azubis müssen möglicherweise Geld zurückzahlen, wenn Sie Ihre Ausbildung abbrechen. Teilweise ist vertraglich geregelt, dass z.B. Kosten für Werkzeuge, Ausbildungsmaterialien oder Arbeitskleidung erstattet werden müssen. Auch bei Rückzahlungsklauseln für bestimmte Fortbildungen müssen Sie Geld zurückzahlen.

Schadensersatzansprüche bei falschem Kündigungsgrund

Vorsicht auch bei der Angabe des Kündigungsgrundes: Geben Sie einen „Berufswechsel“ an, dürfen Sie nicht denselben Beruf in einem anderen Ausbildungsbetrieb erlernen. Bei einem vorgeschobenen Grund kann ein Schadensersatzanspruch beim Ausbildungsbetrieb entstehen. Wollen Sie nur den Betrieb wechseln, ist ein Aufhebungsvertrag die bessere Lösung!

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Nach dem Abbruch: Wie geht es weiter?

Falls dies nicht automatisch geschieht: Fordern Sie beim ehemaligen Ausbildungsbetrieb unbedingt noch ein Ausbildungszeugnis an – auch wenn Sie die Ausbildung abbrechen, haben Sie einen gesetzlichen Anspruch auf ein einfaches Arbeitszeugnis.

Auch andere persönliche Dokumente (z.B. Lebenslauf, Ausbildungsnachweis) sollten Sie zurückverlangen.

Weitere Schritte & Empfehlungen

  • Gründe reflektieren

    Analysieren Sie nochmal die Gründe, warum Sie die Ausbildung abgebrochen haben und was Sie in Zukunft besser machen können. Entscheidend ist, dass Sie für sich spätestens jetzt klare berufliche Ziele formulieren, um nicht vom Regen in die Traufe zu kommen.

  • Bewerbungsunterlagen aktualisieren

    Sobald Sie wieder auf Jobsuche gehen, sollten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen und das Bewerbungsschreiben auf den neusten Stand bringen und sich genau überlegen, wie Sie den Jobwechsel begründen.

  • Ausbildungszeit anrechnen lassen

    Insbesondere wenn Sie den Beruf und die Ausbildung wechseln, sollten Sie sich die bisherige Ausbildungszeit anrechnen lassen. Das geht besonders einfach in angrenzenden Berufen – etwa vom Tischler zum Dachdecker. Teilweise lässt sich dadurch die neue Ausbildung verkürzen.

  • Alternativen zur Ausbildung prüfen

    Denken Sie auch über Alternativen zu einer Ausbildung nach – zum Beispiel ein Studium oder duales Studium, ein Freiwilliges soziales Jahr oder Praktikum mit anschließendem Berufseinstieg.

  • Finanzielle Hilfen checken

    Nutzen Sie die Beratungsangebote der Agentur für Arbeit oder anderer Berufsberatungsstellen und prüfen Sie, ob und wann Sie Anspruch auf Arbeitslosengeld oder andere Fördermittel haben, um das fehlende Azubi-Gehalt auszugleichen, bis Sie einen neuen Job oder eine neue Ausbildung gefunden haben.

Ansonsten empfehlen wir, dass Sie die Gelegenheit nutzen, sich über alternative Berufsbilder zu informieren. Viele Menschen finden Ihren absoluten Traumjob nicht, weil sie ihn ganz einfach noch nicht kennen!


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