Ausbildung abbrechen: Die Gründe
Die Ausbildung abbrechen, ist keine Seltenheit: Zwischen 25-30 Prozent der Ausbildungen werden jedes Jahr vorzeitig beendet. Meist erfolgt die Kündigung durch den Azubi, bei rund 30 Prozent kündigt der Ausbildungsbetrieb.
Wenn Auszubildende ihre Ausbildung abbrechen, hat das laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) folgende Gründe:
- Betriebliche Bedingungen
Die Mehrheit der Abbrecher-Azubis (70 Prozent) nennt Konflikte mit dem Chef oder den Kollegen als Grund. Auch die Ausbildung selbst sowie die Arbeitszeiten werden bemängelt. - Gesundheitliche Probleme
Diese geben bei knapp jedem zweiten Ausbildungsabbruch (46 Prozent) den Ausschlag. - Falsche Berufswahl
Jeder dritte Azubi (33 Prozent) bricht ab, weil er oder sie unglücklich mit der Berufswahl ist. Der Ausbildungsberuf passt nicht zu den Vorstellungen.
Ausbildung abbrechen: Wie vorgehen?
Sie haben gründlich überlegt und wollen Ihre Ausbildung abbrechen? Der Schritt ist jederzeit möglich – abhängig vom Zeitpunkt gelten aber unterschiedliche Vorgaben:
Ausbildung abbrechen: In der Probezeit
In der Probezeit können Sie problemlos Ihre Ausbildung abbrechen. Sie müssen keine Fristen einhalten und keine Gründe angeben. Mit einem formlosen Schreiben kündigen Sie den Ausbildungsvertrag. Sobald Sie Ihren Arbeitgeber schriftlich informiert haben, ist die Ausbildung offiziell beendet.
Ausbildung abbrechen: Nach der Probezeit
Wollen Sie nach der Probezeit Ihre Ausbildung abbrechen, müssen Sie die gesetzliche Kündigungsfrist von 4 Wochen einhalten. Dabei müssen Sie einen Kündigungsgrund nennen: Möglich sind Berufswechsel oder Aufgabe der Ausbildung.
Ausnahme: Eine fristlose Kündigung ist bei schweren Vergehen möglich (von beiden Seiten). Ein Verstoß gegen Arbeitsschutzvorschriften oder sexuelle Belästigungen können nach Ablauf der Probezeit eine fristlose Kündigung ermöglichen.
Ausbildung abbrechen: Im 1. oder 2. Lehrjahr?
Es gibt keinen „richtigen Zeitpunkt“, wenn Sie eine Ausbildung beenden wollen. Haben Sie allerdings schon im 1. Lehrjahr Bedenken und fühlen sich falsch in Ihrem Ausbildungsverhältnis, kann eine frühere Entscheidung Vorteile bringen.
Muster: Kündigungsschreiben bei Ausbildungsabbruch
Ob in der Probezeit, im 1. Lehrjahr oder zu einem späteren Zeitpunkt: Sie müssen eine Kündigung schreiben, wenn Sie Ihre Ausbildung abbrechen. Unser Muster zeigt, wie das Schreiben an den Ausbildungsbetrieb aussehen kann.
Ausbildung abbrechen: Schreiben formulieren
Gartenstraße 22
11223 Beispielstadt
Fantasie GmbH
Personalabteilung z.H. Peter Personaler
Hauptstraße 2
45678 Musterhausen
Kündigung meines Ausbildungsvertrages
Sehr geehrter Herr Personaler,
hiermit kündige ich meinen bestehenden Ausbildungsvertrag ordentlich und fristgerecht gemäß § 22 Berufsbildungsgesetz zum TT.MM.JJJJ. Ich habe mich dazu entschlossen, meine Ausbildung aufzugeben und einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen.
Bitte bestätigen Sie mir schriftlich den Erhalt meiner Kündigung sowie das Datum, wann der Ausbildungsvertrag endet.
Überdies bitte ich Sie, mir ein einfaches Ausbildungszeugnis auszustellen und mir dies mitsamt meiner Ausbildungspapiere an oben genannte Adresse zu schicken. Für die bisherige Zusammenarbeit bedanke ich mich herzlich.
Mit freundlichen Grüßen
UNTERSCHRIFT
Die Vorlage können Sie sich kostenlos herunterladen:
Muster: Kündigung des Ausbildungsvertrages (Azubi)
Ausbildung abbrechen: Konsequenzen
Die Ausbildung abbrechen, ist ein großer Schritt. Umso wichtiger, dass Sie die Konsequenzen kennen und wissen, woran Sie denken müssen:
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Finanzen
Ab dem Abbruch der Ausbildung enden die Gehaltszahlungen vom Arbeitgeber. Es drohen finanzielle Schwierigkeiten, wenn Sie auf die Ausbildungsvergütung angewiesen sind.
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Arbeitslosigkeit
Haben Sie keinen Plan B und kündigen als Kurzschlussreaktion, droht Arbeitslosigkeit. Sie haben keine Alternative und es kann dauern, bis Sie eine neue Stelle finden.
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Arbeitsamt Sperre
Wenn Sie selbst kündigen, droht eine Sperre vom Arbeitsamt. Heißt: Für bis zu 12 Wochen erhalten Sie kein Arbeitslosengeld.
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Krankenkasse
Sie müssen Ihre Krankenkasse informieren, wenn Sie Ihre Ausbildung abbrechen. Haben Sie nicht direkt im Anschluss einen Arbeitsplatz oder eine neue Ausbildungsstelle, wechseln Sie möglicherweise zurück in die Familienversicherung.
Ausbildung abbrechen: Geld zurückzahlen?
Eine weitere Konsequenz: Sie müssen möglicherweise Geld zurückzahlen, wenn Sie Ihre Ausbildung abbrechen. Teilweise wird vertraglich geregelt, dass Kosten für Werkzeuge, Ausbildungsmaterialien oder auch Arbeitskleidung erstattet werden müssen. Auch bei Rückzahlungsklauseln für bestimmte Fort- oder Weiterbildungen müssen Sie Geld zurückzahlen.
Schadensersatzansprüche bei falschem Kündigungsgrund
Vorsicht bei der Angabe des Kündigungsgrundes: Geben Sie einen „Berufswechsel“ an, dürfen Sie nicht denselben Beruf in einem anderen Ausbildungsbetrieb erlernen. Bei einem solch vorgeschobenen Grund kann ein Schadensersatzanspruch beim bisherigen Ausbildungsbetrieb entstehen. Wollen Sie den Betrieb wechseln, ist ein Aufhebungsvertrag die bessere Lösung.
Ausbildung abbrechen: Was dann?
Die Ausbildung abzubrechen, ist kein Weltuntergang. Entscheidend sind jetzt Ihr Engagement und Ihre Zielstrebigkeit für das weitere Vorgehen. Wir zeigen, was Sie tun sollten:
1. Analyse
Analysieren Sie die Gründe für den Abbruch gründlich und ehrlich. Was passte nicht zu Ihren Erwartungen? Welche Faktoren waren besonders wichtig? Was haben Sie sich anders vorgestellt? Je besser Sie die Situation verstehen, desto größer die Chancen, im Anschluss die richtige Ausbildung zu finden.
2. Recherche
Entwickeln Sie neue und realistische Perspektiven: Welche Ausbildung ist jetzt möglich? Bei welchen Unternehmen habe ich gute Chancen? Was sind die Alternativen? Hier braucht es auch Selbstreflexion: Finden Sie heraus, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen wollen und welche Schritte Sie dafür gehen müssen.
3. Bewerbung
Bringen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen auf den aktuellen Stand. Nur so haben Sie Chancen bei der anstehenden Jobsuche. Die abgebrochene Ausbildung ist dabei auch Teil des Lebenslaufs – versuchen Sie nicht, diese zu verschweigen oder zu verstecken.
4. Begründung
Nennen Sie in der Bewerbung oder im Vorstellungsgespräch einen guten Grund, warum Sie die Ausbildung abgebrochen haben. „Ich hatte keine Lust mehr…“ wird nicht überzeugen. Besser ist: „Die Arbeit war anders, als ich es mir vorgestellt habe.“ Oder: „Mein Berufswunsch hat sich in dieser Zeit verändert.“
5. Selbstbewusstsein
Am meisten punkten Sie bei einem Wechsel der Ausbildung mit Selbstbewusstsein und Ihrer Motivation. Zeigen Sie, dass Sie für die neue Position brennen und dort Ihre Stärken nutzen können. Konzentrieren Sie sich nicht auf die Vergangenheit, sondern blicken Sie nach vorne!
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