Was ist eine schulische Ausbildung?
Die schulische Ausbildung ist eine Form der Berufsausbildung in Deutschland, bei der das nötige Fachwissen und erforderliche Fähigkeiten vollständig in der Berufsschule vermittelt werden. Sie wird deshalb auch „vollschulische“ oder „vollzeitschulische“ Ausbildung genannt; die Teilnehmer heißen offiziell nicht „Azubis“, sondern „Schüler“.
Im Gegensatz zur dualen Ausbildung, bei der theoretisches Wissen (Berufsschule) mit praktischer Arbeit im Ausbildungsbetrieb kombiniert werden, findet die schulische Ausbildung hauptsächlich in der Berufsschule statt. Praktische Erfahrungen sammeln die Schüler im Praktikum.
Wo kann ich die schulische Ausbildung machen?
Angeboten wird die schulische Ausbildung an mehreren Schularten:
- Berufskolleg
- Berufsfachschule
- Fachakademie
- andere berufliche Schulen
Die meisten schulischen Ausbildungen beginnen übrigens von August bis Oktober. Einige starten jedoch schon im März oder im April. Daher immer frühzeitig an der Berufsschule informieren!
Wie läuft eine schulische Ausbildung ab?
Bei der schulischen Ausbildung lernen Sie die theoretischen Inhalte im Vollzeitunterricht an der Berufsschule. Es gibt fachspezifischen Unterricht, aber auch Fächer wie Deutsch, Englisch oder Sozialkunde.
Damit Sie auch praktische Kenntnisse erwerben, stehen Praktika auf dem Lehrplan. Oft werden diese als Blockpraktikum über einen längeren Zeitraum durchgeführt. Am Ende der Ausbildung steht eine Abschlussprüfung mit einem – je nach Beruf – schriftlichen, praktischen und mündlichen Teil.
Wie lange dauert die schulische Ausbildung?
In den meisten Fällen dauert die schulische Ausbildung 1-3 Jahre. Inbegriffen sind dabei die Zeiten für Praktika. Höhere Bildungsabschlüsse führen teilweise zu einer verkürzten Ausbildungsdauer. In Teilzeit dauert eine schulische Ausbildung länger – bis zu 5 Jahre.
Unterschiede: Schulische Ausbildung vs. betriebliche Ausbildung
Schulische Ausbildung |
Betriebliche Ausbildung |
|
Ort | Berufsschule, Berufskolleg, Fachschule | Berufsschule & Ausbildungsbetrieb |
Inhalt | Fokus auf Theorie & Fachwissen | Kombination von Theorie & Praxis |
Praxis | In Praktika | Im Betrieb |
Vergütung | Meist keine Vergütung | Ausbildungsgehalt vom Betrieb |
Dauer | 1-3 Jahre | 2-3,5 Jahre |
Probezeit | 3-6 Monate | 1-4 Monate |
Kosten | Oft Schulgeld + Materialkosten | Keine Kosten, teils bezahlte Lehrmittel |
Abschluss | Staatlicher Abschluss, Zertifikat | IHK-, HWK- oder staatlicher Abschluss |
Bewerbung | An der Schule | Beim Ausbildungsbetrieb |
Welche Berufe machen eine schulische Ausbildung?
Die häufigste Ausbildungsvariante ist in Deutschland die duale Ausbildung. In einigen Branchen und Berufen hat sich jedoch die schulische Ausbildung durchgesetzt. Dazu gehören:
- Alltagsbegleiter/in
- Altenpflegehelfer/in
- Diätassistent/in
- Ergotherapeut/in
- Heilerziehungsassistent/in
- Logopäde/Logopädin
- Masseur/in und medizinischen Bademeister/in
- Notfallsanitäter/in
- Operationstechnische/r Assistent/in
- Pflegefachassistent/in
- Pflegefachkraft
- Physiotherapeut/in
- Podologe/Podologin
- Erzieher/in
- Haus- und Familienpfleger/in
- Heilerziehungspfleger/in
- Kinderpfleger/in
- Sozialassistent/in
- Sozialpädagogische/r Assistent/in
- Agrartechnische/r Assistent/in
- Biologisch-technischer Assistent/in (BTA)
- Chemisch-technischer Assistent (CTA)
- Fluglotse/Fluglotsin
- Gestaltungstechnischer Assistent/in
- Medizinisch-technischer Laboratoriumsassistent/in
- Lebensmitteltechnischer Assistent/in
- Pharmazeutisch-technischer Assistent/in
- Staatlich geprüfte(r) Informatiker/in
- 3D-Designer/in
- Game Designer/in
- Gestalter für visuelles Marketing/in
- Grafikdesigner/in
- Journalist/in
- Kommunikationsdesigner/in
- Modedesigner/in
- Musicaldarsteller/in
- Dolmetscher/in
- Europakorrespondent/in
- Fremdsprachenkorrespondent/in
- Fremdsprachensekretär/in
- Kaufmännische/r Assistent/in
- Wirtschaftsassistent/in
Gesundheitsberufe
Soziale und pädagogische Berufe
Technische Berufe
Kreative Berufe
Kaufmännische und sprachliche Berufe
Eine vollständige Übersicht aller schulischen Ausbildungen von A-Z bietet die Seite der Bundesagentur für Arbeit.
Wo kann ich eine schulische Ausbildung finden?
Sie suchen aktuell einen Ausbildungsplatz? Dann schauen Sie gleich in unserer Jobbörse um. Dort finden Sie mehrere tausend offene Stellen für eine passende Ausbildung – oder Sie machen sich ein Bild davon, welche Fachkräfte mit einer (schulischen) Ausbildung gerade auf dem Arbeitsmarkt gesucht werden.
Voraussetzungen: Wer kann eine schulische Ausbildung machen?
Für die meisten schulischen Ausbildungen wird ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Das Gros der Bewerberinnen und Bewerber hat einen Realschulabschluss. Aber auch mit einem Hauptschulabschluss haben Sie Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Letztlich legt die Ausbildungsstätte die schulischen Voraussetzungen fest.
Teilweise ist ein Azubi-Einstellungstest Voraussetzung, den Sie im Vorfeld der Ausbildung bestehen müssen. Für manche Berufe ist zudem ein Mindestalter von 16-18 Jahren vorgeschrieben.
Bonus: Nach Abschluss der Berufsfachschule und schulischen Ausbildung haben Sie nicht nur einen erlernten Beruf, sondern automatisch die mittlere Reife oder sogar Fachhochschulreife in der Tasche.
Wann sind die Bewerbungsfristen für schulische Ausbildungen?
Anders als bei der dualen Ausbildung gibt es keine überregional geltenden Ausbildungsjahre, die zu bestimmten Terminen beginnen. Für schulische Ausbildungen variieren die Starttermine und Bewerbungsfristen. Informieren Sie sich deshalb frühzeitig bei der betreffenden Bildungseinrichtung!
Gehalt: Wird eine schulische Ausbildung bezahlt?
Während der schulischen Ausbildung erhalten die Schüler kein Gehalt. Die sogenannte Ausbildungsvergütung ist nur für Berufe der dualen Ausbildung vorgesehen. Allerdings gibt es Ausnahmen: Auszubildende in Krankenhäusern erhalten durch eine Tarifregelung ein Gehalt. Das gilt ebenfalls für
- Diätassistenten
- Ergotherapeuten
- Logopäden
- Medizinisch-technischen Assistenten
- Orthoptisten
- Physiotherapeuten
Relativ hoch ist die Vergütung für Auszubildende als Pflegefachkraft: Im ersten Ausbildungsjahr verdienen sie schon über 1.100 Euro monatlich. Auch angehende Erzieher/innen erhalten Geld während der schulischen Ausbildung, wenn der Praxisteil in einer öffentlichen Einrichtung stattfindet.
Wie kann ich die schulische Ausbildung finanzieren?
Manchmal müssen Auszubildende bzw. Schüler einer privaten Schule sogar Schulgeld bezahlen. Hinzu kommen Ausgaben für Lernmittel (Bücher, Schreibutensilien, etc.). Zur Finanzierung einer schulischen Ausbildung haben Sie die Option, Bafög zu beantragen. Ob Sie einen Anspruch auf Bafög haben, hängt von individuellen Faktoren ab: So spielt beispielsweise das Einkommen der Eltern und die Anzahl der Geschwister eine Rolle.
Außerdem haben Sie während der ersten Ausbildung noch über das 18. Lebensjahr hinaus Anspruch auf Kindergeld. Eine alternative Finanzierung ist ein Bildungskredit von der KfW-Bank.
Vor- und Nachteile schulischer Ausbildungen
Ob eine schulische oder betriebliche Ausbildung für Sie infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, finden Sie hier nochmal die Vor- und Nachteile der vollschulischen Ausbildung im Überblick:
Vorteile
-
Auswahl
Liegt Ihr Traumjob in den technischen oder sozialen Berufen, ist die schulische Ausbildung wahrscheinlich Ihr Karriereweg.
-
Flexibilität
Im Gegensatz zur dualen Ausbildung sind Sie nicht dauerhaft an einen Ausbildungsbetrieb gebunden. Auch gilt die schulische Ausbildung als generalistischer gegenüber der dualen Berufsausbildung.
-
Lernweise
Sie setzen das schulische Lernen nur an einem anderen Ort fort und müssen Sie sich kaum umgewöhnen. Lerninhalte und Struktur gibt die Berufsfachschule vor.
-
Ferien
Nicht nur das Lernen ähnelt dem der Regelschule: An der Berufsfachschule haben Sie auch längere Ferien als im Rahmen einer dualen Ausbildung.
-
Dauer
Die meisten dualen Ausbildungen dauern 2-3 Jahre. Einige Berufe können Sie im schulischen Rahmen bereits einer einjährigen Ausbildung erlernen.
Nachteile
-
Keine Vergütung
Wer nicht zu den Ausnahmen im meist gesundheitlichen Bereich gehört, erhält kein Ausbilungs-Gehalt.
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Hohe Kosten
Manche schulische Ausbildungen werden nur an privaten Schulen angeboten. Hier müssen Sie zusätzlich – teils hohe – Lehrgangsgebühren bezahlen.
-
Weniger Anerkennung
Die duale Berufsausbildung ist bundeseinheitlich geregelt und in ganz Deutschland identisch. Für die schulische Ausbildung ist das jeweilige Bundesland zuständig. Deshalb ist der Abschluss nicht immer bundesweit anerkannt.
-
Kaum Praxis
Die Praxis kommt bei dieser Ausbildungsart meist zu kurz. Bei der dualen Ausbildung lernen die Azubis den Großteil im Ausbildungsbetrieb. Bei der schulischen Ausbildung steht die Theorie im Vordergrund.
Zu den letzten beiden Kritikpunkten: Es kommt jedoch auf den jeweiligen Ausbildungsberuf an! Viele nichtärztliche Gesundheitsfachberufe sind auf Bundesebene geregelt. Auch findet die schulische Ausbildung in Kooperation mit staatlich anerkannten Ausbildungsstätten statt, die in Blockpraktika schon während der Ausbildung Einblicke in die betrieblichen Abläufe vermitteln.
Wie bewerbe ich mich für eine schulische Ausbildung?
Die Bewerbung für eine schulische Ausbildung läuft in der Regel direkt über die Schule. Im Unterschied zur klassischen Bewerbung benötigen Sie hierfür nur ein ausgefülltes Formular – teils noch eine Bewerbungsmappe mit folgenden Unterlagen:
- Höchstes Schulzeugnis
- Tabellarischer Lebenslauf
- Motivationsschreiben
- Gesundheitszeugnis (falls verlangt)
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In Deutschland gibt es rund 8.600 Schulen, die etwa 130 verschiedene schulische Berufsausbildungen anbieten. Weil diese Ausbildungsart von Bundesland zu Bundesland variiert, sollten Sie sich frühzeitig über über Fristen und Voraussetzungen informieren sowie rechtzeitig bewerben – teils bis zu einem Jahr vor Ausbildungsbeginn!
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