Was ist Altersarmut?
Altersarmut ist ein finanzieller Notstand von Personen ab 65 Jahren, die ihren Lebensunterhalt nicht (oder nur durch Unterstützung) finanzieren können. Betroffene haben nicht ausreichend Geld im Alter, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen und alle Kosten zu decken.
Die gesetzliche Rente reicht oft nicht aus, um Menschen vor der Armut im Alter zu schützen. So beträgt das Rentenniveau aktuell nur etwa 48,1 Prozent (Stand: 2024). Heißt: Als Rentenzahlungen erhalten Sie nur etwas mehr als 48 Prozent des durchschnittlichen Erwerbseinkommens in Deutschland.
Wann gilt man als altersarm?
Personen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung haben, gelten als armutsgefährdet. Diese sogenannte Armutsgefährdungsschwelle liegt aktuell bei 15.765 Euro pro Jahr – 1.313,75 Euro monatlich.
Nicht wenige Betroffene müssen dann – trotz Renteneintritt und Ruhestand – irgendwie weiter Geld verdienen und bis 70 arbeiten. Oder solange, wie es geht.
Wie viele Menschen sind von Altersarmut betroffen?
Der traurige Trend: Immer mehr Menschen sind von Altersarmut in Deutschland betroffen. Laut Statistiken sind etwa 17,5 Prozent der Menschen über 65 Jahren armutsgefährdet, viele erhalten Unterstützung vom Staat. Mit steigendem Alter steigt auch die Zahl der Betroffenen. Bei über 80-jährigen sind es mehr als 20 Prozent.
In den vergangenen 10 Jahren ist die Armutsrisikoquote deutlich angestiegen. So waren beispielsweise im Jahr 2010 erst 12,3 Prozent der Menschen über 65 Jahren gefährdet.
Ursachen für Altersarmut
Armut im Alter entsteht, wenn die Altersvorsorge nicht ausreicht. Ein zentrales Thema dabei ist die gesetzliche Rente. Viele Menschen verlassen sich darauf, doch oft reichen die Zahlungen der Rentenkasse alleine nicht aus. Das liegt am allgemein niedrigen Rentenniveau, hat aber auch weitere Ursachen:
- Geringe Bezahlung
Wer das gesamte Erwerbsleben (oder über viele Jahre) im Niedriglohnsektor arbeitet, zahlt entsprechend wenig in die Rentenversicherung ein. Zusätzlich können mit geringem Gehalt keine Ersparnisse aufgebaut werden. - Berufliche Unterbrechungen
Eine längere Arbeitslosigkeit, aber auch berufliche Auszeiten für die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen erhöhen das Risiko für Altersarmut. - Atypische Beschäftigungsverhältnisse
Arbeit in Teilzeit, Minijob, geringfügige Beschäftigungen, befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit oder auch eine Selbstständigkeit können Ursachen für Altersarmut sein. In atypischen Beschäftigungsverhältnissen wird meist wenig für das Alter eingezahlt und vorgesorgt.
Altersarmut bei Frauen
Altersarmut kann jeden treffen. Die Statistik zeigt jedoch: Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern. 20,3 Prozent der Frauen ab 65 Jahren sind von Altersarmut betroffen. Bei Männern sind es nur 15,9 Prozent. In höheren Altersklassen ist die Kluft zwischen Männern und Frauen sogar noch größer.
Die Gründe dafür spiegeln die oben genannten Ursachen. Weiterhin sind es in der Gesellschaft oft Frauen, die sich um die Kindererziehung kümmern und für die Familie beruflich kürzer treten. Nach der Elternzeit kehren viele nur noch in Teilzeit ins Berufsleben zurück – mit entsprechend höherem Risiko für Altersarmut. Hinzu kommt das allgemein geringere Durchschnittsgehalt von Frauen.
Altersarmut: Lösungen und Strategien zur Vorbeugung
Eine erhoffte Lösung zur Altersarmut ist ein Rentensystem, das alle Menschen im Alter ausreichend versorgen kann. Leider ist in Deutschland eher das Gegenteil zu erwarten: Es zahlen immer weniger Menschen ein, während die Zahl der Rentner steigt. Verlassen Sie sich deshalb nicht allein auf die gesetzlichen Rentenzahlungen.
Als Lösung zur Altersarmut müssen Sie selbst langfristig vorsorgen und sich zusätzlich absichern. Je früher Sie anfangen, desto besser. Warten Sie nicht, bis Sie bereits kurz vor dem Renteneintritt stehen. Dann ist es wahrscheinlich bereits zu spät, um effektiv vorzusorgen. Wir stellen Ihnen mögliche Lösungen vor, mit denen Sie Altersarmut verhindern können:
Betriebliche Altersvorsorge
Bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) wird ein fester Teil Ihres Bruttogehalts pro Monat abgezogen und für Sie angelegt. Sie erhalten somit monatlich ein geringeres Nettogehalt, bauen aber langfristig Kapital für das Alter auf. Über die Anlageform entscheidet letztlich der Arbeitgeber.
Die Möglichkeit wird nicht von allen Arbeitnehmern genutzt, es gibt aber einen Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge. Ihr Arbeitgeber kann diese nicht einfach ablehnen. Das Unternehmen muss sogar einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent als Unterstützung zur Vorsorge zahlen. Lassen Sie sich trotzdem im Einzelfall beraten, wie sich die betriebliche Altersvorsorge für Sie auswirkt.
Lebensversicherung
Auch eine Lebensversicherung gilt als private Vorsorge gegen die Altersarmut. Anfangs unterziehen Sie sich einer Gesundheitsprüfung, im Anschluss werden Laufzeit und Versicherungssumme festgelegt. Monatlich zahlen Sie dann einen festen Beitrag ein und erhalten im Alter die Auszahlung. Entweder als einmalige Zahlung (Kapitallebensversicherung) oder als monatliche Rentenzahlungen (Rentenlebensversicherung).
Informieren Sie sich unbedingt über die genauen Konditionen. Gerade bei vorzeitigen Kündigungen der Versicherung kann es sonst zu Problemen kommen. Nachteilig sind auch geringe Zinsen und fehlende Steuervorteile. Alternativ können Sie fondsgebundene Rentenversicherungen abschließen, um der Altersarmut vorzubeugen.
Riester-Rente
Die Riester-Rente wird staatlich gefördert. Sie zahlen selbst ein und erhalten als Bonus Zulagen vom Staat. Allerdings müssen Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die oft kritisiert werden. Sie müssen mindestens vier Prozent Ihres jährlichen Bruttoeinkommens in die Riester-Rente einzahlen, wenn Sie Anspruch auf staatliche Zulagen haben wollen. Laut Experten lohnt sich das Modell vor allem für Familien mit mehreren Kindern und für Arbeitnehmer mit einem geringeren Einkommen.
In einer individuellen Beratung erfahren Sie, ob sich die Riester-Rente für Sie lohnt und ob Sie damit einer Altersarmut entgegenwirken. Hier wird genau berechnet, wie viel Sie sparen müssen und in welchem Ausmaß Sie profitieren können.
ETF Sparpläne
Gegen die Altersarmut helfen auch langfristige Investitionen auf dem Kapitalmarkt. Mit ETF Sparplänen können Sie einfach und mit großer Diversifikation Geld an der Börse anlegen. Ein ETF (Exchange Traded Fund) kann den Gesamtmarkt, ganze Branchen oder andere Bereiche abdecken. Durch monatliche Einzahlungen (idealerweise über viele Jahre und Jahrzehnte) profitieren Sie von der Wertentwicklung und dem Zinseszinseffekt.
Das ist nicht ganz ohne Risiko, doch je länger Sie breit gestreut an der Börse investieren, desto besser sind die Chancen. Beliebte ETFs sind zum Beispiel der MSCI World ETF oder der Vanguard FTSE All-World ETF.
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