Was ist ein Ausbildungsvertrag?
Der Ausbildungsvertrag ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen Auszubildenden (Azubi) und dem Ausbildungsbetrieb. Er wird vor Beginn der betrieblichen Ausbildung geschlossen und regelt das Ausbildungsverhältnis rechtsverbindlich.
Im Vertrag werden alle grundlegenden Rahmenbedingungen der Ausbildung festgehalten – zum Beispiel:
- Ausbildungsberuf
- Beginn und Dauer der Ausbildung
- Arbeitszeiten
- Ausbildungsvergütung
- Urlaubsanspruch
- Probezeit in der Ausbildung
- Kündigungsbedingungen
Der Ausbildungsvertrag legt alle Rechte und Pflichten beider Seiten ab und muss spätestens zu Beginn der der dualen Ausbildung schriftlich vorliegen – eine elektronische Form ist nicht gültig!
In Deutschland sind die Mindestinhalte und Vorschriften für den Ausbildungsvertrag zudem im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Für minderjährige Auszubildende ist außerdem die Zustimmung und Unterschrift der Erziehungsberechtigten notwendig.
Ausbildungsvertrag Inhalt: Was muss drinstehen?
Laut § 11 Berufsbildungsgesetz müssen im Ausbildungsvertrag bestimmte Inhalte mindestens enthalten sein. Darüber hinaus können Unternehmen und Auszubildende weitere Vereinbarungen treffen.
Zu den Mindestanforderungen für den Ausbildungsvertrag Inhalt gehören folgende Regelungen:
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Angaben zu den Vertragsparteien
Name und Anschrift des Auszubildenden sowie des Ausbildungsbetriebs und Name des Ausbilders. Bei Minderjährigen muss zudem der Name des gesetzlichen Vertreters genannt werden.
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Ausbildungsberuf
Der Ausbildungsvertrag nennt den exakten Ausbildungsberuf und das Ziel der Ausbildung. Dazu gehört auch die „sachliche und zeitliche Gliederung“ – also der Ausbildungsplan und die verschiedenen Stationen der Berufsausbildung.
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Beginn und Dauer der Ausbildung
Die meisten Ausbildungen dauern 3 Jahre. Der Ausbildungsvertrag muss neben der exakten Dauer der Ausbildung auch den offiziellen Ausbildungsbeginn nennen.
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Ausbildungsstätte und Maßnahmen außerhalb
Hierunter fallen Angaben zum Ausbildungsort sowie möglichen Einsätzen außerhalb der Ausbildungsstätte. Das ist wichtig, wenn es zum Beispiel um Fahrtkosten geht, die der Arbeitgeber übernimmt.
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Arbeitszeit
Bei einer Ausbildung in Vollzeit sind 8 Stunden tägliche Arbeitszeit der Normalfall. Hinzu kommt eine gesetzlich vorgeschriebene Pause.
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Dauer der Probezeit
Der Ausbildungsvertrag muss die Dauer der Probezeit der Ausbildung nennen. Diese muss laut § 20 BBiG mindestens einen Monat dauern, darf aber 4 Monate nicht überschreiten.
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Ausbildungsvergütung
Das Azubi Gehalt muss im Vertrag einzeln für die jeweiligen Lehrjahre genannt werden. Hinzu kommt der Zeitpunkt der Zahlung: entweder zum Monatsanfang oder zur Mitte des laufenden Monats.
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Urlaubsanspruch
Während der Ausbildung haben Auszubildende Anspruch auf Erholungsurlaub. Der Ausbildungsvertrag muss eine entsprechende Passage mit der Anzahl der Urlaubstage enthalten, die den Auszubildenden jährlich zustehen.
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Kündigung
Falls Sie den Ausbildungsvertrag kündigen wollen, erfahren Sie in diesem Paragrafen, unter welchen Voraussetzungen eine Kündigung möglich ist und welche Kündigungsfrist einzuhalten ist.
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Hinweis auf Tarifverträge
Falls für die Branche oder den Beruf ein Tarifvertrag existiert, muss der Ausbildungsvertrag darauf hinweisen. Gleiches gilt für andere Vereinbarungen, beispielsweise eine Betriebsvereinbarung.
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Zusätzliche Vereinbarungen
Auch Nebenabreden und alle weiteren Vereinbarungen zwischen Auszubildendem und Betrieb, die für die Ausbildung relevant sind, müssen schriftlich fixiert werden.
Auch Änderungen am Vertrag benötigen zwingend und ohne Ausnahme eine schriftliche Vereinbarung zwischen den Vertragsparteien. Ansonsten sind sie ungültig.
Nicht erlaubte Ausbildungsvertrag Inhalte
Leider kommt es immer wieder vor, dass Ausbildungsbetriebe unerlaubte Inhalte in den Ausbildungsvertrag schreiben. Vor der Unterschrift sollten Sie diese Passagen genau prüfen und deren Streichung verlangen – unzulässig:
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Verpflichtung zum Verbleib
Azubis müssen sich nicht dazu verpflichten, nach dem Abschluss der Ausbildung weiterhin im Ausbildungsbetrieb zu arbeiten. Die Übernahme ist immer freiwillig – für beide Seiten.
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Konkurrenzausschluss
Ebensowenig darf der Ausbildungsvertrag ein Verbot enthalten, dass Auszubildende nach Abschluss der Ausbildung in dem erlernten Beruf nicht oder nur eingeschränkt für die Konkurrenz arbeiten dürfen.
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Zahlung einer Ausbildungsentschädigung
Auszubildende müssen für eine Ausbildung nie bezahlen. Entsprechende Klauseln im Ausbildungsvertrag sind nichtig. Das gilt ebenso für vorgeschriebene Zusatzkurse: Die darf das Unternehmen nicht in Rechnung stellen!
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Vereinbarung von Vertragsstrafen
Das Berufsbildungsgesetz erklärt jede Vereinbarung über Vertragsstrafen im Ausbildungsvertrag als nichtig. Soll zum Beispiel eine Strafe gezahlt werden, wenn eine Ausbildung doch nicht angetreten oder vorzeitig gekündigt wird, können Sie das ignorieren.
Ausbildungsvertrag Vorlage
Im Folgenden finden Sie eine Ausbildungsvertrag Vorlage, die Sie sich im Anschluss kostenlos als PDF herunterladen oder gleich hier online editieren und anpassen können. Dazu einfach auf den Kasten klicken:
Ausbildungsvertrag (Muster)
zwischen
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__________________________
Name und Anschrift des Ausbildungsbetriebs
und
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Name und Anschrift der/des Auszubildenden
geboren am: __________________________
gesetzlich vertreten durch (falls minderjährig): __________________________
wird nachstehender Berufsausbildungsvertrag geschlossen zur Ausbildung im Ausbildungsberuf:
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(ggf. einschließlich Fachrichtung, Schwerpunkt, Wahlqualifikation(en) und/oder Einsatzgebiet nach der Ausbildungsordnung)
§ 1 – Dauer der Ausbildung
Die Ausbildungsdauer beträgt nach der Ausbildungsordnung __ Jahre/Monate.
Beginn: TT.MM.JJJJ Ende: TT.MM.JJJJ
Die Probezeit beträgt: __ Monate
§ 2 – Ermächtigung zur Anmeldung zu Prüfungen
Die/der Auszubildende ermächtigt den Ausbildenden, sie/ihn zu Prüfungen im Rahmen der Ausbildung anzumelden.
§ 3 – Ausbildungsstätte
Die Ausbildung findet in folgender Ausbildungsstätte statt:
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§ 4 – Pflichten des Ausbildungsbetriebs
Der Ausbildungsbetrieb verpflichtet sich insbesondere:
– Die berufliche Handlungsfähigkeit zu vermitteln
– Für geeignete Ausbilder/Ausbilderinnen zu sorgen
– Die Ausbildungsordnung und Ausbildungsmittel kostenlos zur Verfügung zu stellen
– Ist Berufskleidung vorgeschrieben, wird sie kostenlos zur Verfügung gestellt
– Den Besuch der Berufsschule zu ermöglichen
– Ausbildungsnachweise zu prüfen und abzuzeichnen
§ 5 – Pflichten der/des Auszubildenden
Die/der Auszubildende verpflichtet sich insbesondere:
– Zur sorgfältigen Ausführung der übertragenen Aufgaben
– Zur Teilnahme am Berufsschulunterricht sowie an Prüfungen
– Zur Befolgung der Weisungen im Rahmen der Ausbildung
– Zur Beachtung der betrieblichen Ordnung
– Stillschweigen über Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse zu bewahren
§ 6 – Vergütung und sonstige Leistungen
Die Ausbildungsvergütung beträgt:
1. Ausbildungsjahr: _____ EUR/Monat
2. Ausbildungsjahr: _____ EUR/Monat
3. Ausbildungsjahr: _____ EUR/Monat
4. Ausbildungsjahr: _____ EUR/Monat
§ 7 – Ausbildungszeit, Anrechnung und Urlaub
Die regelmäßige tägliche Ausbildungszeit beträgt: __ Stunden
Die wöchentliche Ausbildungszeit beträgt: __ Stunden
Der Urlaubsanspruch pro Kalenderjahr beträgt: __ Tage
§ 8 – Kündigung
Während der Probezeit ist eine Kündigung ohne Frist möglich.
Nach der Probezeit ist die Kündigung nur aus wichtigem Grund oder durch den Auszubildenden mit einer Frist von 4 Wochen zur Berufsaufgabe/Wechsel möglich.
§ 9 – Ausbildungszeugnis
Bei Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses erhält die/der Auszubildende ein Zeugnis über Art, Dauer und Ziel der Berufsausbildung sowie erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten.
§ 10 – Beilegung von Streitigkeiten
Bei Streitigkeiten ist vor dem Arbeitsgericht ein Schlichtungsausschuss anzurufen (sofern vorhanden).
§ 11 – Erfüllungsort
Erfüllungsort ist die Ausbildungsstätte.
§ 12 – Sonstige Vereinbarungen
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§ 13 – Vertragsabfassung
Dieser Vertrag wird in zweifacher Ausfertigung erstellt und von beiden Vertragspartnern unterschrieben.
Ort: ___________ Datum: ___________
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Ausbildungsbetrieb (Stempel, Unterschrift)
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Auszubildende/r (Unterschrift)
__________________________________________
Gesetzliche/r Vertreter/in (falls erforderlich)
Download: Ausbildungsvertrag PDF oder Word
Die Ausbildungsvertrag Vorlage können Sie sich hier zusätzlich als kostenloses Muster in Word oder als PDF hier herunterladen:
Ein aktuelles Ausbildungsvertragsmuster stellt überdies das BIBB im Downloadbereich zur Verfügung.
Wie kann ich den Ausbildungsvertrag kündigen?
In der Probezeit können beide Vertragsparteien den Ausbildungsvertrag ohne Angabe von Gründen jederzeit kündigen. Das gilt für Azubis wie für den Ausbilder. Allerdings muss die Kündigung zwingend schriftlich erfolgen – also mit einem ausgedruckten und unterschriebenen Kündigungsschreiben. Das muss dem Arbeitgeber zudem noch vor Ablauf der Probezeit zugehen. Sollten Sie minderjährig sein, ist für die Kündigung die Unterschrift mindestens eines Erziehungsberechtigten erforderlich.
Wollen Sie das Ausbildungsverhältnis nach Ablauf der Probezeit kündigen, benötigen Sie dafür einen triftigen Grund und müssen eine Kündigungsfrist einhalten. Beachten müssen Sie hierbei folgende Kündigungsarten:
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Ordentliche Kündigung
Der Arbeitgeber kann nach der Probezeit keine ordentliche Kündigung mehr aussprechen. Diese Option steht nur Auszubildendem zu. Bedingung dafür ist eine Kündigung wegen Wechsel der Berufsausbildung oder Berufsaufgabe. In diesem Fall können Sie den Ausbildungsvertrag mit einer Frist von 4 Wochen kündigen.
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Fristlose Kündigung
Daneben haben Auszubildende und Ausbilder die Möglichkeit zur fristlosen Kündigung. Dafür muss jedoch ein wichtiger Grund vorliegen. Dazu gehören zum Beispiel Umstände, die die Ausbildung unmöglich machen (kein Ausbilder anwesend) oder unzumutbare Arbeitsbedingungen (z.B. Mobbing, sexuelle Belästigung oder Anstiftung zur Straftat). Auszubildende müssen den Arbeitgeber aber zunächst auf die Missstände hinweisen, damit er diese beseitigen kann.
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Aufhebungsvertrag
Ein Aufhebungsvertrag eröffnet die Möglichkeit, das Ausbildungsverhältnis einvernehmlich ohne Kündigungsfrist zu beenden. Dieser Weg empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie die Ausbildung in einem anderen Ausbildungsbetrieb fortsetzen wollen.
Häufige Fragen zum Ausbildungsvertrag
Nachfolgend beantworten wir die häufigsten Fragen zum Ausbildungsverhältnis und Ausbildungsvertrag:
Was gilt für Minderjährige?
Betriebe müssen den Jugendschutz beachten. Gemäß Jugendschutzgesetz liegt die zulässige Arbeitszeit bei maximal 40 Stunden (Erwachsene: 48, ausnahmsweise 60 Stunden) pro Woche beziehungsweise 8 Stunden (Erwachsene: 10 Stunden) am Tag. Zusätzlich wird in einem Gesundheitscheck – auch: „ärztliche Erstuntersuchung“ – festgestellt, ob Sie körperlich und gesundheitlich für die Ausbildung geeignet sind.
Muss ich bestimmte Kleidung tragen?
Je nach Branche kann es einen Dresscode geben. Beispielsweise können Unternehmen in der Finanz- und Bankbranche verlangen, dass bei Kundenkontakt Anzug bzw. Kostüm getragen werden muss. In handwerklichen Berufen ist dagegen oft Berufsbekleidung bzw. Schutzkleidung vorgeschrieben. Diese muss der Ausbildungsbetrieb jedoch zur Verfügung stellen.
Was ist eine Mindestausbildungsvergütung?
In Deutschland gilt für das Azubi-Gehalt während der dualen Ausbildung die Mindestausbildungsvergütung. Geregelt ist diese im BBiG oder in der Handwerksordnung (HwO). Danach dürfen müssen Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr mindestens 682 Euro pro Monat; im zweiten Ausbildungsjahr 805 Euro; im dritten Ausbildungsjahr 921 Euro und im vierten Ausbildungsjahr 955 Euro verdienen.
Was passiert bei Insolvenz des Ausbildungsbetriebs?
Muss der Ausbildungsbetrieb Insolvenz anmelden, springt bei der Ausbildungsvergütung zunächst die Bundesagentur für Arbeit ein und zahlt ein Insolvenzgeld für 3 Monate. Wird der Betrieb eingestellt, müssen Auszubildende tatsächlich einen Ausbildungsplatz finden. Immerhin: Betriebe, die Auszubildende aus einem insolventen Unternehmen übernehmen, bekommen von den Bundesländern Förderungen und Zuschüsse.
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