Vokabeln lernen: 13 Methoden für bessere Ergebnisse
Ein Wörterbuch aufschlagen und stumpf auswendig lernen? Das kann funktionieren, ist aber nicht der beste Weg. Wir stellen 13 verschiedene Methoden vor, mit denen Sie erfolgreich Vokabeln lernen können:
1. Vokabeln lernen mit einer Geschichte
Wir memorieren Worte, wenn wir sie häufig und aktiv benutzen. Dazu müssen wir wissen, was sie bedeuten. Eine einfache Übersetzung bietet dem Gehirn zu wenig Erinnerungsanker. Eine lebhafte Geschichte oder Anekdote ist besser. Sie funktioniert als Eselsbrücke:
Das englische Verb „to negotiate“ bedeutet auf Deutsch „verhandeln“ (gesprochen: niegoschie-äit). Es klingt dann nach dem deutschen Wort „nie“ und den englischen Wörtern „she“ und „ate“ (Simple Past von to eat). Weder die deutsche Übersetzung noch die Assoziationen „sie“ und „essen/aß“ klingen ähnlich wie „negotiate“. Das macht nichts. Wichtig ist, sich eine kleine Geschichte dazu auszudenken. Zum Beispiel: „Nie verhandelt sie beim Essen, für sie gibt es nur ein Lieblingsgericht.“
2. Vokabeln lernen mit Post-its
Für Vokabeln und Fremdwörtern können Sie sich an einzelne Gegenstände in der Wohnung kleine Merkzettel heften. Je bunter, desto besser. Denn auch diese Denkzettel im Wortsinn erinnern Sie immer wieder an die Alltagsgeschichten, die Sie mit diesen Gegenständen verbinden. So prägen sich die Vokabeln unbewusst und viel leichter ein.
Trick zum Vokabeln lernen
Ein einfacher, aber effektiver Trick fürs Vokabeln lernen: Beseitigen Sie beim Lernen alle Dinge, die Sie an Ihre Muttersprache erinnern! Gegenstände, Fotos, ja sogar Menschen, die uns an unsere Heimat erinnern, können beim Lernen einer Fremdsprache störend sein, so eine Studie des Sozialpsychologen Michael Morris von der Columbia Business School. Diese kulturellen Marker wirken wie Sprachanker: Wir bleiben gedanklich in unserem Kulturkreis und tun uns mit der neuen Sprache schwer.
3. Vokabeln lernen mit Karteikarten
Eine arbeitsintensive aber wirksame Methode zum Vokabeln lernen: Sie nehmen sich verschiedenfarbige Karteikärtchen und einen Karteikasten: Auf die Vorderseite schreiben Sie die zu lernende Vokabel (für jede Wortgruppe eine Farbe wählen). Auf die Rückseite schreiben Sie die deutsche Übersetzung.
Vergessen Sie nicht, bei Substantiven auch abweichende Fälle oder abweichenden Plural zu notieren, ebenfalls sollten Sie bei unregelmäßigen Verben die jeweiligen Formen dazuschreiben, etwa bei englisch to do, did, done. Unterteilen Sie nun den Karteikasten in fünf Fächer, um die Vokabeln effektiv zu lernen:
- Erstes Fach
Hier kommen die Karten mit den neuen Vokabeln hinein. Sie lernen sie und sobald Sie sie auswendig können, wandern die Vokabeln ins zweite Fach, andernfalls bleiben sie hinten im ersten Fach. Dieses Fach lernen Sie täglich. - Zweites Fach
Hier überprüfen Sie Ihre Vokabeln alle 2 Tage. Sobald Sie diese auswendig wissen, kommen die Karten ins dritte Fach, ansonsten wandern sie zurück ans Ende vom ersten Fach. - Drittes Fach
Die Vokabeln hier testen Sie einmal pro Woche. Wählen Sie einen Tag, an dem Sie immer Zeit haben – Routinen erleichtern das Lernen. Auch hier die gleiche Methode: Wenn Sie die Vokabel beherrschen, darf die Karte ins nächste Fach, anderenfalls kommt sie ganz nach hinten ins erste Fach. - Viertes Fach
Die Kärtchen dieses Fachs überprüfen Sie alle 2 Wochen, nehmen Sie hier einen anderen Wochentag. - Fünftes Fach
Die Vokabeln aus diesem Fach kontrollieren Sie einmal im Monat an einem festen Wochentag. Wenn Sie sie beherrschen, können Sie sie ganz aus dem Karteikasten herausnehmen.
Um den Lernerfolg zu überprüfen, sollten Sie gelernte Karten nach 2 Monaten zurück ins erste Fach sortieren. Wenn Sie sämtliche Vokabeln erinnern, werden die Karteikärtchen schnell wieder im fünften Fach landen. Falls nicht, haben Sie auf diese Art und Weise Ihr Wissen vertieft.
4. Vokabeln lernen mit allen Sinnen
Unser Gehirn merkt sich fremde Worte leichter, wenn Informationen aus mehreren Sinnesorganen kombiniert werden. Wenn Sie ein neues Wort nicht nur lesen, sondern auch hören und es bestenfalls mit einer Geste verbinden, bleibt die Bedeutung leichter im Gehirn hängen. Experten sprechen von Multisensorik.
5. Vokabeln lernen durch Ähnlichkeiten
Die Rede ist von sogenannten Kognaten: Das sind Wörter in einer Fremdsprache, die Ähnlichkeit mit Wörtern in Ihrer Muttersprache haben. Häufig existiert ein gemeinsamer Ursprung. Wer Englisch lernt, kann sich die Bedeutung von „rude“ ganz gut merken, weil sie dem deutschen Wort „rüde“ entspricht – also unhöflich, roh, ruppig.
Leider funktioniert das Prinzip nicht immer, weil teilweise ein Bedeutungswandel stattgefunden hat. Das englische Verb „to become“ ist ein „false friend“, falscher Freund: Es ähnelt dem deutschen „(etwas) bekommen“, bedeutet aber „werden“. Solche Fälle müssen Sie ähnlich wie unregelmäßige Verben lernen.
6. Vokabeln lernen mit Tests
Der Testungseffekt besagt: Wir merken uns Gelerntes besser und länger, wenn wird es unter Testbedingungen erworben haben. Ein Experiment von Kognitionspsychologen der Universität Erfurt zeigte: Wer in einem simulierten Test lernte, konnte das Wissen nach mehreren Wochen am besten wiedergeben. Stellen Sie sich Fragen oder fassen Sie fremdsprachige Texte mit Ihren eigenen Worten zusammen – ganz ohne Lehrmaterialien, aber dafür unter Prüfungs- und Zeitdruck.
7. Vokabeln lernen beim Lesen
Lesen Sie beispielsweise fremdsprachige Tageszeitungen. Sind die Nachrichten von internationaler Bedeutung, haben Sie vielleicht den Inhalt bereits auf Deutsch erfahren. So können Sie sich Vokabeln erschließen, die Sie noch nicht kennen. Fortgeschrittene können Bücher in der Fremdsprache lesen. Falls Ihr Wortschatz noch nicht für Romane ausreicht, beginnen Sie mit Kinderbüchern. Die bieten einfache Geschichten in einfachen Worten – ideal, um erste Grundvokabeln zu büffeln.
Manche haben auf diese Art Harry Potter in drei verschiedenen Sprachen verschlungen. Zu wissen, wie die Geschichte ausgeht, hilft beim Verstehen und fördert das Erfolgserlebnis. Wer vor Büchern zurückschreckt und wem Nachrichten zu dröge sind, kann auch zu Comics greifen.
8. Vokabeln lernen beim Fernsehen
Durch Streaming können Sie jederzeit fremdsprachige Filmen und Serien schauen – und gleich das gesprochene Wort per Untertitel anzeigen lassen. So sehen Sie die richtige Schreibweise zum gehörten Wort und bekommen direkt ein Gefühl für die richtige Aussprache. Wie bei Büchern gilt hier: Es hilft zu Beginn, wenn Sie Filme schauen, die Sie bereits kennen. Das erleichtert das Verständnis neuer Vokabeln.
9. Vokabeln lernen mit Audiomaterial
Was visuell funktioniert, klappt auch auditiv. Sie können fremdsprachige Radiosender oder Hörbücher hören. Vokabeln lernen durch aktives und passives Hören ist auch Bestandteil der Birkenbihl-Methode. Auch Podcasts auf einer anderen Sprache sind eine gute Möglichkeit, um ein Gefühl für die Fremdsprache zu bekommen. Selbst, wenn Sie sich nicht 100 Prozent auf das Gesagte konzentrieren, werden Sie Inhalte aufschnappen.
10. Vokabeln lernen mit Tandempartner
Zu zweit macht Vokabeln lernen mehr Spaß als alleine. Idealerweise finden Sie einen Tandempartner, der Ihre Wunschsprache spricht und dem Sie im Gegenzug beim Deutsch lernen helfen können. So können Sie sich gegenseitig bei Übersetzungen helfen, Tipps geben und Aussprache oder Grammatik korrigieren.
11. Vokabeln lernen durch Selbstgespräche
Ist kein Lernpartner vorhanden, können Sie mit Selbstgesprächen Vokabeln lernen. Plaudern Sie mit sich selbst, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Oder versuchen Sie beim Haushalt Ihre Tätigkeiten zu beschreiben. Gerade bei wiederkehrenden Handlungen lassen sich neue Wörter leichter einprägen.
12. Vokabeln lernen durch Kreativität
Ein Grund, warum bloßes Vokabeln lesen und auswendig lernen nichts bringt: Es ist langweilig. Stimulieren Sie sich zum Lernen mit Kreativität. Schreiben Sie Tagebuch. Oder eine Kurzgeschichte. Natürlich auf Englisch oder in der Fremdsprache, die Sie gerade lernen.
13. Vokabeln lernen mit Spracheinstellungen
Eine Methode, wie Sie Ihre neue Lieblingssprache in den Alltag integrieren und Vokabeln lernen können: Stellen Sie Ihr Smartphone, Ihr Laptop und Ihr Tablet um! Ändern Sie die Spracheinstellungen; beispielsweise können Sie auch für Whatsapp eine andere Sprache einstellen und bekommen (bei Autovervollständigung) sogar Vorschläge. Die können hilfreich sein, falls Ihnen ein Wort fehlt beziehungsweise Sie mit der Schreibweise unsicher sind. Andererseits ist Vorsicht angebracht, da manche Worte an der Stelle keinen oder einen falschen Sinn ergeben.
Vokabeln lernen kostenlos: Nutzen Sie Apps!
Alle diese Wege haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Sprachreisen verbinden das Urlaubsfeeling mit dem Praktischen, sind aber meist teurer als ein mehrmonatiger Sprachkurs. Wer eher passende Häppchen für zwischendurch sucht, kann mit Sprach-Apps wie Babbel und Duolingo Vokabeln lernen. Erstere bietet eine kostenlose Testphase an, die zweite ist komplett kostenfrei.
Ebenfalls online (und kostenlos) Vokabeln lernen können Sie mit Karteikarten, zum Beispiel bei Vokabel.org. Wer seine Ergebnisse speichern will, muss sich dafür zuvor registrieren. Nicht fehlen darf die Videoplattform Youtube: Hier gibt es zahlreiche Sprachgenies, Vlogger und Polyglotte, die ihr Wissen kostenlos online zur Verfügung stellen. Der Vorteil der Videos: Sie hören die korrekte Aussprache.
5 mentale Tipps für das Vokabeln lernen
Zusätzlich zu den verschiedenen Methoden helfen diese fünf Tipps beim Vokabeln lernen:
- Erkennen Sie, wofür Sie lernen
Wer ein konkretes Ziel verfolgt, hat größere Motivation. Zum Beispiel: Ich will eine gute Abschlussnote in dieser Fremdsprache erzielen, um meine Bewerbungschancen zu steigern. Oder: Mit den Sprachkenntnissen kann ich ein Auslandsstudium machen. So lernen Sie diszipliniert und fokussiert. - Erstellen Sie einen Lernplan
Fürs Vokabeln lernen sollten Sie sich feste Lerneinheiten vornehmen und diese in einem Lernplan festhalten. Was wollen Sie erreichen? Bis wann wollen Sie welche Ziele schaffen? - Machen Sie regelmäßige Pausen
Pausen sind wichtig, damit wir wieder Kraft tanken für neue Aufgaben. Im Schnitt sollten wenigstens alle 90 Minuten eine Pause eingelegt werden – die muss nicht immer gleich eine habe Stunde dauern – wenige Minuten reichen schon, um sich zu recken, kurz die Beine zu vertreten und frische Luft hereinzulassen. Mehr Sauerstoff steigert die Konzentration und Leistungsfähigkeit. Bewegung tut zusätzlich gut. - Beginnen Sie mit den wichtigsten Wörtern
Es kann überwältigend sein, wenn Sie 500 Vokabeln auf einmal lernen wollen. Konzentrieren Sie sich zu Beginn auf die wichtigsten Wörter, um kurze oder einfache Sätze bilden zu können. Wenn Sie einen funktionierenden Grundwortschatz haben, können Sie diesen Schritt für Schritt erweitern. - Achten Sie auf regelmäßige Wiederholungen
Egal, für welche Methode und für welche Tipps Sie sich entscheiden: Am Ende braucht es regelmäßige Wiederholungen, damit Sie erfolgreich Vokabeln lernen. Bestimmen Sie feste und wiederkehrende Zeiten, die für das Lernen reserviert sind. Je häufiger Sie Gelerntes wiederholen, desto besser bleibt es im Gedächtnis und kann abgerufen werden.
Wie kann ich schnell Vokabeln lernen?
Wer nicht gerade als Zeitvertreib Vokabeln lernen muss, will vor allem eins: Schnell soll es gehen. Dafür gibt es leider keinen goldenen Weg, denn Lerntypen sind verschieden – und damit der Zugang zur Wissensaneignung. Diese Möglichkeiten gibt es:
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Sprachreisen
Eine neue Sprache und ihre Vokabeln lernen Sie am besten auf Sprachreisen. Ohne Ausweichmöglichkeiten umgeben von Menschen, die nur ihre Sprache sprechen, bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als in der Fremdsprache zu kommunizieren. Und je länger der Auslandsaufenthalt dauert, umso besser. Klar, nach 2 Wochen in Rio de Janeiro kommt keiner mit fließenden Portugiesisch-Kenntnissen zurück. Aber es gibt einem ein erstes Sprachgefühl für Klang, Aussprache und erste Satzfragmente.
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Sprachkurse
Deutlich systematischer gehen Sie die Sache in einem Sprachkurs an. Die Lernmaterialien sind bereits nach einem bestimmten Konzept aufgebaut und vermitteln abwechselnd Grammatikkenntnisse sowie neue Wörter – so müssen Sie automatisch neue Vokabeln lernen. Ein Zertifikat bescheinigt Ihnen (meist nach einer schriftlichen und mündlichen Prüfung) erfolgreichen Abschluss. Noch ein Vorteil dieser Methode (beispielsweise als VHS-Kurs): Sie lernen in Gruppen. So können Sie sich gegenseitig motivieren.
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Eigenregie
Wesentlich mehr intrinsische Motivation und Selbstdisziplin benötigen Sie, wenn Sie anhand von Lernmaterialien aus Fernkursen allein Vokabeln lernen. Großer Vorteil hier allerdings: Sie sind an wenig bis gar keine zeitlichen Vorgaben gebunden. Diese Flexibilität ermöglicht Ihnen, jederzeit und zwischendurch eine Lerneinheit einzulegen.
Häufige Fragen und Antworten beim Vokabeln lernen
Als Deutsch-Muttersprachler lernen Sie am leichtesten Fremdsprachen aus der gleichen Sprachfamilie. Zur germanischen Sprachfamilie zählen die Sprachen Englisch, Niederländisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch sowie Afrikaans oder Isländisch. Der große Vorteil bei Englisch ist: Sie brauchen keine Geschlechter lernen, auch die Konjugation ist simpel. Hinzu kommt, dass Englisch als Weltsprache nahezu überall verstanden wird.
Deutsche Muttersprachler tun sich besonders schwer mit Arabisch, Mandarin (Chinesisch), Japanisch und Koreanisch. Die Fremdsprachen verwenden Schriftzeichen, die keine Buchstaben darstellen. Sprachen, die zwar eine andere Schrift, aber dennoch ein Alphabet haben (Russisch, Griechisch) sind einfacher zu lernen.
Je nachdem, wie viel Zeit Sie investieren und welchen Verwandtschaftsgrad die Sprache zu Ihrer Muttersprache hat, sind auch Crash-Kurse zielführend. Wer jeden Tag mehrere Stunden Vokabeln lernt und anwendet, kann eine Fremdsprache in kurzer Zeit und 4 Wochen erlernen. Sicher nicht bis zur Perfektion, aber für gute Verständigung reicht es!
Je länger die Sprachreise dauert und je weiter die Entfernung, desto teurer. Für einen 2-wöchigen Sprachkurs sollten Sie mit 1.500 Euro rechnen – für das Grundpaket inklusive An- und Abreise sowie einer einfachen Unterbringung. Mindestens 2.000 Euro kostet eine 2-wöchige Sprachreise in Übersee. Teurer wird es, wenn Sie nicht in einer Gastfamilie unterkommen, sondern im Hotel wohnen.
Wer keine Zeit für Sprachreisen hat, kann Fremdsprachen auch zuhause lernen. Zum Beispiel mit Apps oder indem Sie viele Filme in der jeweiligen Fremdsprache schauen oder Bücher lesen. Integrieren Sie die Fremdsprache in den Alltag! Kleben Sie Post-its auf Gegenstände mit deren Bezeichnung in der Fremdsprache. Jedes Mal wenn Sie diese benutzen, sprechen Sie die Namen laut aus.
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