Rollenkonflikt: Bedeutung, Beispiele + Tipps: Wie lösen?

In fast jeder Situation nehmen wir verschiedene Rollen ein, die mit unterschiedlichen Erwartungen verknüpft sind. Rollenkonflikte sind daher unvermeidlich. Für Betroffene sind diese häufig eine große Belastung, können Stress, Frust oder Schuldgefühle auslösen. Wie entstehen die Konflikte zwischen verschiedenen Rollen? Wir erklären, was ein Rollenkonflikt ist, zeigen Beispiele und geben Tipps, wie Sie einen Rollenkonflikt vermeiden oder auflösen…

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Definition: Was ist ein Rollenkonflikt?

Ein Rollenkonflikt ist der innere Zwiespalt, der durch gegensätzliche Erwartungshaltungen aufgrund mehrerer sozialer Rollen entsteht. Konkret: Sie wissen nicht, was Sie tun sollen, weil von verschiedenen Seiten unterschiedliche Verhaltensweisen von Ihnen erwartet werden. Also müssen Sie entscheiden, welcher Rolle Sie gerecht werden und welche vernachlässigt wird.

Die häufigsten Rollenkonflikte gibt es im Beruf. Beispiel: Im Job entstehen häufig Freundschaften unter Kollegen. Wird einer zum Projektleiter, drohen Rollenkonflikte: Plötzlich ist derjenige gleichzeitig Freund, Kollege und Teamleiter – jede Rolle verlangt andere Reaktionen.

Beispiele für soziale Rollen

Soziale Rollen entsprechen den Anforderungen und Erwartungen, denen Sie sich in jeder Situation und Position des Lebens gegenübersehen. Beispiele für soziale Rollen:

  • Ehepartner
  • Mutter / Vater
  • Freund
  • Kollege
  • Chef
  • Schüler / Lehrer
  • Arzt / Patient

Egal, wo Sie sich befinden und was Sie gerade tun: Sie haben zu jeder Zeit eine soziale Rolle, an die andere Ansprüche, Anforderungen und Erwartungen haben. Wenn Sie zum Beispiel mit der Bahn fahren, erwarten die anderen Fahrgäste, dass Sie sich wie ein typischer Fahrgast verhalten und die gesellschaftlichen Regeln und Normen beachten.

Je mehr Rollen Sie gleichzeitig erfüllen müssen und je unterschiedlicher die gekoppelten Erwartungen, desto häufiger kommt es zu Rollenkonflikten.

Rollenwechsel: Das Drama-Dreieck nach Stephen Karpman

Wie schnell Rollen wechseln können, zeigt das Dramadreieck des Psychologen Stephen Karpman. In Konfliktsituationen übernehmen die Beteiligten abwechselnd die Rollen als Täter (Verfolger), Opfer und Retter.

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Mit jeder Aussage kann die Rolle wechseln. Werden anfangs noch Vorwürfe gemacht (Täter), werden kurz darauf die Umstände verantwortlich gemacht (Opfer).


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Was sind die 5 Rollenkonflikt Arten?

Nicht jeder Rollenkonflikt ist gleich. Abhängig davon, zwischen welchen Erwartungen und in welcher Konstellation die Probleme auftreten, werden fünf Arten unterschieden. Hier die verschiedenen Rollenkonflikt Arten sowie Beispiele dazu:

1. Intra-Rollenkonflikt

Ein Intra-Rollenkonflikt entsteht durch unterschiedliche Erwartungen von außen an eine einzige soziale Rolle. Unterschiedliche Gruppen und Personen begegnen Ihnen mit anderen Anforderungen und Wünschen, während Sie nur eine Rollenfunktion übernehmen. Da Sie die widersprüchlichen Erwartungen unmöglich gleichzeitig erfüllen können, müssen Sie abwägen, wie Sie sich verhalten. Idealerweise wählen Sie das Verhalten mit den geringsten negativen Konsequenzen.

Beispiel: Sie beraten Kunden zu Leistungen und Angeboten. Ihr Chef möchte, dass Sie möglichst viel verkaufen und hohe Umsätze generieren. Kunden erwarten eine ehrliche Beratung, um ein passendes Produkt zu finden.

2. Inter-Rollenkonflikt

Ein Inter-Rollenkonflikt bedeutet widersprüchliche Erwartungen durch zwei soziale Rollen, die Sie gleichzeitig erfüllen. Sie werden für die jeweilige Rolle mit unterschiedlichen und teils völlig gegensätzlichen Anforderungen konfrontiert. Da auch hier keine Vereinbarung möglich ist, müssen Sie entscheiden, welche Rolle Sie erfüllen und welche Sie vernachlässigen.

Beispiel: Sie sind eine erfolgreiche Mitarbeiterin, gleichzeitig fürsorgliche Mutter. Ihr Chef erwartet, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen und länger arbeiten – die Kinder wollen aber ebenfalls, dass Sie mehr Zeit mit ihnen verbringen.

3. Person-Rollenkonflikt

Ein Person-Rollenkonflikt ist ein Zwiespalt zwischen eigenen Interessen, Werten oder Bedürfnissen und den Erwartungen, die an Ihre soziale Rolle gestellt werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können in die Rolle hineinwachsen, sich selbst verändern und so besser die Erwartungen erfüllen – oder die äußere Erwartungshaltung ändert sich. Das passiert zum Beispiel, wenn durch schlechte Rollenerfüllung immer weniger erwartet wird.

Beispiel: Sie werden überraschend befördert und befinden sich nun in einer Führungsposition. In der neuen Rolle fühlen Sie sich unwohl und überfordert, weil Sie keine Position in der Teamleitung haben wollen (siehe: Peter-Prinzip).

4. Defizitäres Rollenwissen

Defizitäres Rollenwissen ist fehlendes Verständnis für die eigene soziale Rolle und die daran geknüpften Erwartungen. Sie wissen schlichtweg nicht, wie Sie sich verhalten sollen und welches Verhalten von anderen in dieser Situation als angemessen eingestuft wird.

Beispiel: Sie sind neu in einem Team und nehmen zum ersten Mal am Meeting teil. Der Reihe nach kommt jeder Kollege zu Wort – dann sind Sie an der Reihe. Da Sie vorher nicht über den Ablauf informiert wurden, wissen Sie nicht, was Sie sagen sollen und was die anderen erwarten.

5. Rollenüberlastung

Die Rollenüberlastung ist eine wachsende Überforderung und Unsicherheit durch zu viele gleichzeitig existierende soziale Rollen. Von allen Seiten sehen Sie sich mit diversen Erwartungen konfrontiert, die unmöglich zu vereinbaren sind – aufgrund der Gegensätzlichkeit, aber auch durch einen Mangel an Zeit und Kapazitäten.

Beispiel: Sie sind Familienvater, Führungskraft im Job, sind in drei Vereinen aktiv, engagieren sich im Ehrenamt, kümmern sich um die pflegebedürftigen Eltern und machen sich nebenberuflich selbstständig

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Folgen: Wie schädlich ist ein Rollenkonflikt?

Ein Rollenkonflikt – in verschiedenen Arten – lässt sich oft nicht vermeiden. Werden die Konflikte jedoch nicht richtig gelöst, führen alle Formen zu Problemen und Schwierigkeiten. Die ersten Reaktionen sind meist Frust und Unzufriedenheit. Sie können nicht alle Anforderungen erfüllen. Ganz egal, wie sehr Sie sich anstrengen und verbiegen.

Zusätzlich entstehen Schuldgefühle, weil Sie ständig jemanden enttäuschen müssen.

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Wie kann ich einen Rollenkonflikt lösen? 6 Tipps

Früher oder später werden Sie in einen Rollenkonflikt geraten. Was jetzt? Hier sind sechs Tipps, mit denen Sie Rollenkonflikte lösen und beheben können:

  • Schaffen Sie klare Prioritäten
    In den meisten Fällen müssen Sie eine Entscheidung treffen: Welche Rollenerwartung erfüllen Sie? Welcher können Sie nicht nachkommen? Dafür brauchen Sie klare Prioritäten. Überlegen Sie, was Ihnen (in dieser Situation) besonders wichtiger ist. Beachten Sie dabei auch, welche möglichen negativen Konsequenzen das Nicht-Erfüllen bestimmter sozialer Rollen haben kann.
  • Achten Sie auf eine offene Kommunikation
    Spüren Sie einen Rollenkonflikt, sollten Sie darüber sprechen. Suchen Sie die offene Kommunikation – vor allem innerhalb der Familie und am Arbeitsplatz. Sprechen Sie mit Ihrem Partner, dass Sie gerade nicht allem gerecht werden können. Das steigert das Verständnis, reduziert den Stress und bringt Unterstützung.
  • Setzen Sie eindeutige Grenzen
    Manchmal müssen Sie einfach sagen: „Nein, das geht nicht!“ Verlangt der Chef beispielsweise zu viel und stellt zu hohe Erwartungen an Sie als Mitarbeiter, müssen Sie Grenzen setzen. So senken Sie die Erwartungshaltung und können den Rollenkonflikt lösen.
  • Achten Sie auf bessere Balance
    Gerade bei einem Inter-Rollenkonflikt gilt: Wählen Sie nicht immer dieselbe Rolle. Stehen Sie zum Beispiel hohen Erwartungen im Job und in der Familie gegenüber, sollten Sie nicht immer der Arbeit den Vorzug geben. Schaffen Sie eine bessere Balance, damit keine soziale Rolle zu kurz kommt.
  • Nehmen Sie sich nicht zu viel vor
    Verlangen Sie nicht zu viel von sich selbst. Es ist unmöglich, alle sozialen Rollen vollkommen zu erfüllen. Perfektionismus bringt nur unerreichbare Erwartungen, denen Sie selbst niemals gerecht werden können. Reduzieren Sie den Druck und akzeptieren Sie, dass Sie manchmal Abstriche machen müssen.
  • Geben Sie sich selbst keine Schuld
    Ein Rollenkonflikt ist schwierig, doch geben Sie sich selbst keine Schuld dafür. Sie können äußere Erwartungen nur selten beeinflussen. Es bringt Sie nicht weiter, von Schuldgefühlen zerfressen zu werden. Das steigert den Frust nur noch weiter. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, wie Sie Rollenkonflikte künftig reduzieren und schneller lösen können.

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