Rollenkonflikt: Definition, Beispiele, Rollenkonflikte lösen

Überall nehmen wir verschiedene Rollen ein – in der Familie, im Job, in der Freizeit. Dabei entstehen automatisch Rollenkonflikte, weil mit den Rollen unterschiedliche, teils gegensätzliche Erwartungen verbunden sind. Was tun? Beispiele für häufige Rollenkonflikt Arten und Strategien, diese Konflikte zu lösen…

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Definition: Was ist ein Rollenkonflikt?

Ein Rollenkonflikt beschreibt in der Psychologie einen sozialen Konflikt, bei dem eine Person widersprüchlichen Erwartungen ausgesetzt ist, die mit ihren sozialen Rollen verknüpft sind. Rollenkonflikte entstehen, wenn die Anforderungen verschiedener Rollen oder innerhalb einer Rolle nicht miteinander vereinbar sind.

Rollenkonflikte führen bei Betroffenen häufig zu Stress und Schuldgefühlen bzw. einem schlechten Gewissen, weil Sie sich entscheiden müssen und dadurch einer Rolle nicht gerecht werden.

Beispiele für soziale Rollen

Jeder Mensch übernimmt im Leben unterschiedliche soziale Rollen, oft mehrere gleichzeitig. Beispiele für soziale Rollen, aus denen häufig Konflikte entstehen:

  • Mann – Frau
  • Vater – Mutter
  • Eltern – Kind
  • Freund – Freundin
  • Chef – Mitarbeiter
  • Lehrer – Schüler
  • Arzt – Patient

Rollenkonflikte treten auf, wenn eine Person mehrere soziale Rollen gleichzeitig erfüllen soll – zum Beispiel: Elternteil, Mitarbeiter, Kollege und Freund. Je mehr Rollen und je widersprüchlicher die Erwartungshaltungen, desto wahrscheinlicher wird ein Rollenkonflikt.

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5 Rollenkonflikte – Arten

Rollenkonflikte tauchen in unterschiedlichen Formen auf – abhängig von den Erwartungen oder Konstellation der Personen. In der Psychologie werden vor allem fünf Rollenkonflikt Arten unterschieden – Beispiele:

1. Intra-Rollenkonflikt

Der Intra-Rollenkonflikt entsteht dadurch, dass unterschiedliche Erwartungen innerhalb einer einzigen Rolle nicht gleichzeitig erfüllt werden können. Das passiert leicht, wenn verschiedene Gruppen und Personen widersprüchliche Anforderungen oder Wünsche mit der Rolle verbinden. Betroffene müssen dann abwägen, wie Sie sich verhalten. Die meisten wählen ein Verhalten mit den geringsten negativen Konsequenzen.

Beispiel:

Sie beraten einen Kunden zu den Leistungen eines Produkts. Ihr Chef möchte, dass Sie möglichst viel verkaufen und hohe Umsätze generieren. Kunden erwarten eine ehrliche Beratung, die auch auf die Nachteile hinweist.

2. Inter-Rollenkonflikt

Beim Inter-Rollenkonflikt entstehen die Konflikte durch verschiedenen Rollen, die eine Person gleichzeitig erfüllen muss. Weil es auch hier unmöglich ist, diese zu vereinbaren, müssen Betroffene wählen, welche Rolle Sie erfüllen und welche Sie vernachlässigen wollen.

Beispiel:

Eine Frau ist sowohl erfolgreiche Mitarbeiterin und gleichzeitig fürsorgliche Mutter. Ihr Chef erwartet, dass Sie mehr Verantwortung übernimmt und auch mal länger arbeitet – die Kinder wollen ebenfalls, dass Sie mehr Zeit mit ihnen verbringt (siehe: Kind und Karriere).

3. Person-Rollenkonflikt

Der Person-Rollenkonflikt ist ein Zwiespalt zwischen eigenen Interessen, Werten oder Bedürfnissen und den Erwartungen, die an die soziale Rolle gestellt werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können in die Rolle hineinwachsen und sich selbst verändern – oder die äußere Erwartungshaltung ändern. Das passiert automatisch, wenn durch schlechte Rollenerfüllung weniger erwartet wird.

Beispiel:

Ein Mitarbeiter wird befördert und übernimmt nur eine Führungsrolle. In der neuen Position soll er jedoch Stellen abbauen und ehemalige Kollegen auswählen, die entlassen werden sollen.

4. Rollenambiguität

Rollenambiguität oder „defizitäres Rollenwissen“ beschreibt ein fehlendes Verständnis für die eigene soziale Rolle und die daran geknüpften Erwartungen. Betroffene wissen nicht, wie Sie sich verhalten sollen und welches Verhalten von anderen als angemessen bewertet wird.

Beispiel:

Eine Person ist neu im Team und nimmt zum ersten Mal am Meeting teil. In der Gruppe wird heiß über ein neues Projekt diskutiert – was tun: Einsteigen und ehrlich Punkte kritisieren oder erstmal die Klappe halten, um niemanden auf die Füße zu treten?

5. Rollenüberlastung

Rollenüberlastung entsteht, wenn Sie zu viele Rollen gleichzeitig erfüllen sollen. Es kommt zu Unsicherheit und Überforderung.

Beispiel:

Ein Familienvater ist gleichzeitig Führungskraft im Job, in drei Vereinen aktiv, engagiert sich im Ehrenamt, kümmert sich um die pflegebedürftigen Eltern und macht sich nebenberuflich selbstständig… Das muss zu Rollenüberlastung führen.

Rollenwechsel: Das Drama-Dreieck nach Stephen Karpman

Wie schnell Rollen wechseln können, zeigt das Dramadreieck des Psychologen Stephen Karpman. In Konfliktsituationen übernehmen die Beteiligten abwechselnd die Rollen als Täter (Verfolger), Opfer und Retter.

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Mit jeder Aussage kann die Rolle wechseln. Werden anfangs noch Vorwürfe gemacht (Täter), machen Betroffene kurz darauf die Umstände verantwortlich (Opfer).

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Wie kann ich Rollenkonflikte lösen?

Rollenkonflikte sind im Leben praktisch unvermeidbar, weil sie häufig auf Erwartungen von außen basieren, die Sie kaum beeinflussen können. Was tun? Wir zeigen bewährte Strategien und Tipps, mit denen Sie Rollenkonflikte lösen und bewältigen:

  • Selbstreflexion nutzen

    Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Werte und Ziele, um sicherzustellen, dass Ihre Entscheidungen mit Ihren Lebenszielen und den damit verbundenen Rollen übereinstimmen. Dies hilft dabei, unwichtige Rollen loszulassen.

  • Prioritäten definieren

    Treffen Sie eine bewusste Entscheidung, welche Rolle SIE übernehmen und welchen Erwartungen Sie gerecht werden wollen. Erfüllen Sie nichts, was Ihnen nicht entspricht. Sie verbiegen sich dabei nur – und werden vor allem sich selbst nicht mehr gerecht!

  • Kommunikation verbessern

    Sobald Sie einen Rollenkonflikt bemerken, sollten Sie diesen offen ansprechen – gegeüber Familie, Freunden, Kollegen oder Chef. Eine offene Kommunikation kann eine Konflikteskalation verhindern und das Verständnis steigern.

  • Grenzen setzen

    Manchmal müssen Sie deutlich Nein sagen und anderen Grenzen setzen. Zum Beispiel wenn der Chef zu hohe Erwartungen an Sie stellt.

  • Balance herstellen

    Gerade beim Inter-Rollenkonflikt gilt: Wählen Sie nicht immer dieselbe Rolle, sondern achten Sie vielmehr auf eine ausgewogene Lebensbalance. Bedeutet: Mal hat die Arbeit und Karriere Vorrang, mal geben Sie der Familie den Vorzug. Keine selbstgewählte soziale Rolle sollte zu kurz kommen.

  • Selbstfürsorge praktizieren

    Erwarten Sie vor allem nicht zu viel von sich selbst! Perfektionismus ist ein sicherer Weg ins Unglück. Reduzieren Sie den Erwartungsdruck an sich und akzeptieren Sie, dass Sie manchmal Abstriche oder Pausen machen müssen.

  • Geben Sie sich selbst keine Schuld

    Für die meisten Rollenkonflikte sollten Sie sich keine Schuld geben. Es sind äußere Erwartungen – nicht Ihre! Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, mögliche Rollen zu reduzieren und so die Lebensqualität zu verbessern.

Auch das ist keine Schande: Kommen Sie alleine nicht weiter, sollten Sie sich professionelle Unterstützung suchen – zum Beispiel im Coaching oder in Form einer Therapie. Profis und Therapeuten können Sie dabei unterstützen, Rollenkonflikte zu bewältigen und die Selbstfindung zu fördern.


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