Bewerben in der Krise – eine besondere Herausforderung
Ob Pandemie oder Rezession – Krisen treffen den Arbeitsmarkt meist schnell und hart. Unternehmen müssen plötzlich sparen, Prioritäten neu setzen oder umstrukturieren. Das hat zahlreiche negative Auswirkungen für Arbeitnehmer und Bewerber:
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Weniger Stellenangebote
Viele Unternehmen stellen in der Krise weniger oder gar nicht ein. Stellen, die früher vakant waren, werden intern besetzt oder gestrichen.
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Längere Reaktionszeiten
Entscheidungen dauern länger, weil Budgets überprüft oder Positionen neu bewertet werden müssen. Effekt: Längere Unsicherheit und mehr Absagen.
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Stärkere Konkurrenz
In der Krise konkurrieren mehr Arbeitssuchende um weniger Stellen. Das erhöht den Druck auf jeden einzelnen Bewerber – und auf die Qualität der Bewerbungsunterlagen.
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Veränderte Anforderungen
Unternehmen erwarten in unsicheren Zeiten mehr Flexibilität, digitale Kompetenz und teils Abstriche beim Gehalt. Das muss sich in der Bewerbung spiegeln.
Zusammengefasst: Die Spielregeln ändern sich. Es geht zurück vom Bewerbermarkt zum Arbeitgebermarkt. Wer das versteht, sich bewusst darauf einstellt, kann jedoch gleichzeitig seine Bewerbungschancen steigern. Wir zeigen im Folgenden, wie das gelingt…
Mit der richtigen Haltung durch die Krise
Die wichtigste Regel: Verfallen Sie jetzt nicht in Panik! Eine Krise ist zwar herausfordernd, aber auch eine Gelegenheit, sich selbst zu hinterfragen und neu aufzustellen.
Arbeitgeber suchen gerade jetzt Menschen, die auch unter Druck klar denken, kreative Lösungen entwickeln und Veränderungen aktiv gestalten. Fragen Sie sich daher:
- Welche Kompetenzen und Erfahrungen sind gerade jetzt gefragt?
- Wie kann ich meine Talente optimal für das Unternehmen nutzen?
- Was macht mich einzigartig und steigert meinen Marktwert?
Diese erste Selbstreflexion können später in Ihrem Bewerbungsschreiben sowie im Lebenslauf oder Vorstellungsgespräch einen echten Unterschied machen.
Tipp: Betonen Sie in Ihrer Bewerbung vor allem Ihre Anpassungsfähigkeit und wichtige Schlüsselkompetenzen! Zum Beispiel: „Ich habe in meinem aktuellen Job gelernt, mit stets neuen Rahmenbedingungen flexibel umzugehen und auch bei Unsicherheit klare Entscheidungen zu treffen.“
Neuorientierung vor der Bewerbung in der Krise!
Bevor Sie damit beginnen, sich in der Krise zu bewerben, empfehlen wir grundsätzlich immer eine gründliche Analyse der aktuellen Situation – des „status quo“ – und Ihren beruflichen Zielen. Sich einfach drauflos zu bewerben, ist Aktionismus und selten zielführend.
Nutzen Sie die Krise vielmehr als Chance für eine echte Neuorientierung und einen strategischen Schritt nach vorn. Das überzeugt dann auch in der Bewerbung mehr und sieht weniger nach Flucht oder Notlösung aus.
Ermitteln Sie, was Sie an Ihrem aktuellen Job stört und gefällt und wie ein echter Traumjob aussehen müsste: In welchen Bereichen möchten Sie sich weiterentwickeln? Wo wollen Sie in 5-10 Jahren stehen? Wie kommen Sie dorthin?
Checkliste: Passende Arbeitsstelle auswählen
Bevor Sie sich für eine neue Arbeitsstelle entscheiden, sollten Sie zusätzlich vorab genaue Auswahlkriterien definieren – als eine Art Checkliste. Zur ersten Orientierung haben wir für Sie eine solche Checkliste vorbereitet, die Sie sich ebenfalls kostenlos als PDF herunterladen können:
- Hat das Unternehmen einen guten Ruf?
- Handelt der Arbeitgeber ethisch verantwortungsvoll?
- Herrscht ein offenes, angenehmes Arbeitsklima?
- Werden Mitarbeiter respektvoll behandelt?
- Gibt es Fortbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten?
- Ist der Führungsstil kollegial?
- Ist das Unternehmen hierarchisch strukturiert?
- Entspricht die Arbeit meinen Erwartungen?
- Kann ich meine Studienschwerpunkte einbringen?
- Ist mein Fachwissen gefragt?
- Gibt es im Job viele Routineaufgaben?
- Ist die Arbeit abwechslungsreich?
- Bin ich den Anforderungen sicher gewachsen?
- Ist die Tätigkeit eine Herausforderung für mich?
- Kann ich mir diese Aufgabe für längere Zeit vorstellen?
- Entspricht das Gehalt meinen Vorstellungen?
- Gibt es Extras wie Smartphones und Firmenwagen?
- Gibt es Gratifikationen und Boni für Extraleistungen?
- Gibt es immaterielle Anerkennung?
- Kann ich Verantwortung übernehmen?
- Sind die Arbeitsinhalte dauerhaft festgelegt?
- Ist ein Aufstieg in der Unternehmenshierarchie möglich?
- Ist eine Vertiefung meiner Fachkenntnisse möglich?
- Ist der Arbeitsplatz langfristig sicher?
- Ist eine Veränderung der Arbeitsinhalte möglich?
- Kann ich die Arbeitszeiten der Arbeitsmenge anpassen?
- Kann ich die Anwesenheitszeit flexibel regeln?
- Ist die Arbeit auch vom Home Office aus möglich?
- Werden von mir Resultate erwartet?
- Werde ich nach Anwesenheit bezahlt?
1. Unternehmen
2. Tätigkeit
3. Vergütung
4. Perspektiven
5. Freiheitsgrade
Daneben gibt es einige Warnzeichen für Jobangebote auf die Sie ebenfalls achten sollten (siehe: Arbeitgeber-Check).
Machen Sie mit bei unserer Leser-Umfrage!
Bewerbungsunterlagen in der Krise: So stechen Sie heraus
Im nächsten Schritt sollten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen aktualisieren – vor allem Anschreiben, Lebenslauf und Bewerbungsfoto. Letzteres ist zwar heute freiwillig, wird von Personalern aber weiterhin gerne gesehen und kann die Jobchancen nochmal deutlich erhöhen.
Aber lassen Sie uns noch auf die Besonderheiten der wichtigsten Dokumente eingehen:
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Klare Struktur
Nutzen Sie im tabellarischen Lebenslauf klare Überschriften, ein einheitliches Layout und maximal drei DIN-A4-Seiten.
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Aktualität
Ergänzen Sie wichtige Weiterbildungen oder selbstständige Projekte und beschreiben Sie aktuelle Erfolge. Der CV muss modern und aktuell wirken.
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Relevanz
Kürzen Sie irrelevante oder unpassende Stationen stark ein und heben Sie dafür hervor, was perfekt zur Zielposition passt – besonders Fähigkeiten, die in Krisenzeiten gefragt sind.
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Individualität
Nutzen Sie Schlagwörter aus der Stellenanzeige und passen Sie Ihren Lebenslauf jedes Mal gezielt bei jeder Bewerbung an.
- „In meiner bisherigen Position habe ich gelernt, selbst unter schwierigen Bedingungen die Kundenbeziehungen zu pflegen und auszubauen und deren Zufriedenheit um 12 Prozent zu steigern.“
- „Während einer Umstrukturierung konnte ich aktiv zur Effizienzsteigerung beitragen, indem ich…“
Lebenslauf: Klarheit und Relevanz
In Krisenzeiten haben Personalverantwortliche wenig Zeit – und viele Bewerbungen auf dem Tisch. Ein unübersichtlicher oder veralteter Lebenslauf fällt sofort durch. Achten Sie deshalb unbedingt auf diese Punkte:
Anschreiben: Haltung und Leidenschaft
In Ihrem Anschreiben sollten Sie immer Ihre besondere Motivation für dieses Unternehmen und diese Stelle beschreiben. In der Krise spielen zudem Soft Skills wie Problemlösungskompetenz oder Kommunikationsstärke eine stärkere Rolle. Betonen Sie diese – vor allem durch konkrete Beispiele:
Vermeiden Sie es unbedingt, über die Krise zu klagen oder sich als Bittsteller und Bedürftiger zu positionieren. Zeigen Sie vielmehr Leidenschaft für den neuen Job und dass Sie aktiv die Herausforderung und berufliche Entwicklung suchen.
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Online-Präsenz und Social Media
Gerade in Krisenzeiten wird die digitale Sichtbarkeit wichtiger. Viele Recruiter suchen aktiv auf Plattformen wie Linkedin oder Xing sowie spezialisierten Jobportalen nach Kandidaten (siehe: Active Sourcing). Unsere Empfehlungen hierzu:
- Pflegen und aktualisieren Sie Ihr Online-Profil regelmäßig.
- Teilen Sie Inhalte oder Beiträge, die Ihre fachliche Kompetenz unterstreichen.
- Schreiben Sie Kommentare zu relevanten Posts und Beiträgen mit großer Reichweite.
- Bitten Sie Weggefährten und berufliche Kontakte, Ihre Kompetenzen zu bestätigen.
- Fragen Sie vereinzelt nach Erwähnungen und Empfehlungen.
Ein professionell gestaltetes LinkedIn-Profil mit einem klaren Pitch im „Info“-Bereich kann für Personaler oder Headhunter entscheidend sein, Sie direkt anzusprechen.
Jobsuche und Strategie
Gerade in der Krise schreiben viele Unternehmen freie Stellen nicht mehr öffentlich aus – sie rekrutieren intern oder nur noch über Netzwerke. Für die Bewerbung in der Krise gewinnt daher der sogenannte „verdeckte Stellenmarkt“ an Bedeutung.
Der ist rund doppelt so groß wie der offizielle in Online-Jobbörsen – und oft finden sich hier besonders attraktive und gut bezahlte Jobs, bei weniger Konkurrenz!
Um den verdeckten Arbeitsmarkt gezielt zu nutzen, sollten Sie folgende Tipps beherzigen:
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Aktivieren Sie Ihr Netzwerk
Melden Sie sich bei ehemaligen Kollegen, Vorgesetzten oder Geschäftspartnern und erwähnen Sie, dass Sie eine berufliche Neuorientierung anstreben. Fragen Sie nicht nach Jobs, sondern nach Tipps – viel subtiler!
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Schreiben Sie Initiativbewerbungen
Wenn Sie ein Unternehmen spannend finden, bewerben Sie sich auch ohne offene Stelle – mit einer Initiativbewerbung auf Ihren Wunschjob – auch wenn Sie nicht wissen, ob es diesen gibt.
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Werden Sie sichtbar
Was bei der Bewerbung in der Krise wichtig ist, ist vor allem die aktive Teilnahme an Branchenevents oder Foren, das Veröffentlichen von Gast- oder Fachbeiträgen, um potenziellen Arbeitgebern aufzufallen.
Bei der Jobsuche gilt: Verschicken Sie keine massenhaften Bewerbungen nach dem Gießkannenprinzip. Das ist in der Krise besonders ineffektiv. Besser ist, sich auf Positionen zu konzentrieren, die wirklich passen sowie auf Arbeitgeber, die Sie langfristig beruflich weiterbringen – und weniger auf das Gehalt.
Fortbildungen und Umschulung nutzen
Wenn der Jobmarkt eng wird, kann eine gezielte Weiterbildung oder sogar eine Umschulung der richtige Weg sein, das Ruder nochmal herumzureißen. Beides zeigt Engagement und Flexibilität.
Berücksichtigen Sie hierbei:
- Weiterbildungen
Die Agentur für Arbeit fördert Fortbildungen und sogar Coaching – etwa für die Bewerbungsunterlagen oder Bewerbungsstrategie (siehe: AVGS). - Webinare
Nutzen Sie zusätzlich digitale Kurse auf Plattformen wie Udemy, IHK oder der Karrierebibel Akademie. Diese bieten neue Impulse und vermitteln wichtige Skills. - Soft Skills
Verbessern Sie gezielt wichtige soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Selbstmanagement oder Leadership. Diese sind in Krisenzeiten gefragt.
Vorstellungsgespräch in der Krise: Was jetzt zählt
Wenn Sie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten, ist das schon mal ein positives Signal: Die Bewerbung in der Krise hat überzeugt.
Allerdings erwarten Sie im Bewerbungsgespräch teils andere Fragen als in normalen Zeiten. In der Krise suchen Unternehmen nicht nur Fachkompetenz, sondern vor allem:
- Lösungsorientierung
- Verlässlichkeit und Selbstorganisation
- Digitale Affinität (z.B. KI)
- Teamfähigkeit trotz Distanz (Homeoffice, Remote Work)
Nutzen Sie auch im Gespräch wieder die Gelegenheit, Beispiele aus Ihrem Werdegang zu nennen, die Ihre Anpassungsfähigkeit und Ihren Einsatzwillen zeigen.
Tipp: Bereiten Sie sich auch auf digitale Vorstellungsgespräche (siehe: Videobewerbung) vor – mit stabilem Internet, guter Kamera, professionellem Hintergrund und souveränem Auftreten.
Bewerben in der Krise – was tun?
Nochmal zusammengefasst die wichtigsten Schritte für einen erfolgreichen Jobwechsel und eine überzeugende Bewerbung in der Krise:
- Ziele definieren
Ausgangslage analysieren sowie Neuorientierung, berufliche Ziele und Auswahlkriterien definieren. - Bewerbungsunterlagen aktualisieren
Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsfoto und Linkedin-Profil überarbeiten. - Kompetenzen herausarbeiten
Gefragte Fähigkeiten und Erfahrungen für Krisenzeiten identifizieren und betonen. - Netzwerke aktivieren
Kontakte ansprechen und in Social Media aktiver und sichtbarer werden. - Initiativbewerbungen schreiben
Wunschunternehmen gezielt ansprechen und Bewerbungen einreichen. - Weiterbildung absolvieren
Gefragte Skills aneignen und für den aktuellen Jobmarkt fitmachen - Jobsuche fokussieren
Klasse statt Massen! Suchen Sie gezielt nach passenden Positionen.
Zeit für einen Neustart?
Sind Sie aktuell unglücklich im Job und noch ohne klares Ziel? Dann nutzen Sie unser schon vielfach bewährtes Online-Coaching (4 Stunden + Begleitbuch) zum erfolgreichen Jobwechsel: Wir begleiten Sie auf dem systematischen Weg zum neuen Wunschjob, der perfekt zu Ihnen passt:
Auch wenn Krisen den Arbeitsmarkt durcheinanderbringen: Es gibt immer Wege, wie Sie Ihre berufliche Zukunft gestalten können! Wichtig ist, dass Sie die Situation realistisch einschätzen, flexibel reagieren und Ihre Stärken gezielt herausarbeiten. Gerade jetzt können Bewerber punkten, die Verantwortung übernehmen und sich mit klarer Haltung positionieren.
Bleiben Sie offen für neue Wege, denken Sie langfristig – und lassen Sie sich nicht entmutigen: Auch in schwierigen Zeiten gibt es gute Chancen auf einen Traumjob. Wer sie erkennt, hat am Ende oft sogar mehr gewonnen als verloren…
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