Definition: Was ist ein Bias?
Der Begriff Bias stammt aus der Meinungsforschung und bezeichnet eine kognitive Verzerrung. Solche Verzerrungen kommen meist durch einen systematischen Fehler zustande – zum Beispiel durch Vorurteile oder selektive Wahrnehmung. Der Anglizismus „Bias“ (Plural: Bias) bedeutet auf Deutsch so viel wie Befangenheit oder Neigung.
Wie entsteht ein Bias?
Kognitive Verzerrungen sind absolut menschlich und kommen häufig vor. Jeden Tag prasseln unzählige Informationen auf das Gehirn ein, unsere Sinne werden geradezu überflutet. Auf Basis dieser Informationen müssen wir zig Entscheidungen treffen. Viele davon laufen routiniert und unbewusst ab. Das Gehirn hat sich hierfür eine gewisse Effizienz angeeignet und nimmt eine kognitive Abkürzungen auf der Basis bestimmter Erfahrungen (sog. Heuristiken).
Dabei entsteht das, was wir als Denkschublade oder Schubladendenken bezeichnen. Das erleichtert unseren (Arbeits-)Alltag einerseits. Gleichzeitig ist es das Einfallstor für Selbstüberschätzung und zahlreiche Bias, bei denen wir uns von unserer eigenen Erinnerung täuschen lassen oder einzelne Reize falsch und überinterpretieren.
Bias Beispiele: Liste verschiedener Arten
Weil so ein Bias und Wahrnehmungsfehler gefährlich oder gar unserem Erfolg im Weg stehen kann, stellen wir Ihnen die wichtigsten Bias vor, denen Sie im Alltag immer wieder begegnen:
1. Confirmation Bias
Das als „Bestätigungsfehler“ bekannte Confirmation Bias beruht auf einer menschlichen Schwäche: Wir sehen gerne unsere eigene Meinung oder Überzeugung durch andere bestätigt. Statt also durch detaillierte Recherche und genauer Analyse die eigenen Grundannahmen zu überprüfen oder gar zu verwerfen, versuchen wir Recht zu behalten und blenden widersprechende Informationen aus. Kurz: Was nicht passt, wird passend gemacht. Nach widersprechenden Belegen wird gar nicht erst gesucht.
2. Interviewer Bias
Das Interviewer Bias bezeichnet Verfälschungen und Verzerrungen, die in Interviewsituationen – also zum Beispiel im Bewerbungsgespräch passieren. Hervorgerufen werden sie durch die Art und Weise, wie der Interviewer Fragen stellt. So lassen sich erwünschte Antworten ganz einfach durch Suggestivfragen forcieren. Die Antworten sind dann aber nicht mehr aussagekräftig.
3. Hindsight Bias
Das Hindsight Bias wird auch als „Rückschaufehler“ bezeichnet. Menschen neigen dazu, ihre eigenen Vorhersage-Fähigkeiten überzubewerten und prognostizierte Ereignisse nachträglich so zu deuten, dass man selbst du dasteht. Motto: „Ich wusste es von Anfang an!“ Oder: „Das war klar, dass das so kommen würde!“ Gut beoachten lässt sich das an der Börse: Stürzt eine Aktie überraschend ab, sagen viele, dass sie damit längst gerechnet haben – trotzdem haben sie ihr Depot zuvor weder verkauft noch eifrig Optionen auf sinkende Kurse geordert.
4. Selection Bias
Der Selection-Effect oder Selection Bias ist das, was passiert, wenn methodisch unsauber gearbeitet wird. Denn bei einer Stichprobe geht es um unterschiedliche, zufällige Tests. Durch einen systematischen Fehler ist die Stichprobe jedoch nicht mehr repräsentativ. Das führt dazu, dass die Merkmale nicht mehr so verteilt sind, wie sie es in Wirklichkeit sind. Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, in der Dortmunder Innenstadt eine neutrale und repräsentative Aussage über Deutschlands beliebtesten Fußballverein zu bekommen, ist eher gering.
5. Availability Bias
Das Availability Bias wird im Deutschen auch als „Verfügbarkeitsheuristik“ bezeichnet. Das Bias schleicht sich ein, wenn wir bei einem Ereignis beurteilen müssen, wie wichtig oder wahrscheinlich es ist und wie häufig es vermutlich auftreten wird. Weil verlässliche Informationen – beispielsweise in Form von Statistiken fehlen – wird auf eigene Erfahrungen oder Berichte in Massenmedien zurückgegriffen. Das führt zu kompletten Fehleinschätzungen. Beispiel: In Ihrer Nachbarschaft wurde ein Haus ausgeraubt. Mit dem Wissen im Hinterkopf werden viele die Wahrscheinlichkeit höher einschätzen, selbst Opfer eines Einbruchs zu werden.
6. Ingroup Bias
Dieses Phänomen kennen viele bereits aus der Schule: Ingroup Bias bedeutet, dass wir dazu neigen, Mitglieder einer Gruppe gegenüber Außenseitern zu bevorzugen. Wen wir als Mitglied einer Gruppe wahrnehmen, der wir selbst angehören, finden wir automatisch sympathischer. Diese kognitive Verzerrung ist mit Blick auf gruppendynamische Prozesse interessant: Wie laufen Gruppenkonflikte ab und was hat zu ihrer Entstehung geführt?
7. Authority Bias
Das Authority Bias schließlich beschreibt die Tendenz, Aussagen besonders stark gewichten, sofern diese von einer Autorität stammen. Andere Begriffe dafür sind „Autoritätsgläubigkeit“ oder auf politischer Ebene: Obrigkeitsdenken und Obrigkeitshörigkeit. Das Bias ist einerseits gut verständlich: Eltern und Lehrer sind die ersten Vorbilder. Im späteren Leben gibt es immer wieder Menschen, die über eine ausgewiesen Expertise verfügen. Deshalb glauben wir ihnen zunächst blind. Wichtig ist trotzdem, dass Sie sich Ihr kritisches Denken erhalten, denn auch vermeintliche Experten können irren. Nur weil jemand in einer hierarchisch überlegenen Position steht, ist er nicht frei von Fehlern.
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