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Mobbing am Arbeitsplatz: Ursachen, Beispiele, was tun?

Mobbing hat viele Gesichter: Hinter dem Rücken wird getuschelt und gelästert, die eigentlich gute Arbeit wird grundlos kritisiert oder wichtige Informationen werden bewusst zurückgehalten. Unabhängig von der Art des Mobbings, ist es für die Opfer schwer, sich dagegen zu wehren. Noch immer. Für die Betroffenen wird so nicht nur der alltägliche Gang ins Büro zum Albtraum. Auch das Privatleben und die Gesundheit leiden unter den Folgen des Mobbings. Mobbing-Opfer fühlen sich häufig hilflos, ohnmächtig und allein gelassen. Hier erfahren Sie, wann Mobbing beginnt, welche Ursachen dazu führen und was Sie tun können, um mit Mobbing am Arbeitsplatz umzugehen…



Mobbing am Arbeitsplatz: Ursachen, Beispiele, was tun?

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Mobbing Definition: Wann ist es überhaupt Mobbing?

Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen, die im Job gemobbt werden. Andere Zahlen sprechen von gut 11 Prozent der Beschäftigten in Deutschland, die im Berufsleben schon einmal unter Mobbing gelitten haben. Dabei findet Mobbing leidet unabhängig von Beruf, Branche oder Unternehmen in der gesamten Arbeitswelt statt.

Jedoch muss dabei zwischen tatsächlichem Mobbing und anderen Formen von Abneigung oder falschem Verhalten differenziert werden. Nicht immer, wenn man sich von Kollegen schlecht behandelt fühlt, liegt automatisch Mobbing vor. So kann beispielsweise schlechte Stimmung im Team aus unterschiedlichsten Gründen herrschen, mit Mobbing hat das jedoch erst einmal nichts zu tun. Entscheidend sind dabei laut Definition zwei Faktoren und Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit es sich aus Sicht des Arbeitsrechts um Mobbing handelt:

Mobbing Definition

Diese zwei Eigenschaften sind maßgeblich:

  • Systematisch
    Erst wenn die Schikane durch den Chef oder Kollegen systematisch und damit zielgerichtet erfolgt, liegt eine strafbare Handlung vor. Vorher ließe sich das Fehlverhalten als „einmaliger Ausrutscher“ entschuldigen.
  • Wiederholt
    Mobbing muss über einen längeren Zeitraum erfolgen. Nicht jeder Vorfall, der einem übel aufstößt, ist schon gezielter Psychoterror. Zum Nachweis und zur Dokumentation braucht es daher einen Leidensweg.

Unter echtes Mobbing fallen laut Mobbing-Definition deshalb…

…fortgesetzte Tätlichkeiten; sexuelle Belästigungen; Demütigungen; Diskriminierungen; grundloses Herabwürdigen der Leistung; vernichtende Beurteilungen; Isolation – auch von der betrieblichen Kommunikation; schikanöse Anweisungen, wie das Zuteilen nutzloser oder unlösbarer Aufgaben; Anweisungen für ehrmindernde Arbeiten, denen vergleichbare Mitarbeiter nicht unterworfen sind; sachlich unbegründbare Häufung von Arbeitskontrollen; sowie das Herbeiführen oder Aufrechterhalten eines Erklärungsnotstands.

Der Begriff „Mobbing“ selbst stammt übrigens vom Englischen „to mob“ ab und bedeutet soviel wie „anpöbeln“, „bedrängen“ oder gar jemanden „fertig machen“ (im Englischen heißt es auch „Bullying“).

Häufig ist Mobbing die Folge schlechter Arbeitsorganisation und einem schlechten Betriebsklima: Mitarbeiter und Chef sind überlastet, unterfordert oder gelangweilt und kanalisieren ihren Frust auf ein Opfer. Oft trifft es dabei die unsicheren, kontaktarmen, stillen Kollegen. Für sie beginnt dann ein Teufelskreis aus Isolation und Schikane.

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Ursachen: Wie und wieso entsteht Mobbing?

Mobbing entsteht dort, wo Menschen auf engstem Raum – wie zum Beispiel im Büro – eine Zwangsgemeinschaft bilden. Dort kann es dann zu Rivalitäten, aber auch offenen Feindschaften kommen. Anstatt gemeinsam an Zielen und Erfolgen zu arbeiten, begegnen sich die Arbeitnehmer mit Konkurrenzdenken, Anfeindungen oder Ausgrenzung.

Eine häufige Ursache für Mobbing ist auch ein geringes Selbstwertgefühl. Indem jemand anders schlecht gemacht wird, versuchen Mobber sich selbst höher zu stellen und das eigene Ego zu stärken. So soll über eigene Fehler und Unzulänglichkeiten hinweggekommen werden.

Bemerkenswert daran: Laut Forschung ist Mobbing vor allem ein Gruppenphänomen, weniger die Folge eines Einzeltäters. Manche sprechen dabei auch von einem „Mobbing System“ – aus Täter und Opfer, aber auch Mitläufern, Zuschauern und Wegschauern.

Opfer von Mobbing können sich die Ursachen oft gar nicht erklären. Dies kann an einer falschen Einschätzung des eigenen Verhaltens liegen, viel häufiger ist der Grund jedoch simpel: Mobbing-Opfer geraten vollkommen unverschuldet in die missliche Lage. Natürlich gibt es Situationen, in denen ein Mitarbeiter sich durch sein Verhalten unbeliebt gemacht hat, oft stecken jedoch andere Gründe dahinter:

  • Die Kollegen sind neidisch auf Ihre Leistungen
    Ihre Kollegen empfinden puren Neid auf Ihre guten Leistungen und die Erfolge, die Sie verbuchen konnten. Gehaltserhöhungen oder Beförderungen können dies noch verstärken. Das kann erneut am Selbstwertgefühl einiger Kollegen kratzen, die aus Neid zum Mobbing greifen.
  • Sie haben ein gutes Verhältnis zum Chef
    Ihr Chef mag Sie und das merken auch Ihre Kollegen. Vielleicht sind Sie und Ihr Chef auf einer Wellenlänge, sehen Dinge und Entscheidungen ähnlich oder arbeiten sehr ähnlich. Insgeheim sind Sie als Liebling des Chefs abgestempelt und ausgegrenzt. Man distanziert sich von Ihnen, weil man fürchtet, Sie könnten vertrauliche Informationen an den Chef weitergeben.
  • Sie leben in anderen Lebensumständen
    Ihre Kollegen distanzieren sich von Ihnen, weil Sie den Eindruck haben, nichts mit Ihnen gemeinsam zu haben. Beispielsweise sind Sie die einzige verheiratete Frau mit Kindern. All Ihre Kolleginnen sind noch Singles und gehen Freitagabend gerne feiern, während Sie freitags früh das Büro verlassen, um noch Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen.
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Täter und Opfer: Wer mobbt? Wer wird gemobbt?

Es gibt Branchen und Berufsgruppen, in denen Mobbing häufiger anzutreffen ist als in anderen Bereichen: Paradoxerweise gehört dazu ausgerechnet der Pflegebereich, in dem man ein soziales Miteinander eher vermuten würde. Aber auch im Verkauf und im Bankwesen ist Mobbing öfter zu beobachten.

Ganz anders hingegen Berufskraftfahrer, das Fahrpersonal im öffentlichen Personennahverkehr oder Landwirte: Sie zeichnen sich durch ein sehr respektvolles Miteinander aus.

Besonders interessant: Frauen mobben deutlich häufiger als Männer, sind aber zugleich auch weit häufiger selbst das Mobbingopfer. Hier die Zahlen:

Mobbing: Die Täter

Wer betreibt Mobbing am Arbeitsplatz?

  • Kollegen: 44 Prozent
  • Vorgesetzte: 37 Prozent
  • Kollegen und Chef: 10 Prozent
  • Untergebene: 9 Prozent

Mobbing: Die Opfer

  • 81,3 Prozent der Opfer sind Frauen.
  • 18,7 Prozent der Opfer sind Männer.

Erschreckend auch das Ergebnis einer Studie der Michigan State Universität. Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen Mobbing und der wahrgenommenen Attraktivität. Dabei stellten sie fest, dass Menschen, die als schön oder attraktiv gelten, deutlich seltener zum Opfer werden. Teilnehmer der Studie, die anhand von Fotos hingegen als „unattraktiv“ oder sogar „hässlich“ eingestuft wurden, litten häufiger unter Mobbing und anderem Psychoterror am Arbeitsplatz.

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Mobbing Arten und Beispiele: Formen des Mobbings

Mobbing wird oft mit offenen Anfeindungen in Verbindung gebracht oder mit Lästereien hinter dem Rücken der Kollegen. Doch Mobbing tritt in den unterschiedlichsten Formen und Facetten auf. Gerade zu Beginn merken viele Opfer noch nicht einmal, dass sie gemobbt werden. Leider sind einige Mobbing-Täter sehr heimtückisch und gehen subtil vor. Statt offener Konfrontation setzen sie auf Zermürbung und setzen als Waffen gerne versteckte Angriffe, Intrigen oder Sticheleien ein.

Geschossen wird entweder gegen die Leistung und Kompetenz der Mobbing-Opfer oder auch direkt gegen deren Aussehen und Ansehen. Alle Formen und Angriffe haben jedoch gemein, dass sie ungemein verletzend für Betroffene sind. Im Folgenden finden Sie typische Mobbing Beispiele und Formen sowie Warnzeichen, auf die Sie achten sollten, um Mobbing rechtzeitig zu erkennen:

Kritik

Fehler kommen vor. Ebenso, dass man dafür kritisiert wird. Aber wenn das Nörgeln überwiegt, wenn es grundlos ist oder wenn Ihre grundsätzliche Kompetenz immer wieder in Frage gestellt und nicht konstruktiv kritisiert wird, ist das ein Zeichen für Schikane. Insbesondere wenn das Ziel der Kritik ist, Sie lächerlich zu machen, einzuschüchtern und respektlos zu behandeln. In zunehmendem Maß wird solche Kritik auch persönlich: Die Mobber machen sich über körperliche Schwächen, die Figur oder Frisur, die Kleidung oder einen Sprachakzent lustig. Mit dem Job hat das jedenfalls schon lange nichts mehr zu tun.

Falsche Bewertungen

In vielen Fällen geht das Mobbing allerdings direkt vom Chef aus (hier wird auch vom Bossing gesprochen). Der boykottiert etwa Gespräche oder die Zusammenarbeit, macht unsachliche Andeutungen, bauscht Mini-Fehler zu Tragödien auf und bewertet Sie und Ihre Leistungen vollkommen falsch und ungerecht. Für Opfer ist diese Situation besonders schwierig – Hilfe kann es in diesem Fall von anderen Kollegen oder dem nächsthöhere Vorgesetzte.

Ausgrenzung

Nicht nur singulär wie etwa vom gemeinsamen Mittagessen, sondern systematisch: vom Plausch in der Kaffeeküche (oder die Runde verstummt, sobald Sie aufkreuzen), von Meetings (zu denen Sie nicht eingeladen oder die kurzfristig verschoben werden – was Ihnen allerdings keiner sagt) oder Treffen der Abteilung. Die Täter behandeln Sie wie Luft, gehen Ihnen aus dem Weg und grenzen Sie aus. Ein typisches Signal für Antipathien und Heimtücke.

Lautstärke

Manche Chefs haben mehr Temperament als andere. Sie sind emotionaler, impulsiver, werden vielleicht auch einmal laut. Das muss man zwar nicht hinnehmen, kann aber darüber hinweg sehen, wenn es im Rahmen bleibt. Nobody is perfect. Aber wenn Sie regelmäßig angeschrieen werden, womöglich sogar vor versammelter Mannschaft, dann ist das nicht nur unverschämt und illegal, sondern Mobbing. Die Betonung liegt allerdings auf „regelmäßig“.

Lügen

Flurfunk, Gerüchte, Klatsch und Tratsch gibt es in jedem Unternehmen. Das hat sogar Vorteile. Wenn dieses Hörensagen jedoch destruktiv und anhaltend gegen Sie gerichtet ist, um Ihrem Ruf zu schaden, wenn es den Charakter von beleidigenden Unterstellungen bekommt, dann ist das üble Nachrede – und justiziabel. Solche Gerüchte und Unwahrheiten gelten als häufigste Form des Mobbings.

Beleidigungen

Neben Sticheleien kommt es beim Mobbing auch immer wieder zu Beleidigungen. Diese können dem Opfer gegenüber direkt ausgesprochen oder hintenrum wie die angesprochenen Gerüchte verbreitet werden. Unter solch einem Psychoterror leiden Betroffene besonders stark und wissen oftmals nicht, wie Sie mit der Situation umgehen sollen. Wenn Sie am Arbeitsplatz ernsthaften Beleidigungen ausgesetzt sind, sollten Sie erkennen, dass es sich dabei nicht um eine raue Kommunikation, sondern um eine form des Mobbings handelt.

Sabotage

Noch einen Schritt weiter und man sagt Ihnen nicht nur Übles nach, sondern sorgt auch dafür, dass es stimmt. Ihr Computer wird manipuliert, Unterlagen verschwinden, Telefonterror setzt ein, Kollegen intrigieren gegen Sie. Kurz: Man versorgt Sie mit Fehlinformationen und setzt Sie unter Druck und sorgt so dafür, dass Sie Fehler machen, als „dumm“ dastehen oder sich blamieren. Eindeutiger geht Mobbing nicht.

Informationsausschluss

Geht in dieselbe Richtung wie der Punkt davor. Werden Ihnen regelmäßig wichtige Informationen vorenthalten (um Ihnen zu schaden), handelt es sich dabei auch um Mobbing. Gibt ein Kollege beispielsweise absichtlich eine Information nicht weiter, die für ein Projekt von Bedeutung ist und Auswirkungen auf Ihre Arbeit hat, ist dies definitiv eine Form von Mobbing.

Gewalt

Es gibt subtile Formen von Gewalt. Mobbing ist psychisch ausgeübte Gewalt. Dazu gehören auch sexuelle Belästigungen oder Einschüchterung, ebenso Gewaltandrohungen. Wenn Kollegen Sie mit Zweideutigkeiten in Verlegenheit bringen, Sie gegen Ihren Willen berühren oder dafür sorgen, dass Sie Ihre Meinung nicht mehr äußern (aus Angst), ist das psychische Gewalt und eine Form von Mobbing.

Über-/Unterforderung

Im Arbeitsrecht fällt auch das eindeutig unter Mobbing: Man gibt Ihnen Aufgaben, die entweder unter Ihrem Niveau liegen und herabwürdigend sind – oder Sie bekommen ein Projekt, das Sie unter den jeweiligen Bedingungen gar nicht schaffen können. Kurz: Man setzt Sie unter enormen psychischen Druck, stellt extreme Anforderungen – und hofft auf Ihr Versagen. Klassisch in dem Zusammenhang auch: Sobald klar ist, dass Sie an dem Abend einen wichtigen privaten Termin haben (wie etwa Elternsprechtag, Hochzeitstag), überträgt Ihnen der Chef eine Aufgabe, der keinen Aufschub duldet. Und während alle zusammen Bier trinken gehen, schieben Sie Überstunden.

Heinz Leymann ist Experte und einer der wichtigsten Forscher zum Thema Mobbing. Er hat insgesamt 45 Mobbing-Handlungen identifiziert und in verschiedene Kategorien unterteilt. In diesem PDF haben wir die verschiedenen Arten von Mobbing für Sie aufgelistet.

Kein Mobbing? Was nicht dazu zählt

Es gibt viele eindeutige Fälle von Mobbing, doch sollte der Begriff nicht inflationär verwendet werden. Nicht jedes scheinbare Fehlverhalten am Arbeitsplatz ist Mobbing, nicht jede Situation, die einem Mitarbeiter missfällt oder in der er sich ungerecht behandelt fühlt, ist strafbar und verboten.

Das Problem: Es ist in der Praxis oftmals schwierig, eine klare Grenze zu ziehen, an der Mobbing beginnt. Im Zweifelsfall muss deshalb genau auf die Definition geachtet werden, um zwischen zwischen Ausgrenzung und Mobbing zu unterscheiden. Erst wenn das Anfeinden, Schikanieren und Diskriminieren also wirklich systematisch und wiederholt erfolgt, kann von Mobbing die Rede sein.

Ein Beispiel aus dem Arbeitsrecht zum besseren Verständnis der Unterteilung: Eine Verwaltungsfachkraft fühlte sich von ihrer Geschäftsführerin gemobbt. Diese habe sie in Fachfragen regelmäßig übergangen und ihr damit die bisherige Leitungsrolle in der Abteilung entzogen.

Schließlich hätte ihre Chefin sie morgens nicht mal mehr gegrüßt. Die Frau fühlte sich durch das Verhalten ihrer Chefin schikaniert und klagte beim Arbeitsgericht Mainz auf eine Entschädigung in Höhe von 120.000 Euro.

Die Richter wiesen die Klage jedoch ab. Auch beim Landesarbeitsgericht (Az.: 10 Sa 121/12) hatte die Mitarbeiterin keinen Erfolg, Begründung: Nicht jeder Vorfall, der einem übel aufstößt, ist als gezielte Schikane zu werten. Ein unterbliebener Morgengruß und andere Verletzungen seien unhöflich, aber auch nur subjektive Empfindlichkeiten.

Anders sieht es jedoch aus, wenn die Betroffenen komplett geschnitten werden: Wenn auch die Kollegen nicht mehr mit einem reden, dann ist das schon wie in Isolationshaft.

Mobbing Folgen: Schwerwiegende Störungen

Mobbing hat weitreichenden Konsequenzen im Job, auf die Arbeitsatmosphäre und die Arbeitsqualität. Aber noch schlimmere Auswirkungen im Privatleben der Opfer.

Viele Arbeitnehmer können mit anhaltendem Mobbing und dem damit verbundenen Druck nicht umgehen und leiden durch psychische Erkrankungen auch außerhalb des Büros.

Die meisten Mobbing-Opfer fühlen sich hilflos, elend und ohnmächtig. Ihr Selbstbewusstsein leidet enorm darunter, dass sie sich kaum selber helfen und gegen die Mobbingattacken wehren können.

Neben den psychischen Auswirkungen wie einem stark vermindertem Selbstwertgefühl, Angst vor der Arbeit und langfristig sogar Depressionen bis hin zur Suizidgefahr existieren auch zahlreiche physische Auswirkungen des Mobbings. So leiden die Betroffenen häufig unter:

  • Schlafstörungen
  • Atemproblemen
  • Rückenschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Essstörungen

Nicht wenige Mobbingopfer versuchen mit Medikamenten oder Alkohol ihre Situation erträglicher zu machen. Dazu kommen noch finanzielle Einbußen, wenn infolge des fortgesetzten Mobbings die Arbeitnehmer langfristig krankgeschrieben oder sogar arbeitslos werden.

Mobbing ist strafbar: Das sind Ihre Rechte

Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Deutschland kein allgemeines Anti-Mobbinggesetz. Nichtsdestotrotz ist auch in Deutschland Mobbing strafbar und gilt als Eingriff in das Persönlichkeitsrecht eines Menschen, das durch Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes geschützt ist.

Verschiedene Teilaspekte des Mobbings können Sie also anzeigen. Täter können zum Beispiel strafrechtlich belangt werden wegen…

  • Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch)
  • übler Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch)
  • Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch)
  • Körperverletzung (§ 223 Strafgesetzbuch)

Daneben existiert das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), auf das Sie sich als Mobbingopfer berufen können, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie aufgrund Ihrer ethnischen Herkunft, Ihres Geschlechts, Ihrer Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, Ihres Alters oder Ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden.

Mobbing-Opfer können aber auch vom Beschwerderecht nach dem Betriebsverfassungsgesetz (§84 I BetrVG) Gebrauch machen und sich bei ihrem Arbeitgeber über ungerechte Behandlung beschweren. Dieser muss die Beschwerde prüfen und falls diese zulässig ist, für eine Verbesserung der Situation sorgen. Nach §85 I BetrVG können Sie diese Beschwerde auch direkt – falls vorhanden – an den Betriebsrat richten, der sich dann mit dem Arbeitgeber dazu auseinander setzen muss.

Bekommen Führungskräfte davon Wind, müssen sie übrigens eingreifen. Denn sie haben eine arbeitsrechtliche Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Heißt: Sie müssen den Mobbern sofort Einhalt gebieten – durch…

Gegenwehr: So sollten Sie auf Mobbing reagieren

In jeden Fall sollten Sie sich Mobbing NIE gefallen lassen, sondern zur Gegenwehr ansetzen. Wer schweigt und duldet, stärkt Mobbing und Mobbing-Täter eher noch. Sie fühlen sich ohnmächtig und hilflos, doch je mehr Sie sich wehren, desto größer die Chancen, das Mobbing zu beenden.

Natürlich ist es zunächst einmal die Aufgabe der Vorgesetzten dafür zu sorgen, dass Mobbing am Arbeitsplatz von vornherein verhindert wird. Die vielen Mobbingfälle zeigen jedoch, dass dies nicht immer funktioniert.

Deshalb sollten die Gemobbten selbst aktiv werden. Auf keinen Fall sollten Sie sich dabei in die Opferrolle fügen und passiv werden.

Werden Sie vielmehr aktiv und handeln Sie. Tatsächlich gibt ein paar Strategien, wie sich Mobbing-Opfer wehren können:

  • Ignorieren
    In diesem Fall heißt „aktiv“ zu werden, dass Sie vollkommen „passiv“ sind und überhaupt keine Reaktion auf das Mobbing zeigen. Wenn Sie genug Freunde im Unternehmen haben und Sie sicher sein können, dass Ihrem Vorgesetzten der Querulant und dessen Aktionen egal sind, dann zeigen Sie dem Mobber die kalte Schulter. Das durchkreuzt die Pläne und trägt zur Deeskalation bei – dem wichtigsten Ziel bei Mobbing. Oft geben solche Typen schnell auf, wenn sie merken, dass ihre Gehässigkeiten, Gerüchte und Gemeinheiten keinerlei Wirkung haben. Im Gegenteil: Sie selbst stehen vor den anderen plötzlich als Dreckwerfer da… Diese Fälle sind allerdings selten.
  • Angreifen
    Gibt der Mobber nicht auf oder schart er zunehmend mehr Verbündete um sich, müssen Sie aktiv werden und dem Mobber Paroli bieten. Sprechen Sie ihn erst unter vier Augen an (manche lenken nur dann ein), danach vor Zeugen. Ebenso können Sie den Betriebsrat einschalten. Offenbaren Sie sein Verhalten vor Kollegen und machen Sie ihm klar, dass Sie notfalls juristische Schritte unternehmen, falls er nicht aufhört. So gewinnen Sie zudem Respekt und dokumentieren Stärke. Sammeln Sie vor der Aussprache aber unbedingt ein paar stichhaltige Beweise. Zur Not indem Sie noch eine Weile Opfer spielen und den Büroterroristen so in Sicherheit wiegen, bis er in die Falle tappt. Mobbing ist strafbar.
  • Auffordern
    Spätestens wenn ein Gespräch keine Besserung bringt, sollten Sie den Mobber schriftlich dazu auffordern, sein Verhalten zu unterlassen und zu ändern. Hier können Sie erneut deutlich machen, dass Sie den Arbeitgeber informieren und rechtliche Schritte einleiten werden.

    Führen Sie zudem ein Mobbing-Tagebuch: Sollte es später zu einem Rechtsstreit kommen, liegt die Beweislast oft bei den Mobbing-Opfern. Weil viele Täter aber so klug sind, ihre Schikane nicht vor Zeugen oder schriftlich zu begehen, wird das meist schwierig. Dann steht Aussage gegen Aussage. Eine – durchaus juristisch akzeptierte – Alternative ist, ein sogenanntes Mobbing-Tagebuch zu führen. Halten Sie darin minutiös die Attacken und Angriffe fest – mit Datum, Uhrzeit, Namen und exakter Beschreibung. Die Aufzeichnung wiegen zwar nicht so schwer wie Schriftstücke oder Zeugen. Sie können damit aber auf jeden Fall die Systematik und Regelmäßigkeit des Mobbings nachweisen und damit, dass es überhaupt Mobbing ist.
  • Rückzug
    Wenn gar nichts hilft, bleiben Ihnen nur zwei Alternativen: der Gang zum Chef oder die Kündigung. Bei Ersterem ist wichtig, dass Sie den Vorgesetzten auf seine Fürsorgepflicht aufmerksam machen und über interne Jobalternativen diskutieren. Bleiben Sie dabei aber unbedingt sachlich. Wer sich ausheult und klein macht, ramponiert seinen Ruf. Sie monieren Unrecht – deswegen sind Sie noch lange nicht wehr- oder hilflos. Der Heldennotausgang Kündigung ist hingegen oft sogar das Ziel der Mobber – vor allem, wenn einer davon der Chef ist. Auch wenn Ihnen der Abschied dann wie eine Niederlage erscheint – machen Sie sich klar: ein Unternehmen mit einer solchen Intrigantenkultur hat Sie nicht verdient. Und Ihre Gesundheit ist es auch nicht wert, auszuharren.

Achtung Mobber: Mobben kränkt und macht krank

Mobben macht krank. Wie Richard Ryan, Sozialpsychologe an der Universität von Rochester und seine Co-Autorin Nicole Legate ermitteln konnten, sind die Auswirkungen auf die Psyche der Täter alles andere als das, was die sich vielleicht naiv erhoffen: Spaß, Genugtuung, Machtgefühle. Das Gegenteil ist richtig: Sie leiden selbst darunter.

Andere auszugrenzen, erzeugt Scham- und Schuldgefühle, und mit der Zeit schwindet auch noch das Gefühl dabei unabhängig zu sein. Denn ausgrenzen und mobben strengt an. Auch wenn das Ziel der Attacken das vermeintliche Opfer ist, der Täter wird auch dessen Opfer, denn er muss jetzt seine Rolle durchhalten und sein Ziel erreichen. Und weil zum Mobben immer zwei gehören (einer, der mobbt und einer, der sich mobben lässt), rückt der Erfolg in immer weitere Ferne, je autonomer und souveräner das Opfer bleibt.

Die Autoren gehen sogar soweit zu sagen, dass die Täter ähnlich gestresst sind wie die Opfer. In den Studien ließ sich nachweisen, dass bei den Tätern dieselben Schmerzmechanismen im Gehirn ausgelöst wurden, wie bei Opfern körperlicher Gewalt. Kurz: Mobben macht die Mobber selber fertig.

Fürsorgepflicht von Vorgesetzten: Schritte gegen Mobbing

Manager MÜSSEN eingreifen, wenn sie Mobbing wahrnehmen. Noch besser wäre es allerdings, Aufklärungsarbeit zu leisten und so die Mobbing-Prävention vorantreiben, damit es erst gar nicht dazu kommen kann.

Ist es aber erst einmal passiert, sind Zusehen und Schweigen keine Lösung. Das Landesarbeitsgericht Thüringen hat das in einem Urteil (vom 10.4.2001, AZ 5Sa 403/00) einmal so formuliert:

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, das allgemeine Persönlichkeitsrecht der bei ihm beschäftigten Arbeitnehmer nicht selbst durch Angriffe in deren Persönlichkeits- oder Freiheitssphäre zu verletzen, diese von Belästigungen durch Mitarbeiter oder Dritte, auf die er einen Einfluss hat, zu schützen, einen menschengerechten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen und die Arbeitnehmerpersönlichkeit zu fördern.

Die nachfolgenden Schritte sind sicher nicht leicht durchzuführen, doch als Führungskraft müssen Sie schließlich auch mit Konflikten und Auseinandersetzungen umgehen können. Sollten Sie Psychoterror und Mobbing innerhalb Ihres Teams entdecken, müssen Sie einschreiten und handeln – Sie sind dazu sogar gesetzlich verpflichtet:

  • Gespräch suchen
    Es klingt banal, kann aber viele Probleme lösen: Suchen Sie das Gespräch mit den mobbenden Mitarbeitern. Bereiten Sie sich darauf vor, in dem Sie das problematische Verhalten im Vorfeld dokumentieren und im Gespräch klar benennen. Machen Sie deutlich, dass die Initiative von Ihnen ausgeht und SIE sich am Verhalten stören. Es sollte klar werden, dass der gemobbte Mitarbeiter mit dem Gespräch nichts zu tun hat und Sie allein als Chef Anstoß am Verhalten nehmen.
  • Ursachen klären
    Versuchen Sie sowohl durch Vier-Augen-Gespräche als auch im Team die Ursachen für das Mobbing herauszufinden. Nicht selten fungiert der gemobbte Mitarbeiter lediglich als Blitzableiter oder willkommenes Ventil für ganz andere, lange aufgestaute Probleme und Konflikte. Versuchen Sie, die Ursachen nicht nur zu identifizieren, sondern diese auch den mobbenden Mitarbeitern bewusst zu machen und Lösungen zu finden.
  • Konsequenzen aufzeigen
    Mit dem Gespräch allein ist es in den meisten Fällen natürlich nicht getan. Weisen Sie den oder die mobbenden Mitarbeiter auf das Verhalten hin und machen Sie die Konsequenzen klar, falls der Täter sein Verhalten nicht abstellt. Wie oben schon erwähnt, gibt es eine klare Eskalations-Dramaturgie aus Ermahnung, Abmahnung und Kündigung.
  • Entlastung bringen
    Ist Belastung durch das Mobbing akut und der betroffene Mitarbeiter bereits angeschlagen, sollten Sie Sofort-Maßnahmen ergreifen und für zeitnahe Entlastung sorgen. Das kann durch die Versetzung oder – im Extremfall – Beurlaubung des mobbenden Mitarbeiters geschehen. Das Mobbing-Opfer zu beurlauben, sendet oft das falsche Signal und kann vom Betroffenen als weitere Strafe missverstanden werden. Sollte dieser Schritt nötig sein, müssen Sie ihn auf jeden Fall ankündigen und erklären.
  • Unterstützung suchen
    Laufen Ihre initialen Maßnahmen ins Leere, sollten Sie externe Unterstützung suchen. Hier kann es sich um professionelle Supervisoren oder Streitschlichter handeln, die ins Team kommen und den schwelenden Konflikt und das Mobbing vor Ort angehen. Sie können aber auch den Betriebsrat – spätestens an diesem Punkt – einschalten. Ob dessen Unterstützung ausreicht, darf aber bezweifelt werden.

Adressen, Anlaufstellen und Beratung für Mobbing-Opfer

Weil Mobbing – leider – längst kein Ausnahmephänomen mehr ist, gibt es inzwischen zahlreiche Beratungsstellen, Mobbingtelefone und Hilfsvereine, an die sich Betroffene wenden können. Die nachfolgende Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich eine erste Übersicht liefern, die von uns immer wieder ergänzt und erweitert wird.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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