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Sicherheitsdenken: Wie es uns einschränkt

Wer wagt, gewinnt – kann aber auch viel verlieren. Welcher Gedanke überwiegt bei Ihnen? Vor allem in Deutschland ist das Sicherheitsdenken besonders stark ausgeprägt. Alles prüfen, absichern, kontrollieren… Das Bedürfnis nach Sicherheit ist bei vielen tief verwurzelt. Woher kommt das? Tatsächlich kann ein stark ausgeprägtes Sicherheitsdenken und Sicherheitsbedürfnis Menschen enorm einschränken und unser Weiterkommen verhindern…



Sicherheitsdenken: Wie es uns einschränkt

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Definition: Was kennzeichnet Sicherheitsdenken?

Sicherheitsdenken (auch: Sicherheitsbedürfnis) beschreibt das Bestreben oder Verlangen nach mehr Vorsicht und Sicherheit vor unerwünschten Entwicklungen. Unkontrollierbare Situationen erleben Menschen mit großem Sicherheitsbedürfnis als bedrohlich, fühlen sich ohnmächtig und wollen mit ihrem Sicherheitsdenken Risiken in der Zukunft vermeiden.

Hinter einem ausgeprägten Sicherheitsdenken stehen meist traumatische oder prägende Erfahrungen. Zum Beispiel eine erlebte, existenziell bedrohliche Not im Leben – wie ein Überfall auf der Straße, ein Einbruch im Haus oder eine lebensbedrohliche Krankheit. Daraus entwickelt sich manchmal ein starker Kontrollzwang.

Die 4 Bedeutungen von Sicherheit

Nach der Definition des Schweizer Soziologen Franz-Xaver Kaufmann hat „Sicherheit“ vier Dimensionen und Bedeutungen:

  1. Bedürfnis nach Gefahrlosigkeit
  2. Wunsch nach Gewissheit
  3. Verlangen nach Sorglosigkeit
  4. Erwartung von Verlässlichkeit

Alle vier Bereiche bedingen sich gegenseitig: Erst die Gewissheit von verlässlichem Schutz führt zu Sorglosigkeit. Das bedeutet zugleich: Das subjektive Gefühl von Sicherheit kann nur empfunden werden, wenn auch objektiv keine Gefahr droht.

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Gibt es ein deutsches Sicherheitsdenken?

Die Deutschen haben ein hohes Sicherheitsdenken und -bedürfnis. Das belegen nicht nur die zahlreichen und großen Versicherungskonzerne in Deutschland. Im Vergleich zu den USA wagen hierzulande auch viel weniger Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit. Das sagt zum Beispiel der Sozialpsychologe Dieter Frey von der Ludwig-Maximilians-Universität.

Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, sich nach der Uni selbstständig zu machen, antworteten 50 Prozent der US-Studenten mit „Ja“ – in Deutschland waren es nur 10 Prozent.

Woher kommt der Wunsch nach Sicherheit?

Forscher glauben, dass große Sicherheitsdenken hat mehrere Ursachen. Zum einen die beiden Weltkriege und deren Folgen wie Zerstörung, Geldverlust und Inflation. Hinzu kommen die Wirtschaftswunderjahre – so widersprüchlich das auch klingt.

Boris Schapiro, Leiter des Koordinationsstabs für Wissenschaftliche und Technologische Kooperation mit den GUS-Ländern (KWTK), erklärt das so: Wer wieder mehr besitzt, hat auch mehr zu verlieren – und wünscht sich dafür mehr Sicherheit. So würden Boomjahre und anschließende Wirtschaftskrisen dass Sicherheitsdenken und -bedürfnis verstärken.

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Wie wirkt sich Sicherheitsdenken im Job aus?

Starkes Sicherheitsdenken führt fast immer dazu, dass Menschen Risiken jeder Art vermeiden. Sie setzen auf Bewährtes, Routinen und Traditionen. Im Job und Unternehmen ist Sicherheitsdenken eine der größten Wachstumsbremsen überhaupt.

Es verhindert Innovationen und sorgt dafür, dass Betroffene nichts Neues mehr ausprobieren, Bestehendes hinterfragen oder auch mal Ungewissheit aushalten. „Krisen sind Chancen.“ Das Sprichwort ist zwar wahr – trotzdem glauben in Krisenzeiten viele ihrer Angst mehr als ihren Möglichkeiten.

Ein Jobwechsel in unsicheren Zeiten? Auf keinen Fall! Sein Geschäftsmodell verändern? Bloß nicht! Eine mutige Entscheidung treffen? Lieber nicht! Angst essen Seele auf. Und Sicherheitsdenken wird zum Erfolgskiller.

Zitate und Sprüche zur Sicherheit

  • „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen“ (John Lennon)
  • „Ich finde es bedenklich, wenn einer keine Fehler macht. Das weist auf zu großes Sicherheitsdenken.“ (Hermann Wagner)
  • „Sitzenbleiben schützt allerdings gegen die Gefahr zu fallen.“ (Christian Friedrich Hebbel)
  • „Man muss bereit sein sich von dem Leben zu lösen, das man geplant hat, damit man das Leben findet, das auf einen wartet.“ (Unbekannt)
  • Sicher ist, dass es niemals vollkommene Sicherheit gibt. (Unbekannt)
  • „Die Rente ist sicher.“ (Norbert Blüm)


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Woher kommt der Wunsch nach Kontrolle und Sicherheit?

Der Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit ist eines der Ur-Bedürfnisse der Menschen. Dazu haben Sie schon immer Mauern, Wehrzäune und Burgen gebaut. Es ist ein sogenanntes „Defizitbedürfnis“ – so nennt es auch Abraham Maslow in seiner Bedürdnispyramide:

Maslow Bedürfnispyramide Sicherheitsdenken Sicherheitsbedürfnis

Defizitbedürfnis bedeutet: Das Sicherheitsbedürfnis muss generell befriedigt sein, um überhaupt so etwas wie Zufriedenheit zu empfinden. Bleibt es unerfüllt, fehlt etwas Entscheidendes im Leben – deshalb empfinden wir ein „Defizit“ und werden unsicher oder bekommen Angst. Erst wenn die Defizitbedürfnisse erfüllt sind, können wir nach höherem Streben – Anerkennung oder Selbstverwirklichung.

Wie der Wunsch nach Kontrolle das Gegenteil bewirkt

Indem wir krampfhaft Risiken vermeiden oder versuchen, alles zu kontrollieren, bewirken wir nur das Gegenteil: Wir blockieren uns selbst, verlieren unsere Flexibilität und Spontanität und sitzen noch dazu einer gefährlichen Illusion auf.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus! „Survival of the fittest“ bedeutet, dass im Leben und Berufsleben vor allem jene Erfolg haben und überleben, die sich dem stetigen Wandel immer wieder anpassen und Improvisationstalent besitzen. Das aber gewinnen und trainieren wir nicht durch Sicherheitsdenken, sondern durch Mut und Neugier.

Angst lässt erstarren. Krisensicher wird, wer wagt. Und gewinnt. Eine Garantie gibt es sowieso nicht – in das gilt für beide Richtung: Worst-Case oder Erfolg.


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