Kritik: Definition, 5 Formen, 10 goldene Regeln

Kritik ist eine zentrale Form der Kommunikation. Oft unangenehm, aber unvermeidbar. Nur dadurch können wir aus Fehlern lernen und uns weiterentwickeln. Wie richtig mit Kritik umgehen – und was sind die 10 goldenen Regeln für Feedback? Alle Antworten…

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Definition: Was bedeutet Kritik?

Kritik (englisch: Feedback) bedeutet, eine Sache, ein Verhalten, eine Leistung oder Person mittels subjektiver oder objektiver Maßstäbe zu beurteilen. Kritik kann sowohl positiv als auch negativ sein und ist eine wesentliche Form der Urteilsbildung.

Formen der Kritik

  • Positive Kritik

    Positive Kritik ist motivierend und fokussiert auf die Wertschätzung von Leistungen oder Verhaltensweisen. Sie kann aber negativ wirken, wenn das Lob zu lapidar daher kommt und sich so selbst entwertet.

  • Negative Kritik

    Negative Kritik konzentriert sich auf die Beanstandung oder den Tadel von Fehlern. Das kann aber ebenso konstruktiv passieren – z.B. in einem regelmäßigen Feedbackgespräch.

  • Konstruktive Kritik

    Konstruktive Kritik begegnet dem anderen stets auf Augenhöhe und mit Respekt. Sie bietet neben der Rückmeldung gleichzeitig Lösungsvorschläge und Hinweise zur Korrektur.

  • Destruktive Kritik

    Destruktive Kritik ist weder sachdienlich, noch wohlwollend oder weiterführend. Sie will verletzen, zerstört Vertrauen und Beziehungen und führt zu keiner positiven Veränderung.

  • Selbstkritik

    Selbstkritik ist die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen, zu analysieren und zu verbessern. Es ist eine Form der Selbstreflexion, die die Selbstwirksamkeit stärken oder das Selbstwertgefühl schwächen kann.

Kritik Synonyme

Häufige Synonyme sind: Beanstandung, Begutachtung, Bemängelung, Besprechung, Beurteilung, Einschätzung, Gemecker, Gutachten, Missbilligung, Rezension, Stellungnahme, Tadel, Urteil, Verriss, Wertung oder Würdigung.

Kritik Bedeutung und Ursprung

Etymologisch stammt der Begriff „Kritik“ vom griechischen Wort „kritikē“, abgeleitet von „krínein“, was übersetzt „unterscheiden“ oder „beurteilen“ bedeutet. In der Philosophie wird Kritik als eine zentrale Funktion der Vernunft betrachtet, die zur Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum beiträgt.

Die meisten Menschen verstehen unter Kritik eine negative Einschätzung. Sie kann aber genauso positiv oder neutral sein – z.B. in Form einer Besprechung oder Würdigung eines wissenschaftlichen oder künstlerischen Werkes (Literaturkritik, Filmkritik). Oder als kritische Stellungnahme zu einer politischen Aussage oder gesellschaftlichen Entwicklung (Sozialkritik, Medienkritik).

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Destruktive vs. konstruktive Kritik: Unterschiede?

Kritik lässt sich sowohl in der Absicht des Kritikers als auch in der Wirkung auf die kritisierte Person unterscheiden – je nachdem, ob sie positiv oder negativ gemeint oder formuliert ist. Besonders deutliche werden diese Unterschiede bei den Kritikformen der destruktiven bzw. konstruktiven Kritik:

Konstruktive Kritik

Destruktive Kritik

respektvoll verletzend
wohlwollend zerstörerisch
auf Augenhöhe von oben herab
sachlich persönlich
konkret allgemein
lösungsorientiert endgültig
bietet Chance zur Verbesserung bleibt ohne Mehrwert

„Kritik ist kein Gift, sondern Medizin, auch wenn sie bitter schmeckt.“

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Welche Bedeutung hat Kritikfähigkeit im Berufsleben?

Kritikfähigkeit hat vor allem im Berufsleben eine hohe Bedeutung. Sie beschreibt die Fähigkeit, professionell und sachlich Kritik zu üben sowie damit erwachsen umzugehen.

Kritikfähigkeit bedeutet jedoch nicht, jede Form der Kritik ungeprüft anzunehmen. Vielmehr geht es darum, Kritik kritisch zu reflektieren und zu hinterfragen und im berechtigten Fall konstruktive Konsequenzen daraus zu ziehen und aus Fehlern zu lernen – oder im unberechtigten Fall die Kritik sachlich zurückzuweisen.

Ausgeprägte Kritikfähigkeit – auf beiden Seiten! – kann Konfliktpotenziale senken, zu einem positiven wie produktiven Arbeitsumfeld beitragen und die Zusammenarbeit sowie das persönliche Wachstum fördern. Sie zählt deshalb heute zu den wichtigsten Soft Skills im Berufsleben und sollte unbedingt erlernt und trainiert werden.

„Das Niveau der Kritik sagt auch etwas über das Niveau des Kritikers aus.“ (Christa Schyboll)

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Kritikfähigkeit trainieren: 10 goldene Feedbackregeln

Kritik positiv und konstruktiv zu formulieren, lässt sich üben. Damit Kritik auf offene Ohren stößt und angenommen wird, sollten Sie stets die 10 goldenen Feedbackregeln beachten:

  1. Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen!
    Nehmen Sie sich für das Gespräch ausreichend Zeit. Nie im Affekt kritisieren – erst nach gründlicher Analyse von Ursachen und Auswirkungen!
  2. Wahrnehmungen beschreiben, nicht sofort bewerten!
    Schildern Sie zunächst nur, welches Verhalten Ihnen aufgefallen ist und welche (negativen) Konsequenzen das hat.
  3. Konkrete Beispiele nennen, nicht verallgemeinern!
    Formulieren Sie so präzise wie möglich – idealerweise mittels Ich-Botschaften („Mir ist aufgefallen…“). Pauschalurteile oder Verallgemeinerungen sind tabu!
  4. Sachlich bleiben, nicht persönlich werden!
    Bleiben Sie bei belegbaren Fakten und kritisieren Sie nur den Fehler, nicht den Menschen. Vermeiden Sie unbedingt eine abwertende Körpersprache!
  5. Klar und nachvollziehbar formulieren!
    Stellen Sie sicher, dass die Kritik verstanden wird. Wählen sie einfache Worte und begründen Sie die Rückmeldung schlüssig und verständlich.
  6. Fair bleiben, auch Einwände hören!
    Lassen Sie dem Kritisierten Zeit, die Botschaft zu verdauen und darauf zu reagieren. Auch Erklärungen und Einwände müssen Gehör finden!
  7. Gegenseitige Motive verstehen und Verständnis zeigen!
    Versuchen Sie die Motive und Beweggründe nachzuvollziehen. Zeigen Sie Empathie und hören Sie aktiv zu.
  8. Nur veränderbare Verhaltensweisen kritisieren.
    Bemängeln Sie nur, was sich auch korrigieren lässt – zum Beispiel Verhaltensweisen, Abläufe oder Leistungen – nicht die Persönlichkeit!
  9. Lösungen vorschlagen und gemeinsam erarbeiten!
    Konstruktive Kritik sollte stets Perspektiven aufzeigen oder Hinweise geben, was und wie sich etwas positiv verändern lässt.
  10. Zeitnah Feedback geben – binnen 48 Stunden!
    Warten Sie mit der Kritik nicht zu lange, sonst leidet die Nachvollziehbarkeit und die Details und Erinnerung verschwimmen.

WWW-Regel für besseres Feedback

Zusätzlich können Sie sich bei Ihren Rückmeldungen an der sogenannten WWW-Regel orientieren:

  1. Wahrnehmung schildern
    Sagen Sie Ihrem Gegenüber zunächst, welches Verhalten Sie beobachtet haben. Also Ihre Sicht der Dinge: Was haben Sie gesehen, beobachtet, empfunden?
  2. Wirkung aufzeigen
    Im zweiten Schritt folgt die Bewertung: Wie wirkt das auf Sie persönlich? Erklären Sie Ihren Standpunkt ganz sachlich und neutral.
  3. Wunsch formulieren
    Abschließend sagen Sie, welches künftige Verhalten Sie sich wünschen oder welche Veränderung Sie erwarten. Formulieren Sie einen klaren Appell oder spezifische Erwartungen.
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Richtig Kritik annehmen

Kritik nutzt nichts, wenn sie auf taube Ohren stößt und nicht angenommen wird. Nur wer berechtigte Kritik akzeptieren und aus Fehlern lernt, entwickelt sich weiter.

Das bedeutet nicht, dass Kritik immer wahr oder berechtigt ist. Allerdings steckt in jedem Feedback oft ein wahrer Kern – und sei es nur, dass man dazu Anlass gegeben hat. Deshalb empfehlen wir folgende Reaktionen auf Kritik – in der Reihenfolge:

  1. Zuhören

    Was genau wird kritisiert? Lassen Sie den Kritiker erst einmal ausreden und reagieren Sie niemals impulsiv oder mit Rechtfertigungen. Die sprechen eher für ein schlechtes Gewissen.

  2. Reflektieren

    Das Wichtigste ist jetzt: Ruhe bewahren und eigene Emotionen reflektieren. Nehmen Sie die Kritik nicht persönlich, sondern sehen Sie darin ein Hilfsangebot und eine Chance, sich zu verbessern.

  3. Zugeben

    Welche Punkte sind berechtigt? Bei berechtigter Kritik sollten Sie unbedingt Verantwortung übernehmen, den Fehler zugeben, sich entschuldigen und Besserung versprechen.

  4. Widersprechen

    Welche Aussage stimmt nicht? In dem Fall dürfen und sollten Sie dem Feedback widersprechen, Fakten richtigstellen und sachlich dagegen argumentieren.

  5. Lernen

    Was nehme ich aus der Kritik mit? Nutzen Sie die Chance zur Persönlichkeitsentwicklung und lernen Sie aus möglichen Fehltritten oder -entscheidungen und machen Sie es in Zukunft besser.

Kritikfähigkeit erkennen

Lernen Sie mit Kritik professionell umzugehen. Diese Fähigkeit wird Sie ein Leben lang begleiten – nicht nur im Job, sondern auch in privaten Beziehungen. Kritikfähigkeit ist ein Zeichen für charakterliche und emotionale Reife.

    Kritikfähig ist, wer…

  • andere ausreden lässt.
  • zuerst aufmerksam zuhört.
  • Feedback selbstkritisch prüft.
  • Fehler zugeben kann.
  • an Schwächen wächst.
  • Kritik nicht persönlich nimmt.
    Nicht kritikfähig ist, wer…

  • anderen ins Wort fällt.
  • nur seine Meinung gelten lässt.
  • auf Feedback nicht eingeht.
  • sofort Gegenkritik übt.
  • keine Verantwortung übernimmt.
  • persönlich und polemisch wird.



Eine Ursache für den mangelhaften Umgang mit Kritik liegt oft in einem falschen Verhältnis zu eigenen Schwächen oder starken Minderwertigkeitsgefühlen. Diese werden dann durch eine „arrogante“ Reaktion überkompensiert.

In schweren Fällen kann Kritikunfähigkeit auch ein Hinweis auf eine Profilneurose bzw. Persönlichkeitsstörung wie zum Beispiel Narzissmus sein.

„Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart.“ (Noël Coward)

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Kritikfähigkeit in der Bewerbung

Kritikfähigkeit ist nicht nur eine viel gesuchte Stärke in der Bewerbung. Darin stecken gleich mehrere Potenziale und soziale Kompetenzen wie zum Beispiel Lernfähigkeit, Lösungsorientierung und Konfliktfähigkeit.

Deshalb fragen Personaler im Vorstellungsgespräch zum Beispiel nach den größten Schwächen. Auch hierbei sollten Sie stets konstruktiv antworten – bewährt hat sich diese 3-teilige Formel:

  1. Situation schildern

    „Deshalb neige ich zu…“ (Schwäche)

  2. Gegenmaßnahme nennen

    „Aus diesem Grund habe ich…“ (Aktion)

  3. Positive Entwicklung zeigen

    „Das hat dazu geführt, dass ich…“ (Veränderung)

Idealerweise behaupten Sie Ihre Kritikfähigkeit nicht nur, sondern belegen diese immer mit konkreten Beispielen aus der Praxis und bisherigen Jobs – und zeigen gleichzeitig, wie Sie sich durch die Kritik positiv weiterentwickelt haben.

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Häufige Fragen zu Kritik

Was ist Kritik?

Kritik bezeichnet die Beurteilung einer Sache, eines Verhaltens, einer Leistung oder einer Person mittels subjektiven oder objektiven Maßstäben. Allgemein wird darunter jedoch eine Missbilligung oder Ablehnung verstanden, die Betroffene negativ angreift (siehe: Ad-hominem-Angriff).

Was sind Kritik Beispiele?
  • Die Literaturkritik (Rezension) setzt sich mit individuellen literarischen Werken (Romane, Biografien, Fach- und Sachbücher) auseinander und bewertet dabei meist Stil, Inhalt und Gehalt nach gedanklichen und ästhetischen Maßstäben.
  • Die Sozialkritik beschäftigt sich in erster Linie mit gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen und betrachtet diese unter Gesichtspunkten wie politischen Missständen, soziale Gerechtigkeit, Erhalt oder Fortschritt für menschliche Bedürfnisse.
  • Die Medienkritik prangert zumeist Missstände im Angebot der Massenmedien oder Werbung an oder setzt sich mit einzelnen Sendungen (z.B. Tatort), Filmen und Formaten oder Aussagen auseinander.
  • Die Zeitkritik ist eine Einschätzung und Stellungnahme zur Geisteshaltung der Gegenwart.
Ist Kritik positiv oder negativ?

Kritik ist eine Bewertung eigenen Arbeit, Leistungen oder Verhaltensweisen durch eine oder mehrere Personen. Kritik kann sowohl positiv als auch negativ sein, ebenso konstruktiv wie destruktiv. Entscheidend ist die Absicht dahinter und der richtige Umgang mit dem Feedback.

Was sind die Merkmale von Kritik?

Wesentliche Merkmale von Kritik sind:

  • Sachlichkeit
    Kritik spiegelt oft die persönliche Meinung des Kritikers wider, sollte aber dennoch sachlich fundiert sein.
  • Nachvollziehbarkeit
    Ein Kritiker muss seine Einschätzung mit Maßstäben, Fakten und klaren Argumenten begründen, damit die Kritik nachvollziehbar ist.
  • Zielorientierung
    Kritik erfüllt einen Zweck – idealerweise soll sie informieren und verbessern. Das (positive) Motiv muss für Kritisierte erkennbar sein.
  • Konstruktivität
    Kritik bietet nicht nur eine positive und negative Beurteilung der Stärken und Schwächen, sondern dazu auch Verbesserungsvorschläge oder Lösungen.
Welche Arten von Kritik gibt es?

Unterschieden werden vor allem positive und negative Kritik bzw. konstruktive und destruktive Kritik. Die wesentlichen Unterschiede sind:

Konstruktive Kritik Destruktive Kritik
sachlich angreifend
auf Augenhöhe von oben herab
lösungsorientiert verletzend
Wie reagieren Sie auf Kritik?

Kritik sollte zunächst ernstgenommen, geprüft und nicht gleich zurückgewiesen werden. Gleichzeitig sollten Betroffene Kritik nie persönlich nehmen, sondern das Feedback und die Argumente hinterfragen – Richtiges annehmen und umsetzen, Falsches zurückweisen. Die Grundregel: Kritik ist keine Einbahnstraße! Wer kritisiert, darf dafür ebenfalls kritisiert werden.


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