Beispiele in der Bewerbung: Beschreiben statt behaupten!
Kleine Geschichten, Anekdoten und Beispiele in der Bewerbung beleben nicht nur das Bewerbungsschreiben – sie geben Kandidaten eine persönliche Kontur. Ihre Erfahrungen und Kompetenzen werden erst durch Beispiele in der Bewerbung plastisch, konkret und glaubhaft.
Vergleichen Sie selbst die Wirkung der folgenden beiden Sätze:
- „Ich verfüge über hohe Teamfähigkeit, organisatorisches Talent und eine schnelle Auffassungsgabe.“
- „In meinem aktuellen Job habe ich ein 10-köpfiges Team geleitet. In dieser Funktion konnte ich mehrere Projekte erfolgreich koordinieren in weniger als 2 Wochen eine Lösung für das Problem erarbeiten.“
Sie merken selbst: Inhaltlich sagen beide Sätze dasselbe. Aber die erzählerische zweite Variante spricht viel mehr die Emotionen des Lesers an und startet das Kopfkino. Personaler sehen hierbei den Bewerber regelrecht, wie er oder sie ein Team leitet, organisiert und Ziele schnell erreicht. Und genau das ist der Effekt von Beispielen in der Bewerbung!
Was sind die Vorteile von Beispielen in der Bewerbung?
Der Einsatz von erzählerischen Anekdoten und Beispielen hat in der Bewerbung gleich mehrere Vorteile:
- Die Bewerbung wird lesbarer, lebendiger und besteht nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Schlagworten.
- Statt reinen Behauptungen glauben zu müssen, können Personaler die vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen aus den Beispiele lesen.
- Die genannten Qualifikationen prägen sich dank der Beispiele deutlich besser ein und werden stärker erinnert – mitsamt des Kandidaten.
- Durch eine geschickte Vorrecherche und Auswahl der Beispiele können Bewerber subtil unterstreichen, warum Sie perfekt zur ausgeschriebenen Stelle passen.
Wohin gehören die Beispiele in der Bewerbung?
Wenn wir von einem typischen Aufbau des Anschreibens mit Einleitung, Hauptteil, Unternehmensbezug und Schlussteil ausgehen, dann gehören die Beispiele vor allem in den Hauptteil und Unternehmensbezug. Hier formulieren Sie relevante Soft Skills oder nennen einschlägige Erfahrungen aus früheren Jobs oder Praktika.
Statt dabei nur zu schreiben, dass Sie diese oder jene Stärke mitbringen, umschreiben Sie diese besser in 1-2 Sätzen. Dabei sollten Sie sich dann auf maximal 2-3 Skills wirklich relevante Eigenschaften beschränken. Erstens, weil Sie dafür kaum mehr Platz im Anschreiben haben; zweitens, weil starke Argumente durch viele schwache nicht stärker werden.
Können zu viele Beispiele in der Bewerbung schaden?
Auch hier ist es wie bei allen Dingen: Die Dosis macht das Gift. Besteht das Anschreiben nur noch aus Beispielen, wird es zu lang und zu narrativ. Es erinnert dann fast schon an einen Besinnungsaufsatz, und das wäre nicht wirklich professionell. Formulieren Sie Ihre Beispiele auch noch kryptisch, hat der Personaler keine Chance, die Bewerbung und Ihre Qualifikationen schnell zu erfassen oder richtig einzuschätzen. Folge: Bewerbungsabsage.
Mehr als drei Beispiele sollten Sie daher nie formulieren. Das würde das Anschreiben sprengen. Umso wichtiger ist, dass Sie diese kleinen Einschübe und Belege sorgsam auswählen und diese dafür umso mehr betonen.
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Beispiele im Bewerbungsgespräch: Mehr Storytelling bitte!
Auch im Bewerbungsgespräch werden Sie die Chance bekommen, Ihr Profil mitsamt Qualifikationen und Persönlichkeit zu schärfen. Auch hier überzeugen Geschichten und Beispiele mehr als Floskeln vom Typ „Ich bin zielorientiert.“
Studien zeigen: Am stärksten und besonders positiv werden jene Kandidaten erinnert, die vor dem geistigen Auge der Personaler besonders einprägsame Bilder hervorrufen konnten. Diese Kunst wird im Fachjargon auch Storytelling genannt.
Tipps für das Storytelling mit Beispielen
Generell haben Bewerber zwei Erzähloptionen, wie sie die Fragen der Personaler mithilfe von Beispielen und Geschichten beantworten können:
-
Reflektorisch
Dabei schätzen Sie sich selbst ein und begründen diese Einschätzung anschließend. Also zum Beispiel: „Ich denke, ich bin teamfähig, weil…“
-
Episodisch
In diesem Fall erzählt der Kandidat zu der gefragten Eigenschaft eine kurze Episode aus seinem bisherigen Berufsleben, die seine Einschätzung dokumentiert und untermauert – so wie im obigen Beispielsatz der Bewerbung.
Es gehört allerdings zur gründlichen Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch, dass Sie sich mit den typischen Fragen zu Erfahrungen und Kompetenzen beschäftigen und dazu passende Beispiele für die Bewerbung überlegen. Die dürfen zwar nicht auswendiggelernt klingen, sollten aber auch nicht lange überlegt werden.
Beispiele für Antworten im Vorstellungsgespräch
- „Ich liebe es, im Team zu arbeiten. Neulich saßen wir im Meeting zusammen, als ich mit meinen englischen Kollegen die zukünftige Aufgabenverteilung besprach…“
- „Da muss ich schmunzeln. Ich denke da gerade an die Situation, als mir vor ein paar Wochen unser Vorstand fünf Minuten vor Beginn einer großen Konferenz ein SMS schickte, dass er dringend zum Flughafen müsse und ich seine Präsentation vor 100 Teilnehmern halten solle…“
- „Wir waren so stolz auf unser Team, als wir nach zwei Wochen den ersten Prototypen in Händen halten konnten…“
- „In diesem Moment habe ich zum ersten Mal gespürt, dass der Vertrieb genau das ist, was mir beruflich die größte Freude bereitet.“
Personaler: „Wir suchen einen Teamplayer.“
Pesonaler: „In dem Job müssen Sie flexibel sein.“
Zeigen Sie überdies bei all den narrativen Elementen immer auch Gefühle, etwa so:
Danach können Sie auch sofort wieder ein reflektorisches Element in Ihre Antwort einbauen und so einen Bezug zur Stelle herstellen. Beispiel:
Letztlich geht es durch die Beispiele und Geschichten – ob schriftlich oder mündlich – immer darum, beim Leser oder Gegenüber das Kopfkino zu aktivieren und so möglichst positiv und emotional in Erinnerung zu bleiben.
Beispiele erzählen mit der STAR-Methode
Das Massachussetts Institute of Technology (MIT) empfiehlt für das Erzählen von Geschichten übrigens die sogenannte STAR-Methode. Das ist ein Akronym und beschreibt damit einen Aufbau einer Erzählung in 4 Schritten:
- Situation: Welche Situation haben Sie vorgefunden?
- Task: Was war Ihre Aufgabe?
- Action: Was haben Sie konkret getan?
- Result: Welches Ergebnis haben Sie erzielt?
Sie können bei der Methode die Reihenfolge von „Situation“ und „Task“ durchaus tauschen. Dann funktionieren die Beispiele in der Bewerbung immer noch. Etwa so:
- „Das Unternehmen XY hat mich an Bord geholt, um den Geschäftsbereich ABC aufzubauen (Task), den es bis dato dort nicht gab (Situation). Ich habe mit meinem Team das Produkt XY auf den Markt gebracht (Action) und damit innerhalb eines Jahres den Umsatz des Gesamtunternehmens um ZZ Prozent gesteigert (Result).“
Beispiele in der Bewerbung sind Ihre Chance, aus der Masse der Standard-Bewerbungsschreiben positiv herauszuragen. Das gilt im Zeitalter von KI-Anschreiben und generischen Texten mehr denn je. Auch wenn es ein bisschen mehr Mühe macht: Überlegen Sie, wie Sie solche Mini-Geschichten auf den Punkt bringen und im Bewerbungsschreiben einbauen. Es lohnt sich!
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