Einfach erklärrt: Was ist Schwarz-Weiß-Denken?
Schwarz-Weiß-Denken (auch: „Dichotomes Denken“ oder „Alles-Oder-Nichts-Denken“) ist ein Denkform in zwei extremen Kategorien. Es gibt nur zwei gegensätzliche Pole – Schwarz oder Weiß – ohne Zwischenstufen. Kein Grau, keine Mitte, keinen Durchschnitt. In der Psychologie wird dies auch „Dichotomie“ genannt.
Typische Formen des Schwarz-Weiß-Denkens sind:
- Richtig oder falsch
- Gut oder schlecht
- Gewinner oder Verlierer
- Sieger oder Versager
- Schlau oder dumm
- Erfolg oder Misserfolg
- Dick oder dünn
- Schön oder hässlich
- Jung oder alt
- Wertvoll oder wertlos
- Mann oder Memme
- Immer oder nie
- Alles oder Nichts
Vergessen werden bei diesem binären Denken jedoch die zahlreichen Graustufen, die das Leben bietet. Die Realität kennt in den allermeisten Fällen viele Abstufungen, Zwischentöne und irgendwas zwischen 0 und 100 Prozent. Unser Gehirn neigt aber leider zu Extremismus, Schubladendenken und simplen Kategorien. Doch leider schadet uns das Schwarz-Weiß-Denken nicht nur geistig. Es kann sogar krank und depressiv machen.
Schwarz-Weiß-Denken Beispiel: Das halbleere Glas
Das Glas ist eben nicht nur halbleer oder halbvoll. Es gibt noch mehr Perspektiven!
Schwarz-Weiß-Denken: Bedeutung und Ursprung
Zurück zur Eingangsfrage: „Was ist das Gegenteil von Schwarz?“ – Bei einer anderen Farbe wäre Ihnen die richtige Antwort sicher leichter gefallen: „Was ist das Gegenteil von Blau?“ Eben… Das kann Rot sein, Grün ginge aber auch. Gelb ebenso. Oder Magenta, Mint, Lila und Schwarz und Weiß sowieso. Im Grunde ist es jede Farbe und alle Farben zusammen – nur eben nicht Blau.
Auch das ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr wir manchmal in Schwarz-Weiß-Kategorien denken: Wir haben, sagen wir, ein weißes Problem und suchen nach einer schwarzen Lösung. Doch das ist ziemlich digital gedacht – Null oder Eins?! Die Lösung könnte ebenso blau, grün, gelb oder rot sein. Metaphorisch gesprochen.
Schwarz-Weiß-Denken Beispiel und Test
Jetzt werden Sie vielleicht sagen: „Ich denke doch gar nicht in solchen Schwarz-Weiß-Kategorien!“ Kann sein. Das wäre natürlich vorbildlich. Aber dürfen wir Sie dann zumindest provokant fragen:
- Wie bunt ist Ihre Vorstellungskraft wirklich?
- Was ist zum Beispiel mit dem Denken in Extremen?
- Und geben Sie sich mit dem Naheliegenden zufrieden?
- Wie reagieren Sie auf Widerspruch?
- Oder gar auf eine Sichtweise, die Ihre Denkschublade kräftig durchwühlt?
Sagen Sie erst einmal: „Spannend, so hab ich das noch gar nicht gesehen! Danke für diesen Perspektivwechsel!“ Oder reagieren Sie trotzig? „Das sehe ich aber anders!“
Viele Meinungsäußerungen im Internet funktionieren genau nach diesem Schema: Keiner redet mit dem anderen, jeder will nur Recht bekommen und seine (vorgefertigte) Meinung behalten. Bloß keinen neuen Gedanken zulassen. Und Kritik an einer Kritik kommt einer Gotteslästerung gleich…
Schwarz-Weiß-Denken Ursachen
Oft liegt das Problem an zwei Ursachen:
Falsche Vorstellung
Eine falsche Vorstellung darüber, was eine Diskussion ist. Für die meisten ist es doch nur eine Art intellektuelles Armdrücken, bei dem es nur Gewinner und Verlierer gibt. Und immer dann, wenn ihnen die Argumente ausgehen, sehen sie nur noch einen Gesichtsverlust und gehen in die Vorwärtsverteidigung, werden persönlich und versuchen für sich noch irgendwie einen Sieg zu realisieren. Fatal! Im Grunde bietet die Diskussion ja die Chance, mittels Argumenten, die eigene Sicht zu falsifizieren (zu „challengen“ würde der Angelsachse sagen) und so seinen Horizont zu erweitern. Leider sieht man aber nur selten, dass irgendeiner mal schreibt: „Danke für diese Sicht, die kannte ich noch nicht.“
Fehlende Offenheit
Eine fehlende Offenheit seine Meinung zu korrigieren. Viele schreiben zwar Kommentare mit ihrer Meinung, aber meist nur, um der Welt ihre Sichtweise mitzuteilen. Wer darauf eingeht, oder gar die Kritik kritisiert, wird sofort angegriffen. Meinung ist aber eben nur das: Meinung – nicht Wahrheit oder der Weisheit letzter Schluss. Genau darin liegt aber die Chance: Wir können uns austauschen, hinterfragen, gegenseitig korrigieren. Kritik ist nicht automatisch korrekt oder wertvoll. Mancher urteilt auch vorschnell oder erliegt einem Fehlurteil. Schaut man sich dann die Diskussionen dazu an, merkt man schnell, dass es nur ums Rechthabern geht, nicht um ergebnisoffene Dialoge.
Man könnte es also auch anders sehen: Womöglich ist der Widerspruch am Ende gar keiner, sondern einfach nur nicht schwarz.
Negative Folgen von Schwarz-Weiß-Denken
So schlimm ist Schwarz-Weiß-Denken doch auch nicht… Eine verbreitete, aber falsche Einstellung. Tatsächlich hat die Denkweise in Extremen einige große Nachteile und macht Ihnen in gleich mehreren Bereichen das Leben schwer.
- Mangelnder Erfolg
Schwarz-Weiß-Denken kann sich direkt auf Ihre Erfolgschancen auswirken. Sobald sich ein Problem auftut, sehen Sie darin ein endgültiges Hindernis. Lösungen finden? Unmöglich, wenn Sie nur in zwei Kategorien denken. Also geben Sie frustriert auf, weil Sie überzeugt sind, dass es nicht klappen kann. Das Ergebnis: Ihr Erfolg bleibt aus, weil Sie erst gar nicht versuchen, bis ans Ziel zu kommen. - Verzerrte Wahrnehmung
Wer nur in zwei Bereichen denkt, liegt mit seiner Wahrnehmung nahezu immer falsch. Weder Menschen noch Situationen lassen sich in ein solch binäres Weltbild pressen. Somit ordnen Sie zwangsläufig alles falsch ein und entwickeln durch die verzerrte Wahrnehmung eine ebenso verzerrte Einstellung zu den Dingen. - Falsches Selbstbild
Auch das Selbstbild leidet massiv unter dem Schwarz-Weiß-Fernsehen im Kopf. Letzlich bleibt nur eine von zwei Optionen: Entweder ruinieren Sie Ihr eigenes Selbstbewusstsein, neigen zu massiver Selbstkritik und sehen sich selbst als schlechten Menschen ohne Können – oder Sie sehen keine eigenen Fehler, leiden unter maßloser Selbstüberschätzung und sind für die Meinungen anderer taub. - Ständige Verallgemeinerungen
Immer oder nie, alle oder keiner. Schwarz-Weiß-Denken heißt Gedanken in Verallgemeinerungen. Mit dieser Generalisierung kommen Probleme. Sie können individuelle Situationen gar nicht mehr erkennen und als solche bewerten. Aus einem einzelnen Verhalten wird sofort ein „Jedes Mal machst du…“ - Schwierige Beziehungen
Zwischenmenschliche Beziehungen sind sehr schwierig, wenn ein Beteiligter schwarz-weiß denkt. Denn auch andere Menschen werden Opfer der Kategorisierung. So werden andere schnell abgestempelt. Andersherum sind die meisten schnell genervt von Verallgemeinerungen und wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden. Die Folge sind häufige Konflikte. - Wachsende Unzufriedenheit
Gedanken und Gefühle sind eng verknüpft. So führt Schwarz-Weiß-Denken zu großer Unzufriedenheit. Geht etwas schief, gehen Sie gleich davon aus, dass Sie nie etwas schaffen können. Werden Sie von jemandem enttäuscht, übertragen Sie dies auf die ganze Menschheit. So ist es fast unmöglich, glücklich und zufrieden zu sein.
3 Tipps gegen Schwarz-Weiß-Denken
Eine solche Denkhaltung hat sich oft über einen langen Zeitraum etabliert. Deshalb ist sie schwer loszuwerden. Umso wichtiger, dass Sie sich damit beschäftigen und aktiv werden. Diese Tipps helfen dabei:
- Akzeptieren Sie Ihre Denkfehler
Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Reden Sie es nicht schön und ignorieren Sie es nicht. Wenn Sie häufig in Extremen denken, müssen Sie diesen Denkfehler akzeptieren und dazu stehen. Nur mit der Erkenntnis können Sie wirklich etwas daran ändern. Solange Sie sich selbst einreden, dass es in Ordnung ist, werden Sie in alte Denkmuster zurückfallen. - Verändern Sie Ihre Sprache
Ein guter Weg zur Änderung der Gedanken ist die Anpassung der Sprache. Verzichten Sie auf verallgemeinernde und endgültige Begriffe. Sprechen Sie nicht von immer, jedes Mal, nie oder dauerhaft. Der Sprachgebrauch spiegelt Ihre Denkweise wieder. Dem Schwarz-Weiß-Denken entkommen Sie leichter, wenn Sie es bereits aus der Kommunikation verbannen. - Gehen Sie ins Detail
Effektiv gegen binäres Denken ist die Suche nach Details und möglichst vielen Informationen. Hinterfragen Sie immer weiter, bleiben Sie kritisch und geben Sie sich nicht mit einem oberflächlichen Eindruck zufrieden. Je mehr Sie über eine Person oder Sache erfahren, desto klarer wird, dass diese eben nicht schwarz oder weiß ist – sondern viele Facetten in unterschiedlichen Farben hat.
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