Definition: Was ist Lookismus?
Lookismus (von englisch „look“ = Aussehen) bedeutet, Menschen vor allem nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Es ist eine Form von Sexismus bzw. Diskriminierung aufgrund der körperlichen Attraktivität. Danach haben es schöne Menschen leichter im Leben und viele Vorteile im Job (siehe: Schönheitsprämie).
Dahinter stecken oft Stereotype und Vorurteile. Beispiel: Dick gleich faul, Blondinen sind dumm. Und wer jung und schön ist, muss intelligenter und leistungsfähiger sein.
Bemerkenswert: Frauen werden häufiger Opfer von Lookismus als Männer. Mutmaßlich, weil Schönheit und Sexappeal bei ihnen die größere gesellschaftliche Bedeutung hat.
Lookismus Beispiele
Lookismus ist weiter verbreitet, als viele ahnen. Aus der Attraktivitätsforschung stammen inzwischen zahlreiche Studien, die belegen: Wer schön ist, wird bevorzugt! Beispiele:
- Mütter schenken schöneren Kindern mehr Aufmerksamkeit.
- Wer gut aussieht, hat es leichter bei Prüfungen.
- Schöne Menschen bekommen bessere Noten, Jobs, Gehälter.
- Gutes Aussehen hilft bei der Beförderung.
- Aktienkurse steigen, wenn eine attraktive Person im Vorstand ist.
- Attraktive Menschen bekommen leichter einen Kredit bei der Bank.
- Wer schön ist, kann auf ein milderes Gerichtsurteil hoffen.
- Im Restaurant erhalten schöne Menschen bessere Tische.
- Attraktive Kellner und Kellnerinnen bekommen mehr Trinkgeld.
- Schöne Politiker werden häufiger gewählt.
- Wer attraktiv ist, dem wird im Notfall schneller geholfen.
Sozialpsychologen nennen das den Halo-Effekt (deutsch: Heiligenschein-Effekt): Eine dominante Eigenschaft – in dem Fall Schönheit – überstrahlt alle anderen und prägt dadurch das Vorurteil über einen Menschen (das Gegenteil dazu wäre übrigens der Horn-Effekt).
Bedeutung: Was ist überhaupt schön?
„Schön“ oder „Sexy“ beziehungsweise „hässlich“ sind eher umgangssprachliche Kategorien und höchst subjektiv. Schönheit liegt im Auge des Betrachters? Nicht ganz. Zahlreiche Attraktivitätsforscher beschäftigen sich mit der Frage: Was macht körperlich attraktiv? Und tatsächlich gibt es Gemeinsamkeiten.
Bisher galt die sogenannte Durchschnittshypothese. Bedeutet: Je durchschnittlicher ein Gesicht ist, desto schöner finden wir es. Daneben existiert die Symmetriehypothese. Sie sagt: Je ähnlicher sich beide Gesichtshälften sind, desto schöner. Die dritte Theorie ist die „sexhormone-markers theory“. Danach finden wir Frauengesichter attraktiver, je femininer diese aussehen; Männergesichter schöner, wenn sie besonders maskulin wirken. Das betrifft vor allem Wangenknochen, Kinnpartien, Stirn, Augen, Nase, Mund.
Hinzu kommen kulturelle Unterschiede: Das Schönheitsideal in der westlichen Welt (1,82m groß, schlank, sportlich) deckt sich nicht durchweg mit dem in anderen Ländern. Zum Beispiel den Idealen in Afrika.
Lookismus ist ein Riesengeschäft – und kostet
Weil der Lookismus schöne Menschen bevorzugt und hässliche diskriminiert, versuchen nicht wenige der Natur nachzuhelfen und sich so doch noch ein paar Vorteile zu sichern. Lookismus erzeugt nicht nur Schönheitsstress – Schönheit ist ein Riesengeschäft: angefangen bei Brustimplantaten, aufgespritzten Lippen, Botox und kosmetischen Korrekturen bis hin zur Selbstoptimierung im Fitnessstudio oder durch Beauty-Filter auf Instagram & co.
Umgekehrt verursacht die Benachteiligung der Hässlichen enorme Kosten – insbesondere für die Betroffenen selbst. Der texanische Wirtschaftswissenschaftler Daniel Hamermesh hat einmal errechnet, welche Nachteile und Kosten weniger attraktiven Erwachsenen im Laufe des Berufslebens entstehen. Ergebnis: rund 300.000 Dollar.
Was kann ich gegen Lookismus tun?
Die hässliche Wahrheit ist: Lookismus ist die wohl meist verbreitete und gleichzeitig meist unterschätzte Form der Diskriminierung im Alltag und Berufsleben. Er geschieht vor allem unbewusst – und bleibt daher meist unerkannt.
Allein, dass Sie diesen Artikel lesen, sorgt für mehr Bewusstsein und ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Gleichzeitig sollten Sie sich immer wieder hinterfragen, wann Sie sich von Äußerlichkeiten oder Schönheits-Attributen blenden lassen. Die Macht des ersten Eindrucks lässt sich zwar nicht vermeiden – dafür ist der zweite Eindruck eine Chance, etwaige Vorurteile zu korrigieren.
Das gilt übrigens in beide Richtungen! So haben Attraktivitätsforscher festgestellt, dass auch überdurchschnittlich attraktive Menschen diskriminiert werden – siehe hübsche Blondinen: In Bewerbungsgesprächen unterstellt man ihnen gerne Inkompetenz, im Job müssen sie mit Neid und Mobbing rechnen. Oder mit dem Vorurteil: „Die hat sich doch nur hochgeschlafen!“
Helfen kann auch mehr „Body Positivity“ – also weg von den gängigen Schönheitsidealen, hin zu einem besseren und positiven Körpergefühl. Generell aber hilft eine größere Sensibilisierung für Lookismus und mehr Chancengerechtigkeit, die auf beiden Augen blind ist.
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