Zerrüttetes Verhältnis: Wie lässt sich das noch retten?

Ein zerrüttetes Verhältnis zu einem Kollegen oder Chef kann viele Ursachen haben – doch in jedem Fall belastet es Sie und die Zusammenarbeit. Die Arbeitsatmosphäre ist vergiftet, Kommunikation und Teamwork sind gestört, während sich der Konflikt hochschaukelt. Lässt sich ein solch zerrüttetes Verhältnis wieder normalisieren? Wenn Sie wollen: Ja! Tipps, wie Sie ein gestörtes Verhältnis retten…

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Wie entsteht ein zerrüttetes Verhältnis?

Kollegen und Chef kann man sich nicht immer aussuchen. Und wo unterschiedliche Werte oder Arbeitsweisen zusammentreffen, sind Spannungen und Konflikte programmiert. Verstärkt werden diese durch gegenseitige Erwartungen, die nicht offen kommuniziert werden und bei Enttäuschung zu Missverständnissen und Streit führen.

Beispiel: Kollegen mit einer hoher Arbeitsmoral ärgern sich häufig über sogenannte Low Performer. Chefs, die unterschiedliche, strategische Ziele verfolgen, erleben „unüberbrückbare Differenzen“.

Nehmen die Auseinandersetzungen kein Ende, ist das Verhältnis irgendwann zerrüttet: Man spricht nicht mehr mit-, sondern nur noch übereinander. Ein Teufelskreis entsteht, und die Situation eskaliert.

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Was sind die Gründe für ein zerrüttetes Verhältnis?

Ein zerrüttetes Verhältnis entsteht selten durch eine einzelne Auseinandersetzung. Oft ist es das Ergebnis eines langwierigen Prozesses mit wiederkehrenden Reibereien und Konfliktarten. Diese können mehrere Ursachen haben:

Beziehungskonflikt

Arbeitskollegen können sich vom ersten Augenblick an unsympathisch finden, selbst wenn es dafür keinen rationalen Grund gibt. Oft erinnert der Kollege an einen früheren Bekannten, mit dem man negative Erfahrungen gemacht hat oder man kann bestimmte Eigenschaften nicht leiden. Eine solche innere Abneigung manifestiert sich schnell im Verhalten.

Oberflächlich gesehen geht dann zwar nur um Sachprobleme, die aber unter der Oberfläche jedoch auf persönlicher Abneigung beruhen. Diese Konflikte auf der Gefühls- und Beziehungsebene werden in Unternehmen meist nicht erkannt und können sich deshalb verschärfen und in einem zerrütteten Verhältnis enden.

Rollenkonflikt

Je nach Umfeld nehmen wir verschiedene Rollen in einer Gruppe ein. Damit verknüpft sind bestimmte Erwartungen, die nicht immer direkt angesprochen werden. Kritisch werden solche Rollenkonflikte, wenn sich eine bisher zugedachte Rolle ändert und die Akzeptanz fehlt: Beispielsweise, wenn ein Kollege zum Vorgesetzten befördert wird und in seiner neuen Rolle von den ehemaligen Kollegen nicht anerkannt wird.

Sachkonflikt

Für echte Sachkonflikte ist die Konfliktlösung meist leicht: Sie lassen sich ausdiskutieren oder verhandeln. Solange es auf der Sachebene bleibt und alle Beteiligten argumentativ nach der besten Lösung ringen, sind solche Konflikte normal und Teil des beruflichen Lebens.

In manchen Fällen stecken aber auch dahinter versteckte Beziehungskonflikte, sodass die sachliche Ebene nur Fassade ist. Erkennen lässt sich das zum Beispiel an Sticheleien außerhalb der Diskussion oder wenn sich die beiden Kontrahenten immer mehr aus dem Weg gehen.

Wertkonflikt

Hierbei geht es um persönliche Spannungen zwischen Mitarbeitern, die auf unterschiedlichen Persönlichkeiten, Werten, Kulturen, Interessen oder Zielen basieren. Sie können auch durch mangelhafte Kommunikation, Leistungsdruck oder unterschiedliche Arbeitsstile entstehen.

So bekommen Mitarbeiter, die Wert auf Disziplin und Pünktlichkeit legen, schnell Probleme mit Kollegen, die spontan und situativ arbeiten. Je unterschiedlicher die Werte, desto schwieriger die Arbeitsatmosphäre. Kommunikation und Zusammenarbeit sind kaum möglich, es entstehen zerrüttete Verhältnisse.

Verteilungskonflikt

Gibt es Umstrukturierungen im Unternehmen oder werden neue Abteilungen gegründet, kann es zu Verteilungskonflikten zwischen den Mitarbeitern kommen. Posten müssen besetzt, Kompetenzen vergeben und Büroräumlichkeiten zugewiesen werden. Hier entstehen Konkurrenzsituationen zwischen Kollegen und Mitarbeitern und nicht jeder wird sich bei der Neuorganisation gerecht behandelt fühlen.

Daraus können zwischen Kollegen zerrüttete Verhältnisse entstehen, wenn sich Kollegen übergangen fühlen oder Entscheidungen als ungerechtfertigt bewerten.

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Welche Nachteile hat ein zerrüttetes Verhältnis?

Wenn Sie merken, dass Sie ein zerrüttetes Verhältnis zu einem Arbeitskollegen haben, können Sie versuchen, das zu ignorieren. Das führt aber in der Regel nur zu mehr Problemen:

Nachteile eines zerrütteten Verhältnisses

  • Sie kommen schon morgens missgelaunt ins Büro und versauen sich selbst den Tag.
  • Sie sind demotiviert und stecken andere mit Ihrer Laune an.
  • Sie tragen selbst dazu bei, dass sich das Arbeitsklima verschlechtert.
  • Sie provozieren Loyalitätskonflikte bei unbeteiligten Kollegen.
  • Sie hegen eine negative Erwartungshaltung, frei nach dem Motto: „Von dem / der kann ja nichts anderes kommen!“
  • Sie haben einen Kollegen weniger, den Sie um Hilfe bitten können.
  • Sie werden vom Informationsfluss abgeschnitten – auch unliebsame Kollegen können wichtige Informationen haben.

Im schlimmsten Fall wird aus dem schwelenden Konflikt eine offene Konfrontation – etwa in Form von Intrigen oder Mobbing.

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Wie kann ich ein zerrüttetes Verhältnis retten?

Ein zerrüttetes Verhältnis am Arbeitsplatz ist belastend und auf Dauer unerträglich. Umso wichtiger, dass Sie die Situation frühzeitig retten bzw. gegensteuern. Ob dies gelingt, hängt von Dauer und Ausmaß des Konflikts ab. Auch wenn die Fronten verhärtet sind, können folgende Tipps helfen, ein zerrüttetes Verhältnis noch zu retten:

1. Signalisieren Sie Gesprächsbereitschaft

Der beidseitige Wille ist Grundvoraussetzung, damit sich ein zerrüttetes Verhältnis normalisieren kann. Dazu bedarf es Ihrer Offenheit: Haben Sie eine festgefahrene, negative Meinung von dem Kollegen oder Chef, versuchen Sie diese Vorurteile und Emotionen auszublenden. Überdenken Sie Ihre Einstellung, und machen Sie den ersten Schritt auf den Kollegen oder Chef zu!

2. Vermeiden Sie Rechthaberei

Wollen Sie ein zerrüttetes Verhältnis reparieren, müssen Sie auf Rechthaberei verzichten: Was gewinnen Sie damit? Langfristig? Zeigen Sie Größe, und geben Sie im Zweifelsfall nach. Damit tragen Sie deutlich zur Entspannung bei und deeskalieren den Konflikt. Wer im Unrecht ist und es vielleicht sogar weiß, fühlt sich sonst permanent unterlegen.

3. Wechseln Sie die Perspektive

Es ist ein Zeichen von Empathie, die Dinge aus dem Blickwinkel des anderen zu betrachten. Wer etwas nicht nur von seiner Warte aus sieht, sondern sich in den anderen hineinversetzt, gewinnt Verständnis und kann nachvollziehen, warum der Kollege oder Chef so handelt oder ist wie er oder sie ist.

4. Holen Sie sich Unterstützung

Bei einem zerrütteten Verhältnis kann eine Mediation oder Supervision von außen helfen. Vorteil: Ein Mediator ist überparteilich. Er schaut genau auf das Problem und bezieht beide Parteien und Interessen bei der Aussprache mit ein. Das erhöht die Friedenschance, wenn keiner von beiden auf den anderen zugehen will.

5. Demonstrieren Sie Ihren guten Willen

Verzichten Sie auf Vorwürfe und verhalten Sie sich nicht nachtragend. Zerrüttete Verhältnisse lassen sich nur durch Respekt und Zuverlässigkeit kitten. Zeigen Sie durch Ihr Verhalten, dass Sie wirklich etwas ändern und das Verhältnis wieder normalisieren wollen. Sie müssen deswegen ja keine besten Freunde werden.


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