Destruktive Kritik: Richtig reagieren und entkräften!

Kritik ist unvermeidbar. Allein, um aus Fehlern zu lernen. Destruktive Kritik jedoch ist weder hilfreich noch zielführend. Wir zeigen, woran sie die zerstörerische Form der Kritik erkennen und geben Tipps, wie Sie darauf richtig reagieren und diese entkräften…

Destruktive Kritik Definition Psychologie Wirkung Entkraeften

Definition: Was ist destruktive Kritik?

Destruktive Kritik ist eine besonderes negative Form der Kritik, die darauf abzielt, den Empfänger zu verletzen, zu demotivieren oder zu schaden, anstatt konstruktive Verbesserungen anzuregen.

Oft fühlt sich destruktive Kritik wie ein Schlag ins Gesicht des Kritisierten an. Sie ist in ihrem Wesen weder sachdienlich, noch wohlwollend oder weiterführend. Sie soll in erster Linie persönlich angreifen und eine Person schlecht machen.

Wesentliche Merkmale destruktiver Kritik

  • Persönlich

    Die vernichtende Form der Kritik richtet sich gegen die Person selbst, nicht gegen spezifische Verhaltensweisen oder Leistungen.

  • Allgemein

    Die Aussagen sind pauschale, vage und verallgemeinernd wie „immer“ oder „nie“, ohne konkrete Beispiele zu nennen.

  • Subjektiv

    Destruktive Kritik basiert fast immer auf persönlichen Werturteilen und nicht auf objektiven Fakten oder nachvollziehbaren Argumenten.

  • Unsachlich

    Die Wortwahl ist oft verletzend, beleidigend, unangemessen und herabwürdigend; der Tonfall ist laut oder gar mit Schimpfwörtern versehen.

  • Einseitig

    Destruktive Kritiker neigen dazu, aus Bagatellen große Probleme und Kritikpunkte zu machen. Ebenso lassen Sie keine Einwände oder Gegenmeinungen zu.

  • Zerstörerisch

    Das stärkste Merkmal ist die Wirkung: Destruktive Kritik bietet keine konkreten Lösungen. Sie demotiviert nur und hinterlässt oft ein Gefühl von Scham, Selbstzweifeln oder Trauer.

Im beruflichen Umfeld führt destruktive Kritik zu sinkender Arbeitszufriedenheit, erhöhtem Stress und abnehmenden Leistungen oder gar innerer Kündigung.

Im Gegensatz zu konstruktiver Kritik fördert sie weder persönliches Wachstum noch Verbesserungen, sondern bildet teils eine besondere Form von Mobbing oder Bossing.

Konstruktive vs. destruktive Kritik – Unterschiede

Kritik lässt sich sowohl in der Absicht des Kritikers als auch in der Wirkung auf die kritisierte Person unterscheiden – je nachdem, ob sie positiv oder negativ gemeint bzw. formuliert ist. Besonders deutlich wird das bei den Unterschieden zwischen konstruktiver bzw. destruktiver Kritik:

Konstruktive Kritik

Destruktive Kritik

respektvoll verletzend
wohlwollend zerstörerisch
auf Augenhöhe von oben herab
sachlich persönlich
konkret allgemein
lösungsorientiert endgültig

Was von destruktiven Kritikern jedoch oft übersehen wird: Sie selbst geben dabei keine gute Figur ab! Souveränität und menschliche Größe sieht anders aus. Wer zu solchen Methoden greift, hat es offensichtlich nötig. Wie armselig!

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Ist destruktive Kritik immer negativ?

Es ist ein Irrglaube, dass negative Kritik und destruktive Kritik Synonyme sind. Kritik kann sowohl positiv (Lob, Wertschätzung) als auch negativ (Tadel, Rüge) sein – und trotzdem konstruktiv. Zwar bemängelt negative Kritik ein Verhalten oder schlechte Leistungen. Im Idealfall begegnet sie dem anderen aber wohlwollend und auf Augenhöhe mit dem Ziel, die Beziehung oder Arbeitsleitung zu verbessern.

Ob Kritik positiv oder negativ ist, sagt nichts darüber aus, ob sie auch konstruktiv oder destruktiv gemeint ist. Entscheidend dafür sind die Absicht dahinter und die genutzten Worte sowie innere Haltung der Gesprächspartner.

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Achtung destruktiv! Typisch negative Formulierungen

Kritisieren will gelernt sein. Nicht jede(r) ist gleich gut darin. Das gilt für Freunde und Familienmitglieder wie für Kollegen oder Vorgesetzte.

Entsprechend schleichen sich – selbst in gut gemeinte und positive Kritik – regelmäßig Sätze und Formulierungen ein, die aus einem konstruktiven Feedback das Gegenteil machen.

Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir einige typische Sätze gesammelt, die Sie aus Ihrer Kritik und allen Rückmeldungen streichen sollten:

  • „Immer“ oder „Nie“

    Verallgemeinerungen sind charakteristisch für destruktive Kritik – und starke Signalworte bzw. Reizworte. Effekt: Ihr Gegenüber macht sofort zu. Bleiben Sie stattdessen stets konkret und nachvollziehbar!

  • „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein?!“

    Eine klassische rhetorische Frage, die den Kritisierten als inkompetent deklassiert. Ironische oder sarkastische Fragen sind in jeder Kritik tabu!

  • „Du bist so…“

    Sogenannte Du-Formulierungen sind nichts anderes als ein direkte Vorwurf. Die meisten Menschen reagieren darauf mit Rechtfertigung oder Gegenwehr. Deutlich besser sind Ich-Botschaften („Ich habe beobachtet, dass…“) oder offene Fragen („Was waren aus deiner Sicht die Gründe dafür?“).

  • „Sie kriegen aber auch gar nichts hin!“

    Gleich mehrere Fehler auf einmal: Die Aussage ist ein Pauschalurteil, eine unzulässige Verallgemeinerung und ein fieser persönlicher Angriff, weil sie dem Empfänger jede (berufliche) Kompetenz abspricht.

Vermeiden Sie unbedingt solche Formulierungen, wenn Sie andere kritisieren oder einer Person einen Rat geben! Es ist nicht nur schlechter Stil, sondern führt auch zu nichts.

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Psychologie: Emotionale Reaktionen auf Kritik

Egal, negative oder destruktive Kritik: Die meisten Menschen reagieren auf negatives Feedback emotional. In der Psychologie gibt es hierfür das sogenannte SARA-Modell. Danach durchlaufen Betroffene meist vier typische Phasen:

  1. Shock (Schock)
    Viele Kritisierte reagieren zunächst mit Überraschung und Unglaube auf das negative Feedback. Typische Gedanken: „Das muss ein Fehler sein!“
  2. Anger (Wut)
    Auf den anfänglichen Schock folgt Wut. Betroffene fühlen sich angegriffen und antworten lautstark und verärgert oder zweifeln das Feedback an.
  3. Resistance (Widerstand)
    Aus der Wut wird aktive Gegenwehr und Vorwärtsverteidigung: Kritisierte greifen den Kritiker persönlich an oder streiten alles vehement ab.
  4. Acceptance (Akzeptanz)
    In der letzten Phase akzeptiert die Person die Kritik schließlich und ist bereit, aktiv und konstruktiv an einer Verbesserung zu arbeiten.

Indem Sie sich bewusst machen, dass diese Reaktionen normal sind und in welcher Phase Sie gerade stecken, können Sie insgesamt souveräner mit Kritik umgehen. Das SARA-Modell ist daher zugleich eine gute Übung zur Selbstreflexion.

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Umgang mit destruktiver Kritik: Richtig reagieren & entkräften

Es gibt viele unterschiedliche Arten, wie Menschen auf Feedback und Kritik reagieren. Angenehm ist sie schließlich nie. Deshalb reichen die Reaktionen von Ablehnung und Flucht nach vorn bis hin zu Ausreden oder Akzeptanz (siehe Grafik):

Mit Kritik Umgehen 9 Arten Reaktion auf konstruktive Kritik oder destruktive Kritik

Grundsätzlich gilt: Destruktive Kritik müssen Sie sich nicht gefallen lassen. Einen persönlichen Angriff samt polemischer Beleidigung schon gar nicht!

Als Zeichen Ihrer Kritikfähigkeit und als professionelle Reaktion im Umgang mit destruktiver Kritik empfehlen wir folgende Schritte:

  • Souverän bleiben

    Nehmen Sie destruktive Kritik bitte nie persönlich! Sie tut weh und ärgert, ja. Aber genau mit dieser emotionalen Reaktion geben Sie dem Kritiker, was er oder sie wollte: Ihre Souveränität. Machen Sie sich vielmehr klar: Ihr Gegenüber outet sich gerade als arme Wurst und Sandkastenseele, die versucht, Sie auf ihr Niveau herunterzuziehen.

  • Ruhe bewahren

    Bleiben Sie unbedingt gelassen und atmen Sie erst einmal tief durch. Sofort zurückzuschlagen, macht es oft nur schlimmer. Geht es Ihrem Gegenüber ohnehin nicht um eine Verbesserung, helfen weder Argumente noch Erklärungen. Widerstehen Sie dem Impuls, sich zu rechtfertigen.

  • Kritiker hinterfragen

    Prüfen Sie, ob Person und Inhalt es überhaupt wert sind, dass Sie darauf reagieren. Mancher will Sie nur provozieren und aus der Reserve locken. Wer sich verteidigt, liefert am Ende nur mehr Munition. Springen Sie nicht durch jeden Reifen, den man Ihnen hinhält! Mitunter ist das Beste, die Kritik einfach zu ignorieren.

  • Einfach bedanken

    Das ist Masterclass-Niveau: Man greift Sie unsachlich und persönlich an – und Sie sagen dazu nur „Danke„. Weil die Reaktion so ungewöhnlich ist, funktioniert sie und entzieht dem Kritiker allen Nährboden. Allein diese Dankbarkeit lässt 99 Prozent aller destruktiven Kritiker verdutzt zurück.

  • Abstand nehmen

    Kochen die Emotionen hoch, ist es häufig sinnvoll, erst einmal Abstand zu nehmen und sich der Situation zu entziehen und auf später zu vertagen. Beispiel: „Danke, ich werde darüber nachdenken…“

  • Widerstand leisten

    Je nachdem, welche Folgen die öffentliche Kritik hat (Karriere, Rufmord, Skandal), müssen Sie umgehend reagieren und vehement widersprechen: Widerlegen Sie das falsche Urteil mit Fakten und stellen Sie die Umstände sachlich richtig.

  • Ton verbieten

    Bei besonders fiesen und persönlichen Wertung sollten Sie den Kritiker überdies verbal in seine Schranken weisen und sich den Ton verbieten, bzw. die Art der Kritik als unzulässig abweisen: „Nicht in dem Ton! Bleiben Sie bitte sachlich!“ Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihre geistige Unabhängigkeit und mentale Stärke zu trainieren.

  • Kritik prüfen

    Auch wenn Wortwahl, Ton und Form der Kritik so gar nicht gehen: Den Inhalt sollten Sie dennoch selbstkritisch prüfen. Zerlegen Sie die Kritik in ihre Einzelteile und achten Sie nur auf den Inhalt. Vielleicht können Sie doch noch etwas daraus lernen.

Grundsätzlich gilt: Wer kritisiert, darf (dafür) ebenfalls kritisiert werden. Kritikfähigkeit ist keine Einbahnstraße! Zur Professionalität gehört, sich nicht alles stillschweigend gefallen zu lassen und seine Meinung oder Haltung auch mal zu verteidigen.


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