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Schweinezyklus: Einfach erklärt + Beispiele

Der Schweinezyklus ist ein Phänomen der Mikroökonomie und VWL. Er betrifft die Lebensmittel- und Immobilien-Wirtschaft genauso wie den Arbeitsmarkt. Der Grund dafür sind Verzögerungen, um Angebot und Nachfrage auszugleichen. Entdeckt hat das unter anderem der Agrarökonom Arthur Hanau. Wie der Schweinezyklus funktioniert und was Sie dagegen unternehmen können: einfach erklärt…



Schweinezyklus: Einfach erklärt + Beispiele

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Definition: Was ist der Schweinezyklus?

Der Schweinezyklus bezeichnet in der Wirtschaft eine periodische Schwankung von Angebotsmenge und Marktpreisen. Das Phänomen tritt auf, wenn das Marktangebot nicht kurzfristig an die aktuelle Nachfrage angepasst werden kann, sondern erst verzögert befriedigt wird – teils, wenn die Nachfrage wieder sinkt.

Der Mechanismus einfach erklärt: Ein plötzlicher Nachfrageschock bringt die Preise aus dem Gleichgewicht. Sie steigen – das verleitet die Anbieter dazu, mehr zu produzieren. Überhöhte Preise bedeuten hohe Gewinne! So entsteht – zeitverzögert – ein Überangebot. Das aber sorgt für sinkende Preise. In der Folge fahren die Anbieter ihre Kapazitäten zurück. Es kommt – wieder zeitverzögert – zu einer Unterversorgung. Die lässt die Preise erneut steigen, und ein neuer Zyklus beginnt.

Schweinezyklus Einfach Erklärt Dauer Preisgestaltung Bedeutung

Herkunft: Woher kommt der Begriff Schweinezyklus?

Geprägt wurde der Schweinezyklus (ursprünglich: Schweinepreiszyklus, engl.: pork cycle) von dem Ökonom Arthur Hanau, der in seiner Doktorarbeit von 1927 die Schweinepreise analysierte. Dabei entdeckte er nicht nur starke Schwankungen, sondern auch ein wiederkehrendes Muster: Stiegen die Marktpreise für Schweinefleisch, investierten die Schweinezüchter verstärkt in die Schweinezucht. Durch die Aufzucht kam das Angebot jedoch erst 18 Monate später auf den Markt (sog. „Time Lag“). Das Überangebot ließ die Preise jedoch wieder purzeln – die Züchter fuhren ihre Produktion zurück und es kam später zu einer Angebotslücke. Effekt: Der Schweinezyklus beginnt von vorn.

Dauer: Wie lange dauert ein Schweinezyklus?

Ein typischer Schweinezyklus dauert im Schnitt zwischen 3 und 4 Jahre. Danach wiederholen sich die zyklischen Schwankungen von Angebot und Nachfrage.

Ausgelöst werden diese durch die zeitversetzten Reaktionen und die teils lange Vorlaufszeit für die Produktion der entsprechenden Güter oder die Ausbildung von gesuchten Fachkräften.

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Was ist das Spinnwebtheorem?

Auch wenn Arthur Hanau den Begriff „Schweinezyklus“ erfunden hat: Schon 2 Jahre zuvor wurde das Phänomen von dem US-Agrarwissenschaftler Mordecai Ezekiel beschrieben. Darauf aufbauend entwickelte der ungarische Ökonom Nicholas Kaldor das sogenannte Spinnennetzmodell (engl. cobweb model) bzw. Spinnwebtheorem (cobweb theorem).

Das Spinnwebtheorem erklärt ebenfalls eine fehlgesteuerte Preisbildung. Nach dem Modell planen die Erzeuger ihr Angebot auf Basis der Preise in der Vorperiode, die Nachfrage orientiert sich aber an den Preisen der aktuellen Periode. Investitionen werden folglich danach ausgerichtet, welche Preise in Zukunft erwartet werden – das muss aber nicht der sog. Gleichgewichtspreis von heute sein!

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Schweinezyklus Beispiele

Die Volkswirtschaft kennt zahlreiche Beispiele für den Schweinezyklus. Er tritt vor allem bei Gütern auf, die eine längere Vorlaufzeit brauchen, wie zum Beispiel Autos oder Immobilien. Ebenso gibt es das Phänomen häufig in der Nahrungsmittelindustrie und auf dem Arbeitsmarkt…

Beispiel Immobilien

Seit Jahren herrscht in Deutschland Wohnungsknappheit – vor allem in Innenstädten. In der Folge steigen die Immobilienpreise. Bauen lohnt sich. Allerdings sind die bürokratischen Hürden und Auflagen groß. Bis wirklich gebaut wird, vergeht viel Zeit. Ebenso bis die Häuser und Wohnungen bezogen werden können. Dadurch kann es zu einem Überangebot auf dem Wohnungsmarkt kommen. Oder aber der Gesetzgeber ändert Steuern und Auflagen (wie kürzlich geschehen) – und die Baufirmen und Bauherren stoppen ihre Projekte.

Beispiel Halbleiter

Halbleiter und Chips sind enorm gefragt. In der Folge werden in den USA und Europa zahlreiche Chipfabriken hochgezogen – oft vom Staat großzügig unterstützt, weil man sich von der Ansiedelung der Schlüsseltechnologien langfristige Vorteile erhofft. Wo heute Engpässe herrschen, können aber schon bald Überkapazitäten entstehen. Die dann fallenden Preise, sorgen für fallende Erträge und geringere Auslastungen. Ob alle neu gebauten Fabriken dann noch profitabel arbeiten? Fraglich.

Beispiel Arbeitsmarkt

Zahlreiche Unternehmen klagen über den Fachkräftemangel in Deutschland. Es fehlen Azubis, Handwerker, IT-Spezialisten und Lehrer. Der Mangel sorgt teils für steigende Gehälter. Doch die Ausbildung dauert: 3 Jahre eine Ausbildung; ein Studium 5-6 Jahre, bei Fachärzten sogar bis zu 10 Jahre. Bis diese Absolventen fertig sind, kann der Arbeitsmarkt schon wieder anders aussehen. Oder es kommt zu einem Überangebot mit sinkenden Gehältern. Effekt: Der Job wird unattraktiver und immer weniger machen eine entsprechende Ausbildung.

Der Lehrermangel bzw. die Lehrerschwemme in bestimmten Fächern ist das Paradebeispiel dafür.

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Was lässt sich gegen den Schweinezyklus tun?

Auf volkswirtschaftlicher Ebene ist dem Schweinezyklus nur schwer zu entkommen. Eingriffe in den Markt und die freie Preisgestaltung sind in der Marktwirtschaft nicht erwünscht und führen oft zu noch größeren Verzerrungen.

Dafür können Sie selbst auf privater und persönlicher Ebene etwas tun, um die Auswirkungen des Schweinezyklus zu mildern. Tipps und Beispiele:

1. Berufswahl

Augen auf bei der Berufswahl! Orientieren Sie sich weniger an Trendberufen, den aktuell bestbezahlten Berufen oder Jobs mit Aussicht auf ein Gehalt jenseits von 100.000 Euro. Wichtiger als die aktuelle Bezahlung oder Nachfrage ist, dass Sie für sich entscheiden, den Beruf gerne noch 10-20 Jahre ausüben zu wollen. Die eigene Leidenschaft ist langfristig wichtiger als kurzfristige Konjunkturphasen.

2. Flexibilität

Bleiben Sie flexibel – räumlich und inhaltlich. Die klassische Kaminkarriere ist ein Auslaufmodell. Arbeitnehmer wechseln heute häufiger den Job (alle 5-7 Jahre) und auch Quereinsteiger haben es leichter. Gleichzeitig müssen Sie damit rechnen, für den Traumjob auch schon mal umzuziehen oder in der Provinz zu arbeiten.

3. Lernbereitschaft

Wer in der Zukunft auf dem Arbeitsmarkt attraktiv bleiben und seine „Employability“ erhalten will, muss lernen – und zwar lebenslang. Indem Sie Ihr Fachwissen fit halten und durch Fortbildungen neue Skills dazu gewinnen, bauen Sie ein solides Fundament für eine dynamische Karriere, die jeden Schweinezyklus überlebt.


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