Was sind sprachliche Mittel?
Sprachliche Mittel sind unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten, mit denen Sie Texte, Reden oder andere Vorträge interessanter, lebendiger und abwechslungsreicher gestalten können. Durch solche Stilmittel können Sie Aussagen oder Aspekte betonen, gedankliche Bilder beim Leser oder Zuhörer erzeugen und die Aufmerksamkeit lenken.
Bekannt sind sprachliche Mittel vor allem aus Gedichten, doch auch in anderen Texten, der Werbung oder bei Vorträgen werden sie eingesetzt.
Sprachliche Mittel: Liste und 35 Beispiele
An die häufigsten und bekanntesten sprachlichen Mittel erinnern Sie sich wahrscheinlich aus Ihrer Schulzeit. Das Repertoire der Stilmittel ist aber weitaus größer. Unsere Liste zeigt 35 sprachliche Mittel und passende Beispiele, die Sie kennen und nutzen sollten:
Allegorie
Eine Allegorie ist die bildliche Darstellung eines abstrakten Begriffes oder Konzepts. So werden komplexe und unkonkrete Wörter und Ideen für den Leser greifbarer.
Beispiel: Der Pfeil Amors als Darstellung der Liebe oder die Göttin Justitia mit Waage, Schwert und Augenbinde als Zeichen der Gerechtigkeit.
Alliteration
Alliteration ist die Wiederholung eines gleichen Anfangslauts bei aufeinanderfolgenden Wörtern. Das können nur zwei wiederholte Anlaute sein, aber auch ganze Sätze, die mit dem gleichen Klang beginnen.
Beispiel: „Fischers Fritze fischt frische Fische“ oder „Milch macht müde Männer munter“.
Anapher
Bei einer Anapher wird ein Wort oder eine Wortgruppe in mehreren aufeinanderfolgenden Sätzen, Satzteilen oder Versen am Anfang wiederholt.
Beispiel: „Jeden Tag klingelt mein Wecker um 5 Uhr. Jeden Tag stehe ich früh auf. Jeden Tag bin ich motiviert. Jeden Tag will ich besser sein, als die anderen.“
Antithese
Die Antithese paart zwei gegensätzliche Begriffe oder Beschreibungen. Der so erzeugte Widerspruch verstärkt und betont die Aussage, weil der Unterschied noch deutlicher wird.
Beispiel: „Großes Angebot zu kleinen Preisen“ oder „Die äußere Schönheit kann die innere Hässlichkeit nicht verbergen“.
Antiklimax
Antiklimax ist eine stufenweise Abschwächung in einer Reihenfolge oder Aufzählung. Typischerweise erfolgt die Antiklimax in drei Schritten. Sie ist das Gegenteil zur Klimax (siehe weiter unten).
Beispiel: „Manager, Vorgesetzte und Mitarbeiter waren anwesend“ oder „Die Luft brannte wie Feuer, war kochend heiß und warm.“
Archaismus
Archaismus ist ein veralteter Begriff, der in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache eigentlich nicht mehr vorkommt. Sie nutzen Wörter, die als antiquiert und überholt gelten.
Beispiel: Barbier statt Friseur oder Oheim statt Onkel.
Assonanz
Assonanz ist der Gleichklang von Vokalen oder Vokalpaaren in aufeinanderfolgenden Wörtern. Diese müssen nicht an einer bestimmten Position stehen.
Beispiel: „Mein kleiner feiner Teich“ oder „Brief und Siegel“.
Asyndeton
Ein Asyndeton ist die Aufzählung und Aneinanderreihung von mehreren Wörtern ohne ein entsprechendes Bindewort (zum Beispiel „und“ / „oder“). Sie werden lediglich durch ein Komma oder andere Satzzeichen getrennt.
Beispiel: „Wasser, Luft, Erde, Feuer“ oder „Wieso, weshalb, warum?“
Chiasmus
Das sprachliche Mittel Chiasmus bezeichnet Satzteile, deren Wörter oder Inhalte überkreuzt angeordnet sind. Die enthaltenen Gegensätze werden so noch weiter verstärkt.
Beispiel: „Ich liebe die Freiheit, Zwänge hasse ich“ oder „Am Meer bin ich zuhause, fremd bin ich in der Stadt“.
Chiffre
Chiffre ist ein sprachliches Symbol, das für etwas anderes steht. Leser oder Zuhörer müssen zunächst herausfinden, was die tatsächliche Bedeutung ist. Hinweise im Text helfen dabei, diese zu finden.
Beispiel: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends…“ (Todesfuge – Paul Celan)
Enjambement
Ein Enjambement ist ein sprachliches Mittel in Gedichten und wird auch als Zeilensprung bezeichnet. Der Satz wird dabei nicht am Versende beendet, sondern geht in den nachfolgenden Vers über.
Beispiel: „Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
Friedlichen Dorfe die Abendglocke.“ (Friedrich Hölderlin – Abendphantasie)
Enumeratio
Enumeratio ist eine Aufzählung, bei der die einzelnen Elemente nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang haben müssen. Die Begriffe müssen nicht aus derselben Kategorie stammen oder einen offensichtlichen Bezug haben.
Beispiel: „Alles verschwand in Chaos, Gelächter, Schmerz und Freude.“
Epipher
Epipher ist die Wiederholung von Wörtern oder Wortgruppen am Ende von aufeinanderfolgenden Sätzen. Sie ist das Gegenteil der oben beschriebenen Anapher.
Beispiel: „Mein Job braucht Zeit. Mein Freund braucht Zeit. Meine Familie braucht Zeit. Alles braucht Zeit.“
Euphemismus
Ein Euphemismus ist eine Beschönigung und positive Formulierung, für eigentlich negative und schlechte Umstände. So kann die eigentliche Bedeutung verschleiert werden.
Beispiel: „Er macht in der Schule eine Ehrenrunde“ oder „Sie ist von uns gegangen“.
Exclamatio
Exclamatio beschreibt das sprachliche Mittel eines Ausrufs. Sie drücken besonders starke Emotionen aus und zeigen eine Entladung angestauter Gefühle.
Beispiel: „Ich habe es endlich geschafft!“ oder „Ich will dich nie wieder sehen!“
Hendiadyoin
Ein Hendiadyoin ersetzt einen Begriff durch zwei Wörter mit ähnlichen Bedeutungen, die durch „und“ verknüpft werden.
Beispiel: „Mit Kind und Kegel“ oder „Feuer und Flamme“.
Hyperbel
Die Hyperbel ist eine starke Übertreibung. Aussagen oder Emotionen werden auf die Spitze getrieben und extremen sprachlichen Bildern ergänzt.
Beispiel: „Ich bin so müde, dass ich drei Tage schlafen könnte.“
Inversion
Inversion ist die Umstellung der Wortreihenfolge. Einzelne Wortgruppen werden an eine andere Stelle gesetzt, Inhalt und Aussage bleiben aber identisch.
Beispiel: „Fußball spielte ich mit meinen Freunden“ statt „Ich spielte Fußball mit meinen Freunden“.
Klimax
Klimax ist eine Steigerung in Aufzählungen oder Aneinanderreihungen von Begriffen. Sie ist das Gegenteil der Antiklimax und erfolgt typischerweise ebenso in drei Stufen.
Beispiel: „Ich habe als Aushilfe angefangen, heute leite ich das Team und in ein paar Jahren gehört mir das Unternehmen.“
Litotes
Litotes ist das sprachliche Mittel der doppelten Verneinung. Es verstärkt eine Aussage und hebt den eigentlichen Inhalt hervor.
Beispiel: „Das ist nicht gerade wenig“ oder „Ich glaube nicht an die Unschuld“.
Metapher
Metapher ist ein sprachliches Bild, das einen anderen Begriff beschreibt, aber keinen direkten Vergleich nutzt. Die Bedeutung wird auf einen anderen Begriff übertragen.
Beispiel: „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen“ oder „Das Licht am Ende des Tunnels“.
Neologismus
Neologismus ist eine Wortneuschöpfung. Es kann als Stilmittel ein kreativer Ausdruck sein, aber auch einen neuen Begriff schaffen, um eine fehlende Bedeutung zu füllen. Oft werden dabei existierende Worte verbunden.
Beispiel: „Dieses Gerät ist unkaputtbar“ oder „Ich mache ein Selfie“.
Oxymoron
Ein Oxymoron ist das Zusammenspiel von Begriffen, die sich inhaltlich und logisch widersprechen. Es entstehen Kombinationen, die nicht möglich sind und sich gegenseitig ausschließen.
Beispiel: „Der kleine Riese…“ oder „Hassliebe“.
Paradoxon
Das sprachliche Mittel Paradoxon ist ein scheinbarer Widerspruch, der aber eine wahre und tiefere Botschaft enthält. Bei genauerer Betrachtung wird die anfängliche Unmöglichkeit aufgelöst und es zeigt sich die Bedeutung.
Beispiel: „Weniger ist mehr“ oder „Glück im Unglück“.
Parallelismus
Parallelismus ist die gleiche Anordnung von Wortgruppen in aufeinanderfolgenden Sätzen. Es ist der Gegenteil zum oben genannten Chiasmus, der überkreuzt angeordnet ist.
Beispiel: „Ich liebe die Freiheit. Ich hasse Zwänge.“
Pars pro toto
Pars pro toto nutzt einen Teil stellvertretend für das Ganze. Es ist die Verallgemeinerung von einzelnen Bestandteilen auf das übergeordnete Gesamtbild.
Beispiel: „Wir leben unter einem Dach“ oder „Heute sind wir auf zwei Rädern unterwegs.“
Periphrase
Periphrase ist die Umschreibung eines Begriffs über Eigenschaften, Merkmale oder Besonderheiten. Der eigentliche Begriff wird nicht genannt, sondern durch andere Beschreibungen deutlich gemacht.
Beispiel: „Götter in Weiß“ statt Ärzte oder „König der Tiere“ statt Löwe.
Personifikation
Bei einer Personifikation werden Gegenständen und Sachen menschliche Eigenschaften oder Verhalten zugeordnet. Auch abstrakte Begriffe können personifiziert werden (zum Beispiel: Mutter Erde).
Beispiel: „Die Sonne lacht“ oder „Meine Blumen lieben Musik“.
Pleonasmus
Pleonasmus ist die Kombination von einem inhaltlich gleichen Adjektiv und Substantiv. Es ist eine Dopplung, die keine weiteren Informationen beinhaltet und eigentlich überflüssig ist.
Beispiel: „Der weiße Schimmel“ oder „Der kleine Zwerg“.
Polysyndeton
Ein Polysyndeton ist eine Aufzählung mehrerer Begriffe, die durch ein Bindewort („und“ / „oder“) voneinander getrennt werden. Es ist das Gegenteil zum Asyndeton.
Beispiel: „Ich bin erschöpft und hungrig und traurig bin ich noch dazu.“
Rhetorische Frage
Eine rhetorische Frage erwartet keine Antwort, weil diese bereits feststeht. Es ist keine echte Frage, sondern Ausdruck der eigenen Meinung oder eine Behauptung.
Beispiel: „Habe ich dich nicht vorher darauf hingewiesen?“ oder „Hältst du mich für blöd?“
Symbol
Ein Symbol als sprachliches Mittel ist ein einfaches und greifbares Zeichen, das für einen abstrakten Begriff oder eine komplexere Bedeutung steht.
Beispiel: „Eine weiße Fahne“ für Frieden oder „Ein Herz“ für die Liebe.
Synästhesie
Synästhesie verbindet in der Sprache unterschiedliche Sinneswahrnehmungen. Es werden in einem Satz oder in einem Ausdruck mehrere Sinne angesprochen.
Beispiel: „Es erklang ein süßer Ton“ oder „Die Farben seines Outfits waren sehr laut“.
Verdinglichung
Eine Verdinglichung überträgt nicht-menschliche Eigenschaften auf Menschen. So können Beschreibungen verstärkt oder Emotionen ausgedrückt werden. Sie ist das Gegenteil der Personifizierung.
Beispiel: „Sein Herz ist aus Stein.“
Vergleich
Ein Vergleich verbindet Wörter oder Wortgruppen durch „wie“ oder „als“ und stellt diese so gegenüber. Typischerweise werden dabei sprachliche Bilder erzeugt, um eine Aussage zu verstärken.
Beispiel: „Er kämpfte wie ein Löwe“ oder „Sie rannte schneller als der Blitz“.
Sprachliche Mittel: Wirkung in Texten und Reden
Sprachliche Mittel werden nicht nur eingesetzt, weil sie so schön klingen. Sie werden gezielt an passende Stellen eingebaut, um verschiedene Wirkungen zu erzielen. Unterschiedliche Stilmittel verfolgen dabei unterschiedliche Ziele. Die Wirkung ist vielfältig:
- Text beleben
- Aufmerksamkeit lenken
- Aussagen verstärken
- Emotionen vermitteln
- Spannung erzeugen
- Interesse wecken
- Verständnis erleichtern
- Neugier wecken
- Standpunkt festigen
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