Studienplatzwechsel: So gelingt er

Es kann viele Gründe für einen Studienplatzwechsel geben: Sei es, dass Sie im Falle eines zulassungsbeschränkten Studiengangs nicht den ersehnten Hochschulort zugewiesen bekommen oder sich private Veränderungen ergeben haben. Theoretisch ist der Wechsel von einer Universität zur anderen machbar. Allerdings können damit in der Praxis je nach Ausgangslage einige Hürden verbunden sein. Wir zeigen Ihnen, was Sie beachten müssen, um einen Studienplatzwechsel zu ermöglichen…

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Gründe für einen Studienplatzwechsel

Nach der Schule beginnt das wahre Leben – so die Hoffnung vieler angehender Erstsemester. Diese mit rosaroten Vorstellungen verbundene Illusion bekommt häufig einen ersten Dämpfer, wenn die angehenden Studierenden auf erste Probleme treffen. Mögliche Gründe für einen Studienplatzwechsel:

Hochschulbedingte Gründe

Betroffen sind Studierende von bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengängen aus dem medizinischen Umfeld, denen der angestrebte Studienort nicht zugewiesen wurde. Höhere Gewalt in Form einer Zuweisung ist ein ganz wesentlicher Grund für einen Studienplatzwechsel: Wenn Sie beispielsweise einen Platz in Ulm zugewiesen bekommen haben, aber eigentlich nach Hamburg wollten (mehr dazu weiter unten).

Private Gründe

Sie wollen weg vom Land in die Großstadt – oder umgekehrt: von der Massenuni ins beschauliche Studienstädtchen. In anderen Fällen kann es sein, dass der Partner an einen anderen Ort gezogen ist und Sie ihm oder ihr in die Nähe folgen.

Fachliche Gründe

Die Inhalte/Schwerpunkte des Studiengangs an Ihrer Uni entsprechen nicht Ihren Vorstellungen. Sie haben Schwierigkeiten mit den jeweiligen Dozenten. Oder Sie erwägen einen Studienplatzwechsel, weil Sie einen komplett anderen Studiengang studieren wollen, der an Ihrer derzeitigen Uni nicht angeboten wird. Somit ist der Studienplatzwechsel in erster Linie ein Studienfachwechsel.

Karrieretechnische Gründe

Ein Studienplatzwechsel kann notwendig sein, wenn Sie einen Job als Werkstudent annehmen wollen. Sie verbinden so Theorie und Praxis miteinander und verbessern Ihre Chancen für den Berufseinstieg. Dafür entscheiden Sie sich, neben dem Studium und in den Semesterferien in einem Unternehmen zu arbeiten, das nicht in an Ihrem derzeitigen Studienort liegt.

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Informationen vor Studienplatzwechsel einholen

Entscheidend ist beim Studienplatzwechsel, die eigenen Gründe und Motivation für den Schritt zu kennen und genau abzuwägen. Diese sind ausschlaggebend dafür, welche Kompromisse und Einschränkungen Sie in Kauf nehmen. Ziehen Sie beispielsweise aus privaten Gründen in eine Stadt, die weit von Ihrem derzeitigen Studienort entfernt ist, wird ein Studienplatzwechsel vermutlich unumgänglich.

Ist jedoch Unzufriedenheit mit Ihrer aktuellen Hochschule das Problem, und haben Sie den Eindruck, an einer andere Hochschule mehr aus Ihrem Studium machen zu können, dann ist die Lage nicht ganz so eindeutig. In diesem Fall sollten Sie zunächst Veränderungsmöglichkeiten an Ihrem derzeitigen Standort in Betracht ziehen:

  • Was genau stört Sie an Ihrer Hochschule oder Ihrem Studium?
  • Können Sie beispielsweise den Studiengang – und damit den leitenden Professor oder Dozenten – wechseln?
  • Lässt sich das Studium durch eine Veränderung Ihres Vorlesungsplanes oder durch die Integration von Wahlkursen aufpeppen?
  • Lassen sich die Probleme durch einen Studienplatzwechsel wirklich lösen oder sind sie Teil des gewählten Studienganges und der Fachrichtung?

In jedem Fall sollte ein Studienplatzwechsel gut durchdacht und vorbereitet stattfinden. Er kann neue Chancen bieten, sofern Sie ihn nicht zur Problemvermeidung nutzen. Ein Studienplatzwechsel aufgrund einer Tätigkeit als Werkstudent läuft weitgehend problemlos ab. Das einstellende Unternehmen steht mit den ortsansässigen Hochschulen in Kontakt und unterstützt beim Studienplatzwechsel. Den bürokratischen Aufwand müssen Sie dann nicht alleine stemmen, was den Wechselprozess spürbar erleichtert. Anders sieht es aus, wenn Studierende bei der Studienplatzvergabe eine Universität erhalten, die Ihnen nicht zusagt.

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Studienplatztausch Medizin: Sonderfall bei Auswahlverfahren oder Los

Einige Studiengänge sind zulassungsbeschränkt. Manche Studiengänge haben einen örtlichen Numerus clausus, andere wiederum einen bundesweiten. Seit 2008 ist die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) für die Vergabe von Studienplätzen zuständig. Sinn und Zweck dieser Stiftung ist es, die hohen Bewerberzahlen für bestimmte Studiengänge auf die verschiedenen Hochschulen zu verteilen. Dies geschieht über die Plattform Hochschulstart. Betroffen sind davon folgende Fächer:

  • Medizin
  • Pharmazie
  • Tiermedizin
  • Zahnmedizin

Das bedeutet für viele Studenten: Bangen bis zum Schluss. Häufig verschicken die Hochschulen die Bescheide noch in den ersten Wochen des neuen Semesters. Aus Kostengründen oder um Kontakt zum sozialen Umfeld zu halten, bewerben sich viele Studierende an Unis im näheren Umfeld. Häufig bringt das Verteilungsverfahren einen ungewollten Umzug mit sich – nicht selten ans andere Ende der Republik. Hier kann ebenfalls ein Studienplatzwechsel Abhilfe schaffen. Manche Erstsemester wechseln direkt im ersten Semester, viele andere beißen in den sauren Apfel und nutzen einen Studienabschnitt nach einem der großen Examina (beispielsweise nach dem Physikum).

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Zwei Möglichkeiten beim Studienortwechsel

Die Bewerbung fürs Studium ist nicht einheitlich geregelt – weder für lokal zulassungsbeschränkte, noch für zulassungsfreie Fächer. Einige gehen über Onlineplattformen, bei denen sich mehrere Hochschulen zu einem Verbund zusammengeschlossen haben. Andere laufen über Hochschulstart.de und wieder andere Bewerbungen reichen Sie ausschließlich bei der Hochschule direkt ein.

  • Direkte Bewerbung an Wunsch-Uni
    Im Idealfall bewerben Sie sich direkt bei der gewünschten Hochschule und die teilt Ihnen einen Studienplatz zu. Allerdings ist der bürokratische Aufwand nicht zu unterschätzen: Jede Universität hat ihre eigenen Bewerbungsformulare und ihre eigenen Fristen, die Sie einhalten müssen. Informieren Sie sich unbedingt rechtzeitig über das Prozedere, da in manchen Fällen beispielsweise amtlich beglaubigte Kopien eines Abiturzeugnisses erforderlich sind, in anderen Fällen wiederum notariell beglaubigte.
  • Suche nach einem Tauschpartner
    Dafür gibt es etliche Aushänge an Schwarzen Brettern an der Uni, aber glücklicherweise auch Tauschbörsen im Internet, in denen Sie bequem umschauen können. Für angehende Mediziner gibt es beispielsweise die Tauschplattform Medi-Learn. Wenn Sie keinen direkten Tauschpartner finden, ist auch ein Ringtausch möglich, das heißt, Sie wechseln an eine Zwischenstation, um anschließend zu Ihrer Wunsch-Uni zu gelangen. Die Unis akzeptieren auch einen Tausch über vier Positionen, solange alle Tauschpartner sich einig sind.

Hinweise zum Studienplatztausch

  • Rechtsanspruch
    Sie haben keinen Rechtsanspruch auf einen Studienplatzwechsel. Dass dieser ermöglicht wird, ist ein Service der Hochschulen. Für die ist der Tausch mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden, da erneut zahlreiche Unterlagen überprüft werden müssen.
  • Fristen
    Der Studienplatzwechsel muss innerhalb bestimmter Fristen stattfinden. Außerdem müssen die Studierendensekretariate der beiden Hochschulen ihn genehmigen.
  • Bedingungen
    Hier wird es kompliziert: Manche Unis tauschen nicht im vorklinischen Semester, andere wiederum schon. Idealerweise sind beide Tauschpartner ungefähr am selben Punkt ihres Studiums, das heißt, sie haben dieselben Studienleistungen bisher erbracht.
  • Zeitpunkt
    Die Uni Duisburg-Essen rät ihren Medizinstudenten beispielsweise, vor einem Studienplatzwechsel das laufende Semester zu beenden. Denn findet dieser während des Semesters statt, dürfen Sie an laufenden Pflichtveranstaltungen nebst entsprechenden Prüfungen nicht mehr teilnehmen. Dadurch kann sich der Studienablauf um ein ganzes Jahr verzögern.
  • Wahrhaftigkeit
    Wer bei seinen Angaben bewusst schummelt oder fahrlässig falsche Angaben macht, muss damit rechnen, dass er entweder keinen Studienplatzwechsel vornehmen darf oder exmatrikuliert wird.


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Das sollten Sie beim Studienplatzwechsel beachten

Durch die Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse sollte zumindest in den meisten nicht-medizinischen Studiengängen und Fachbereichen ein Studienplatzwechsel im Grunde kein Problem sein. Doch leider hat der Bologona-Prozess keineswegs zur erhofften Vereinheitlichung geführt. Im Gegenteil: Im Rahmen der Exzellenzförderung kommt es erst recht zu Spezialisierungen an Universitäten. Studenten, die einen Studienplatzwechsel ins Auge fassen, sollten daher zuvor einige Fragen und Aspekte klären:

  • Erkennt die neue Hochschule die bisherigen Studienleistungen an?
  • Hat der Bachelor der neuen Hochschule gleich viele ECTS Punkte wie Ihr bisheriger?
  • Können Sie die Prüfungen an der neuen Hochschule absolvieren?
  • Haben Sie mit dem Abschluss der neuen Hochschule später ähnlich gute Chancen?
  • Müssen Sie an der neuen Hochschule eine Aufnahmeprüfung absolvieren?
  • Sind Sie inhaltlich auf dem gleichen Stand wie Ihre neuen Kommilitonen?

Sogar wenn Sie all diese Punkte im Vorfeld klären können, bedeutet ein Studienplatzwechsel immer auch zusätzliche Arbeit. Selbst bei ähnlichen Vorlesungs- und Stoffplänen gilt, dass verschiedene Hochschulen beziehungsweise ihre Dozenten unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Möglicherweise müssen Sie in einigen Bereichen Stoff nacharbeiten, während Sie Ihren Kommilitonen bei anderen Themen bereits voraus sind. Ebenso kann es Ihnen passieren, dass Leistungsnachweise nicht anerkannt und Sie quasi zurückgestuft werden: An deutschen Universitäten geht es mitunter recht kleingeistig zu, was nicht zuletzt dem föderalen System geschuldet ist.

Ein wichtiger Teil der Vorbereitung Ihres Studienplatzwechsels ist der Austausch mit dem Studentensekretariat der neuen Universität oder Fachhochschule. Die Mitarbeiter dort können Ihnen sagen, welche Unterlagen und formalen Nachweise Sie für den Wechsel benötigen, welche Anträge Sie stellen müssen und welche Dokumente wann vorliegen sollten. Vor allem bei einem Wechsel zwischen Bundesländern kann die Zahl der formalen Nachweise und Anforderungen enorm sein. Einige freundliche Gespräche und E-Mails mit den Sekretariatsmitarbeitern schaffen nicht nur Klarheit, sondern können auch die Basis für eine angenehme Atmosphäre und ein gutes Verhältnis an der neuen Hochschule legen.

Studienplatzwechsel ins Ausland

Wollen Sie von einer deutschen Hochschule dauerhaft an eine ausländische Bildungseinrichtung wechseln, erhöht sich der Vorbereitungsaufwand erheblich. In diesem Fall sollten Sie mindestens sechs oder mehr Monate für den Studienplatzwechsel einplanen.

Neben der grundsätzlichen Anerkennung Ihres bisherigen Studiums stellt sich meist die Frage, wie in Deutschland erzielte Ergebnisse an der neuen Universität verrechnet werden, in welches Semester Sie sinnvollerweise einsteigen können und wie sich die Stoffpläne inhaltlich unterscheiden. Einige Fragen, die bei einem Studienplatzwechsel ins Ausland relevant sind, lauten:

  • Verlängert oder verkürzt sich Ihre Studienzeit durch den Studienplatzwechsel?
  • Können Sie einzelne Semester durch entsprechende Prüfungen ausgleichen?
  • Müssen Sie im Vorfeld einen Sprachtest absolvieren?
  • Gibt es Eignungstests, die über die Aufnahme an die neue Hochschule entscheiden?
  • Welche Vor- und Nachteile könnten Sie durch den Wechsel haben?

Abhängig von Ihren Zielen kann der Wechsel an eine ausländische Hochschule und ein entsprechender Studienabschluss Ihnen enorme Vorteile – auch gegenüber deutschen Absolventen – bieten. Vor allem wenn Sie sich international bewerben wollen, kann dieser Weg sinnvoll sein.


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Machen Sie sich vor Ort ein Bild

Angesichts der zahlreichen formalen und bürokratischen Hürden können die Lebensumstände und das Umfeld vor Ort schnell ins Hintertreffen geraten. Neben dem neuen Studienplatz stehen noch einige weitere Punkte auf der To-Do-Liste wechselwilliger Studenten.

Lernen Sie Ihren Tauschpartner kennen

Es gibt zahlreiche Tauschbörsen (siehe weiter unten), die einen Studienplatzwechsel ermöglichen. Bevor Sie sämtliche Brücken hinter sich abbrechen, sollten Sie Ihren Tauschpartner persönlich kennenlernen. Gleichen Sie Ihre Leistungen miteinander ab, besprechen Sie das weitere Vorgehen. So können Sie direkt klären, ob die formalen Voraussetzungen für einen Studienplatzwechsel auch wirklich gegeben sind.

Das ist zwar letztlich immer noch keine Garantie dafür, dass mit dem Studienplatzwechsel alles wie erhofft funktioniert. Allerdings dürften die Hemmungen, jemand anderen sitzen zu lassen, deutlich geringer ausfallen, wenn man sich zuvor persönlich begegnet ist und sich ein Bild machen konnte.

Lernen Sie den Studienort kennen

Dazu gehört nicht nur die oft langwierige Suche nach einer Wohnung oder einem Zimmer, sondern auch das Kennenlernen der neuen Stadt und ihrer Möglichkeiten. Es empfiehlt sich daher, mehrere Monate vor einem geplanten Studienplatzwechsel mit der Wohnungssuche zu beginnen und sich im Rahmen dieser Aktion gleich in der neuen Stadt umzuschauen.

Ein Teil der Zeit sollte dabei der Besichtigung des Campus zukommen. Ein kurzer Rundgang hilft Ihnen dabei, sich einen Eindruck von der neuen Universität oder Hochschule zu verschaffen. Sie können in ersten Begegnungen künftigen Kommilitonen über den Weg laufen und im Sekretariat persönlich letzte Dokumente abgeben oder letzte Absprachen treffen.

Wie und wo finde ich Tauschwillige?

Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, doch noch den Traum-Studienplatz in der Wunschstadt zu bekommen und einen geeigneten Partner für den Studienplatzwechsel zu finden. Wir haben die bekanntesten Portale nebst Link im Folgenden aufgeführt; die Reihenfolge stellt keinerlei Wertung dar, sondern erfolgt rein alphabetisch:

Für weitere Informationen sollten Sie außerdem Aushänge an Ihrer Universität (Schwarzes Brett) beachten, die jeweils zuständigen Fachschaften befragen und Social Media mit in Ihre Suche einbeziehen. So gibt es beispielsweise auf Facebook Gruppen für einen Studienplatzwechsel in Medizin; wer auf Twitter aktiv ist, kann einen Aufruf an seine Follower starten. Des Weiteren besteht immer die Möglichkeit, selbst an die Wunschuni zu fahren und dort einen Aushang zu machen oder in örtlichen Zeitungen oder Magazinen eine Kleinanzeige aufzugeben.



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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]