Analytisches Denken: Bedeutung, Beispiele, Übungen

Stellenanzeigen fordern es immer wieder: Bewerber brauchen analytisches Denken! Neben Fachkompetenz und Berufserfahrung ist die Fähigkeit eine der häufigsten Voraussetzungen für Positionen. Doch was genau ist analytisches Denken? Wir erklären, was sich dahinter verbirgt, welche Rolle die Kompetenz in der Bewerbung spielt und wie Sie Ihre Analysefähigkeit verbessern können…

Definition: Was ist analytisches Denken?

Analytisches Denken ist die Fähigkeit, komplexe Probleme und Zusammenhänge systematisch und logisch zu erkennen sowie eigenständig zu lösen. Wer analytisch denkt, durchdringt einen Sachverhalt samt Kontext, erkennt Muster und Kausalitäten, zieht aus relevanten Informationen Schlüsse und entwirft selbstständig Methoden und Modelle für pragmatische und realistische Lösungswege.

Entscheidend für analytisches Denken ist nicht nur das logische Denken, sondern ebenso kreatives Denken sowie die Fähigkeit, die Ideen zu strukturieren und zu bewerten.

Analytisches Denken – typische Merkmale

Analytisches Denken basiert wesentlich auf strukturierten Denkprozessen. Dieser Prozess beinhaltet in der Regel diese 3 Phasen:

  1. Problem erkennen

    Im ersten Schritt wird ein Problem überhaupt als „Problem“ erkannt: Sie erfassen ein Hindernis und den damit verbundenen Handlungsbedarf.

  2. Problem analysieren

    Die Auslöser und Ursachen des Problems werden detailliert untersucht, schrittweise zerlegt und der Sachverhalt zum jeweiligen Kontext eingeordnet.

  3. Lösungswege entwickeln

    In der dritten Phase werden eine oder mehrere Problemlösungsstrategien gesammelt, bewertet und schließlich die besten Maßnahmen und Methoden zur Lösung ausgewählt.

Als vierte und fünfte Phase der Problemlösung gelten die Umsetzung der Lösungsstrategien sowie deren Erfolgskontrolle. Dabei ist ebenfalls analytisches Denken gefordert. Um die Wirksamkeit zu beurteilen oder gegebenenfalls die Maßnahmen anzupassen.

Analytisches Denken Gegenteil

Das Gegenteil von analytischem Denken ist keine einzelne Denkweise, sondern kann verschiedene Denkmuster umfassen, die sich durch eine fehlende oder eingeschränkte Strukturierung und Analyse auszeichnen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Chaotisches Denken
    Hierbei fehlt jegliche Struktur. Probleme werden nicht logisch oder systematisch erfasst, sondern einfach angegangen. Es fehlt die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen oder Ursachen zu verstehen.
  • Intuitives Denken
    Bei dieser Denkweise werden Entscheidungen oder Schlussfolgerungen per Bauchgefühl oder spontan getroffen – ohne tiefergehende Analyse.
  • Laterales Denken
    Laterales Denken ist eher sprunghaft, kreativ und sucht nach unkonventionellen Lösungen. Das kann zu völlig neuen Perspektiven führen und ist daher mehr eine Ergänzung zum analytischen Denken.
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Analytisches Denken Bedeutung im Beruf

Analytisches Denken gilt im Beruf eine zentrale Schlüsselkompetenz, weil es hilft, tägliche Herausforderungen im Job ebenso effizient wie systematisch zu erkennen und zu bewältigen.

Ohne diese Analysefähigkeit stehen Arbeitnehmer im Job vor (für Sie) unlösbaren Problemen. Wer komplexe Zusammenhänge nicht verstehen, einordnen und lösen kann, disqualifiziert sich für zahlreiche Berufe, Projekte und Aufgaben.

Wichtige Vorteile von analytischem Denken im Beruf

Einfach erklärt: Analytisches Denken hilft, diverse berufliche Herausforderungen effizient und fundiert zu meistern, es verbessert die Qualität der Arbeitsergebnisse und stärkt die eigene Position im Beruf.

Weitere Vorteile sind:

  • Bessere Entscheidungen treffen

    Fundierte Entscheidungen basieren vor allem auf Daten und Fakten, weniger auf einem Bauchgefühl. Analysefähigkeit führt deshalb zu nachvollziehbaren und objektiven Ergebnissen.

  • Schneller Probleme lösen

    Durch das Zerlegen von Problemen in einzelne Teilschritte finden sie meist schneller zu geeigneten Lösungen.

  • Klarere Kommunikation

    Wer analytisch denkt, kann seine Gedanken, Argumente und Ideen deutlich präziser und nachvollziehbarer formulieren. Das stärkt zudem die Überzeugungskraft.

  • Leichtere Stressbewältigung

    Ein analytisches Vorgehen schafft vor allem in Stress- und Drucksituationen mehr Resilienz und Sicherheit. Betroffene bleiben gelassen und haben so den Kopf frei.

  • Effizientere Prozesse

    Generell werden durch analytische Denkweisen Ineffizienzen im Unternehmen besser erkannt und beseitigt, was zu deutlichen Produktivitätssteigerungen führt.

  • Mehr Wettbewerbsfähigkeit

    Risiken und Chancen werden durch die Analyse klar erkannt und bewertet, sodass Unternehmen flexibel und innovativ bleiben sowie langfristige Strategien entwickeln.

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Analytisches Denken Beispiele im Beruf

Wichtig wird analytisches Denken vor allem bei Fehlern, Rückschlägen, Konflikten oder Krisen. Aber auch bei der permanenten Prozessoptimierung oder bei der Suche nach Innovationen oder neuen Absatzmärkten ist ein analytischen Ansatz unverzichtbar.

Im Job und Beruf gibt es zahlreiche Beispiele für die Notwendigkeit analysestarker Mitarbeiter. Dazu gehören etwa:

  • Die Kundenanalyse im Marketing
  • Die Kontrolle von Ergebnissen
  • Die ABC-Analyse bei der Strategieentwicklung
  • Die Identifikation von Mustern und Wechselwirkungen
  • Die Bilanzanalyse im Rechnungswesen (Controlling)
  • Die Machbarkeitsanalyse in der Konstruktion
  • Die Risikoanalyse im Produktmanagement
  • Die Schadensanalyse im Qualitätsmanagement
  • Die Wertanalyse im Einkauf
  • Die Wettbewerbsanalyse im Vertrieb
  • Die Auswertung von Maßnahmen oder Fehlerquellen

Allein diese Beispiele zeigen, warum analytisches Denken in praktisch allen Berufen gesucht und gefragt ist und warum Arbeitnehmer diese Fähigkeit unbedingt üben und trainieren sollten – schon um die eigene Arbeitsmarktattraktivität zu erhalten oder gar zu steigern.

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Analytisches Denken Berufe: Hier ist es besonders gefragt!

Analytisches Denken ist in zahlreichen Berufen eine gefragte Kompetenz – vor allem dort, wo permanent komplexe Probleme gelöst, große Datenmengen analysiert oder fundierte Entscheidungen getroffen werden müssen.

Hier sind einige Berufe, in denen mit dem Hinweis auf Ihr analytisches Denken oder Analysestärken besonders punkten können:

    Technische Berufe

  • Informatiker

    Sie analysieren komplexe Codes und Daten, um Fehler zu finden und Softwareprojekte erfolgreich umzusetzen.

  • Datenanalysten

    Sie interpretieren große Datenmengen zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen.

  • IT-Sicherheitsexperten

    Sie erkennen und beheben Sicherheitslücken in IT-Systemen.

  • Ingenieure

    Sie zerlegen technische Probleme, identifizieren Ursachen und entwickeln innovative Lösungen.

  • Kaufmännische Berufe

  • Marketing-Experten

    Sie untersuchen Markt- und Zielgruppendaten, um erfolgreiche Kampagnen zu entwickeln.

  • Finanzanalysten

    Sie werten Finanzdaten aus, erkennen Trends und Risiken und treffen auf Basis dessen Investitionsentscheidungen.

  • Wirtschaftsprüfer

    Sie prüfen und bewerten Finanzunterlagen, erkennen Risiken und Schwachstellen in Unternehmen.

  • Projektmanager

    Sie planen und koordinieren Projekte unter Berücksichtigung von Zeit- und Budgetvorgaben.

  • Managementberater

    Sie beraten Unternehmen bei der Prozessoptimierung und Strategieentwicklung anhand detaillierter Analysen.

  • Strategieberater

    Sie entwickeln langfristige Unternehmensstrategien auf Basis von Markt- und Unternehmensanalysen.

  • Logistikmanager

    Sie optimieren Lieferketten durch präzise Planung und Analyse.

  • Keative Berufe

  • Wissenschaftler

    Sie analysieren Forschungsergebnisse und entwickeln daraus neue Hypothesen oder Modelle.

  • Copywriter

    Sie formulieren und optimieren Werbetexte, die Produkte oder Dienstleitungen online verkaufen.

  • Musiker

    Auch sie analysieren letztlich ihre Songs, damit sie zur gewünschten Botschaft passen und beim Publikum ankommen.

Die Berufe-Liste zeigt, dass analytisches Denken eine branchenübergreifend gefragte Kompetenz ist, insbesondere in Technik, Finanzen, Forschung, Management und IT. Selbst im Privatleben und unabhängig von einem Berufsbild profitieren Sie davon im Alltag: Etwa wenn Sie Ihre Finanzen analysieren, familiäre Konflikte lösen müssen, Geräte reparieren oder größere Anschaffungen planen.

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Gehört analytisches Denken zu den Soft Skills?

Analytisches Denken gehört zu der großen Gruppe der Soft Skills bzw. zu den kognitiven Fähigkeiten. Bedeutet: Die Kompetenz beeinflusst sowohl andere Fähigkeiten – und wird von diesen beeinflusst.

Beispiele

  • Selbstmanagement

    Um seinen Arbeitstag und die Aufgaben effizient zu strukturieren und Prioritäten zu setzen, benötigen Sie zwingend analytische Fähigkeiten.

  • Teamfähigkeit

    In den meisten Berufen herrscht Teamarbeit. Auch hierbei müssen Sie die sozialen Strukturen und heimlichen Spielregeln verstehen und analysieren, um mit den Kollegen besser klarzukommen.

  • Kommunikationsfähigkeit

    Ob im Meeting mit Kollegen oder bei der Gehaltsverhandlung mit dem Chef: Sie müssen in Diskussionen sowohl die eigenen als auch die Gegenargumente analysieren, um darauf logisch und überzeugend zu antworten und Ihren Standpunkt zu vertreten.

  • Selbstreflexion

    Bei der Bewertung der beruflichen Entwicklung, der eigenen Bedürfnisse oder Ziele bei einem Jobwechsel benötigen Sie analytisches Denken, um den Ist-Zustand zu hinterfragen und die Schritte hin zum Soll-Zustand zu planen.

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Analytisches Denken üben & trainieren

Falls Ihr analytisches Denken noch nicht so ausgeprägt ist, wie Sie sich das wünschen, können Sie diese Stärke bereits mit einfachen Übungen verbessern und trainieren. Hier sind einige Tipps und bewährte Methoden dafür:

  • Logikrätsel knacken

    Trainieren Sie immer wieder Situationen, in denen Sie logisch und systematisch denken müssen, um eine Aufgabe zu lösen. Gute Übungen hierfür sind die typischen Fermi-Fragen aus dem Bewerbungsgespräch („Wie viele Schokolinsen passen in einen Smart?“) sowie sogenannte Brainteaser und Logikrätsel.

  • Fallstudien lösen

    Verbessern Sie Ihr analytisches Denken mithilfe von Simulationen oder Fallstudien. In diesem kontrollierten Umfeld können Sie ohne Risiko komplexe Problemstellungen bearbeiten und Ihre Problemlösungskompetenz trainieren.

  • Strategiespiele spielen

    Strategische Brettspiele wie Schach, Go oder Risiko sowie Kartenspiele wie Poker oder Magic verbessern Ihre Analysefähigkeit auf spielerische Weise. Um zu gewinnen, müssen eine Taktik entwickeln und Ihre nächsten Schritte sowie die des Gegners analysieren. Strategisches Denken lässt sich ebenfalls mit Computerspielen üben.

  • Erfahrung sammeln

    Diese „Übung“ erfordert zwar Mut, dafür können Sie das analytische Denken gleich in der Praxis testen: Engagieren Sie sich zum Beispiel in neuen und herausfordernden Projekten! Dadurch sammeln Sie praktische Erfahrung und lernen zugleich unterschiedliche Wege kennen, wie sich Probleme effektiv lösen lassen.

  • Mentoren suchen

    Suchen Sie sich Vorbilder oder Mentoren und lernen Sie von den erfahrenen Kollegen, wie diese Ihre Herausforderungen meisten oder bei Hindernisse analytisch vorgehen. Fragen Sie diese Personen um Einblicke oder Rat. Das Networking mit Fachkräften bietet überdies die Chance, verschiedene Best Practices kennenzulernen.

  • Feedback einholen

    Bitten Sie Kollegen oder Vorgesetzte regelmäßig um Feedback zu Ihrer Arbeit und deren Ergebnissen. Das hilft Ihnen ebenfalls dabei Ihre Arbeitsweise zu reflektieren, zu analysieren und mögliche Schwachstellen zu erkenne.

  • Weiterbildungen nutzen

    Inzwischen gibt es mehrere Fortbildungen und Online-Kurse, in denen Sie analytisches Denken lernen und verbessern können. Oft heißen die Kurse aber nicht direkt so, sondern trainieren zum Beispiel kritisches oder kreatives Denken oder vermitteln Entscheidungstechniken.

  • Fachliteratur lesen

    Nicht zuletzt können Sie sich durch Bücher und Artikel wie diesen über Denkmodelle und -prozesse informieren. Die Fachliteratur ist voll mit guten Ratgebern, die Ihnen bewährte Methoden und Übungen zeigen und vermitteln.

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Analytisches Denken in der Bewerbung

Analytisches Denken spielt bei der Bewerbung aktuell eine bedeutende Rolle. Die gefragte Fähigkeit wird teilweise sogar explizit in Stellenanzeigen gefordert.

In dem Fall sollten Sie im Bewerbungsschreiben und Lebenslauf unbedingt darauf eingehen. Jedoch reicht es nicht, dass Sie den Begriff nur nennen oder behaupten, Analysefähigkeiten zu besitzen! Sie müssen diese stets mit 2-3 Sätzen und Beispielen belegen!

Analytisches Denken Test

Rechnen Sie damit, dass in Positionen, in denen analytisches Denken zu den Kernkompetenzen gehört, dies direkt im Vorstellungsgespräch oder Assessment Center getestet wird. Dazu gehören zum Beispiels Tests und Übungen wie das Lösen von Fallstudien, Gruppendiskussionen mit anschließender Präsentation.

Um Ihre analytischen Fähigkeiten zu testen, müssen Sie Aufgabenstellung komplett auseinandernehmen, zerlegen und strukturieren. Dabei geht es selten um die „richtige“ Lösung, sondern vielmehr um einen systematischen und analytischen Lösungsweg in mehreren logischen Schritten.

Überzeugen mit der STAR-Methode

Um mit Ihrem analytischen Denken bei Personalern zu punkten, sollten Sie kurz im Anschreiben oder Lebenslauf beschreiben, wie Sie übertragbare und für den neuen Arbeitgeber relevante Herausforderungen bereits durch Ihre Analysestärke gemeistert haben.

Besonders bewährt hat sich hierbei die sog. STAR-Methode, die sich auch für das spätere Bewerbungsgespräch eignet. Das Wort „STAR“ ist ein Akronym und steht für die vier Schritte der Methode:

  1. S = Situation

    Beschreiben Sie kurz die Ausgangssituation und das Problem oder die Aufgabe.

  2. T = Task

    Erklären Sie, welche Aufgabe oder welches Ziel hierbei zu bewältigen war.

  3. A = Action

    Zeigen Sie nun, welche konkreten Schritte und Handlungen unternommen wurden, um das Problem zu lösen.

  4. R = Result

    Beschreiben Sie abschließend möglichst konkret und mit Zahlen untermauert das Ergebnis der Handlung.

Star Methode Problemlösungskompetenz Bewerbung Beispiel

Formulierungsbeispiele für das Anschreiben

Überlegen Sie sich zum Beispiel eine Situation, in der Sie bereits ein Problem lösen konnten und schreiben Sie, wie Sie die Ursachen oder Lösungswege analysiert haben und mit welchem Erfolg:

  • „Weil die Interaktion in unseren Social Media Kanälen zuletzt zurückging, konnten wir als Ursachen fehlende Fragen und einen Call-to-action identifizieren. Seit wir diese in die Posts eingebaut haben, stieg Interaktion um 37 Prozent an.“
  • „In meiner Position als Account Managerin habe ich geholfen, die Probleme der Kunden zu lösen. Dank meines analytischen Vorgehens konnte ich den Beschwerdeprozess verbessern und so die Kundenzufriedenheit um 8 Prozent steigern.“

Weitere Signalwörter und gute Stichworte im Anschreiben und Lebenslauf können sein: „Analyse“, „Strategie“, „Studie“, „Optimierung“, „Auswertung“ oder „Entwicklung“ sein.

Im besten Fall haben Ihre Beispiele einen direkten Bezug zum neuen Arbeitgeber. Auch dadurch beweisen Sie Ihr analytisches Talent schon in der Bewerbung: Sie zeigen gezielt, was das Unternehmen von Ihnen hat und wie der zukünftige Arbeitgeber von Ihrer Fähigkeit profitiert.


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