Definition: Was ist Frugalismus?
Frugalismus ist ein Lebensstil, der auf Sparsamkeit basiert, um möglichst früh finanzielle Freiheit zu erreichen. Ein großer Teil des Gehalts wird nicht ausgegeben, sondern langfristig investiert.
Ziel ist eine Rente mit 40 Jahren und ein erfüllteres Leben. Frugalisten bauen Vermögen auf, um später ohne weitere Arbeit von Rücklagen, Ersparnissen und Kapitaleinkünften zu leben. Der Begriff selbst stammt vom lateinischen Wort „frugalis“ und bedeutet sparsam oder genügsam.
4 Prinzipien von Frugalismus
- Große Sparsamkeit
Frugalisten nutzen nur einen kleinen Teil Ihres Einkommens. Mindestens 50 Prozent (auch 70 Prozent oder mehr) werden gespart. - Hohe Investitionen
Das gesparte Geld wird in den langfristigen Vermögensaufbau investiert (siehe: Altersvorsorge). - Bewusster Konsum
Jede Kaufentscheidung wird hinterfragt. Der Konsum beschränkt sich auf notwendige Ausgaben. - Mehr Lebensqualität
Neben finanzieller Unabhängigkeit geht es Frugalisten um mehr Lebensqualität in der Zukunft – nach eigenen Werten und Wünschen.
Mithilfe von Frugalismus wollen Betroffene nicht reich werden, sondern früher ein selbstbestimmtes, freies Leben führen.
Unterschiede: Frugalismus, FIRE und Minimalismus
Entstanden ist Frugalismus in den USA unter der Abkürzung FIRE. Das steht für „Financial Independence, Retire early“ – also finanzielle Unabhängigkeit und früher Ruhestand. Hier liegt der Fokus auf möglichst frühem Renteneintritt, um nicht mehr arbeiten zu müssen.
Frugalismus und Minimalismus haben Überschneidungen, ebenso gibt es Unterschiede: Minimalisten trennen sich von überflüssigem Besitz, konzentrieren sich auf das Wesentliche und erreichen so emotionale Freiheit. Hierbei geht es weniger um finanzielle Freiheit in der Zukunft.
Frugalismus Rechner: Wie viel Geld sparen?
Eine zentrale Frage, die Frugalisten beantworten müssen: „Wie viel Geld muss ich für finanzielle Unabhängigkeit sparen?“ Dabei geht es nicht um die monatliche Sparquote, sondern um das benötigte Kapital in der Zukunft! Entscheidend ist Ihr individueller Lebensstandard und die damit verbundenen jährlichen Ausgaben.
Eine einfache Formel zur Berechnung ist die 4-Prozent-Regel: Danach benötigen Sie 25 Mal so viel Geld, wie Sie im Jahr ausgeben.
Frugalismus Beispiele
Wie viel Geld müssen Sie für Ihren Lebensstil sparen? Hier sind einige Beispiele für die Berechnung:
-
Monatliche Kosten: 2.000 Euro
2.000 Euro pro Monat x 12 Monate = 24.000 Euro im Jahr.
24.000 Euro x 25 = 600.000 Euro Kapital. -
Monatliche Kosten: 3.000 Euro
3.000 Euro pro Monat x 12 Monate = 36.000 Euro im Jahr.
36.000 Euro x 25 = 900.000 Euro Kapital. -
Monatliche Kosten: 5.000 Euro
5.000 Euro pro Monat x 12 Monate = 60.000 Euro im Jahr.
60.000 Euro x 25 = 1.500.000 Euro Kapital.
Wie funktioniert Frugalismus?
Frugalismus klingt in der Theorie simpel: Wenig ausgeben, viel sparen, später davon leben… Doch wie funktioniert das in der Praxis? Für eine erfolgreiche Umsetzung sind vor allem 3 Bereiche entscheidend:
- Marktwert durch Weiterbildungen steigern
- Regelmäßige Gehaltsverhandlungen führen
- Nebenjobs annehmen und passives Einkommen aufbauen
- Fixkosten (Miete, Versicherungen, Lebensmittel) reduzieren
- Konsum eingrenzen und auf Unnötiges verzichten
- Erwartungen anpassen und mit weniger zufrieden sein
- Investments in ETFs, Aktien, Gold (breit gestreut)
- Möglicherweise Immobilien für Mieteinnahmen
- Abwägung zwischen guter Rendite und Risiko
1. Einkommen steigern
Mit einem hohen Einkommen können Sie mehr Geld sparen. Bei 1.500 Euro im Monat bleibt nicht viel übrig, um das benötigte Vermögen aufzubauen. Wichtige Strategien sind dann:
2. Kosten senken
Mehr Geld bringt im Frugalismus nichts, wenn Sie es jeden Monat ausgeben. Sie müssen Ihre Kosten senken, um eine hohe Sparquote zu erzielen. Wichtig hierfür:
3. Investitionen steuern
Für den Kapitalaufbau müssen Sie das gesparte clever Geld investieren. Nur so erhalten Sie die angestrebten Kapitalerträge, um Ihr Leben zu finanzieren. Beispiele:
Video dazu: Reich werden mit 3 Eigenschaften
Wie investieren Frugalisten?
Frugalisten investieren jeden Monat einen möglichst hohen Anteil ihres Einkommens. Beliebt sind Anlagen in ETFs, Aktienfonds oder Einzelaktien. Regelmäßige Einzahlungen und positive Entwicklungen am Aktienmarkt steigern das Vermögen. Die angestrebte Sparquote im Frugalismus liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Bei einem Gehalt von 3.000 Euro netto werden monatlich 1.500 bis 2.100 Euro angespart und investiert.
Frugalismus: Vor- und Nachteile
Schon mit 40 in Rente gehen und trotzdem genügend Geld? Das klingt verlockend, doch ist Frugalismus nicht für jeden geeignet! Bei der Entscheidung müssen Sie Vor- und Nachteile abwägen:
Vorteile
-
Früher Ruhestand
Bis ins hohe Alter arbeiten, um dann eine kleine Rente zu beziehen? Frugalisten erfüllen sich den Traum von mehr Freiheit schon eher. Statt mit Anfang oder Ende 60 genießen sie den Ruhestand bereits mit 40 oder 50 Jahren.
-
Keine Regeln
Frugalismus ist ein Konzept und Lebenseinstellung – es gibt keine festen Regeln. Jeder entscheidet für sich selbst, wie viel Geld er oder sie sparen kann und möchte. Auch das Ziel ist individuell: Statt früherer Rente können Sie ebenso ein Leben ohne finanzielle Sorgen anstreben.
-
Mehr Zufriedenheit
Frugalisten entwickeln ein Bewusstsein für den eigenen Konsum. Sie setzen klare Prioritäten und haben verstehen ihre Bedürfnisse. Daraus entwickeln sie größere Zufriedenheit.
Nachteile
-
Keine Geringverdiener
Häufiger Kritikpunkt: Frugalismus ist nur mit einem entsprechenden Verdienst möglich. Von einem kleinen Einkommen kann niemand noch die Hälfte oder mehr sparen.
-
Große Einschränkungen
Frugalisten führen ein sparsames Leben mit vielen Entbehrungen. Oft geht mit dem Verzicht auch ein Teil der Lebensqualität verloren.
-
Unzählige Kompromisse
Auf Auto oder teure Zugtickets verzichten? Dafür muss der Arbeitsplatz in der Nähe sein, dort sind die Mieten aber deutlich teurer. Eine möglichst kleine Wohnung um Kosten zu sparen? Dann wird es mit der Familienplanung und Kindern eng. Es gibt unzählige Kompromisse, die Frugalisten treffen müssen.
-
Kein Massentrend
Jeder praktiziert Frugalismus, spart und geht früh in Rente? Unmöglich, weil das Wirtschaftssystem zusammenbrechen würde! Genau dieses brauchen Frugalisten aber für rentable Investments am Aktienmarkt.
Frugalismus Erfahrungen
Die meisten Erfahrungen und Berichte zum Frugalismus sind positiv. Frugalisten sind meist glücklicher und freier, weil sie ein klares Ziel vor Augen haben und bereit sind, alles Notwendige dafür zu tun.
Negative Erfahrungen gibt es vor allem mit der enormen Sparquote und der Unzufriedenheit durch zahlreiche Entbehrungen – gerade das soziale Leben leidet, wenn der Lebensstil keine Kosten dafür zulässt.
Frugalismus Tipps
Frugalismus ist keine kurzfristige Entscheidung, sondern eine grundsätzliche Einstellung und Lebensart. Wollen Sie der Idee folgen, helfen diese Tipps:
-
Bereiten Sie sich auf Entbehrungen vor
Vor finanzieller Freiheit stehen viele entbehrungsreiche Jahre. Sie müssen verzichten, sich selbst einschränken und Disziplin beweisen. Fragen Sie sich ehrlich, ob Sie dazu bereit sind.
-
Fragen Sie sich, was Sie brauchen
Identifizieren Sie alle Kosten, die Sie reduzieren können: Wie groß und teuer muss die Wohnung sein? Welche Dinge benötigen Sie wirklich? Wovon können Sie sich trennen? Anregungen finden Sie im Kasten weiter unten.
-
Reflektieren Sie Ihr Verhalten
Frugalismus erfordert ein neues Konsumverhalten. Stoppen Sie impulsgesteuerte Käufe und widerstehen Sie Versuchungen. Vor jedem Kauf steht die Frage: Ist das wirklich wichtig und notwendig?
-
Entwickeln Sie eine Anlagestrategie
Informieren Sie sich über Anlagestrategien, Alternativen und die Möglichkeiten am Kapitalmarkt. Wer wenig Zeit und Ahnung hat, ist mit breit gestreuten ETFs besser beraten als mit Einzelaktien von Unternehmen.
Spartipps für Frugalisten
Sie wollen Ihre monatlichen Kosten reduzieren? Hier einige Spartipps für Frugalisten, damit Sie mehr Geld investieren können:
- Lebensstandard senken
- Mietkosten reduzieren
- Unnötige Versicherungen kündigen
- Unnötige Verträge kündigen (Smartphone, Streamingdienste)
- Fahrrad fahren oder laufen (statt Auto)
- Selber kochen
- Gebraucht bzw. „Second Hand“ kaufen
- Möbel, Kleidung oder Elektrogeräte reparieren
- Alte Dinge weiterverkaufen
Ist Frugalismus realistisch?
Ja, Frugalismus ist realistisch und funktioniert – aber nicht für jeden! Mit dem nötigen Willen, eiserner Disziplin und klarer finanziellen Ausrichtung lässt sich die finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Sie dürfen den Preis und die Belastungen des Lebensstils jedoch nicht unterschätzen.
Hinzu kommt: Das Modell funktioniert nur, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Eine Insolvenz des Arbeitgebers, eine längere Arbeitslosigkeit oder eine Berufsunfähigkeit – und das Konzept scheitert.
Alternative zum Frugalismus
Wer einen Kompromiss sucht und ohne totalen Frugalismus sparsamer leben will, kann andere Sparmodelle nutzen. Eine beliebte Alternative ist die 50-30-20 Regel.
⇨ Mehr erfahren: Geld sparen mit der 50-30-20 Regel.
Was andere dazu gelesen haben