Definition: Was ist die Regelstudienzeit?
Die Regelstudienzeit bezeichnet die offiziell festgelegte Studiendauer eines Studiengangs in Semestern, um alle erforderlichen Leistungen abzuschließen. Die Regelstudienzeit wird von der Hochschule in der Prüfungsordnung definiert und ist nicht bindend. Sie dient aber als Richtlinie zur Studienplanung und Studienorganisation.
Regelstudienzeit für Bachelor und Master
Die Regelstudienzeit für ein Bachelorstudium und ein (anschließendes) Masterstudium ist unterschiedlich lange und weicht oft von der tatsächlichen durchschnittlichen Studiendauer in Deutschland ab. Orientieren können Sie sich an diesen Werten:
Abschluss |
Regelstudienzeit |
⌀ Studiendauer |
Bachelor | 6 Semester | 7-8 Semester |
Master | 2-4 Semester | 5-6 Semester |
Zusammen | 10 Semester | 12-14 Semester |
Beachten Sie bitte, dass die Regelstudienzeit von Studiengang zu Studiengang stark abweichen kann. Auch dauert das Studium an einer Fachhochschule oft länger als an einer Universität, weil hier Pflichtpraktika die Studienzeit verlängern.
Regelstudienzeit Beispiele
Wie sehr die Regelstudienzeiten variieren können zeigen die folgenden Beispiele für ausgewählte Studiengänge und -fächer:
Studienfach |
Regelstudienzeit |
Medizin | 12 Semester |
Jura | 10 Semester |
BWL | 6 Semester |
Psychologie | 6-7 Semester |
Informatik | 6-7 Semester |
Maschinenbau | 6 Semester |
Lehramt | 6 Semester |
Die angegebenen Semester beziehen sich auf einen Bachelorabschluss mit 180 ECTS-Leistungspunkten bzw. ein Staatsexamen wie etwa im Medizinstudium
Welche Faktoren beeinflussen die Regelstudienzeit?
Zunächst einmal ist die Dauer des Studiums von der individuellen Planung, den Noten und den persönlichen Umständen abhängig. Viele Studierende müssen zur Studienfinanzierung nebenbei arbeiten oder sich um Kinder oder die Pflege von Angehörigen kümmern. Das verlängert das Studium automatisch.
Hinzu kommen weitere Faktoren:
-
Studienform
Es macht natürlich einen Unterschied ob Sie ein Vollzeitstudium oder Teilzeitstudium absolvieren. In Teilzeit zu studieren dauert in der Regel rund doppelt solange.
-
Auslandsaufenthalt
Wenn Sie beispielsweise 1-2 Auslandssemester einplanen, bringen diese zwar Pluspunkte im Lebenslauf, verlängern aber meist die Regelstudienzeit. Dasselbe gilt für Praxissemester.
-
Erkrankung
Eine schwere Erkrankung oder ein Urlaubssemester können ebenfalls dazu führen, dass die Studienzeit überschritten wird.
-
Prüfungen
So banal wie ärgerlich sind nicht bestandene Prüfungen. Diese müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden und führen meist zu einem zusätzlichen Semester.
Um wie viel darf ich die Regelstudienzeit überschreiten?
Die Regelstudienzeit darf in der Regel maximal um das Doppelte überschritten werden – bei 6 Semestern Regelzeit also nochmal um 6 Semester und insgesamt 12 Semester. Die exakte Grenze wird durch die Prüfungsordnung der jeweiligen Hochschule und des Studiengangs festgelegt.
Üblicherweise gibt es sogenannte Toleranzzeiträume, die zwischen 2 und 6 Semester zusätzlich zur Regelstudienzeit betragen können. Einige Bundesländer und Hochschulen erheben ab einer deutlichen Überschreitung Langzeit-Studiengebühren, zusätzlich zum Semesterbeitrag.
Tabelle: Typische Maximalüberschreitung der Regelstudienzeit
Abschluss |
Regelstudienzeit |
max. Überschreitung |
Bachelor | 6 Semester | 12 Semester |
Master | 2-4 Semester | 6-8 Semester |
Staatsexamen | 9 Semester | 11-12 Semester |
Die exakte Regelung sollten Sie jedoch immer in Ihrer Prüfungsordnung nachgelesen oder im Prüfungsamt und der Studienberatung nachfragen. Ausnahmen sind teils bei Härtefällen möglich.
Regelstudienzeit überschritten: Schadet das meiner Karriere?
Wenn das Studium länger dauert, fürchten viele, dass das die Jobchancen und einen schnellen Berufseinstieg behindert. Das stimmt aber so allgemein nicht! Die Studiendauer ist kein ausschlaggebender Faktor bei der Bewerbung.
Wichtiger sind relevante Qualifikationen und eine hohe Motivation für Job und Arbeitgeber sowie die Abschlussnote. Wenn Sie mit diesen Punkten überzeugen, spielen 2-3 zusätzliche Semester im Studium keine Rolle.
Wann wird eine überzogene Regelstudienzeit zum Problem?
Wer länger als die Regelstudienzeit studiert, muss bei der Jobsuche heute keine Probleme fürchten. Trotzdem kann die Überschreitung negative Konsequenzen haben – Beispiele:
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BAföG
Die staatliche Förderung durch BAföG ist meist an die Regelstudienzeit gebunden. Dauert Ihre Studienzeit länger, müssen Sie gute Gründe vorlegen (z.B. Studienfachwechsel, Krankheit), sonst wird das BAföG gestrichen. Das BAföG-Amt erlaubt oft nur eine Überschreitung der Studiendauer um 1-2 Semester.
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Höchstdauer
Nicht jede Studiendauer ist erlaubt. Universitäten machen Vorgaben zur maximalen Studienzeit – zum Beispiel höchstens 10 Semester für einen Bachelor-Abschluss. Halten Sie diese Grenze nicht ein, droht unter Umständen eine Zwangsexmatrikulation.
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Druck
Mit jedem überschrittenen Semester wächst der soziale Druck, und Sie müssen sich womöglich vor Eltern und Kommilitonen rechtfertigen. Das kann zur Belastung werden und den baldigen Studienabschluss gefährden.
Studiendauer überzogen – was tun?
Eine deutliche Überschreitung der Regelstudienzeit werten viele als Indiz für Faulheit oder Planlosigkeit. Das führt oft zu unangenehme Fragen aus dem sozialen Umfeld (Eltern, Freunde, Kommilitonen. In dem Fall haben Langzeitstudenten zwei Möglichkeiten:
Entweder Sie erklären die guten Gründe für Ihre längere Studiendauer. Sind diese nachvollziehbar, sorgt das für mehr Verständnis und Unterstützung. Oder Sie ignorieren Sie die Erwartungshaltung des Umfelds und konzentrieren Sie sich ganz auf Ihre Studienplanung und gute Abschlussnoten. Wir empfehlen beide Wege parallel.
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