Wissenschaftliches Arbeiten: Definition, Methoden & Tipps

Wissenschaftliches Arbeiten ist eine grundlegende Fähigkeit, die Sie in Studium und Forschung immer wieder anwenden müssen. Ob Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit: Ohne wissenschaftliches Arbeiten ist kein Studienabschluss möglich. Doch was bedeutet wissenschaftliches Arbeiten genau? Die wichtigsten Tipps, Methoden und Beispiele…

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Definition: Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, sich sachlich und methodisch korrekt mit einer Forschungsfrage auseinanderzusetzen. Im Gegensatz zu einer Meinungsäußerung oder einem Essay geht es beim wissenschaftlichen Arbeiten nicht um die persönliche Ansicht, sondern um eine objektive, nachprüfbare und nachvollziehbare Argumentation.

Ziele wissenschaftlicher Arbeiten sind:

  • Eine konkrete Forschungsfrage beantworten.
  • Die Fragestellung methodisch sauber und korrekt bearbeiten.
  • Übertragen von Studien-Erkenntnissen auf die Fragestellung.
  • Nutzen wissenschaftlicher Literatur, um Thesen zu bekräftigen oder zu widerlegen.
  • (Neue) Erkenntnisse und Aussagen mit wissenschaftlichen Quellen belegen.

Wissenschaftlich zu arbeiten bedeutet somit, sich systematisch Wissen zu erarbeiten, zu strukturieren und sowohl sachlich korrekt wie objektiv nachprüfbar darzustellen.

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Was sind Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens?

Damit Ihre Arbeit als „wissenschaftlich“ eingestuft wird, müssen gleich mehrere Kriterien erfüllt sein. Dazu gehören:

  • Eigenständiges Arbeiten mit Literatur
    Sie setzen sich mit vorhandenem Wissen auseinander und entwickeln eine eigene Perspektive.
  • Überblick über den Forschungsstand
    Sie zeigen, welche Studien und Erkenntnisse es zum Thema bereits gibt.
  • Methodisch kontrolliertes Vorgehen
    Ihr Vorgehen folgt einem logischen, strukturierten und systematischem Aufbau.
  • Belegbare Aussagen
    Jede Aussage oder These muss mit Quellen oder eigenen Studien abgesichert sein.
  • Korrektes Zitieren
    Zitate oder wörtliche Übernahmen sind deutlich gekennzeichnet und mit Quellenangaben versehen.
  • Wissenschaftlicher Schreibstil
    Die Arbeit ist präzise, sachlich und verständlich formuliert und geschrieben.
  • Nachvollziehbare Begriffserklärung
    Vewendete Fachbegriffe werden in der Arbeit definiert und einordnet.
  • Gütekriterien
    Die wissenschaftliche Arbeit erfüllt die Kriterien: Validität, Reliabilität und Objektivität.

Was bedeuten die Gütekriterien in wissenschaftlichen Arbeiten?

Die sogenannten Gütekriterien sind Qualitätsmaßstäbe, die zeigen, ob Ihre Arbeit wissenschaftlich belastbar ist. Einfach erklärt:

  • Validität (Gültigkeit)
    Ihre Methode misst tatsächlich das, was Sie untersuchen möchten.
  • Reliabilität (Zuverlässigkeit)
    Wird Ihre Studie mit gleicher Methode wiederholt, entstehen dieselben Ergebnisse.
  • Objektivität (Unabhängigkeit)
    Ihre Ergebnisse sind unabhängig von Ihrer Person und Meinung.
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Wissenschaftliches Arbeiten lernen – Anleitung

Sie wollen lernen, wissenschaftlich zu arbeiten? Hier finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung wie Sie dabei im Studium vorgehen:

1. Forschungsfrage formulieren

Die Forschungsfrage oder Aufgabe bildet immer den Ausgangspunkt Ihrer Arbeit. Die Frage beschreibt das Problem, das Sie wissenschaftlich untersuchen und beantworten möchten.

Beispiel: „Welche Auswirkungen haben Social Media auf das Selbstbild von Jugendlichen?“ Ausgehend von dieser Frage sollten Sie nun diverse Unterfragen formulieren, die das Thema systematisch erschließen, etwa:

  • Was sind Social Media?
  • Wie werden Social Media von Jugendlichen genutzt?
  • Welche Studien gibt es bereits dazu?
  • Welche Folgen sind bereits bekannt?
  • Und so weiter…

Versuchen Sie sich gleich zu Beginn intuitive Fragen und Gedanken zum Thema zu notieren. Interessant sind hier auch mögliche Forschungslücken und bisher offen gebliebene Fragen in der Wissenschaft. Daras können Sie zum Beispiel auch ein eigenes Thema bzw. eine Forschungsfrage für eine Haus- oder Bachelorarbeit gewinnen.

2. Gliederung erstellen

Eine wissenschaftliche Arbeit benötigt stets einen roten Faden. Geben Sie Ihrer Arbeit daher von Anfang an eine klare Struktur, indem Sie eine Gliederung und Inhaltsangabe erstellen.

Die Gliederung und deren Haupt- und Unterkapitel müssen logisch aufeinander aufbauen, damit der oder die Leser Ihre Arbeit und Schlussfolgerungen nachvollziehen können. Ein bewährter Trick ist, sich die Inhaltsangaben in passenden Büchern zum Thema an- und abzuschauen. Dort können Sie sich auch gleich einschlägige Theorien und Fachbegriffe herausschreiben.

Standardmäßig ist eine wissenschaftliche Arbeit in folgenden Abschnitte gegliedert:

  1. Einleitung (Exposé)
  2. Theoretische Grundlagen
  3. Gewählte Methodik
  4. Aktuelle Ergebnisse
  5. Diskussion
  6. Zusammenfassung und Fazit
  7. Literaturverzeichnis
  8. Eidesstattliche Erklärung

3. Wissenschaftliche Methode wählen

Je nach Forschungsfrage wählen Sie für wissenschaftliches Arbeiten Methoden, die Sie bei der Bearbeitung der Fragestellung unterstützen. Unterschieden werden hierbei meist qualitative oder quantitative Methoden:

  • Qualitative Methoden

    Dazu gehören: Experteninterview, kleinere Stichproben, Fallstudien oder die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Mithilfe der qualitativen Methoden sammeln Sie vorhandene Daten aus Literatur und Texten und analysieren diese im Anschluss.

  • Quantitativ Methoden

    Dazu gehören: Eigene (Online-)Umfragen, größere Stichproben, Experimente, statistische Auswertungen und die quantitative Inhaltsanalyse. Quantitative Methoden nutzen Sie, wenn Sie Daten in Form von Zahlen für Ihre Arbeit benötigen. Wichtig ist, dass die Stichproben groß genug sind, um wirklich aussagekräftig und relevant zu sein.

4. Literatur recherchieren & Aussagen belegen

Ohne eine gründliche Literaturrecherche kommt keine wissenschaftliche Arbeit aus. Sie ist das Fundament jeder Arbeit. Die richtige Auswahl der Quellen ist zugleich entscheidend für die Qualität und spätere Note Ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Entscheidend ist, dass die Literatur den aktuellen Forschungsstand widerspiegelt und zum Thema passt. Achten Sie also auf ein möglichst junges Veröffentlichungsdatum – insbesondere bei Quellen aus dem Internet. Es hat sich bewährt, sich zunächst einen Überblick über alle Quellen und die Literatur zu verschaffen und auszuwählen, welche davon wirklich relevant sind.

Folgende Quellen können Sie für das wissenschaftliche Arbeien nutzen:

Wichtig: Verwenden Sie für Ihre Arbeit bitte nur seriöse Quellen, die an Ihrer Hochschule akzeptiert werden. Viele Internetseiten gehören nicht dazu! Unabhängig davon, welche Literatur Sie nutzen: Sie müssen diese stets korrekt zitieren – mit Autor, Titel, Datum, Nachweis.

5. Forschungsfrage beantworten

Am Ende der Arbeit steht natürlich die Beantwortung der ursprünglichen Forschungsfrage: Fassen Sie Ihre Forschungsergebnisse zusammen und ziehen Sie ein Fazit. Ziel ist, die potenziellen Leser durch stichhaltige und nachvollziehbare Argumente zu überzeugen, nicht durch eine persönliche Meinung zu überreden!

Abschließend sollten Sie prüfen, ob die Ergebnisse Ihrer Arbeit die genannten Gütekriterien (Validität, Reliabilität, Objektivität) erfüllen. Vermeiden Sie unbedingt persönliche Annahmen, Weltanschauungen oder Behauptung! Argumentieren Sie ausschließlich auf Basis der wissenschaftlichen Fakten!

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Wissenschaftliche Arbeiten Beispiele: 3 Haupttypen

Grundsätzlich werden beim wissenschaftlichen Arbeiten drei Haupttypen unterschieden:

  1. Theoretische Arbeit (Literaturarbeit)

    Hierbei untersuchen Sie die Forschungsfrage überwiegend mittels Auswertung und systematische Analyse von bestehender wissenschaftlicher Literatur. Ziel ist, den aktuellen Forschungsstand aufzuarbeiten und die theoretischen Modelle zu verfeinern oder weiterzuentwickeln.

  2. Empirische Arbeit mit qualitativer Methodik

    Bei dieser Form nutzen Sie nicht-standardisierte oder offene Methoden zur Datenerhebung, wie Interviews, Beobachtungen oder Gruppendiskussionen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Auswertung erfolgt meist interpretativ und ergebnisoffen, wodurch komplexe Zusammenhänge exploriert werden können.

  3. Empirische Arbeit mit quantitativer Methodik

    Hierfür nutzen Sie standardisierte Methoden, wie Umfragen oder Experimente, bei denen numerische und messbare Daten erhoben werden. Ziel ist, eine anfängliche Hypothese mithilfe statistischer Verfahren zu prüfen und generalisierbare Aussagen zu treffen.

Diese dreiteilige Einteilung bildet die Basis für den Großteil aller wissenschaftlicher Arbeiten und wird in nahezu allen Disziplinen angewendet.

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Wissenschaftliches Arbeiten mit KI?

Wissenschaftliches Arbeiten mit KI bedeutet, dass Sie Künstliche Intelligenz (KI) gezielt nutzen, um verschiedene Phasen beim Forschen und Schreiben zu unterstützen – ohne jedoch die eigene Verantwortung und kritische Überprüfung der Daten zu vernachlässigen!

KI beim wissenschaftlichen Arbeiten kann zum Beispiel bei der Themenfindung, Formulierung von Forschungsfragen und Ideenentwicklung helfen und kreative Vorschläge liefern. Ebenso können Sie die KI zur Literaturrecherche (z.B. Elicit, Consensus, Semantic Scholar) einsetzen, um relevante Studien schneller zu finden oder sich Zusammenfassungen erstellen zu lassen.

Noch zulässig und legal ist, KI für die stilistische Überarbeitung der eigenen Texte einzusetzen und zum Beispiel Grammatik- und Rechtschreibfehler automatisch korrigieren oder Verbesserungen vorschlagen zu lassen.

Wichtige Hinweise und Grenzen der KI-Nutzung

KI ersetzt jedoch nicht das eigene kritische Denken, die inhaltliche Tiefe oder die menschliche Überprüfung! Viele Hochschulen haben heute strenge Richtlinien zum Einsatz und Umgang mit KI-Tools bei wissenschaftlichen Arbeiten, die Sie unbedingt beachten sollten.

Komplett illegal und nicht erlaubt ist, sich die komplette Arbeit von der KI schreiben zu lassen und als eigenständiges Werk bei einer Prüfung abzugeben (siehe: Ghostwriting im Studium). Wer die mit der KI erstellte Arbeit als persönliche Prüfungsleistung mit eidesstattlicher Erklärung abgibt, begeht einen schweren Täuschungsversuch sowie Urkundenfälschung nach § 156 StGB!

Das hat entsprechende Folgen: Exmatrikulation, Aberkennung des akademischen Grades und teils Geld- oder Freiheitsstrafe. KI ist ein unterstützendes Werkzeug, ersetzt jedoch nicht die eigenständige wissenschaftliche Arbeit!

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Tipps für erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten

Sie sollen bald eine Hausarbeit, Seminararbeit oder Abschlussarbeit schreiben? Dann orientieren Sie sich gerne an den folgenden Tipps für wissenschaftliches Arbeiten:

  • Beginnen Sie frühzeitig mit der Literaturrecherche.
  • Führen Sie von Anfang an das Literaturverzeichnis.
  • Arbeiten Sie mit einer klaren Gliederung.
  • Vermeiden Sie umgangssprachliche Formulierungen.
  • Prüfen Sie Ihre Arbeit nochmals auf mögliche Plagiate.

Welche Fehler sollte ich vermeiden?

  • Eigene Meinung ohne Belege angeben.
  • Unklare oder schwammige Begriffe verwenden.
  • Falsch zitieren oder Zitate als solche nicht kennzeichnen.

Wissenschaftliches Arbeiten (PDF) – Checkliste

Eine ausführliche Checkliste für wissenschaftliches Arbeiten können Sie sich hier zusätzlich und kostenlos herunterladen:

Wissenschaftliches Arbeiten (PDF)

Wissenschaftliches Arbeiten ist kein Hexenwerk – aber es erfordert Struktur, Disziplin und Sorgfalt. Wenn Sie die obigen Methoden und Kriterien einhalten, eine saubere Gliederung erstellen und Ihre Aussagen sachlich belegen, legen Sie den Grundstein für eine erfolgreiche Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit.


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