Anekdote: Merkmale und berühmte Beispiele

Sie wollen eine lustige Anekdote erzählen – im Meeting oder Vortrag? Die kurze und gewitzte Erzählung dient der Unterhaltung hat aber teils noch eine andere Bedeutung. Typische Merkmale der Textsorte sowie berühmte Beispiele, mit denen Sie punkten…

Anekdote Beispiele Lustig Merkmale Berühmt Synonyme

Bedeutung: Was ist eine Anekdote?

Eine Anekdote (Englisch: anecdote) ist eine kurze, geistreiche und unterhaltsame Geschichte über eine Person oder Begebenheit. Typisch für die teils wahre Kurzgeschichte ist eine überraschende oder lustige Wendung am Schluss – die Pointe. Dabei sind erfundene Ausschmückungen erlaubt.

Anekdotische Erzählungen können mündlich oder schriftlich weitergegeben werden. Sie sollen entweder neue Erkenntnisse (Aha-Effekt) über einen Menschen vermitteln oder die Zuhörer und Leser auf leichte und lustige Weise unterhalten.

Lustige Anekdoten Beispiele

Bei einem offiziellen Empfang entkroch der Erzherzogin Maria Theresia von Österreich unüberhörbar ein Furz. Peinliche Stille. Der junge Leutnant an ihrer Seite fiel sofort vor ihr auf die Knie und flehte um Vergebung. Die Fürstin erwiderte darauf gnädig und mit einem erleichterten Lächeln: „Das ist schon in Ordnung – Oberleutnant!“

Der griechische Fabeldichter und Sklave Äsop ging mit seinem Herrn auf Reisen. Alle Sklaven mussten Gepäck tragen – und jeder versuchte, das leichteste Stück zu erwischen. Nur Äsop nahm den schweren Brotkorb. Alle lachten. Mittags waren alle hungrig und fielen über das Brot her. Danach musste Äsop nur noch einen leeren Korb tragen. Nun war er es, der lachte.

Die Anekdote in der Literatur

Die Anekdote gilt als Untergattung der Kurzgeschichte und zählt – wie Märchen, Sagen oder Kalendergeschichten – zur erzählenden Literatur („Epik“). Längere Formen der Epik sind: die Erzählung, Novelle, der Roman oder das Epos. Als literarisches Genre hat die Anekdote viele berühmte Verfasser – z.B. Heinrich von Kleist, Thomas Mann oder Heinrich Böll.

Häufige Synonyme sind: Döneken, Begebenheit, Story, Storytelling oder „Schwank aus dem Leben“.

Anekdote Definition

Eine Anekdote ist eine kurze, humorvolle Geschichte über den Charakter einer Person oder eine persönliche Erfahrung. Ursprünglich wurden Anekdoten mündlich überliefert, daher gab es keinen eindeutigen Verfasser. Das Wort selbst stammt vom griechischen Begriff „anékdoton“ und bedeutet so viel wie „nicht herausgegeben“.

Das Gegenteil ist die Anti-Anekdote: eine langweilige Erzählung, die belanglos und oft nur schwer verständlich oder nachvollziehbar ist.

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Anekdote Merkmale: Woran erkennen?

Ob es sich um eine Anekdote handelt, erkennen Sie an an typischen Merkmalen dieser Textsorte. Die folgende Übersicht erklärt die wichtigsten inhaltlichen und formalen Eigenschaften von Anekdoten:

  • Wahrheitsgehalt

    Die Kurzgeschichte kann wahr sein – muss sie aber nicht. Eine Anekdote muss in erster Linie „zutreffend“ sein und die wesentlichen Merkmale einer Person beschreiben. Dazu darf die Handlung auch frei erfunden sein. Hauptsache die Erzählung ist einprägsam.

  • Kürze

    Anekdoten sind kurz – oft bestehen sie aus nur wenigen Sätzen, wie bei einem Witz. Deshalb sind meist in einfacher, aber prägnanter Sprache gehalten (siehe: Six Word Storys). Ausnahmen bilden Anekdoten als literarische Kunstform. Diese können einige Seiten lang sein.

  • Pointe

    Das Ende einer Anekdote muss überraschen und einen amüsanten Höhepunkt („Pointe“) bieten. Das rhetorische Mittel sorgt dafür, dass das Erzählte einen tieferen Sinn bekommt, in den sich die Zuhörer gut hineinversetzen können. Oft findet sich darin Ironie.

  • Moral

    Gerade durch ihre Lebensnähe enthalten die Alltagsgeschichten meist noch eine tiefere, moralische oder philosophische Botschaft im Subtext, die zum Nachdenken anregen soll (siehe auch: Metapher).

Der Unterschied zwischen einer Anekdote und einem Witz ist der Bezug zu einer realen Person. Witze können fiktiv und komplett erfunden sein, Hauptsache lustig. Voraussetzung für eine Anekdote aber ist, dass sie eine konkrete Person und deren Charaktereigenschaften thematisiert.

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Berühmte Anekdote Beispiele

Anekdoten können den Charakter berühmter oder unbekannter Personen illustrieren. Zur Veranschaulichung finden Sie berühmte Anekdoten Beispiele aus verschiedenen Epochen:

Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

Im Hafen liegt ein Fischer im Boot und döst. Da kommt ein Urlauber vorbei und fragt: „Wie viele Fische haben Sie heute gefangen?“ „Nicht allzu viele“, antwortet der Fischer, aber er sei zufrieden. Da erzählt der Tourist, was der Fischer alles erreichen könnte, wenn nochmal aufs Meer hinausfahren, mehr Fische fangen und mehr Geld verdienen würde. Am Ende wäre er so reich, um sich zur Ruhe setzen und bequem im Hafen dösen könne. Da entgegnet der Fischer: „Das kann ich doch jetzt schon!“

Die Parabel und heute bekannte „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ stammt von Heinrich Böll und wurde von ihm zum „Tag der Arbeit“ als Kritik am deutschen Wirtschaftswunder geschrieben.

Lustige Anekdote über Mark Twain

Eines Tages war Mark Twain zum Essen beim Gouverneur eingeladen und durfte dessen Ehefrau zum Tisch führen. Höflich sagte er zu der Dame: „Sie sehen heute großartig aus!“ Darauf antwortete sie: „Das Kompliment kann ich leider nicht zurückgeben, Herr Twain.“ Darauf konterte Twain: „Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir: Lügen Sie einfach!“

Die berühmte Anekdote ist eine wunderbare Geschichte zum Nachdenken – über Ehrlichkeit, Höflichkeit und gesellschaftliche Konventionen.

Dieselbe Kontermethode nutzte übrigens der britische Premier Winston Churchill. Lady Astor attackierte ihn mit den Worten:“Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift geben.“ Churchill erwiderte: „Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich es nehmen.“

Anekdote zum Ei des Kolumbus

Es ist das Jahr 1493. Christoph Kolumbus ist Gast beim Kardinal Mendoza. Einer der Gäste wirft Kolumbus vor, die Entdeckung Amerikas sei nichts Besonderes. Daraufhin fordert Kolumbus alle auf, sie mögen ein gekochtes Ei so auf die Spitze stellen. Keiner schafft es. Dann nimmt Kolumbus das Ei und schlägt es mit der Spitze auf den Tisch – es steht. Die anderen protestieren: „Das kann jeder!“ Doch Kolumbus kontert: „Der Unterschied ist: Sie es hätten es tun können, aber ich habe es getan!“

Die Anekdote ist der Ursprung der Redensart „Das Ei des Kolumbus“ und bedeutet, dass jemand für ein kompliziertes Problem eine einfache Lösung findet. Mehr Anekdoten Beispiele finden Sie in diesem PDF.

Anekdote zur Redekunst

Ein als Schwätzer bekannter Schüler will von dem griechischen Philosophen Sokrates die Redekunst erlernen. Dieser verlangt für seine Arbeit doppelt so viel Geld wie von den anderen Schülern. Der Schwätzer fragt Sokrates daraufhin verärgert nach dem Grund. Der aber antwortet nur: „Weil ich dir sowohl das Reden als auch das Schweigen beibringen muss!“

Die lustige Anekdote aus der Antike illustriert sowohl die Schlagfertigkeit als auch die Geschäftstüchtigkeit des Sokrates.

Was ist eine Wanderanekdote?

Eine sogenannte Wanderanekdote ist eine Geschichte, die mehreren Personen zugeschrieben wird. Beispiel: Im Frankreich des 18. Jahrhunderts litten viele Menschen Hunger. Die Frau des französischen Königs Ludwig XVI., Marie Antoinette, soll dazu gesagt haben: „Wenn das Volk kein Brot hat, warum essen sie dann keinen Kuchen?“ Die Erzählung wird allerdings ebenso Maria Theresia von Österreich zugeschrieben.

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Wann kann ich Anekdoten einsetzen?

Anekdoten eignen sich für unterschiedliche Anlässe in der Kommunikation. Besonders häufig werden Sie hierfür genutzt:

  • Smalltalk

    Beim Kennenlernen oder Plausch unter Kollegen soll die Anekdote den Smalltalk auflockern. Dabei handelt es sich meistens um ein kürzlich erlebtes Ereignis oder eine lustige Geschichte aus dem Alltag.

  • Hochzeit

    Bei Hochzeit, Geburtstag oder Dienstjubiläum sind Anekdoten besonders beliebt, um bestimmte Eigenschaften des Jubilars oder Brautpaares hervorzuheben.

  • Vortrag

    Zahlreiche Keynote-Speaker nutzen Kurzgeschichten zum sogenannten Storytelling. Als lehrreiches Beispiel sind sie anschaulicher als theoretische Wissensvermittlung.


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