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Six Word Storys: Auf den Punkt gebracht

Versuchen Sie doch einmal, eine ganze Geschichte in sechs Worten zu erzählen – das verbirgt sich nämlich hinter Six Word Storys. Gar nicht so einfach, verstehen doch die meisten Menschen unter einer Geschichte einen längeren Text. Aber es ist möglich, den Beweis trat einst Hemingway an. Der menschliche Verstand ergänzt vieles, was scheinbar fehlt. Und es gibt Situationen, in denen es wichtig ist, sich kurz fassen zu können. Stichwort „Qualität statt Quantität“. Wir zeigen Ihnen, was es mit den Six Word Storys auf sich hat und wofür sie gut sind…



Six Word Storys: Auf den Punkt gebracht

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Definition: Was ist eine Six Word Story?

Six Word Storys sind winzige Geschichten, die in wenigen Worten – nicht mehr als sechs – eine ganze Geschichte abbilden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und genau diese Fähigkeit zur Imagination ist es auch, die den Reiz ausmacht.

Schöpfer dieser literarischen Kurzform soll der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway sein. Der Überlieferung zufolge wettete er mit Schriftstellerkollegen darum, eine vollständige Geschichte anhand von sechs Wörtern erzählen zu können. Als seine Kollegen dagegen hielten, präsentierte er ihnen diese Six Word Story:

For sale: baby shoes, never worn.

Zu Deutsch:

Zum Verkauf: Babyschuhe, ungetragen.

So kurz diese Six Word Story auch ist – sie schafft es, vor den Augen des Lesers in wenigen Worten ein ganzes Drama zu entwickeln. Zu Beginn denkt der Leser noch an eine gewöhnliche Kleinanzeige. Aber spätestens beim letzten Wort wird klar, dass sich hinter diesen Worten vermutlich eine Tragödie verbirgt, die betroffen macht.

Und das zeichnet auch gleichzeitig die besten dieser Six Word Storys aus: Sie bleiben im Gedächtnis haften, weil sie in irgendeiner Form berühren. So gibt es traurige Six Word Storys, lustige Six Word Storys und solche, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Auf Deutsch: Six Word Storys oder Six Word Stories?

Einige Sprachpuristen werden sich vermutlich fragen, wie denn nun die 6-Wörter-Geschichte korrekt geschrieben wird – Six Word Storys oder Six Word Stories?

Mit Anglizismen und Lehnwörtern ist das im Deutschen so eine Sache. Das Genus im Deutschen orientiert sich beispielsweise häufig am deutschen Begriff, sofern es einen gibt. Denn der bestimmte Artikel im Englischen – the – enthält keine genaueren Hinweise. Auch in der Schreibweise passen sich viele Begriffe dem Deutschen an.

Gängiges Beispiel (und immer wieder falsch zu lesen) ist das Wort Hobby. Im Englischen ist nur der Plural Hobbies korrekt. Niemand sagt hierzulande ernsthaft Steckenpferd. Als deutsches Substantiv wird der Plural mit einem -s am Ende gebildet, also: Hobbys. Analog dazu schreiben wir daher Six Word Storys.

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Beispiele für 6-Wörter-Geschichten

Zugegeben, die meisten Six Word Storys findet man auf Englisch und ganz besonders auf Plattformen wie Reddit oder Pinterest. Faszinierenderweise funktionieren die meisten Six Word Storys auch auf Deutsch. Elementare Grundbegriffe sind in beiden Sprachen ohnehin ähnlich und ein bisschen schummeln auch die Englisch-Muttersprachler beim Zählen, wenn Sie kontrahierte Hilfsverben wie haven’t (kurz für have not) als ein Wort zählen.

Ein paar Beispiele gefällig?

  • Six Word Storys über Allgemeines

    • Ich fragte. Du antwortetest mit Schweigen. (Generalisms)
    • Warum bist du in meinem Selfie? (Maxinefugen)
    • „Falsche Nummer“, sagt eine bekannte Stimme. (Unbekannt)
    • Ich gehöre mir immer als erstes. (sajeershaikh95)
    • Ihre Freundlichkeit ist ihre bevorzugte Superkraft. (Saramoke)
    • Allein und verloren wurde sie stark. (capricededivi)
    • Ich überlebe nicht länger, ich lebe. (skailyr)
  • Six Word Storys über die Liebe

    • Ring. Kirche. Bräutigam. „Wo ist sie?“ (Zserf)
    • Dinner für zwei, Witwer und Erinnerungen. (Arialenelove)
    • Ich liebe dich. Aber nun verschwinde. (Unbekannt)
    • Wann wirst du mich endlich lieben? (Unbekannt)
    • Du verdienst Glück. Also ging ich. (Unbekannt)
    • Er fühlte nichts, ich fühlte alles. (Unbekannt)
    • Die Wunden heilten, ihr Herz nicht. (Hannah Lambach)
  • Six Word Storys mit Humor

    • Rapunzel, ich rutsche ab! Eine Perücke?! (Unbekannt)
    • Chirurg rettet Patient. Patient dankt Gott. (Das it mane)
    • Sandburg zu verkaufen. Zeitlich limitiertes Angebot. (Alison M.)
    • Den Heuhaufen angezündet. Die Nadel gefunden! (Newtonswig)
    • So viel Platz, so wenige Worte. (Greg Djanikian)
    • Schießerei bei Anarchistentreffen. Ruft die Polizei! (Debra Argosy)
    • „Lesen für Dumme“ – komischerweise nie ausverkauft. (Brown Bear)
    • Ich kam. Ich sah. Ich saß. (Eric Karlan)
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Wortspielereien bei pointierten Storys

Das Geheimnis von Six Word Storys ist, dass sie Spielraum für allerhand Interpretationen lassen. Auch die obige Geschichte von Hemingway: Sie kann für einen tragischen Verlust stehen. Genauso gut können die ungetragenen Babyschuhe ein leider viel zu klein gekauftes Geschenk sein.

Dieser mitunter überraschende Wendepunkt ist auch typisch für die „Tiny Tales“ von Florian Meimberg, einem Regisseur für Werbe- und Musikvideos. Unter eben diesem Namen (@tiny_tales) verfasste er vor einigen Jahren auf Twitter seine Kurzgeschichten – damals noch mit maximal 140 Zeichen. Das ergibt zwar in der Regel keine 6-Wörter-Geschichte, aber kurz ist es allemal.

Und nicht selten mit einem makabren Dreh:

Sie malte ein Minuszeichen vor die Umsatzprognose.
Dann klappte sie das Flipchart wieder zu und schob ihren Putzwagen aus dem Konferenzraum.

Ned hatte noch nie etwas Schöneres gesehen.
Das Korallenriff schimmerte wie eine außerirdische Stadt.
An seinen Füßen zerrte der Betonblock.

Stolz schritt die alte Putzfrau durch den Turiner Dom.
Der Bischof würde sie lieben.
Endlich hatte sie dieses fleckige Grabtuch gewaschen.

Ganz gleich ob Six Word Storys oder obige Mini-Geschichten: Man merkt den Verfassern an, dass sie Spaß an der Sprache haben. Mit Kreativität wird auch noch an der letzten Formulierung gefeilt.

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Wofür eigenen sich Six Word Storys?

Six Word Storys haben mehrere Vorteile. Auf dem ersten Blick dienen sie lediglich der Kurzweil. Aber haben Sie eigentlich mal versucht, sich selbst in sechs Worten zu beschreiben? Die Kunst besteht ja darin, das Wesentliche herauszuarbeiten, sozusagen: In der Kürze liegt die Würze.

Das fällt vielen gar nicht so leicht. Immer wieder gibt es Situationen, in denen Sie aber genau das müssen: sich begrenzen, unter Zeitdruck pointiert Ihrem Gegenüber vermitteln, was Sie können und wofür Sie stehen. Beispielsweise kann ein Elevator Pitch im Rahmen eines Vorstellungsgespräches von Ihnen verlangt werden.

Eine Selbstpräsentation ist aber auch in ganz normalen Gesprächsrunden, auf Kongressen oder Messen möglich. Wer hier ewig lang ausholt, verliert womöglich die Aufmerksamkeit seines Gesprächspartners. In beruflicher Hinsicht kann das einen Rückschlag bedeuten, etwa wenn Sie nicht empfohlen werden, weil Ihre Fähigkeiten nicht klar zum Ausdruck kamen.

Wie Sie Ihre eigenen Six Word Storys schreiben

Lust auf Six Word Storys bekommen (sechs Wörter)? Dann versuchen Sie sich doch selbst einmal darin. Unsere Tipps:

  • Lesen Sie andere Six Word Storys

    Mit mit den obigen Six Word Storys haben Sie bereits einen Eindruck davon bekommen, wie so etwas funktionieren kann. Geschichten von enttäuschter Liebe, tragisch-komischen Situationen kennt fast jeder. Mit diesen Beispielen fallen Ihnen sicherlich bald ähnliche Geschichten ein.

  • Vergessen Sie Perfektionismus

    Der Spaß an der Freude sollte überwiegen. Gerade wenn Sie noch keinerlei Erfahrungen mit Six Word Storys gemacht haben, dann kann im ersten Moment die berühmte Angst vor dem weißen Blatt Papier überwiegen. Das Beste ist dann immer, einfach draufloszuschreiben. Vergessen Sie erst einmal Satzstellung und Satzzeichen, die werden ohnehin nicht mitgezählt.

  • Spielen Sie mit Worten

    Ihnen fehlt die Inspiration? Dann spielen Sie mit Worten. Dazu eignen sich Spiele wie Scrabble, magnetische Poesie oder sogar Umblätterbücher. Letztere bestehen beispielsweise aus drei Feldern, die beliebig miteinander kombiniert werden können und bisweilen absurde Bezeichnungen ergeben.

  • Erlauben Sie sich Tricks

    Statt Wörter auszuschreiben, können Sie mit Abkürzungen arbeiten oder umformulieren – zum Beispiel (zwei Wörter) können Sie durch beispielsweise (ein Wort) ersetzen, Richtungsangaben wie in das, auf das oder an das durch ins, aufs oder ans ersetzen.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]