Sind FH- und Uni-Abschluss gleichwertig?
Die Abschlüsse von Fachhochschulen (FH) und Universitäten sind formal gleichwertig, insbesondere seit der Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen im Rahmen des Bologna-Prozesses. Beide Hochschulformen vergeben Bachelor- und Mastergrade, die als akademische Abschlüsse anerkannt sind.
Trotz dieser Gleichwertigkeit gibt es Unterschiede in der Ausrichtung und den Schwerpunkten des Studiums:
- Universitäten sind forschungsorientierter und legen mehr Wert auf die theoretische und wissenschaftliche Ausbildung, ermöglichen damit auch eine akademische Laufbahn – etwa mit Promotion und Doktor-Titel.
- Fachhochschulen sind praxisorientierter und bereiten gezielter auf den direkten Berufseinstieg vor, häufig mit Pflichtpraktika und anwendungsbezogenen Projekten.
Die Unterschiede wirken sich ebenso auf Studieninhalte und Karrierewege aus.
Ist der FH Abschluss weniger wert?
Auf keinen Fall! Die meisten Arbeitgeber sehen heute beide Abschlüsse als gleichwertig an, wobei es je nach Branche und Job unterschiedliche Präferenzen geben kann. Gleichzeitig ist ein Wechsel vom FH-Studium zu einem Master an der Uni heutzutage gut möglich, sodass auch dieser Nachteil keiner bleiben muss.
Ist man mit einem FH-Abschluss Akademiker?
Mit einem FH-Abschluss ist man ebenfalls Akademiker. Der FH-Abschluss ist als akademischer Grad anerkannt und mit einem akademischen Titel wie Bachelor oder Master endet. Beide Abschlüsse sind gleichwertig, somit zählen FH-Absolventen auch offiziell als Akademiker.
Unterschied: Hochschule oder Fachhochschule
Der Begriff „Hochschule“ ist der Oberbegriff für alle Einrichtungen der tertiären Bildung in Deutschland. Dazu gehören sowohl Universitäten und Technische Universitäten (TU) als auch Pädagogische, Theologische oder Kunsthochschulen sowie Fachhochschulen (FH) und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Jede Fachhochschule ist also eine Hochschule, aber nicht jede Hochschule ist eine Fachhochschule!
Unterschied: Fachhochschule (FH, HAW) und Universität
- Praxisnahes Lernen
- Kleinere Studiengruppen
- Verschultes Studium
- Intensive Betreuung durch Dozenten
Fachhochschule
- Selbstbestimmtes Lernen
- Fokus auf Theorie
- Stärkerer Forschungsbezug
- Alleiniges Promotionsrecht
Universität
FH vs. Uni: Unterschiede beim Gehalt?
Das Gehalt von FH- und Uni-Absolventen unterscheidet sich vor allem beim Einstiegsgehalt sowie später im Verlauf der Karriere
Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen von FH-Absolventen liegt bei 35.000 Euro (Bachelor) bzw. über 40.000 Euro (Master). Bei Uni-Absolventen liegt der Durchschnitt nach dem dem Berufseinstieg bei 41.000 Euro (Bachelor) und 47.000 Euro (Master). Im Verlauf der Karriere geht die Schere zwischen FH- und Uni-Absolventen beim Gehalt oft noch weiter auf.
Vergleich Durchschnittsgehälter FH vs. Uni-Absolventen
(Alle Gehälter sind Brutto-Jahresgehälter mit 2-3 Jahren Berufserfahrung)
Fachbereich |
FH Gehalt |
Uni Gehalt |
Informatik | 55.000 € | 60.000 € |
Wirtschaftswissenschaften | 54.000 € | 59.000 € |
Ingenieurwesen | 48.000 € | 51.000 € |
Finanzen | 45.000 € | 50.000 € |
Naturwissenschaften | 44.000 € | 47.000 € |
Vertrieb & Verkauf | 43.000 € | 46.000 € |
Einkauf, Logistik | 42.000 € | 47.000 € |
Marketing & Kommunikation | 41.000 € | 44.000 € |
Human Resources | 40.000 € | 45.000 € |
Design & Architektur | 36.000 € | 45.000 € |
Im öffentlichen Dienst macht es hingegen bei gleicher Tätigkeit kaum einen Unterschied, ob der Abschluss von der Uni oder FH stammt. Die Eingruppierung richtet sich nach der Stellenbeschreibung und TVöD, nicht nach der Hochschulart.
Unterschiede nach Fachrichtungen
In den Fächern Ingenieurwesen, Informatik und Wirtschaft haben FH-Absolventen oft keinen Nachteil, sogar eher noch einen Vorteil wegen des höheren Praxisbezugs ihres Studiums. Wen es dagegen in die Forschung, Wissenschaft oder in hochspezialisierte Beraterjobs zieht, hat mit dem Uni-Abschlüsse die Nase vorn. Bei Medizin oder Jura spielt die FH gar keine Rolle.
Welche Nachteile hat eine Fachhochschule?
Die Nachteile eines Abschluss an der Fachhochschule sind unter anderem:
-
Weniger Flexibilität
FH-Studiengänge sind in der Regel verschulter und haben einen festen Stundenplan, sodass Studierenden im Studium weniger Freiräumen bleiben und weniger Flexibilität beim Lernpensum haben.
-
Weniger Studienfächer
Das Studienangebot an der FH ist oft begrenzter – bestimmte Berufsgruppen wie Lehrer, Juristen oder Ärzte werden überhaupt nicht an der FH ausgebildet, weil hierfür ein Staatsexamen der Universität notwendig ist.
-
Weniger wissenschaftliche Tiefe
Der stärkere Praxisbezug ist zwar ein Vorteil, gleichzeitig fehlt dem FH-Studium meist die wissenschaftliche Tiefe sowie die Möglichkeiten zur Forschung als bei Uni-Abschlüssen.
-
Weniger Jobchancen
Noch immer gibt es Arbeitgeber, die den Abschluss von einer Uni im Vergleich zur FH vorziehen. Dies kann in dem Fall auch schon Auswirkungen auf das Einstiegsgehalt haben.
Entscheidungshilfe: FH oder Uni – was passt besser zu mir?
Die Wahl zwischen einer Fachhochschule und einer Universität ist mehr als nur eine Frage des Abschlusses oder Gehalts. Sie hängt davon ab, wie Sie lernen, welche Karriereziele Sie verfolgen und in welcher Branche Sie später arbeiten möchten.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Entscheidungskriterien:
1. Lern- und Studienstil
- Praxisnah, mit vielen Projekten und Pflichtpraktika
- Klare Stundenpläne, kleine Gruppen, mehr direkte Betreuung
- Enger Bezug zur späteren Berufspraxis
- Stärker theoretisch und wissenschaftlich ausgerichtet
- Mehr Selbstorganisation und Freiheit bei der Kurswahl
- Ideal, wenn Sie eine Promotion anstreben
- Schnellere Integration in den Arbeitsmarkt durch Praxissemester
- Vorteile in Ingenieurwesen, Informatik, Wirtschaft, sozialer Arbeit
- Einstieg oft auf ähnlichem Gehaltsniveau wie Uni-Absolventen
- Mehr Chancen in Wissenschaft und hochqualifizierten Jobs
- Muss für akademische Karriere (Promotion, Professur)
- Langfristig steilere Karriere- und Gehaltsentwicklung
- … schnell ins Berufsleben einsteigen wollen.
- …Wert auf praxisnahe Ausbildung legen.
- …klare Strukturen und kleinere Gruppen bevorzugen.
- …sich für Forschung und Theorie begeistern.
- …eine Promotion oder wissenschaftliche Laufbahn anstreben.
- …in forschungsnahen Berufen (Pharma, Politik, Beratung) arbeiten wollen.
FH-Studium:
Uni-Studium:
2. Berufliche Perspektiven
FH-Abschluss:
Uni-Abschluss:
3. Persönliche Karriereziele
FH passt besser, wenn Sie…
Uni passt besser, wenn Sie…
Haben Sie bei Ihrer Studienwahl zugleich im Blick, was für ein Lerntyp Sie sind und ob Sie zum Beispiel das selbstständige Lernen in großen Hörsälen oder eher das interaktive Lernen in kleinen Gruppen bevorzugen!
Generell lässt sich aber sagen, dass die Grenzen und Unterschiede zwischen Uni und FH immer mehr verschwimmen, weil auch Universitäten zunehmend mehr Praxisphasen integrieren und manche FHs schon Promotionsrechte erhalten. Es kann also durchaus sein, dass die Frage „FH oder Uni?“ in ein paar Jahren keine mehr ist…
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