Ein Bewerbungsgespräch mit dem Weihnachtsmann
Herr Weihnachtsmann, Sie haben auf Ihrem Lebenslauf gleich vier Namen vermerkt: Weihnachtsmann, Sankt Nikolaus, Väterchen Frost und Kris Kringle. Wie sollen wir Sie ansprechen?
Nikolaus ist für mich okay.
Erzählen Sie doch ein bisschen über sich.
Für mein Alter bin ich ziemlich rüstig, geradezu lebensfroh und extrem kinderlieb. Ich bin Single und lebe seit einigen Jahren am Nordpol. Ich würde mich aber als Cosmopolit bezeichnen. Ich bin überall auf der Welt zuhause, reise gern und viel und kenne mich mit diversen Kulturen aus. Ich spreche alle Sprachen der Welt fließend. Und ich bin ein großer Fan von Listen.
Ihrem Lebenslauf entnehmen wir, dass Sie bisher nirgendwo dauerhaft angestellt waren. Ab Ende November arbeiten Sie zwar für zahlreiche Kaufhausketten, nach Weihnachten aber weist Ihr Lebenslauf jedes Jahr große Lücken auf. Haben Sie Probleme mit Hierarchien?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin eher so eine Art Saisonarbeiter. Im Winter bin ich Angestellter und Dienstleister – das restliche Jahr über bin ich Unternehmer. Genauer gesagt bin ich Spielzeughersteller. Ich habe am Nordpol eine recht große Fabrik, mit mehr als 1000 beschäftigten Elfen in Vollzeit. Die arbeiten rund um die Uhr für mich.
Wie würden Sie dann Ihre Führungsqualitäten beschreiben?
Lassen Sie mich Ihnen dazu eine Geschichte erzählen: Jedes Jahr, so um Weihnachten, muss ich zusammen mit einem achtköpfigen Team binnen kurzer Zeit und meist in der Nachtschicht weltweit zahlreiche Pakete ausliefern. Eine logistische Meisterleistung. Da müssen alle an einem Strang ziehen. Und das tun Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blitz und ich auch. Jedes Jahr. Und jedes Jahr erfolgreich. 1939 haben wir allerdings Verstärkung zu unserem eingespielten Team bekommen: Rudolph. Wegen seiner glühenden Nase wurde der Neue von seinen Kollegen jedoch zunächst gemobbt und ausgegrenzt. Ich dagegen habe in ihm vor allem seine Entscheidungsstärke gesehen: Seitdem führt er mit seiner roten Nase unser Gespann an und leuchtet uns den Weg durch die optimale Strecke.
Darf ich fragen, was Sie für ein Auto fahren?
Ich fahre einen ziemlich dicken Schlitten.
Ho, ho, ho!
Das sage ich auch immer, wenn ich ihn sehe…
Was, würden Sie sagen, ist Ihre größte Stärke?
Ich kann sehr gut zuhören. Stundenlang. Ich habe, wie man so sagt, gutes Sitzfleisch. Und ich bin recht flexibel.
Inwiefern?
Na, ich habe schon so manche Kaminkarriere hinter mir. Ob Auf- oder Abstieg – mir war noch kein Job zu schmutzig, kein Weg zu eng. Wenn es sein muss, kann ich mich blitzschnell anpassen, ohne dass die anderen das großartig mitbekommen.
Und was ist Ihre größte Schwäche?
Milch und Kekse.
Wir dachten da eher an berufsbezogene Qualifikationen.
Tja, ich bin sehr schlecht bei der Postkorbübung. Ich lese einfach alles, was mir die Leute schicken. Kinder vor allem. Ich kann schlecht auswählen und noch schlechter Nein sagen.
Warum sollten wir Sie dann einstellen?
Sie werden kaum jemanden finden, der weltweit beliebter ist und eine tadellosere Online-Reputation besitzt. Ich schmücke Ihr Unternehmen. Wenn Sie wollten, könnten Sie mein Konterfei sogar auf Ihre Lastwagen kleben, und die Menschen würden es lieben. Mein Arzt sagt außerdem, meine Gesundheit sei unverwüstlich. Ich werde also noch viele Jahre topfit und damit ein wesentlicher Leistungsträger bleiben. Zudem kann ich Ihnen genau sagen, wer in Ihrem Unternehmen zu den Top-Performern gehört und am Jahresende einen Bonus verdient, beziehungsweise wer unartig war und etwa heimlich Kopierpapier mitgehen lässt. Ich besitze eine hohe Sozialkompetenz und erstklassige Menschenkenntnis.
Vielen Dank für das Gespräch, wir werden uns in den nächsten zwei Wochen bei Ihnen melden. Allerdings haben wir auch noch einen anderen Bewerber namens „Christkind“. Das Gespräch würden wir gerne noch abwarten. Bitte haben Sie also Geduld.
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