Karrierezwang: Muss ich die Beförderung annehmen?

Vom Vize zum Chef – eigentlich eine natürlich Entwicklung. Dahinter kann jedoch auch ein sogenannter Karrierezwang stecken. Der nächste Karriereschritt wird stillschweigend erwartet. Was tun? Tipps, wie Sie mit dem Karrierezwang umgehen und die persönlich richtige Entscheidung treffen…

Karrierezwang Definition Bedeutung Beispiele Tipps

Definition: Was bedeutet Karrierezwang?

Der Begriff Karrierezwang beschreibt eine Situation, in der sich Arbeitnehmer gedrängt fühlen, beruflich aufzusteigen oder eine höhere Position anzunehmen – auch dann, wenn sie dies möglicherweise nicht wollen.

Dieses Phänomen „Karrierezwang“ tritt häufig bei Stellvertretern oder Vize-Positionen auf. Wesentliche Merkmale des Karrierezwangs sind:

  • Hoher Erwartungsdruck

    Vom Arbeitgeber oder Vorgänger wird erwartet, dass der oder die Vize nachfolgt und die nächsthöhere Position übernimmt, sobald diese frei wird. Es entsteht das Gefühl, Erwartungen erfüllen zu müssen, statt eigenen Wünschen zu folgen.

  • Innerer Konflikt

    Nicht jeder Arbeitnehmer strebt den Aufstieg an oder fühlt sich bereit dafür. Betroffene stehen vor der Wahl: Entweder die Position annehmen – oder einen Karriereknick riskieren.

Der Karrierezwang kann Teil einer größeren Problematik in Unternehmen sein, die sarkastisch auch als „Hamsterrad-Verschwörung“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen unterschwelligen Druck, sich permanent beruflich weiterzuentwickeln zu müssen.

Vor allem große Unternehmensberatungen und Consulting-Firmen sind dafür bekannt und machen vor allem mit ihren englischen Parolen Schlagzeilen – Beispiele: „Up or out“ oder „Grow or go“.

Was ist das Peter-Prinzip?

Das sogenannte Peter-Prinzip beschreibt das Phänomen, dass in jeder Hierarchie Beschäftigte so lange befördert werden, bis sie auf einen Posten gelangen, auf dem sie inkompetent sind. Diese Spitzenunfähigkeit wurde 1969 von Laurence J. Peter in Zusammenarbeit mit Raymond Hull formuliert.

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Karrierezwang: Muss ich aufsteigen?

Grundsätzlich besteht kein Zwang zur Karriere. Erstens definiert diese jeder individuell anders; zweitens gibt es heute völlig unterschiedliche Formen der Berufskarriere:

  1. Fachlaufbahn
    Karriere zum Experten in einem spezifischen Fachgebiet.
  2. Führungslaufbahn
    Aufstieg in Führungspositionen mit zunehmender Verantwortung (früher: „Kaminkarriere„).
  3. Selbstständigkeit
    Eigenständige berufliche Entwicklung als Unternehmer oder Freiberufler.

Eine Karriere ist nicht an einen hierarchischen Aufstieg auf der sprichwörtlichen Karriereleiter gebunden, sondern kann stets eine abwechselnde Berufslaufbahn verfolgen, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Karriereziele berücksichtigt.

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Sollte ich dem Karrierezwang folgen?

Wenn Sie eine Position als Vize oder Stellvertreter annehmen, müssen Sie grundsätzlich damit rechnen, dass Ihnen irgendwann die Nachfolge und damit der Chefposten angeboten wird. Ein Zwang, das Jobangebot anzunehmen, besteht natürlich trotzdem nie – erst recht, wenn Sie die Position nicht wollen oder sich für den Karriereschritt noch nicht bereit fühlen.

Falls Sie ablehnen, sollten Sie aber zumindest gute Gründe nennen und deutlich machen, dass dies für Sie eine bewusste und strategische Karriereentscheidung ist. Fehlender Mut oder Selbstglaube sind jedenfalls keine guten Argumente…

Aufsteigen oder nicht? – Wichtige Fragen

Ob der Schritt für Sie sinnvoll ist, sollten Sie abhängig von Ihrer aktuellen Situation entscheiden. Folgende Fragen können dabei helfen, Klarheit zu gewinnen:

  • Will ich überhaupt aufsteigen?

    Die erste und wichtigste Frage ist natürlich, wie Sie Ihre berufliche Laufbahn geplant haben und ob für Sie eine Fach- oder Führungskarriere infrage kommt.

  • Passt der Job zu mir?

    Nicht jede(r) ist als Führungskraft geeignet oder will die Verantwortung für andere Menschen übernehmen und diese fordern und fördern. Im Extrem erwartet Sie nach der Beförderung ein ganz anderer Beruf als der, den Sie gelernt haben.

  • Kenne ich alle Herausforderungen?

    Der Aufstieg in eine neue Position mit mehr Verantwortung ist nicht unriskant und genauso ein Schleudersitz sein, wenn Sie nicht alle schwebenden Probleme und Herausforderungen kennen. Bevor Sie also zusagen, sollten Sie unbedingt die Risiken kennen und erfragen. Bekommen Sie nur vage Antworten, ist das ein Warnzeichen!

  • Rechnet sich die Beförderung?

    Mit der neuen Stelle verändern sich auch andere Faktoren: Zwar steigt meist das Gehalt, dafür haben Sie aber womöglich mehr Dienstreisen, längere Arbeitszeiten und Überstunden werden auch nicht mehr bezahlt. Unterm Strich kann der berufliche Aufstieg ein finanzieller oder privater Abstieg sein.

  • Bringt mich der Job meinen Zielen näher?

    Ob Karrierezwang oder nicht: Es zählt die langfristige Perspektive und ob die Position vielleicht nur eine Zwischenstation ist, die aber eine hohe Bedeutung für die Zukunft und weitere Karriereschritte hat?! Wägen Sie stets mit Blick auf Ihre geplante Karriereentwicklung und die Lebensziele ab, ob Sie der Job fördert oder nicht.

Generell aber gilt: Einem Karrierezwang müssen Sie nie folgen – auch wenn dieser nach einem typischen Karriereweg aussieht.

Nicht wenige Menschen wählen heute sogar mitten in ihrer Laufbahn eine Auszeit oder Alternative – zum Beispiel in Form eines Sabbaticals oder Downshifting – also dem freiwilligen Abschied vom Aufstieg zugunsten einer besseren Work-Life-Balance. Das ist völlig legitim und wird heute von vielen Arbeitgebern akzeptiert.

Letztendlich geht es darum, einen Weg zu finden, der Ihren persönlichen Werten und Zielen entspricht. Reflektieren Sie stets Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse, um einen für Sie passenden Karriereplan zu entwickeln.


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