Definition: Was ist ein Teilzeitstudium?
Ein Teilzeitstudium ist eine Studienform, bei der Studierende pro Semester weniger Leistungen erbringen, um Studium und andere Verpflichtungen – z.B. Beruf, Kinderbetreuung, Pflege – besser zu vereinbaren.
Durch das Teilzeitstudium wird die Regelstudienzeit verlängert. Ein Bachelorstudium dauert so zum Beispiel 8-12 Semester statt 6 im Vollzeitstudium. Auch sind die Lehrveranstaltungen und Prüfungen pro Semester reduziert – die Gesamtheit der zu erbringenden Leistungen und Abschlüsse bleibt aber identisch, damit ein gleichwertiger Abschluss erreicht wird.
Studierende, die in Teilzeit studieren, sind offiziell als „Teilzeitstudierende“ an der Uni eingeschrieben und müssen hierfür häufig einen Antrag stellen, in dem Sie entsprechende Gründe wie Berufstätigkeit oder familiäre Verpflichtungen nachweisen.
Abgrenzung zu anderen Studienmodellen
Ein Teilzeitstudium unterscheidet sich zum Beispiel von einem berufsbegleitenden Studium dadurch, dass Studierende in Teilzeit an den regulären Veranstaltungen für Vollzeitstudierende teilnehmen. Berufsbegleitende Studiengänge sind dagegen häufig auf das Arbeitsleben abgestimmt und finden meist abends oder am Wochenende statt.
Es gibt auch Teilzeitvarianten im Fernstudium oder als Online-Studium, wobei die Struktur von der jeweiligen Hochschule festgelegt wird und je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen kann.
Umfang: Wie lange dauert ein Teilzeitstudium?
Ein Teilzeitstudium dauert in der Regel rund doppelt so lange wie ein Vollzeitstudium – also eher 8-12 Semester statt der üblichen 6 für einen Bachelorabschluss bzw. 6-8 Semester statt 3-4 im Masterstudium. Es werden jedoch häufig zwei Teilzeitsemester als ein Vollzeitfachsemester gezählt.
Der wöchentliche Stundenaufwand liegt – je nach Modell und Hochschule – zwischen 15 und 30 Stunden, meist 15–20 Stunden Selbststudium und 9–18 Stunden Präsenzzeit.
Studiendauer im Vergleich
Modell |
Studiendauer (Bachelor) |
Stunden, Woche |
Vollzeitstudium | 6-7 Semester | 35-40 Stunden |
Teilzeitstudium | 8-12 Semester | 15-30 Stunden |
Was sind die Voraussetzungen für das Studieren in Teilzeit?
Typische Gründe für ein Teilzeitstudium sind eine parallele Berufstätigkeit (mind. 15 Stunden pro Woche), die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen sowie die Teilnahme am Hochleistungssport.
Die Voraussetzungen für das Studieren in Teilzeit sind jedoch von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich, meist aber gelten folgende Bedingungen und Nachweispflichten:
- Es muss ein „triftiger Grund“ vorliegen, der ein Vollzeitstudium verhindert.
- Der Studiengang muss laut Studienordnung ein Teilzeitstudium erlauben.
- Bewerber müssen in der Regel einen Antrag stellen und die Gründe nachweisen.
-
Berufstätigkeit
Bescheinigung des Arbeitgebers oder Arbeitsvertrag, der belegt, dass mindestens 15 Stunden pro Woche gearbeitet werden muss.
-
Kinderbetreuung
Geburtsurkunde und Meldebescheinigung des Kindes, akzeptiert für Kinder bis 10, teils bis 18 Jahre.
-
Pflege von Angehörigen
Nachweis der Pflegebedürftigkeit, z.B. Pflegestufe oder Bescheinigung der Krankenkasse.
-
Körperliche Gründe
Schwangerschaft, chronische Krankheit oder Behinderung. Hierfür ärztliches Gutachten oder entsprechende Bescheinigung.
-
Weitere Gründe
Mitarbeit in studentischer Selbstverwaltung, Hochleistungssport, besondere Lebensumstände (Einzelfallentscheidung möglich).
- Generell fürs Studium: gültige Hochschulzugangsberechtigung (Abitur, Fachhochschulreife, etc.).
- Fristgerechter Antrag auf Teilzeitstudium – mit geforderten Nachweisen.
Voraussetzungen
Anerkannte Gründe
Formale Anforderungen
Einzelne Hochschulen verlangen regelmäßig wiederholte Nachweise pro Semester, andere akzeptieren einen einmaligen Antrag. Es kann also sein, dass Sie die Voraussetzungen für ein Teilzeitstudium (Beruf, Familie, Gesundheit) in jedem Semester neu erfüllen und belegen müssen.
Welche Fächer kann man in Teilzeit studieren?
Viele Hochschulen in Deutschland bieten inzwischen auch Teilzeitvarianten in diversen Studiengängen an. Oft handelt es sich dabei um reguläre Vollzeitstudiengänge mit verlängertem Zeitrahmen. Besonders verbreitet sind Teilzeitangebote in beliebten Studienbereichen wie Wirtschaft, Ingenieurwesen, Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften.
Beispiele für Teilzeitfächer
Fachbereich |
Studiengänge |
Geisteswissenschaften | Germanistik, Geschichte, Kunstwissenschaft, Philosophie |
Wirtschaftswissenschaften | BWL, Wirtschaftspsychologie, Marketing, Wirtschaftsingenieurwesen, MBA |
Sozialwissenschaften | Soziale Arbeit, Pädagogik, Psychologie |
Ingenieurwissenschaften | Elektrotechnik, Maschinenbau, Verfahrenstechnik |
Gesund & Sport | Pflegemanagement, Sportmanagement, Ernährungswissenschaften |
Medien & Design | Kommunikationswissenschaft, Medienmanagement, Architektur |
Gut zu wissen: Nicht alle Studiengänge sind offiziell teilzeitgeeignet. Die Hochschulen veröffentlichen hier Listen oder regeln dies in ihrer Studienordnung. Eine gute Übersicht aller Teilzeitstudiengänge bietet die Seite Hochschulkompass.de
Wann ist ein Teilzeitstudium sinnvoll?
Ein Teilzeitstudium ist vor allem dann sinnvoll, wenn berufliche, familiäre, gesundheitliche oder andere wichtige Verpflichtungen bestehen und ein reguläres Studium in Vollzeit daher unmöglich machen.
Das Studieren in Teilzeit bietet dann mehr Flexibilität für individuelle Lebenssituationen, während Sie gleichzeitig einen akademischen Abschluss gewinnen und sich weiterqualifizieren.
Sinnvoll ist das Studium in Teilzeit zum Beispiel bei…
- … umfangreicher Berufstätigkeit
- … Familienverantwortung (Kinder, Pflege)
- … gesundheitlichen Einschränkungen (Behinderung, chronische Erkrankung)
- … Leistungssport (Training, Wettkämpfe)
- … Ehrenamt, gesellschaftlichem Engagement (politische Arbeit)
Bekommt man im Teilzeitstudium BAföG?
Im Teilzeitstudium besteht grundsätzlich kein Anspruch auf BAföG. Das gibt es ausschließlich für Vollzeitstudiengänge. Diese Regel gilt unabhängig von Studienfach, Hochschule oder persönlicher Situation.
Studierende, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in Vollzeit studieren, können alternativ Sozialleistungen wie Bürgergeld beantragen. Ansonsten bleiben allenfalls noch andere Wege zur Studienfinanzierung und Studienförderung.
Ist man als Teilzeitstudent krankenversichert?
Als Teilzeitstudentin oder -student sind Sie grundsätzlich krankenversichert, allerdings hängt der genaue Versicherungsstatus von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere vom Umfang des Studiums und der Erwerbstätigkeit.
Für eine studentische Krankenversicherung liegt die maximal erlaubte Erwerbstätigkeit bei 20 Stunden pro Woche. Wer diese Grenze überschreitet muss in eine reguläre Krankenversicherung als Arbeitnehmer wechseln, die meist teurer ist. Die studentische Krankenversicherung ist zudem nur bis zum 30. Geburtstag möglich; Ausnahmen und Verlängerungen gibt es nur in besonderen Fällen.
Macht das Teilzeitstudium wiederum weniger als die Hälfte des Vollzeitstudiums aus, und Sie selbst üben dabei nur einen Minijob aus, ist wiederum eine Familienversicherung möglich.
Werkstudent und Teilzeitstudium: Geht das?
Als Werkstudent in Teilzeit studieren – das ist unter bestimmten Bedingungen möglich, jedoch mit Einschränkungen:
- Das Teilzeitstudium muss nachweislich mehr als die Hälfte der Studienzeit eines vergleichbaren Vollzeitstudiums in Anspruch nehmen. Nur dann wird der Studierendenstatus mit Werkstudentenprivileg anerkannt.
- Beansprucht das Studium weniger als die Hälfte der vollen Studienzeit, entfällt das Werkstudentenprivileg, und man gilt nicht als Werkstudent und muss volle Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Beim Werkstudentenprivileg geht es vor allem um den tatsächlichen zeitlichen Arbeitsaufwand im Werkstudentenjob pro Woche, der maximal 20 Stunden betragen darf, um noch als hauptberuflich Studierender zu gelten. Das Alter ist hierbei weniger entscheidend.
Geht ein Teilzeitstudium im Fernstudium?
Ein Teilzeitstudium ist auch im Fernstudium möglich und eine häufig gewählte Form, weil sie sich besonders gut mit einer Berufstätigkeit oder familiären Verpflichtungen vereinbaren lässt. Hinzu kommt, dass es im Fernstudium kaum Präsenzveranstaltungen gibt (oder nur in sehr geringem Umfang) und sich das Lernpensum und Prüfungen besser einteilen lassen.
Falls Sie sich dafür interessieren, das Studium in Teilzeit als Fernstudium zu absolvieren, empfehlen wir, sich die offiziellen Angebote der Fernhochschulen (z.B. staatliche Fernuniversität in Hagen) anzuschauen. Achten Sie vor allem darauf, wie viele Prüfungsleistungen pro Semester erbracht werden müssen!
Welche Vor- und Nachteile hat ein Teilzeitstudium?
Das Teilzeitstudium hat sowohl Vorteile als auch einige Nachteile, die Sie je nach individueller Lebenssituation abzuwägen sollten. Daher hier ein Überblick:
Teilzeitstudium Vorteile
-
Mehr Flexibilität
Das Studium in Teilzeit lässt sich deutlich besser mit Beruf, Familie oder Pflegeaufgaben vereinbaren als ein reguläres Vollzeitstudium.
-
Weniger Belastung
Teilzeitstudierende haben mehr Zeit, Studienleistungen zu erbringen, was die persönliche Belastung verringert und den Stress minimiert.
-
Studentischer Status
Als Studierende in Teilzeit besitzen Sie weitgehend den gleichen Status wie Vollzeitstudierende mit Zugang z.B. zum Semesterticket für die Öffis und anderen Studentenrabatten.
-
Anerkannte Teilzeitsemester
Teilzeitsemester werden von der Hochschule offiziell bescheinigt und zählen je zwei Teilzeitsemester als ein Fachsemester.
-
Unterstützung möglich
Oft besteht die Möglichkeit, zum Teilzeitstudium Wohngeld oder Bürgergeld zu beantragen.
Teilzeitstudium Nachteile
-
Kein BAföG
Teilzeitstudierende sind in der Regel von der BAföG-Förderung ausgeschlossen.
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Längere Studiendauer
Die Regelstudienzeit verdoppelt sich in der Regel, was die finanzielle oder freizeitliche Belastung verlängern kann.
-
Höhere Krankenkassenbeiträge
Teilzeitstudierende verlieren teils den Anspruch auf studentische Krankenversicherung, wenn Sie mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten und müssen dann höhere Beiträge zahlen.
-
Voller Semesterbeitrag
Trotz Teilzeit muss dennoch der volle Semesterbeitrag an die Hochschule gezahlt werden.
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Weniger Angebote
Nicht alle Studiengänge werden in Teilzeit angeboten. Die Auswahl ist deutlich begrenzter als bei Vollzeit.
-
Allgemeine Präsenzzeiten
Die Lehrveranstaltungen finden zu festen Zeiten statt, die sich nicht individuell an die Lebenssituation anpassen und die Flexibilität einschränken.
-
Kaum Studentenleben
Weniger Teilnahme am typischen Campusleben führt auch zu weniger Kontakten und einem eingeschränkten, typischen Studentenleben.
Grundsätzlich kann sich ein Teilzeitstudium lohnen – vor allem, wenn es zeitlich anders einfach nicht geht. Bedenken Sie aber, dass sich dadurch die Studiendauer praktisch verdoppelt, was zu finanziellen und weiteren Einschränkungen bei der Freizeit führt. Das muss man durchhalten können und wollen…
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