Definition: Was sind virtuelles Teams?
Virtuelle Teams (synonym: hybride Teamarbeit) sind Arbeitsgruppen, deren Mitglieder räumlich getrennt sind und über digitale Tools wie E-Mail, Videokonferenz oder Cloud-Software zusammenarbeiten, ohne dass ein direkter, persönlicher Kontakt nötig ist. Die Teammitglieder können sich dabei in unterschiedlichen Städten, Ländern oder Kontinenten befinden — oft arbeiten sie über Zeitzonen hinweg zusammen.
Das entscheidende Merkmal virtueller Teams ist, dass die Kommunikation und Zusammenarbeit hauptsächlich digital und nicht physisch stattfindet. Diese Form der Teamarbeit wird häufig für zeitlich befristete Projekte genutzt, kann aber genauso dauerhaft bestehen.
Zentrale Merkmale virtueller Teams:
- Ortsunabhängigkeit: Mitglieder sind an verschiedenen Standorten verteilt.
- Digitale Kommunikation: Die Zusammenarbeit erfolgt primär über digitale Medien.
- Flexibilität: Die Teams sind dynamisch, oft projekt- oder aufgabenbezogen.
- Gemeinsame Ziele: Trotz räumlicher Trennung arbeiten alle auf das gleiche Ergebnis hin.
Virtuelle Teams unterscheiden sich von klassischen Präsenzteams durch die überwiegende Nutzung digitaler Kommunikationstools und die Notwendigkeit, geografische, zeitliche und oft auch kulturelle Distanz zu überbrücken. Das bringt zwar viele Chancen, jedoch auch Herausforderungen, wie etwa soziale Isolation oder das Führen virtueller Teams.
Virtuelle Teams – Beispiele
Virtuelle Teams werden heute in zahlreichen beruflichen Situationen genutzt. Hier einige Praxisbeispiele für die Anwendung:
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Marketing-Teams
Ein Team als Vertriebs-, SEO- und Social-Media-Experten plant gemeinsam eine Werbekampagne und erstellt die dazu passenden Inhalte. Virtuell können dazu sogar noch Freelancer hinzugezogen werden.
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Gig-Teams
Unternehmen bilden temporäre Teams aus Freiberuflern für spezielle Aufgaben oder Projekte, beispielsweise in der Kreativ- oder Medienbranche.
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IT-Projekte
Unternehmen wie GitHub, Upwork oder Automattic setzen bereits auf rein virtuelle Teams mit Mitarbeitenden aus der ganzen Welt, um Software zu entwickeln, Dienstleistungen zu koordinieren oder Kunden zu betreuen.
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HR-Teams
Die Weiterbildung oder das Onboarding neuer Mitarbeitender findet über digitale Plattformen statt, sodass sich Lernende und Personalverantwortliche weltweit verbinden.
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Unternehmensübergreifende Kollaboration
In der Forschung, Softwareentwicklung sowie im Consulting arbeiten schon heute Experten aus verschiedenen Firmen, teils als „Flash-Teams“ oder kurzfristig zusammengestellte Spezialistenteams, virtuell zusammen.
Generell lassen sich virtuelle Teams überall dort einsetzen, wo Experten unabhängig von Ort und Zeit gemeinsame Ziele verfolgen. Oft genutzte technische Hilfsmittel sind dabei Cloud-Dienste und Kollaborationsplattformen wie Zoom, Microsoft Teams, Asana oder Trello.
Was sind die Vorteile virtueller Teams?
Virtuelle Teams bieten eine Vielzahl von Vorteilen, sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende:
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Zeit- und Kostenersparnis
Für die Teams entfallen lange Arbeitswege oder Reisezeiten, was die Lebensqualität verbessert. Die Unternehmen wiederum sparen Büroflächen. Vor allem virtuelle Meetings sparen viel Zeit und Kosten und erhöhen die Wirtschaftlichkeit.
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Erhöhte Flexibilität
Arbeitszeiten und -orte sind für virtuelle Teams viel flexibler, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Mitarbeitenden erheblich verbessert, wenn diese öfter von zuhause arbeiten.
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Mehr Work-Life-Balance
Durch die insgesamt flexiblere Organisation der Arbeit profitieren Mitarbeitende von einer besseren Work-Life-Balance. Das macht Arbeitgeber zudem attraktiver und verbessert die Mitarbeiterbindung.
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Höhere Konzentration
Im Homeoffice gibt es in der Regel weniger Lärm oder Ablenkungen. Die Arbeit im virtuellen Team steigert so die persönliche Konzentration und Produktivität.
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24/7-Präsenz
Durch die weltweite Vernetzung können Unternehmen bzw. deren Mitarbeiter über unterschiedliche Zeitzonen hinweg rund um die Uhr arbeiten und so ihre Reaktions- und Innovationsgeschwindigkeit erhöhen.
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Dynamische Belegschaft
Virtuelle Teams können kurzfristig gebildet, umstrukturiert oder wieder aufgelöst werden – ganz flexibel und je nach Projekt- oder Marktbedarf.
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Mehr Transparenz
Digitale Tools ermöglichen eine transparente Nachverfolgung von Fortschritten und Ergebnissen. Das Unternehmen weiß besser was gerade in der Firma passiert und wer was macht.
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Zugang zu Talenten
Dank virtueller Teams können Unternehmen weltweit auf die besten Fachkräfte zugreifen. Das erweitert den Talentpool erheblich und ermöglicht eine gezielte Besetzung von Positionen mit Experten.
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Mehr Innovationspotenzial
Durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Talente aus verschiedenen Regionen, Kulturen und mit unterschiedlichem Fachwissen wird der kreative Austausch und die Innovationskraft gefördert.
Die größten Vorteile virtueller Teams liegen vor allem in der Kosteneinsparung, der Flexibilität sowie Talentgewinnung und Innovationskraft. Deshalb ist die virtuelle Zusammenharbeit schon heute ein zentraler Bestandteil moderner, international ausgerichteter Unternehmen und Arbeitgeber.
Was sind die größten Herausforderungen virtueller Teams?
Die Arbeit in virtuellen Teams eröffnet zahlreiche Chancen und Vorteile, von denen Mitarbeiter und Unternehmen profitieren. Gleichzeitig stellen sie beide Gruppen vor neue Herausforderungen, die diese meistern müssen:
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Weniger informeller Austausch
Digitale Zusammenarbeit reduziert informelle Gespräche zwischendurch. Das steigert das Risiko von Missverständnissen, Informationsverlust und verzögertem Austausch. Komplexe Abstimmungen werden schwieriger. Zudem geht die nonverbale Kommunikation weitgehend verloren.
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Erforderliche Datensicherheit
Der Datenschutz und die Sicherheit sensibler Unternehmensdaten gewinnen bei der virtuellen Zusammenarbeit deutlich an Bedeutung und erfordern eine gründliche Auswahl sicherer Tools – auch mit Blick auf die DSGVO.
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Abhängigkeit von Technologie
Generell werden Mitarbeiter und Unternehmen abhängig von den eingesetzten Kollaborationstools. Bei technischen Störungen oder WLAN-Ausfall steht die Arbeit still, weil Alternativen fehlen oder längst unpraktisch sind. Auch müssen die Mitarbeitenden mit den Tools sicher umgehen können. Fehlende digitale Kompetenzen werden zum Handicap.
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Zeitmanagement der Zeitzonen
Während die globale Zusammenarbeit in virtuellen Teams 24/7 ein Vorteil ist, machen es die internationalen Zeitzonen und unterschiedlichen Arbeitszeiten schwierig, gemeinsame Termine zu finden und Projekte effizient zu steuern.
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Erhöhte Konfliktanfälligkeit
Es lässt sich nachweisen, dass die digitale Kommunikation per E-Mail Konflikte leichter entstehen und eskalieren lässt, weil die direkte Klärung in virtuellen Teams schwieriger ist. Zudem können sich Subgruppen bilden – etwa als kulturelle oder geografische Clique, was wiederum den Zusammenhalt gefährdet.
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Notwendige Selbstorganisation
Die virtuelle Zusammenarbeit verlangt von den Mitarbeitern deutlich mehr Eigenmotivation, Selbstmanagement und Selbstdisziplin, um die Arbeit im Homeoffice oder unterwegs zu strukturieren und zu organisieren. Für manche Menschen ist das eine Belastung.
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Soziale Isolation
Manche Mitarbeiter haben noch nie Ihre Kollegen physisch getroffen. Generell wirkt sich das Fehlen persönlicher Begegnungen meist negativ auf das gegenseitige Vertrauen und den Teamgeist aus. Nähe, Sympathie und persönliche Bindung entwickeln sich langsamer oder gar nicht. Teammitglieder fühlen sich dadurch oft einsam und isoliert.
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Abnehmende Motivation
Ohne die sozialen Impulse und direkten Beziehungen zu Kollegen können überdies die Motivation abnehmen. Führungskräfte müssen gezielt daran arbeiten, das Engagement und Bindung zum Job zu fördern, wenn Sie virtuelle Teams führen.
Die Herausforderung zeigen sofort, dass virtuelle Teams gezielte Maßnahmen bei der Kommunikation, Führung, Technik und Teambuilding erfordern. Ansonsten gehen zahlreiche Vorteile wieder verloren.
Die 5 Phasen der Teambildung
Gut funktionierende virtuelle Teams entstehen nicht an einem Tag. Laut dem US-Psychologen Bruce Tuckman ist Teambildung vor allem das Ergebnis von 5 entscheidenden Phasen (auch „Teamuhr“ genannt):
- Forming (Orientierungsphase)
In der Anfangsphase lernen sich die Teammitglieder kennen, es herrscht noch Unsicherheit und Zurückhaltung. Die Mitglieder tasten sich ab, klären ihre Rollen und Erwartungen. Die Teamleitung gibt Orientierung und schafft Vertrauen. - Storming (Konfliktphase)
Jetzt werden unterschiedliche Meinungen, Interessen und Werte sichtbar. Es kommt zu Machtkämpfen, da die Teammitglieder um Positionen und Rollen ringen. Konfliktmanagement durch die Führungskraft ist hier besonders wichtig. - Norming (Normierungs- oder Organisationsphase)
Das Team einigt sich auf gemeinsame Regeln, Abläufe und Werte. Die Rollen sind verteilt, das Wir-Gefühl wächst und die Zusammenarbeit wird konstruktiver. Gemeinsame Ziele werden definiert und gegenseitige Unterstützung entwickelt sich. - Performing (Leistungsphase)
Das Team arbeitet nun effektiv und produktiv zusammen, nutzt die Stärken der Mitglieder optimal aus und erzielt gemeinsam Erfolge. Kreativität, Motivation und Eigenverantwortung sind hoch, die Teamleitung kann sich stärker zurückziehen und delegieren. - Adjourning (Abschluss- oder Auflösungsphase)
Nachdem das gemeinsame Ziel erreicht wurde, löst sich das Team auf. Diese Phase ist von Rückblick und teils emotionalen Abschieden geprägt – insbesondere bei temporären oder projektbezogenen Teams wird die Zusammenarbeit beendet oder in veränderter Form fortgesetzt.
Diese 5 Phasen nach Tuckman helfen, die Dynamik eines virtuellen Teams zu verstehen und gezielt zu steuern. Jede Phase stellt unterschiedliche Anforderungen an die Mitglieder und insbesondere die Teamleitung.
Dazu Interview lesen: Erfahrungen mit der Führung virtueller Teams (PDF)
Virtuelle Teams führen: Was beachten?
Als Führungskraft eines virtuellen Teams müssen Sie besondere Schwerpunkte setzen, damit die digitale Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. Die Führung auf Distanz (= Distance Leadership) stellt andere Anforderungen an Manager und Teamleiter als die klassische Präsenzführung! Folgende Aspekte sollten Sie hierbei besonders beachten:
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Vertrauen aufbauen
Weil persönliche Kontakte und Kontrolle in virtuellen Teams reduziert sind, müssen Sie vor allem das gegenseitige Vertrauen stärken und erhalten. Fördern Sie ein Klima der Offenheit, Transparenz und bringen Sie mehr Empathie als sonst für die individuellen Bedürfnisse der Teammitglieder auf.
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Feedback pflegen
Bieten Sie mehr Einzel- bzw. Feedbackgespräche an, um auf Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. So paradox es klingt: Führen auf Distanz braucht mehr Nähe!
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Kommunikation intensivieren
Achten Sie auf regelmäßige, gut strukturierte Meetings (z.B. täglicher Jour fixe von 20 Minuten) sowie schnelle Rückmeldungen im laufenden Projekt, um den Informationsfluss sicherzustellen. Im Zweifel gilt: Lieber kurz anrufen als eine E-Mail schreiben!
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Teamgefühl fördern
Unterstützen Sie den Zusammenhalt des Teams trotz räumlicher Distanz – zum Beispiel durch virtuelle Teamevents, gemeinsame Rituale oder informelle Austauschrunden, die den Kaffeeplausch ersetzen. Persönliche Beziehungen wirken sich unmittelbar auf Motivation und Teamwork aus!
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Gemeinsame Regeln etablieren
Legen Sie gemeinsam mit dem Team transparente Strukturen, Teamregeln und Gesprächsregeln fest, um Konflikte zu reduzieren und definieren Sie gleichzeitig klare Rollen, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Diese geben den Mitarbeitern Orientierung und Sicherheit. Natürlich sollten diese so flexibel bleiben, um sich bei neuen Anforderungen anzupassen.
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Selbstorganisation stärken
Stärken Sie die Selbstorganisation der Teammitglieder, indem Sie mehr Spielräume für selbstständiges Arbeiten schaffen. Bieten Sie Unterstützung durch agile Methoden an wie Scrum oder Kanban).
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Weiterbildung forcieren
Weil der kompetente Umgang mit den digitalen Kollaborationstools essenziell ist, müssen Sie darauf achten, dass Ihr regelmäßig im Umgang mit den Tools geschult wird und entsprechende Fähigkeiten besitzt. Vergessen Sie in dem Zusammenhang aber nicht das Training wichtiger Soft Skills, wie etwa Konfliktmanagement oder Feedbackregeln.
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Kulturelle Sensibilität verbessern
Seien Sie offen für unterschiedliche Arbeitsweisen und kulturelle Hintergründe, die in virtuellen Teams häufig aufeinandertreffen. Fördern Sie aber nicht nur die eigene Toleranz, sondern die generelle Wertschätzung der Diversität im Team!
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Anerkennung zeigen
Zeigen Sie immer wieder Wertschätzung für erreichte Ziele und Leistungen des Einzelnen und des Teams insgesamt. Nutzen Sie hierfür nicht nur digitale Formen der Anerkennung (kurze E-Mail), um das Engagement sichtbar zu machen. Schicken Sie z.B. auch mal einen Blumenstrauß, Pokale für alle oder einen persönlichen Brief nach Hause!
Virtuelle Teams sind bereits heute ein wichtiger Bestandteil der modernen Arbeitswelt. Indem Sie die spezifischen Herausforderungen beachten, können virtuelle Teams mindestens genauso erfolgreich und produktiv arbeiten wie physisch anwesende Mitarbeiter im Büro.
Erfolgsfaktoren virtueller Teams
Neben der richtigen Führung gibt es noch weitere Erfolgsfaktoren für virtuelle Teams. Allein die aufgeführten Herausforderungen zeigen, dass digitale Zusammenarbeit kein Selbstläufer ist. Um die Risiken zu minimieren, ist es wichtig, diese Vorteile der Arbeit auf Distanz voll auszuschöpfen und die Nachteile zu reduzieren.
Wichtige Erfolgsfaktoren für virtuelle Teams sind deshalb:
- Klare Ziele und eine respektvolle Kommunikation
- Regelmäßiger und transparenter Informationsaustausch
- Der Einsatz geeigneter Technologien und Tools
- Die optimale Teamgröße (empfohlen: 5-8 Personen)
- Eine vertrauensvolle und verlässliche Teamkultur
- Die richtige Teamzusammensetzung (Experten mit interkultureller Kompetenz)
- Regelmäßige Teambuilding-Maßnahmen und reale Events
- Effektive Führung und Weiterbildung der Teammitglieder
- Das gemeinsame Feiern wichtiger Meilensteine und Erfolge
Insbesondere neue Teammitglieder im virtuellen Team sollten Sie schnellstmöglich in die Gruppe integrieren und mit allen anderen Teammitgliedern sowie den genutzten Tools vertraut machen. Wir empfehlen hierfür sogar ein persönliches und physisches Treffen zum Kennenlernen. Per Videokonferenz geht das zwar auch, aber es ist einfach etwas anderes, wenn man sich schon mal getroffen und z.B. einen Kaffee getrunken hat…
Indem Sie diese Erfolgsfaktoren berücksichtigen, legen Sie die Grundlage für eine erfolgreiche Führung virtueller Teams sowie eine produktive Zusammenarbeit.
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