Definition: Was bedeutet Rigidität?
Rigidität (Verb: rigide sein) bezeichnet in der Verhaltenspsychologie eine starre, sture und unbewegliche Haltung und Charaktereigenschaft. Wer rigide ist, zeigt sich wenig einsichtig und ist nicht bereit, sein Verhalten, seine Meinung oder Ziele zu verändern oder umzustellen.
Rigide Menschen sind halten starr an ihren Gewohnheiten, Einstellung und Überzeugungen fest und sind zugleich unnachgiebig in Diskussionen oder Konflikten. Umso strenger pochen sie auf Regeln und Vorschriften und halten unflexibel an Strukturen fest.
In der Medizin bedeutet Rigidität Verhärtung oder Starrheit der Muskulatur und Körperstruktur – im Gegensatz zur Flexibilität.
Rigidität Synonym
Häufig genutzte Synonyme für Rigidität sind: Bockigkeit, Dickköpfigkeit, Hartnäckigkeit, Rechthaberei, Starrköpfigkeit, Starrsinn, Sturheit, Unnachgiebigkeit oder Verbissenheit.
Einen rigiden Menschen bezeichnen manche synonym auch als Betonkopf, Trotzkopf, Engstirne oder Sturkopf.
Psychologie: Woran kann ich Rigidität erkennen?
Die Psychologie nennt Rigidität als Hauptsymptom bei Menschen mit Zwangsstörungen (nach ICD-10 F60.5). Sie zeigt sich zum Beispiel darin, dass jemand unfähig ist, sein Verhalten zu ändern, selbst wenn objektive Argumente dagegen sprechen – etwa beim Lösen einer Aufgabe auf einen Lösungsweg zu beharren obwohl es einen schnelleren, leichteren gibt.
Wer rigide ist, zeigt sich oft dogmatisch, stolz und kompromisslos. Betroffene fürchten, dass ein Nachgeben gleichbedeutend ist mit einer Niederlage oder Unterwerfung.
Ist rigides Verhalten negativ?
Ob Rigidität positiv oder negativ beurteilt wird, hängt allerdings vom Kontext ab. Starrheit im Denken und Sturheit in der Sache sind eindeutig negativ belegt. Rigidität kann aber ebenso bedeuten, dass ein Mensch Beständigkeit zeigt und besonders verlässlich ist.
Ursachen: Warum sind Menschen rigide?
Die Starrheit in Handlung und Haltung sowie strikten Ansichten beruhen meist auf einem emotionalen Bedürfnis. Rigide Menschen fürchten häufig, ausgenutzt oder manipuliert zu werden, wenn sie Offenheit signalisieren oder sich anpassen.
Rigidität ist eine Art Selbstschutz. Dahinter stecken sich meist Ängste, die überdeckt und verdrängt werden, um sich das Gefühl von Sicherheit zu verschaffen. Deshalb wird alles Irritierende oder dem eigenen Weltbild widersprechende bekämpft. Ebenso ist Rigidität Ausdruck starker Minderwertigkeitsgefühle: Um nicht wieder unterlegen zu sein, zeigen sie Betroffene unnachgiebig und stur.
Rigidität in Wirtschaft und Politik
Zwar gelten Flexibilität und Anpassungsfähigkeit („survival of the fittest“) in der Wirtschaft als wesentlicher Erfolgsschlüssel. Dennoch halten viele Unternehmen und Manager an bewährten Strategien und Strukturen lange fest – selbst wenn das die Organisation oder eigene Position gefährdet.
Kennzeichen einer rigiden Unternehmenskultur sind strikte Regeln, ein Vermeiden von Veränderungen und Verteidigen von Traditionen und Ritualen – bis den Betroffenen die überfällige Veränderung von außen aufgezwungen wird.
Rigidität gaukelt Sicherheit vor
So wird die Rigidität zu einer Selbsttäuschung von Sicherheit. Betroffene verschließen die Augen vor der Realität und einem künftigen Wandel, der nicht mehr weggeht. So war es bei der industriellen Revolution, bei der Digitalisierung und setzt sich heute fort bei der künstlichen Intelligenz.
In der Politik ist das nicht anders: Politiker bleiben in TV- oder Bundestags-Debatten trotzig und stur, beharren auf falschen Fakten oder zeigen sich uneinsichtig, wenn die Wähler längst anders entschieden haben. Rigidität in der Politik kann aber genauso bedeuten, dass eine Demokratie wehrhaft bleibt und die Verfassung vor undemokratischen Veränderungen schützt.
Wie mit einem rigiden Menschen umgehen?
Bessere Argumente helfen bei einem rigiden Menschen nicht. Sachliche Debatten sind zwecklos, denn hinter der Rigidität und Unbelehrbarkeit stecken vor allem Emotionen. Weil rigide Menschen Angst haben, sie könnten manipuliert werden oder müssten einen Denkfehler zugeben, wenn sie nachgeben, bewirkt direkte Überzeugungsarbeit das genaue Gegenteil: noch mehr Widerstand und Verhärtung der Fronten.
Was hilft, ist, Verständnis zu zeigen und Vertrauen aufzubauen. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie seine Haltung verstehen und nachvollziehen können. Rigide Menschen haben oft ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Selbstbestätigung. Geben Sie ihm das – und Sie öffnen damit Türen.
Umstimmen in 5 Schritten
Gehen Sie dabei aber unbedingt behutsam vor. Wer zu schnell und erkennbar Verbesserungsvorschläge macht, provoziert erneuten Widerstand, denn diese werden leicht als Kritik verstanden. Es sind oft nur Nuancen in den Formulierungen, die den Unterschied machen und eine „vielleicht andere“ oder „ebenfalls mögliche“ Sichtweise einstreuen.
Bewährt hat sich im Umgang mit rigiden Persönlichkeiten oft die folgende Strategie in fünf Schritten:
- Interesse zeigen
„Das finde ich interessant! Warum sehen Sie das so?“ - Bestätigung geben
„Ja, das verstehe ich. Da haben Sie recht, das kann man so sehen.“ - Angebot machen
„Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass es auch so sein kann…“ - Fragen stellen
„Wie denken Sie darüber? Wäre auch das eine Idee und Möglichkeit?“ - Neutralität behalten
„Natürlich können Sie das am besten beurteilen…“
Allerdings sollten Sie auch von dieser Strategie keine Wunder erwarten. Rigidität kann unglaublich hartnäckig und eigensinnig sein. Oft geben Betroffene in der Situation trotzdem nicht nach, um ihr Gesicht zu wahren. Aber Sie haben einen Gedankenanstoß geliefert, der gärt und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Umdenken führt.
Das Vorgehen kostet selbst etwas Stolz und verlangt ein gewisses Maß an Selbstverleugnung. Sie beweisen damit aber ebenso mentale Stärke: Es geht Ihnen ja nicht darum, zu gewinnen, sondern einen Menschen von einem Irrweg abzubringen oder ihm oder ihr eine Brücke zu bauen, über die sie später vielleicht gehen kann…
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