Bedeutung: Was heißt „mit dem Kopf durch die Wand“?
Mit dem Kopf durch die Wand gehen, ist eine Redewendung und bedeutet, dass jemand um jeden Preis den eigenen Willen durchsetzt. Er lässt sich nicht von einem Vorhaben abbringen, macht immer weiter und schadet dabei möglicherweise sich selbst oder anderen.
Rationale Gegenargumente oder alternative Vorschläge haben keinerlei Effekt. Wer mit dem Kopf durch die Wand will, ist in diesem Moment blind für äußere Einflüsse und verfolgt sein Ziel unbedingt.
Mit dem Kopf durch die Wand: Kopfschmerzen mit Ansage
Mit dem Kopf durch die Wand… Schon die Redewendung selbst zeigt, dass es keine gute Idee ist, mit aller Kraft und allen Widerständen zum Trotz unbedingt den eigenen Willen durchsetzen zu wollen. Bei anderen fällt das leicht auf. Kollegen verrennen sich in Diskussionen, machen unüberlegte Anmerkungen oder emotionale Schnellschüsse, die objektiv gesehen schlichtweg falsch, viel zu pauschal oder maßlos überzogen sind.
Betroffene könnten den Denkfehler korrigieren, doch die Reaktion ist fast immer eine Flucht nach vorn. Argumente werden zunehmend abstruser, der Ton persönlicher oder es werden Mehrheiten herbei gedichtet, die es nicht gibt („Das sagen aber alle so…“) Hauptsache, mit dem Kopf durch die Wand, bis man mit dem Rücken genau an dieser steht…
Mit dem Kopf durch die Wand: Synonyme
Synonym sind die Begriffe Sturheit, Unnachgiebigkeit, Kompromisslosigkeit, Starrköpfigkeit, Trotzköpfigkeit oder unbedingter Durchsetzungswille. Da es eine deutsche Redewendung ist, gibt es im Englischen keine direkte Übersetzung. Hier heißt es „to get ones way no matter what“ oder „to do your thing with no regard to the consequences“.
Psychologie: Warum wollen wir mit dem Kopf durch die Wand?
Woher kommt die Sturheit überhaupt? Der Drang, unbeirrbar und im Recht zu bleiben? Die Wurzeln liegen oft in der Persönlichkeit, einem übergroßen Ego oder gar einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die keinen Widerspruch duldet.
Daneben gibt es abgeschwächte Formen und verschiedene Auslöser, warum Menschen unbedingt mit dem Kopf durch die Wand wollen:
- Gesichtsverlust
Je vehementer jemand einen Standpunkt vertritt und sich aus dem Fenster lehnt, desto größer die Gefahr abzustürzen – und desto größer die Überwindung. Es droht ein Gesichtsverlust, wenn man komplett falsch lag. Den Fehler zuzugeben, braucht Selbstbewusstsein und Souveränität. Beides ist aber selten. - Selbstachtung
Das Eingeständnis eines Fehlers oder des eigenen Scheiterns rüttelt mächtig am Selbstbild. Vielleicht ist man doch nicht so perfekt, wie man anderen und sich selbst immer glauben machen wollte. Die Ausweichstrategie: Einfach weitermachen und durchziehen, die Fehler irgendwie überspielen und hoffen, sich aus der Affäre ziehen zu können. - Siegessucht
Konkurrenz gibt es überall. Gesunder Ehrgeiz und Sportsgeist können beflügeln. Manche aber übertreiben es dabei: Für Sie gibt es kein Unentschieden, keinen Kompromiss. Nur Sieg oder Schande. Sie müssen mit dem Kopf durch die Wand – koste es, was es wolle.
Mit dem Kopf durch die Wand oder Durchsetzungsstark?
Das soll kein Plädoyer für beharrliches Nachgeben sein. Gerade im Berufsleben ist Durchsetzungsvermögen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Eloquenz, Kommunikationsstärke und Überzeugungskraft sind hilfreiche Soft Skills in jedem Job.
Doch gibt es Unterschiede, zwischen Durchsetzungsstärke und dem unbeirrbaren Wunsch, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Wer sich durchsetzen kann, ist nicht automatisch blind für Alternativen. Er erkennt, wo Korrekturen nötig sind und ist kompromissbereit. Mit dem Kopf durch die Wand gehen zu wollen, zeugt hingegen von Beratungsresistenz, Rigidität und einer gewissen Selbstgefälligkeit.
4 Nachteile, wenn Sie mit dem Kopf durch die Wand wollen
Krampfhaft mit dem Kopf durch die Wand wollen, bringt nie etwas. Eine falsche Ansicht wird dadurch nicht richtiger und auch nicht von anderen akzeptiert, nur weil wir darauf beharren. Damit Sie nicht in diese Falle tappen, machen Sie sich diese vier Nachteile klar:
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Sie verrennen sich immer weiter
Wer mit dem Kopf durch die Wand will, läuft in der Regel eher an dieser entlang und entfernt sich immer weiter. Typisch bei Meinungsverschiedenheiten: Statt eine neue Erkenntnis zu gewinnen, verhindert die Sturheit jeglichen Lerneffekt. Das zementierte Weltbild wird verzerrt. Um es zusammenhalten zu können, müssen verworrene Kausalitäten er- und gefunden werden. So entstehen absurde Begründungen und wilde Verschwörungstheorien.
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Sie bleiben geistig stehen
Fehler zu machen ist nicht schön. Und Schwächen zuzugeben, kostet Stolz. Aber wer mit dem Kopf durch die Wand will und sich von jeder Anmerkung angegriffen fühlt, bleibt geistig und emotional stehen. Schwächen sind Entwicklungspotenziale. Wir können daraus lernen und wachsen. Statt zuzuhören und gute Ratschläge anzunehmen, die weiterbringen können, entwickeln viele eine Rechtfertigungshaltung, in der sie jeden kritischen Input grundsätzlich ablehnen und als falsch abtun.
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Sie verspielen Ihren Ruf
Jeder darf mal stur sein. Es ist okay, seine Meinung zunächst zu verteidigen. Nur darf Vehemenz niemals Substanz ersetzen. Entsteht der Eindruck, dass da eine(r) nur recht haben will, die Argumente aber fehlen, sieht die Person bald aus, wie ein eitler Trotzkopf und Rechthaber. Solche Sturköpfe werden nicht mehr ernst genommen. Und sympathischer macht Besserwisserei auch nicht.
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Sie ignorieren das Ergebnis
Soll es mit dem Kopf durch die Wand gehen, ist das Ergebnis meist zweitrangig. Es geht nur noch darum, nicht nachzugeben. Überlegen Sie, was hinter der Wand liegt, die Sie gerade durchbrechen wollen. So mancher hat schon festgestellt, dass nur ein großer Hohlraum wartet. Oder um es mit Sunzi zu sagen: „Die Schlacht gewonnen, aber den Krieg verloren.“ In den wenigsten Fällen lohnt sich ein solcher Gewaltakt. Weder persönlich noch beruflich. Der Klügere gibt nach – ein weiteres Sprichwort, das aber häufig zutrifft.
So gehen Sie seltener mit dem Kopf durch die Wand
Wahre Größe zeigt sich nicht darin, bei Gegenwind und Widerworten um jeden Preis weiterzumachen und auf Biegen und Brechen die eigene Meinung durchzudrücken. Charakterstärke zeigt, wer sich selbst und anderen gegenüber einen eigenen Fehler eingestehen kann und eben nicht mit dem Kopf durch die Wand will, sondern die Augen aufmacht und die Tür nimmt.
Trotzdem stecken wir oft in unseren Meinungen oder Ideen fest, verharren und beharren mit der geistigen Flexibilität einer Betonschwelle. Sie müssen nicht gleich bei jeder Kritik vom eigenen Weg abweichen. Doch Selbstreflexion ist sinnvoll und angebracht:
- Sind die Einwände berechtigt und ich liege falsch?
- Warum will ich mich jetzt unbedingt durchsetzen?
- Will ich mir oder jemand anderem etwas beweisen?
- Kann das überhaupt gelingen, lohnt sich das?
Wer hier ehrlich mit sich selbst ins Gericht geht, findet schnell heraus, ob er oder sie auf dem richtigen Weg ist oder krampfhaft versucht, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen.
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