Beratungsresistenz Definition: Besserwisserei im großen Stil
Beratungsresistenz bezeichnet ein Verhalten, bei dem Menschen – oder Unternehmen – keinerlei Beratung zugänglich sind.
Der Begriff ist eine jener deutschen Zusammensetzungen, für die es so im Englischen keine direkte Übersetzung gibt.
Will jemand ausdrücken, dass eine Person beratungsresistent ist, spricht man schlicht von stubborn oder umschreibt es mit resistant to advice.
Deutlich direkter und daher im beruflichen Kontext teilweise seltener gebraucht sind die Synonyme für beratungsresistent:
- bockig
- dickköpfig
- eigensinnig
- halsstarrig
- hartnäckig
- rechthaberisch
- renitent
- starrsinnig
- störrisch
- stur
- unbelehrbar
- uneinsichtig
- unnachgiebig
- widerspenstig
Je nachdem, in welcher Ausprägung und in welchem Kontext vorhanden, kennt die Psychologie dieses Verhalten als Rigidität vor allem bei Menschen mit Zwangsstörungen.
Beratungsresistente Menschen sind das Gegenteil von aufgeschlossen, flexibel oder gar kompromissbereit. Und damit ist definitorisch auch bereits das Wichtigste gesagt: Beratungsresistenz bezeichnet einen Dogmatismus und Festhalten an bisherigen Vorstellungen, die nicht weiter überprüft werden.
Ebenso häufig wird wider besseren Wissens an bestimmten Verfahrensweisen und Überzeugungen festgehalten, da Nachgeben für diese Menschen ein Zeichen von Unterwerfung und Niederlage ist.
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Beratungsresistenz: Gefahr für Unternehmen
Eine gewisse Form des Eigensinns kann ja durchaus sinnvoll sein – etwa wenn ein Unternehmen sich weigert, bestimmte Qualitätsstandards zu unterschreiten. Auch wenn die Produkte damit deutlich günstiger würden, ist für das Unternehmen womöglich ersichtlich, dass die treue Stammkundschaft verprellt würde.
Auch wenn es darum geht, für bestimmte Werte einzustehen, werden diese normalerweise nicht ständig ausgetauscht. Anders sieht es aus, wenn das Festhalten an bestimmten Verfahrensweisen lediglich der Routine dient, aber sonst keinen Zweck erfüllt und eher behindert.
Ein Beispiel für Beratungsresistenz wäre, wenn es einen deutlich einfacheren Lösungsweg für ein Problem gibt, die Mitarbeiter in dem Unternehmen jedoch nach althergebrachter Art und Weise vorgehen, die deutlich umständlicher und zeitraubender ist.
Die Wurzel allen Übels kann je nach Unternehmen sehr tief liegen. Auf den ersten Blick mögen beratungsresistente Mitarbeiter lediglich ignorant oder unflexibel sein.
Bei genauer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass das Festhalten an alten Glaubenssätzen das Ergebnis viel weitreichenderer Probleme ist.
Es ist kein Zufall, dass viele Unternehmen den Ursachen von Beratungsresistenz nicht ernsthaft auf den Grund gehen. Denn würden Führungskräfte diese analysieren, könnten sie feststellen, dass…
- die Mitarbeiter desillusioniert sind und resigniert haben. Möglicherweise haben sie immer wieder versucht, Neuerungen anzustoßen und sind damit zigfach gescheitert. Irgendwann geben auch motivierte Idealisten auf.
- die Beratungsresistenz aus der Angst vor Ärger und disziplinarischen Maßnahmen resultiert. Wenn Mitarbeiter für jede Abweichung von Vorgaben sofort Probleme bekommen, müssen sich Führungskräfte nicht über mangelnde Flexibilität wundern.
- eingefahrene und verkrustete Strukturen jede Flexibilität im Keim ersticken. Wenn Mitarbeiter davon überzeugt sind, dass sich im Unternehmen ohnehin nichts ändern kann, ist Beratungsresistenz eine logische Folge.
- manche Mitarbeiter sich zwar gut verkaufen können, sich Neuerungen gegenüber jedoch verschließen. Selbst wenn diese in ihrem Fachbereich gut sind, kann eine solche Haltung für Unternehmen problematisch werden.
Gründe für Unbelehrbarkeit: Persönliche Eitelkeit
Die Ursachen für Beratungsresistenz sind oft in der Unternehmenskultur oder dem Führungsstil begründet.
Neben finanziellen Problemen sind es Studien zufolge vor allem Fehlentscheidungen des Managements, die Unternehmen in die Knie zwingen. Diese Fehlentscheidungen kommen nicht von ungefähr, sondern sind in der Persönlichkeit des Entscheiders zu suchen.
Bestimmte Persönlichkeitstypen fördern Beratungsresistenz: Narzisstische Chefs und Tyrannen sind dermaßen von sich überzeugt, dass sie keinerlei Ratschläge von anderen annehmen – erst recht nicht von in der Hierarchie niedriger Stehenden.
Und hier genau liegt der Hase im Pfeffer: Erfolgreiche Führungskräfte können zuhören. Sie nutzen die hierarchiefreie Kommunikation, um vom Wissen ihrer Mitarbeiter zu profitieren.
Und sie sehen das nicht als Eingeständnis von Schwäche, sondern wissen, dass sie unmöglich alle Details kennen können. Und das müssen sie auch nicht: Dafür haben sie ihr Team mit Experten.
Ebenso schädlich ist Unentschlossenheit als Charaktermerkmal. Hier sorgt die mangelnde Entscheidungsfähigkeit dafür, dass notwendige Veränderungen nicht oder zu spät umgesetzt werden.
Den Führungsstil zu hinterfragen bedeutet in vielen Fällen, grundlegende Veränderungen anzugehen. Der nötige Aufwand ist zwar enorm, lohnt sich jedoch. Denn beratungsresistente Unternehmen entwickeln sich nicht weiter und fallen über kurz oder lang gegenüber Mitbewerbern zurück.
Beratungsresistente Mitarbeiter: Festhalten am Althergebrachten
Glücklicherweise lässt sich Beratungsresistenz verhältnismäßig einfach erkennen. Die einzige Voraussetzung: Führungskräfte sollten ihre Teams und Mitarbeiter kennen und den Kontakt kontinuierlich aufrecht erhalten. Dieser Ansatz sollte jedoch nicht mit ständiger Kontrolle verwechselt werden!
Es geht nicht darum, den Mitarbeitern auf die Finger zu schauen und jeden Arbeitsschritt zu überwachen. Viel wichtiger ist, das Verhalten der Mitarbeiter in Beratungen, Meetings, Teamprojekten und anderen Situationen im Blick zu behalten.
Interessieren sich Führungskräfte wirklich für die Arbeit und das Verhalten ihrer Mitarbeiter, werden sie schnell erkennen, ob diese beratungsresistent sind. Die häufigsten Merkmale sind:
- Eine grundlegend kritische Haltung gegenüber neuen Vorschlägen und Ideen, sowie jeglicher Art von Veränderungen.
- Das Beharren auf etablierten Abläufen und Strukturen.
- Die fast schon krampfhafte Suche nach Problemen und Fehlern in neuen Abläufen.
- Eine ablehnende Haltung gegenüber externen Impulsen und Beratern.
In einigen Fällen mag die Ablehnung externer Beratung auf guten Gründen basieren. So beispielsweise, wenn es bereits Erfahrungen mit schlechten Beratern gibt.
Kommen jedoch mehrere der genannten Punkte und Verhaltensweisen zusammen, sollten Führungskräfte hellhörig werden und aktiv einschreiten. Denn in diesen Fällen ist Beratung schlicht Zeit- und Geldverschwendung.
Fehlende Verantwortung fördert Vogel-Strauß-Mentalität
Nicht immer ist Beratungsresistenz ein Zeichen für zu enge Kontrolle, hierarchische Strukturen oder mangelnde Flexibilität. In manchen Unternehmen kann sie auch Ausdruck fehlender Verantwortung sein.
Wenn Mitarbeiter ohnehin nichts entscheiden dürfen, den Sinn ihrer Arbeit nicht sehen und für ihre Leistung keinerlei Wertschätzung erfahren, können und werden sie auch keine Verantwortung übernehmen.
Das Resultat ist die viel beschworene Vogel-Strauß-Mentalität, bei der die Mitarbeiter aufkommende Probleme und Fragen ignorieren, den Kopf in den Sand stecken und schlicht abwarten.
Daraus kann sich auch Beratungsresistenz entwickeln. Warum sollten Mitarbeiter auf Ratschläge und Impulse hören, wenn sie schon im Alltag auftretende Probleme ignorieren?
Lösen lässt sich diese Haltung nur durch echte Delegation. Nur wenn Mitarbeiter Verantwortung für ihren Bereich übernehmen können und Entscheidungen treffen dürfen, fühlen sie sich auch verantwortlich.
Wenn Führungskräfte dann noch die Wirkung und Qualität der Arbeit verdeutlichen und schätzen, kann sich die Haltung Schritt für Schritt lösen.
Beratungsresistenz lösen: Strategien für Führungskräfte und Teams
Wollen Führungskräfte Beratungsresistenz bei Mitarbeitern und Teams auflösen, brauchen sie vor allem einen langen Atem. Die schädlichen Verhaltensmuster sind innerhalb einer geraumen Zeit entstanden und lassen sich daher nicht in so kurzer Zeit verändern.
Dennoch lohnt es sich, denn beratungsresistente Mitarbeiter kosten das Unternehmen auf Dauer viel Geld und bremsen Entwicklungen nachhaltig aus.
Neben den bereits erwähnten Aspekten der Unternehmenskultur können Führungskräfte und Teams auch konkret gegen Beratungsresistenz vorgehen. Die im Folgenden skizzierten Maßnahmen haben sich bewährt:
- Wird Beratungsresistenz deutlich, sollte diese offen im Team thematisiert werden. Es muss klar sein, woher die Haltung stammt und was im Team dagegen unternommen werden kann. Wichtig: Schuldzuweisungen oder Vorwürfe helfen nicht weiter! Es geht um eine konstruktive Auseinandersetzung.
- Liegt die Ablehnung in der Person des Beraters begründet, kann ein Wechsel des Beraters sinnvoll sein. Hier sollte jedoch geprüft werden, ob es sich um fachliche oder persönliche Vorbehalten handelt. Letztere sollten in Gesprächen geklärt werden.
- In manchen Fällen speist sich Beratungsresistenz auch aus Vorurteilen und unbegründeten Ängsten. So werden externe Berater in manchen Unternehmen beispielsweise als Gefahr für Arbeitsplätze gesehen und mit Personalabbau in Verbindung gebracht. Hier helfen klare Informationen über Sinn und Zweck der Beratung, um die Vorbehalte zu zerstreuen.
- Stehen Mitarbeiter kurz vor der Rente, sind sie Veränderungen gegenüber möglicherweise nicht mehr allzu aufgeschlossen. Liegt die Beratungsresistenz darin begründet, können Einzelgespräche oder eine Umverteilung der Aufgaben nach vorheriger Absprache helfen.
Beratungsresistenz lässt sich durch konsequentes Vorgehen nachhaltig verändern. Unternehmen und Führungskräfte sollten die dafür notwendige Zeit und Energie investieren, wenn ihnen die dauerhafte Entwicklung wichtig ist.
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