Rechtschreibung: Recht haben oder recht haben?
Die unterschiedlichen Meinungen fangen bereits bei der richtigen Rechtschreibung an. Wird recht haben nun groß oder klein geschrieben? Laut Duden sind grundsätzlich beide Schreibweisen möglich, empfohlen wird jedoch die Kleinschreibung. Dies gilt auch für Variationen der Redewendung recht haben, wie zum Beispiel für recht bekommen oder recht behalten.
Eindeutiger ist die Frage der Rechtschreibung beantwortet, ob es „recht haben“ oder „rechthaben“ heißt. Hier ist klar geregelt, dass es die korrekte Schreibweise ist, die Wörter auseinander und nicht zusammen zu schreiben. Die erste Variante „recht haben“ ist also richtig.
Zudem gibt es zahlreiche Begriffe, die synonym verwendet werden. Die häufigsten sind: richtigliegen, das letzte Wort haben oder ins Schwarze treffen.
Doch egal, welches Synonym Sie verwenden, wichtig bleibt schlussendlich, dass Sie es schaffen, sich durchzusetzen, wenn Sie felsenfest davon überzeugt sind, recht zu haben, aber auch reflektieren können, wann Sie nur aus Prinzip recht behalten wollen.
Recht haben: Wer entscheidet das überhaupt?
Ich habe recht! Davon sind die meisten Menschen häufig überzeugt. Die eigene Idee scheint optimal, die Entscheidung treffsicher. Dabei wird gerne vergessen: Nur selten lässt sich eindeutig sagen, was genau richtig und falsch ist. So schwarz und weiß ist das Leben und gerade die Berufswelt nicht.
Ein Vorschlag hat für Sie beispielsweise nur viele Vorteile, ist leicht sowie kostengünstig umzusetzen und verspricht darüberhinaus eine deutliche Verbesserung der aktuellen Situation. Für Sie ist die Sache klar: Sie haben recht, können das mit guten Argumenten belegen, die auch jeden anderen mitreißen sollten.
Dann kommt ein Kollege daher und behauptet doch glatt, Sie würden falsch liegen. Wie kann er es wagen, wo Sie doch so eindeutig im Recht sind? Das Problem: Er ist genau so stark davon überzeugt, selbst recht zu haben. Das kann an anderen Einstellungen, Denk- oder Arbeitsweisen und auch anderen Erfahrungen liegen.
Vielleicht hat genau dieser Kollege schon einmal bei der Umsetzung einer ähnlichen Idee mitgewirkt und deren Scheitern erlebt. Oder aus seiner Perspektive ist der Nutzen längst nicht so groß und die Mühe gar nicht wert. Entscheidend dabei ist: aus seiner Perspektive.
Es prallen nicht Recht und Unrecht aufeinander, sondern die jeweilige Überzeugung, recht zu haben. So betrachtet überrascht es schon weniger, dass keine der beiden Seiten nach- und dem anderen recht geben kann und will. Wer am Ende recht bekommt, entscheidet im Job meist ohnehin der Chef oder ein Kunde. Dieser wählt, welche Option er für die beste und vielversprechendste hält – wobei auch hier natürlich weiterhin die Möglichkeit besteht, dass die falsche Alternative gewählt wird.
Wer wirklich recht hat beziehungsweise hatte, zeigt sich in den meisten Fällen erst im Nachhinein. In der Retrospektive, wenn eine Idee umgesetzt wurde, lässt sich beurteilen, ob eine andere Möglichkeit besser gewesen wäre. Nur ist es dann meist schon zu spät.
So betrachtet gilt: Um sich durchzusetzen, ist es weniger entscheidend, dass Sie recht haben, sondern recht bekommen.
Recht haben: Tipps, um sich durchzusetzen
Jemanden zu überzeugen, der ebenfalls glaubt, seinerseits recht zu haben, ist alles andere als eine leichte Aufgabe. Unmöglich ist es aber auch nicht. Wir haben einige Tipps und Vorschläge, mit denen es Ihnen leichter fällt, andere zu überzeugen und recht zu bekommen.
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Reflektieren Sie Ihren Standpunkt
Natürlich können Sie sich auch durchsetzen, wenn Sie eigentlich im Unrecht sind, doch wirklich hilfreich ist das kaum. Wenn Sie also recht bekommen wollen, sollten Sie zunächst Ihre eigene Sicht noch einmal möglichst ehrlich reflektieren und durchaus kritisch hinterfragen. Sind Sie wirklich aus den richtigen Gründen davon überzeugt? Haben Sie vielleicht etwas vergessen? Gibt es doch die ein oder andere Schwachstelle?
Dabei sollen Sie den eigenen Standpunkt nicht klein oder schlecht reden, doch wenn Sie sich selbst schon einmal kritisch damit auseinandergesetzt haben, werden Sie auf mögliche Argumente von anderen besser vorbereitet sein.
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Geben Sie nicht sofort nach
Recht zu bekommen ist oftmals eine langwierige Angelegenheit. Rechnen Sie deshalb bitte nicht damit, dass Ihr Gegenüber spontan einfach von seiner Sicht der Dinge abweicht, sich geschlagen gibt und Ihnen zustimmt. Er wird wahrscheinlich große Beharrlichkeit zeigen – und deshalb müssen Sie einen mindestens genauso langen Atem haben, wenn Sie sich durchsetzen wollen.
Das klingt jedoch leichter, als es ist. Es ist ungemein frustrierend, wenn es nicht klappen will, den anderen zu überzeugen. Da kommt einem der leichte Ausweg, sich einfach aus der Diskussion zurückzuziehen, sehr verlockend vor. Recht bekommen Sie so aber auf keinen Fall.
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Gehen Sie auf die Punkte Ihres Gegenübers ein
Um recht zu bekommen, reden die meisten nur über die eigenen Ansichten. Das gehört sicherlich dazu, doch um sich durchzusetzen, sollten Sie immer auch auf das Gesagte Ihres Gesprächspartners reagieren. Hören Sie ihm deshalb genau zu, machen Sie sich Gedanken und gehen Sie besonders auf die wichtigsten Punkte ein.
Wenn es Ihnen gelingt, diese aus der Welt zu schaffen, können Sie auch die gesamte Perspektive Ihres Gegenübers ändern, so dass dieser Ihnen recht gibt.
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Stellen Sie Rückfragen
Es ist eine alte Weisheit, die dennoch viel zu selten angewandt wird: Nur wer fragt, der führt das Gespräch. Gerade wenn Sie Ihren Gesprächspartner mit Rückfragen ins Gespräch einbinden, wird es Ihnen gelingen, dass er sich ernst genommen fühlt und infolgedessen deutlich bereiter ist, Ihrer Argumentation zu folgen. Und umso besser können Sie auf seine Sichtweise eingehen und seine Bedenken zerstreuen.
Spiegeln Sie wieder, wie seine Haltung bei Ihnen angekommen ist. So lassen sich Missverständnisse frühzeitig ausräumen und Ihr Gegenüber fühlt sich verstanden.
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Treten Sie selbstbewusst auf
Ich glaube, dass ich vielleicht recht haben könnte, also eventuell, unter bestimmten Umständen, wenn keiner was dagegen hat… Mit einem solch geringen Selbstbewusstsein, werden Sie sich nicht durchsetzen können. Auch andere bemerken ein solches Verhalten und sehen darin die Chance, sich selbst in den Mittelpunkt zu drängen und eigene Ansichten durchzusetzen.
Recht bekommt der, der es selbstbewusst einfordert, seinen Standpunkt vertreten kann und sich nicht davon einschüchtern lässt, wenn ihm widersprochen wird. Dies gilt auch für die Körpersprache.
Darum ist es gut, wenn Sie nicht immer recht haben
Rechthaberei ist weit verbreitet. Glücklicherweise handelt es sich dabei nicht immer um die sehr anstrengende Extremform, doch wer ehrlich zu sich selbst ist, muss gestehen: Es fühlt sich gut an, recht zu haben.
Dabei hat es tatsächlich Vorteile, wenn Sie nicht immer recht haben, sondern auch hin und wieder falsch liegen:
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Sie lernen aus Ihren Fehlern
Fehler sind nicht beliebt, doch verbirgt sich darin die beste Möglichkeit zu lernen und sich zu entwickeln. Sie stellen fest, was funktioniert und was eben nicht. So können Sie es beim nächsten Mal besser machen, Optionen besser einschätzen und Ideen gegeneinander abwägen.
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Sie wirken sympathischer
Auf Ihr Umfeld kann es schnell negativ wirken, wenn Sie ständig und überall recht haben. Fehler machen menschlich, sympathisch und zugänglich. Wer hin und wieder falsch liegt und dies auch offen zugeben kann, erweckt bei Kollegen einen positiveren Eindruck als ein Rechthaber und Besserwisser.
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Sie trauen sich Vorschläge zu machen
Es klingt zunächst widersprüchlich, doch wenn Sie falsch liegen, überwinden Sie Ihre Angst davor, Vorschläge zu machen und Ideen zu teilen. Sie merken, dass Ihnen nicht jedes Mal der Kopf abgerissen wird. Haben Sie hingegen stets recht, erhöht sich der Druck und die Erwartungshaltung.
Recht haben und Recht bekommen: Auch im Arbeitsrecht
Ein wenig anders ist die Situation, wenn es um das Arbeitsrecht im Job geht. Hier lässt sich eben doch ganz konkret sagen, ob Sie recht haben und es deshalb auch bekommen sollten, da es eine gesetzliche und allgemein gültige Grundlage für diese Entscheidung gibt.
Doch selbst hier klappt es in vielen Fällen nicht. Es werden endlose Überstunden ohne Gegenleistung eingefordert oder die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes werden schlichtweg ignoriert. In einem solchen Fall haben Sie nicht nur recht, sondern wortwörtlich das Recht auf Ihrer Seite.
Erhalten können Sie es aber nur, wenn Sie erstes darüber informiert sind und sich zweitens auch dafür einsetzen. Wer nur darauf wartet, dass der Chef sich meldet und sagt Ach übrigens, Ihnen steht da noch mehr zu… muss oft eine Menge Geduld mitbringen und wird in der Regel enttäuscht.
Ganz so anders ist es im Arbeitsrecht also doch nicht und es bleibt festzuhalten: Wenn Sie recht bekommen wollen, liegt es in Ihrer eigenen Verantwortung.
Checkliste, um öfter Recht zu bekommen
Wenn Sie merken, dass Ihre Meinung oft untergeht, obwohl Sie sich sicher sind, dass Sie recht haben, dann sollten Sie hinterfragen, wie Sie Ihre Argumente besser darstellen können. Eine Ablehnung muss schließlich nicht bedeuten, dass Sie automatisch unrecht haben. Sie müssen sich womöglich nur anders präsentieren.
Eine Checkliste dazu können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen und ausdrucken. Je häufiger Sie anhand dieser Checkliste Ihre Argumentation reflektieren, umso eher werden Sie merken, dass Sie auch recht bekommen, wenn Sie recht haben.
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