Trotzkopf: Was ist das?
Unter Trotzkopf versteht man eine ältere (meist erwachsene) Person, die sich in ihrem widerspenstigen Verhalten wie ein Kind benimmt.
Das gleichnamige, im 19. Jahrhundert von Emmy von Rhoden verfasste Mädchenbuch beschreibt einen sturen Teenager (damals sagte man noch „Backfisch“), der die damalige Erwartungshaltung an heranreifende junge Frauen nicht erfüllte.
Im Hinblick auf die persönliche Entwicklung spricht man bei Kindern etwa im Alter von zwei bis vier von der Trotzphase oder dem Trotzalter.
Trotziges Verhalten bedeutet ein hartnäckiges Verharren im Widerstand gegen andere, teilweise verbunden mit heftigen Gefühlsausbrüchen. Bei Erwachsenen wird im Allgemeinen erwartet, dass sie gelernt haben, ihre Gefühle zu kontrollieren und ihr Missfallen anders zu artikulieren als einfach nur stur auf der eigenen Meinung zu beharren.
Synonyme für Trotzkopf sind unter anderem:
- Dickkopf
- Dickschädel
- Hartschädel
- Kaprizenschädel
- Rechthaber
- Rammschädel
- Rappelkopf
- Starrkopf
- sturer Bock
- Quadratschädel
- Querkopf
Sobald der eigene Wille nicht durchgesetzt werden kann oder etwas passiert, mit dem der Trotzkopf nicht einverstanden ist, zieht er sich zurück und schmollt. Drohgebärden wie Dann mache ich das nächste Mal auch nicht das, was du willst! zeigen eher die Hilflosigkeit desjenigen.
Für Beobachter wirkt so ein Verhalten eher irritierend – erwachsene Menschen sollten gelernt haben, wann man auch einmal nachgeben muss, denn anderenfalls verpasst man den Anschluss an die Gesellschaft beziehungsweise isoliert sich selbst.
In Extremfällen reißt der Kontakt zu Personen ab, die ein derartiges Verhalten an den Tag legen.
Trotzkopfverhalten: Woher kommt es?
Trotz ist Bestandteil eines regressiven Verhaltens, das heißt, der Trotzkopf greift auf eine frühere (kindliche) Stufe der Persönlichkeitsentwicklung zurück und reagiert mit einfacheren, primitiveren Reaktionen auf eine Situation.
Typisch sind auch regressive Verhaltensmuster wie Weinerlichkeit, Fresslust, Rückzug oder Flucht in Krankheit. Das Verhalten ist dabei zumeist unbewusst und hilft dem Trotzkopf, mit stressigen oder gar beängstigenden Situationen umzugehen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, warum jemand sich trotzig verhält:
- Die Person hat die Emotions- und Verhaltenskontrolle nicht oder zumindest nur ansatzweise erlernt.
- Die Person will ganz bewusst gegen bestimmte Regeln verstoßen und anecken.
Tatsächlich ist auch die zweite Möglichkeit durchaus vorstellbar. Zu beobachten ist das bei Menschen, bei denen bereits oppositionelles Trotzverhalten in der Kindheit im Zusammenhang mit ADHS festgestellt wurde. Diese Menschen begehen häufiger Regelverstöße. Bei ihnen ist übrigens auch eine höhere Wahrscheinlichkeit zu Suchtverhalten gegeben, eine Abhängigkeit etwa von Nikotin, Cannabis oder gar Kokain.
Weitaus häufiger trifft man aber vermutlich auf die erste Variante, Menschen, die es einfach nicht gelernt haben, sich angemessen zu verhalten. Als Ursache wird ein unzureichender Ablösungsprozess von den Eltern vermutet, ebenso wie Vernachlässigung möglich sein kann.
Normalerweise lernt das Kind ungefähr ab einem Alter von 18 Monaten, dass es eine eigenständige Person ist, die selbst Entscheidungen treffen kann. Dadurch fängt es an sich auszuprobieren und stößt an Grenzen, weil es kognitiv noch nicht erfassen kann, warum es bestimmte Dinge nicht tun darf.
Ein Kind ist beispielsweise mit den Möglichkeiten überfordert, wenn es eine Auswahl treffen soll, auch wenn bestimmte andere Gefühle und Stimmungen wie Müdigkeit, Traurigkeit oder Angst nicht gesehen werden. Im Normalfall sollte dann die Mutter oder Vater auf das Kind eingehen und dessen Gefühle ernst nehmen.
Auch bei einem erwachsenen Trotzkopf kann es verschiedene Ursachen für sein momentanes Verhalten geben:
-
Aufmerksamkeit
Er fühlt sich mit seinen Problemen nicht gesehen. Vielleicht macht er seit längerer Zeit Überstunden und hat den Eindruck, dass keiner seinen Einsatz wertschätzt.
-
Überforderung
Ebenfalls denkbar ist, dass er einen neuen Aufgabenbereich bekommen soll oder bereits neue Aufgaben erledigt und sich damit überfordert fühlt.
-
Angst
Die Angst vor Veränderungen kann dazu führen, dass jemand zum Trotzkopf wird. Menschen, die an etwas festhalten, es konservieren wollen, reagieren typischerweise mit: Das haben wir schon immer so gemacht!
-
Stolz
Falscher Stolz, nämlich die Unfähigkeit, eigene Fehler eingestehen zu können, kann zu trotzigem Verhalten führen.
Trotzverhalten bei Erwachsenen: Wie damit umgehen?
Jeder möchte andere Menschen gerne von seinem Standpunkt überzeugen. Wenn Ihr Kollege jedoch ein Trotzkopf ist, dann werden Sie Schwierigkeiten haben, denn so jemand riecht die Lunte aus 100 Metern Entfernung und wird erst recht bockig werden.
Im schlimmsten Fall stehen sich also zwei Streithähne gegenüber.
Wenn Sie das vermeiden wollen, haben Sie diese vier Möglichkeiten:
-
Verständnis signalisieren
Sie gehen auf seine Gefühle ein, nehmen ihn ernst, fragen nach Gründen für seine Haltung und lassen es sich erklären. Unter Umständen stecken nicht nur emotional nachvollziehbare, sondern auch rational sinnvolle Gründe hinter seinem Verhalten, die lediglich schlecht kommuniziert wurden. Dies ist leider vermutlich eher der Idealfall, der nicht so häufig auftritt.
-
Kompromissbereitschaft zeigen
Je nach Tageslaune und wenn es inhaltlich eher um eine Bagatelle geht, können Sie selbst natürlich nachgeben und dem Kollegen seinen Willen lassen. Das Problem dabei: Ein bestimmter Menschentypus nutzt so etwas aus, betrachtet Ihr Entgegenkommen als Schwäche und wird zukünftig ständig versuchen, seine Meinung durchzudrücken.
-
Meinung ignorieren
Sollte letzteres der Fall sein, dass besagter Trotzkopf von nun an ständig aus Prinzip dagegenhält, können Sie sein Verhalten ignorieren. Das ist mitunter schwierig, auf Dauer allerdings effektiv, sofern der Kollege sich nicht selbst ins soziale Aus schießen will.
-
Gespräch suchen
Dies ist die letzte Eskalationsstufe; wenn Ihr Kollege mit seinem Verhalten beispielsweise den Abschluss wichtiger Projekte blockiert und die Zusammenarbeit somit stark gefährdet, sollten Sie aktiv werden. Ein erstes Gespräch, in dem die Konsequenzen aufgezeigt werden, muss natürlich immer mit dem betreffenden Kollegen selbst geführt werden. Ist das allerdings fruchtlos, führt der Weg auf Dauer zum Betriebsrat und/oder zum Vorgesetzten.
Diese Artikel finden andere Leser interessant:
- Stolz und Eitelkeit: Dein Ego platzt gleich!
- Mit dem Kopf durch die Wand: Warum es nicht nur metaphorisch blöd ist
- Kompromiss finden: Setzen Sie Grenzen!
- Nachgeben – oder stur bleiben? Die bessere Strategie
- Rechthaberei: So gehen Sie damit um
- Konflikte lösen mit Kollegen
- Kaputte Arbeitsbeziehung: So lässt Sie sich retten
- Geduld: So lernen Sie die Tugend
- So vertreten Sie eine andere Meinung richtig
- Demut: Wer sich kleinmacht, gewinnt Größe