Hochschulreife: Mehr als Abitur, Bedeutung & Unterschiede

Wer in Deutschland studieren will, muss die „Hochschulreife“ besitzen. Das Abitur ist aber nur eine Form des Abschlusses. Daneben gibt es noch die Fachhochschulreife und fachgebundene Hochschulreife. Wir erklären die Unterschiede und geben Tipps, wie Sie die Hochschulreife nachholen können…

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Definition: Was bedeutet Hochschulreife?

Der Begriff „Hochschulreife“ bezeichnet in Deutschland die Berechtigung, ein Studium an einer Hochschule aufzunehmen. Der Begriff gilt jedoch als Sammelbegriff für verschiedene schulische Abschlüsse, die als Zugangsvoraussetzung für deutsche Hochschulen erforderlich sind.

Die Hochschulreife ist die grundlegende Zugangsvoraussetzung für ein Studium und belegt, dass die oder der Inhaber die allgemeine oder fachspezifische Qualifikation für ein Hochschulstudium besitzt.

Arten der Hochschulreife in Deutschland

In Deutschland werden vor allem drei Hauptarten der Hochschulreife unterschieden:

  1. Allgemeine Hochschulreife (= Abitur)

    Die allgemeine Hochschulreife bzw. das Abitur berechtigt zu einem Studium an allen deutschen Universitäten, Fachhochschulen und gleichgestellten Hochschulen sowie zu allen Studienfächern sofern Sie die Zulassungsvoraussetzungen (z.B. Numerus Clausus) erfüllen.

  2. Fachhochschulreife (= Fachabitur)

    Mit der Fachhochschulreife bzw. mit dem Fachabitur dürfen Sie ein Studium an allen Fachhochschulen sowie – eingeschränkt – an einigen Universitäten in ausgewählten Studiengängen aufnehmen.

  3. Fachgebundene Hochschulreife (FHR)

    Die fachgebundene Hochschulreife erlaubt eine Studienwahl an Universitäten sowie allen Fachhochschulen – jedoch nur in bestimmten Fachrichtungen, die zum bisherigen Fachbereich gehören.

Erworben wird die allgemeine Hochschulreife am Gymnasium, an Gesamtschulen oder Berufskollegs nach Abschluss der gymnasialen Oberstufe (Klasse 12 oder 13) sowie durch einige berufliche Bildungsgänge (duale Ausbildung). Sie bescheinigt die notwendige schulische Vorbildung, um ein Hochschulstudium aufnehmen zu können.

Berufliche Qualifikationen

Bestimmte berufliche Qualifikationen wie zum Beispiel eine Meisterprüfung, eine abgeschlossene Fachwirt- oder Techniker-Ausbildung sowie andere Aufstiegsfortbildungen können unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls zur Hochschulreife führen.

Realschulabschluss vs. Hochschulreife

Der Realschulabschluss (auch: Mittlere Reife) wird nach der 10. Klasse an Realschulen, Gesamtschulen oder vergleichbaren Schulformen erworben. Er ermöglicht den Zugang zu vielen Ausbildungsberufen sowie zu weiterführenden Schulen wie Fachoberschulen oder gymnasialer Oberstufe, die zur Hochschulreife führen. Mit einem Realschulabschluss dürfen Sie in Deutschland allerdings nicht studieren. Dafür müssten Sie die Hochschulreife erwerben bzw. das Abitur nachholen.

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Wie kann ich die Hochschulreife nachholen?

Die Hochschulreife und das Abitur können auf mehreren Wegen nachgeholt werden, besonders im sogenannten zweiten Bildungsweg. Das sind Ihre Möglichkeiten…

Hochschulreife nachholen – so geht’s:

  • Abendgymnasium

    Das Abendgymnasium ist ideal für Berufstätige, weil der Unterricht nach Feierabend (oft zwischen 17-22 Uhr) stattfindet. Der Bildungsweg dauert im Schnitt 3-4 Jahre. Voraussetzungen sind ein Realschulabschluss und ein Mindestalter von 19 Jahren sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung oder 2-3-jährige Berufserfahrung.

  • Berufskolleg

    Das Berufskolleg ist das Vollzeitmodell für Erwachsene und dauert am beruflichen Gymnasium rund 3 Jahre. Der Unterricht findet jedoch tagsüber statt und ist eine Kombination aus Ausbildung und Fachhochschulreife, die man anschließend durch ein weiteres Jahr an der Fachoberschule zur Allgemeinen Hochschulreife ausbaut.

  • Berufsoberschule (BOS)

    Wer schon über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mehrjähriger Berufserfahrung und Realschulabschluss verfügt, kann das Abitur in der Berufsoberschule nachholen. Dauer: 2 Jahre. Es ist auch nur der Erwerb der fachgebundenen Hochschulreife möglich.

  • Fernabitur

    Die Hochschulreife können Sie überdies in einem Fernlehrgang nachholen. Beim „Fernabitur“ oder „Online-Abi“ handelt es sich in erster Linie um ein Selbststudium, das viel Selbstdisziplin und -organisation voraussetzt. Dafür können Sie Dauer und Lerntempo selbst bestimmen. Im Schnitt dauert dieser Weg 30–42 Monate. Den Abschluss machen Sie durch eine staatliche Externenprüfung.

  • Volkshochschulen (VHS)

    Auch an den VHS in Deutschland können Sie sogenannte Vorbereitungskurse belegen, die auf das Abitur oder Fachabi vorbereiten – meist abends. Abschließend gibt es eine zentrale staatliche Prüfung ohne regulären Schulbesuch (auch: Externenprüfung, Nichtschülerprüfung oder Schulfremdenprüfung).

  • Begabtenprüfung

    Eine Sonderform besteht in einigen Bundesländern für besonders qualifizierte Berufstätige: die Begabtenprüfung. Zugelassen werden meist Berufstätige, die mindestens 25 Jahre alt sind. Die Vorbereitung erfolgt im Selbststudium, ein Schulbesuch ist nicht erforderlich. Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen und mündlichen Teil und prüft das Allgemeinwissen sowie das jeweilige Fachgebiet sowie Deutsch und eine Fremdsprache.

Tipps zur Finanzierung

Viele Abendgymnasien, Kollegs und Berufsoberschulen sind staatlich und daher kostenlos. Bei Fernkursen kosten müssen Sie hingegen mit 100–150 Euro pro Monat an Kosten rechnen. Zur Finanzierung gibt es aber BAföG sowie einzelne Stipendien.

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Wie erwerben Ausländer in Deutschland die Hochschulreife?

Ausländer können in Deutschland ebenfalls die Hochschulreife erwerben – entweder durch Anerkennung ihres im Heimatland erworbenen Schulabschlusses oder durch den Besuch eines Studienkollegs mit anschließender Feststellungsprüfung.

Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse

Grundsätzlich wird ein Schulabschluss anerkannt, wenn er im Heimatland bereits zum Hochschulstudium berechtigt (z.B. High School Diploma, Matura, A-Levels). Die Bewertung, ob ein Abschluss ausreicht, erfolgt über Datenbanken wie „anabin“ oder über Prüfdienste wie „uni-assist“. Die endgültige Entscheidung liegt bei der jeweiligen Hochschule. In vielen EU-Ländern und in Staaten mit bilateralen Abkommen ist die Anerkennung kein Problem, außerhalb davon können zusätzliche Nachweise oder Prüfungen erforderlich sein.

Studienkolleg und Feststellungsprüfung

Wird der ausländische Abschluss in Deutschland nicht anerkannt, kann ein Studienkolleg besucht werden. Dieses vermittelt die erforderlichen Kenntnisse und endet mit einer sogenannten Feststellungsprüfung. Wer diese besteht, erhält eine Zugangsberechtigung für deutsche Hochschulen. Für deutschsprachige Studiengänge sind unbedingt gute Deutschkenntnisse (mindestens B2-Level) nachzuweisen. Die Feststellungsprüfung und Anerkennung macht die jeweilige Wunschhochschule, die Zentrale für ausländisches Bildungswesen (ZAB) oder der Dienst „uni-assist“.


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