Kind und Karriere: Frauen stärker betroffen
Kind und Karriere – viele Frauen wollen beides! Die Frage ist nicht entweder oder, sondern wie lässt sich beides besser vereinbaren! Noch immer führt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu einer Doppelbelastung. Berufstätige Eltern haben oft das Gefühl, dass ein Bereich zu kurz kommt.
Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen als Männer. Laut Statistik sind es auch heute in der Mehrheit die Mütter, die eine längere Elternzeit nehmen und nach der Rückkehr häufig in Teilzeit arbeiten. Sogenannte Working-Moms leisten einen Großteil der unsichtbaren Arbeit für Kind und Karriere.
Laut Statistischem Bundesamt beziehen Männer das Elterngeld im Schnitt nur 3,6 Monate, Frauen hingegen mehr als ein Jahr lang: 14,6 Monate.
Gibt es den richtigen Zeitpunkt für Kind und Karriere?
Wer Kind und Karriere vereinbaren will steht häufig vor der Frage, ob es für die Lebens- und Familienplanung überhaupt einen „richtigen“ Zeitpunkt gibt: Ist es besser früh und in jungen Jahren Kinder zu bekommen – oder lieber später, wenn man schon einige Jahre Berufserfahrung gesammelt hat?
Für beide Fälle gibt es gute Argumente dafür und dagegen. Jede Phase hat spezifische Vor- und Nachteile. Zur Orientierung stellen wir diese kurz vor und die meist genannten Pro- und Contra-Argumente einander gegenüber.
Zeitpunkt für Kind und Karriere: Vor- und Nachteile
Sollte ich früh eine Familie gründen?
Vorteile | Nachteile |
Volle Aufmerksamkeit auf das Kind | Weniger finanzielle Sicherheit |
Keine Karrierepause | Späterer Karrierestart |
Sollte ich später eine Familie gründen?
Vorteile | Nachteile |
Gefestigte Berufsentwicklung | Karrierenachteile beim Wiedereinstieg |
Finanzielle Absicherung (Rücklagen) | Alte Position ist fest besetzt |
Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht
Die Tabellen und Argumente zeigen – selbst mit Blick auf die Karriereplanung: Den perfekten Zeitpunkt für ein Kind gibt es nicht. Es hängt stets vom individuellen Karriereziel ab. Jüngere Studien deuten jedoch darauf hin, dass es eher nachteilig ist, ein Kind in der Phase des Berufseintritts zu bekommen. Besser sei, erst einmal 3-5 Jahre im Job anzukommen und genaue Vorstellungen von der weiteren Karriereentwicklung zu entwickeln.
Das bestätigt auch der allgemeine Trend: Die meisten Menschen entscheiden sich heute für eine spätere Familiengründung sowie eine kürzere berufliche Auszeit von 1-2 Jahren. Sowohl Mütter als auch Väter sind bei der Geburt des ersten Kindes heute älter als noch vor 10 Jahren.
Was kostet ein Kind?
Natürlich sollte die Entscheidung für ein Kind niemals eine finanzielle sein. Trotzdem bleibt es eine wirtschaftlich relevante! Ökonomen haben kürzlich ausgerechnet, was ein Kind die Eltern bis zur Volljährigkeit kostet – inklusive aller Lebenshaltungskosten (höhere Miete für größere Wohnung, Essen, Kleidung, Kinderbetreuung, Bildung, Einkommenseinbußen, etc.). Ergebnis: Ein Kind kostet die Familie rund 250.000 Euro, mit zwei Kindern sind es schon 450.000 Euro.
Wie kann ich Kind und Karriere vereinbaren?
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere sowie der Wiedereinstieg nach der Elternzeit stellt Mütter wie Väter vor zahlreiche Herausforderungen. Zwar zeigen viele Erfahrungsberichte, dass beides durchaus geht. Kind und Karriere vereinbaren gelingt aber umso besser, wenn Sie vorab einige Punkte beachten und klären:
- Informieren Sie sich über familienfreundliche Angebote des Arbeitgebers und nutzen Sie Netzwerke – zum Beispiel das „Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie“ zur Unterstützung.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber, welche flexiblen Arbeitsmodelle Sie nutzen können. Zum Beispiel Homeoffice und Remote Work.
- Klären Sie, ob Sie während der Elternzeit für einige Stunden weiter mitarbeiten können. Die genaue Tätigkeit und Stundenanzahl sollten schriftlich vereinbart werden.
- Auch wenn Sie sich anfangs selbst um das Kind kümmern: Klären Sie frühzeitig mögliche Betreuungsmöglichkeiten (Kita, Großeltern, Tagesmutter, Au-Pair) und sichern Sie sich entsprechende Plätze.
- Sprechen Sie mit anderen Eltern über deren Erfahrungen oder Empfehlungen und wählen Sie die Betreuungsform, die am besten zu Ihrer Karriereplanung passt.
- Sprechen Sie mit Ihrem Partner über eine faire Aufteilung der Aufgaben und Verantwortungen.
- Beide Elternteile sollten überdies ihr Zeitmanagement abstimmen und über Arbeitszeiten und „Nachtschichten“ (wenn das Kind nicht schläft) sprechen.
- Berücksichtigen mögliche finanzielle Einbußen, wenn einer der beiden Partner in Elternzeit geht.
- Planen Sie unbedingt langfristig und berücksichtigen Sie dabei auch unterschiedliche Szenarien, wer wann wieder in den Beruf einsteigt und wie viel Geld verdient.
Arbeitszeiten
Kinderbetreuung
Aufgabenteilung
Finanzplanung
Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist stets eine individuelle Herausforderung. Was für den oder die eine funktioniert, muss nicht unbedingt für andere passen. Bleiben Sie hierbei offen und flexibel für Strategieanpassungen, um eine optimale Balance für Sie und Ihre Familie zu finden.
Kind und Karriere: Was können Unternehmen tun?
Für eine bessere Vereinbarkeit sind Unternehmen und Arbeitgeber ebenso gefordert. Auch sie können eine Menge dazu beitragen, familienfreundlicher – und damit zugleich attraktiver – zu werden. Folgende Beispiele und Instrumente haben sich dabei bewährt:
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Flexible Arbeitszeiten
Durch flexible Arbeitszeiten können berufstätige Eltern den Tagesablauf besser planen und beide Bereiche kombinieren. Bewährt haben sich vor allem Regelungen zu Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit.
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Homeoffice-Regelung
Seit der Corona-Pandemie arbeiten immer mehr Arbeitnehmer im Homeoffice. Kind und Karriere lassen sich zuhause besonders gut vereinbaren – insbesondere, wenn das Kind krank ist und noch betreut werden muss.
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Unterstützung bei Betreuung
Apropos Betreuung: Einige Arbeitgeber unterstützen Eltern bereits mit einem Betriebskindergarten oder Zuschüssen zu Kita-Kosten. Doppelter Vorteil: Zuschüsse zur Kinderbetreuung vom Arbeitgeber sind in unbegrenzter Höhe steuerfrei (siehe: steuerfreie Extras)!
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Schnelle Lösungen
Neben festen Maßnahmen wünschen sich berufstätige Eltern vor allem schnelle und einfache Lösungen im Notfall. Bei Krankheit oder falls die Kita streikt oder die Betreuung ausfällt, müssen Mütter und Väter sofort und flexibel reagieren können. Das schließt zum Beispiel auch Vertretungsregelungen durch Kollegen ein.
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Eingliederung
Ebenfalls wichtig sind geeignete Maßnahmen zur strukturierten Rückkehr und Wiedereingliederung. Nach einer längeren Elternpause ist die bisherige Position meist dauerhaft neu besetzt. Auch hier brauchen Eltern Sicherheit und klare Regeln und Unterstützung für die weitere Karriereentwicklung.
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