Definition: Was ist Gleitzeit?
Gleitzeit (Englisch: Flexitime) ist ein Modell der flexiblen Arbeitszeit, in dem Mitarbeiter ihre Arbeitszeit innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens selbst einteilen. Arbeitsbeginn und -ende sind nicht vorgegeben, sondern dürfen in den gesteckten Grenzen verschoben werden.
Typisch ist eine Tagesgleitzeit, bei der Mitarbeiter beispielsweise in einem Zeitfenster von 8 bis 20 Uhr den Arbeitstag selbst gestalten. In anderen Gleitzeitmodellen ist eine freie Gestaltung auf Wochen-, Monats- oder sogar Jahresbasis möglich.
Bedeutung: Wann ist Gleitzeit sinnvoll?
Gleitende Arbeitszeiten sind beliebt und bieten zahlreiche Vorteile (mehr dazu weiter unten). Sinnvoll sind derartige Vereinbarungen jedoch nur in Unternehmen, die terminlich nicht durchgetaktet sind und bei denen Personal zeitlich flexibler eingesetzt wird.
Bei Schichtbetrieb, engen Produktionsabläufen oder Bereitschaften, wie beispielsweise in der Pflege oder im Krankenhaus, eignet sich das Arbeitszeitmodell nicht.
Gleitzeit und Überstunden
Gleitzeit sind zunächst keine Überstunden. Es ist lediglich die Möglichkeit, die vereinbarte Arbeitszeit flexible zu gestalten. Dass Sie an einem Tag zum Beispiel bis 20 Uhr arbeiten, bedeutet nicht automatisch Überstunden – da Sie später angefangen haben oder vorher zu wenig gearbeitete Stunden ausgleichen.
Doch auch innerhalb einer Gleitzeitregelung sind Überstunden möglich. Müssen Sie aufgrund von hoher Arbeitslast länger arbeiten, als vertraglich vereinbart, machen Sie Überstunden.
Rechtliche Vorgaben und Vereinbarungen bei gleitenden Arbeitszeiten
Trotz der großen Flexibilität gelten rechtlichen Rahmenbedingungen, die sich aus dem Arbeitsrecht und dem Arbeitszeitgesetz ergeben. Unternehmen müssen auch bei Gleitzeit die Vorgaben zur Dokumentation der Arbeitszeiten, die tägliche maximale Arbeitszeit, regelmäßige Pausen und Höchstarbeitszeiten einhalten.
In normalen Arbeitsverträgen werden wöchentliche Arbeitszeiten und oft auch der Beginn und das Ende der täglichen Arbeitszeit vereinbart. Bei Gleitzeitregelungen hingegen wird ein Gleitzeitrahmen festgelegt, innerhalb dessen Mitarbeiter die Arbeitszeit frei wählen. Neben dem individuellen Arbeitsvertrag sind Regelungen zur Gleitzeit auch in Betriebsvereinbarungen für alle Arbeitnehmer möglich.
Was muss zur Gleitzeit geregelt werden?
Gleitzeitvereinbarungen müssen immer schriftlich fixiert werden und von Arbeitgeber und Beschäftigten unterzeichnet werden. Sofern vorhanden, muss auch der Betriebsrat zustimmen. In der Vereinbarung muss die Dauer einer Gleitzeitperiode, gegebenenfalls eine Kernarbeitszeit, eine Gleitspanne (Tag, Woche, Monat, Jahr) sowie eine Regelung für Überstunden und die Handhabung der Gleitzeit festgelegt werden.
Überblick: Beispiele für Gleitzeitmodelle
Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, wie die Gleitzeit umgesetzt und organisiert werden soll. Wir zeigen die wichtigsten Modelle im Überblick:
Gleitzeit ohne Vorgaben
Bei einer einfachen Gleitzeit ohne Vorgaben werden Arbeitsbeginn und Arbeitsende innerhalb des Gleizeitrahmens am Arbeitstag selbst festgelegt. Allerdings muss die vollständige tägliche Arbeitszeit geleistet werden. Bei einer 40-Stunden-Woche müssen also 8 Stunden pro Arbeitstag gearbeitet werden.
Gleitzeit mit Kernarbeitszeit
Bei Gleitzeit mit Kernarbeitszeit sind Beginn und Ende des Tages flexibel, es gibt jedoch einen festen Zeitrahmen mit Anwesenheitspflicht. Hier müssen Mitarbeiter auf jeden Fall arbeiten.
Beispiel: Der Gleitzeitrahmen liegt zwischen 8 und 20 Uhr, die Kernarbeitszeit von 10 bis 15 Uhr. Vor und nach diesem Zeitraum sind Mitarbeiter flexibel, in der Kernarbeitszeit müssen alle anwesend sein. So ist zum Beispiel für Kunden zu gewissen Zeiten immer ein Ansprechpartner verfügbar.
Gleitzeit mit Qualifizierung
Bei einer qualifizierten Gleitzeit ist eine unterschiedliche Länge des Arbeitstages möglich. Mitarbeiter sammeln auf einem Arbeitszeitkonto Plus- und Minusstunden. Diese werden bis zum Ende der festgelegten Gleitzeitperiode ausgeglichen.
Innerhalb der qualifizierten Gleitzeit gibt es verschiedene Modelle:
- Gleitzeit mit Funktionszeit
Hier geht es ähnlich wie bei der Gleitzeit mit Kernarbeitszeit um Anwesenheit zu bestimmten Zeiten. Geregelt ist aber nicht die Mitarbeiterebene, sondern eine Team- oder Abteilungsebene. Dabei wird sichergestellt, dass auf dieser Gemeinschaftsebene immer eine Vertretung im Unternehmen anwesend ist. - Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonto
Bei Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten wird die Arbeitszeit über längere Zeiträume angespart. Bei Jahresarbeitszeit muss am Ende des Jahres das Gleitzeitkonto wieder ausgeglichen sein. Bei Lebensarbeitszeit wird zu viel geleistete Arbeit für größere Auszeiten angespart. So ist zum Beispiel eine verlängerte Elternzeit, ein Sabbatical oder früherer Renteneintritt möglich. - Ampelkonto
Beim Ampelkonto werden maximale Überstunden und Minusstunden festgelegt. Innerhalb dieses Spielraums können Mitarbeitende ihre Arbeitszeit frei gestalten. Werden die Spielräume überschritten, muss eine Genehmigung durch den Arbeitgeber erfolgen. Ab einer bestimmten Überschreitung ist ein Ausgleich des Arbeitszeitkontos verpflichtend.
Vor- und Nachteile der Gleitzeit für Arbeitgeber
Gleitzeit ist bei Arbeitnehmern beliebt, da sie Flexibilität bietet und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erlaubt. Doch auch Arbeitgeber profitieren davon.
Vorteile für Arbeitgeber
- Gutes Employer Branding
- Größere Mitarbeitermotivation
- Höhere Mitarbeiterzufriedenheit
- Stärkere Mitarbeiterbindung
- Besseres Betriebsklima
- Höhere Produktivität
- Geringere Fluktuation
- Sichere Personalplanung
Nachteile für Arbeitgeber
- Hoher Dokumentationsaufwand
- Schwierigere Kapazitätsplanung
- Mögliche Unterbesetzungen
- Potenzielles Missbrauchsrisiko
- Schwierigere Teamarbeit
- Erschwerte Abstimmungen
- Fehlende Kommunikation
Vor- und Nachteile der Gleitzeit für Arbeitnehmer
Arbeitnehmer schätzen das Angebot flexibler Arbeitsmodelle. Arbeitgeber zeigen damit Wertschätzung und Anerkennung ihrer Mitarbeiter – und nehmen Rücksicht auf die persönlichen Bedürfnisse. Für Beschäftigte hat Gleitzeit eine Reihe von Vorteilen. Doch auch die Nachteile sollten Sie kennen und berücksichtigen:
Vorteile für Mitarbeiter
- Mehr Flexibilität
- Höhere Work-Life-Balance
- Mehr Autonomie
- Höhere Arbeitszufriedenheit
- Stressfreie Arbeitswege
- Größere Motivation
Nachteile für Mitarbeiter
- Höherer Abstimmungsbedarf
- Schwierigere Teamarbeit
- Erschwerte Kommunikation
- Hohe Eigenverantwortung
- Schwierigere Terminplanung
- Höherer Dokumentationsaufwand
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