Studium bei der Bundeswehr: Mit Verpflichtung?
Ein Studium bei der Bundeswehr ist mehr als ein klassisches Hochschulstudium: Es kombiniert eine akademische Ausbildung auf Universitätsniveau mit der militärischen Offiziersausbildung. Damit bietet es eine Doppelqualifikation, die sowohl innerhalb der Bundeswehr als auch auf dem zivilen Arbeitsmarkt angesehen ist. Grundsätzlich gibt es zwei Wege:
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Offizierslaufbahn
Als Soldat oder Soldatin auf Zeit verpflichten Sie sich in der Regel für mindestens 12-17 Jahre. Während des Studiums erhalten Sie bereits Sold, Unterkunft und Verpflegung. Neben Vorlesungen und Seminaren durchlaufen Sie zusätzlich militärische Ausbildungen und Übungen.
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Ziviles Studium
Auch externe Studierende können an den Bundeswehrhochschulen in Hamburg und München studieren. Hier fallen jedoch hohe Studiengebühren an, weil keine militärische Verpflichtung besteht.
Die Bundeswehr betreibt in Deutschland zwei eigene Universitäten: die Universität der Bundeswehr München (UniBwM) und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg (HSU/UniBwH). Beide arbeiten im Trimestersystem, was ein straff organisiertes und oft kürzeres Studium ermöglicht. Angeboten werden über 50 verschiedene Studiengänge von Ingenieurwissenschaften über Informatik bis hin zu Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Der Abschluss ist ein vollwertiger Bachelor oder Master, der auch außerhalb der Bundeswehr anerkannt ist. Damit werden Offiziersanwärter nicht nur auf Führungsaufgaben in der Truppe vorbereitet, sondern ebenso auf eine mögliche zivile Karriere nach der Dienstzeit.
Was kann ich bei der Bundeswehr studieren?
Die Auswahl an Studiengängen ist groß, das Angebot orientiert sich aber vor allem am Bedarf der Bundeswehr. Hier eine Auswahl beliebter Fächer für ein Bundeswehrstudium:
Bundeswehr Studiengänge Liste
- Aeronautical Engineering
- Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften
- Elektrotechnik und Informationstechnik
- Informatik
- Luft- und Raumfahrttechnik
- Maschinenbau
- Mathematical Engineering
- Psychologie
- Sportwissenschaft – Gesundheit, Bewegung und Leistung im Sport
- Staats- und Sozialwissenschaften>
- Wirtschafts- und Organisationswissenschaften
- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschaftsingenieurwesen
- Bauingenieurwesen
- Betriebswirtschaftslehre
- Bildungs- und Erziehungswissenschaft
- Elektrotechnik und Informationstechnik
- Informatik
- Maschinenbau
- Mechatronik
- Politikwissenschaft
- Psychologie
- Staats- und Sozialwissenschaften
- Volkswirtschaftslehre
- Wirtschaftsingenieurwesen
Universität der Bundeswehr München (UniBw München)
Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU)
Bundeswehr Studium: Ablauf und Dauer
Ein Studium bei der Bundeswehr unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von zivilen Hochschulen. Statt in Semestern wird hier in Trimestern studiert – ein Trimester dauert 3 Monate. Dadurch ist das Studium deutlich straffer organisiert und in kürzerer Zeit absolvierbar.
Der Ablauf ist stark durchgetaktet: Offiziersanwärterinnen und -anwärter absolvieren vor Studienbeginn eine etwa 15-monatige militärische Grund- und Offiziersausbildung, dafür erhalten sie anders als zivile Studierende während des Studiums eine feste Besoldung, Unterkunft und Verpflegung sowie alle notwendigen Lehrmaterialien. Parallel zu den akademischen Inhalten stehen militärische Übungen, Lehrgänge und Auslandseinsätze auf dem Programm. So wird von Beginn an die Doppelrolle als Akademiker/in und Offizier/in vermittelt.
Abschluss |
Bundeswehr Studium |
Ziviles Studium |
Bachelor | 7 Trimester (21 Monate) | 6 Semester (36 Monate) |
Master | 5 Trimester (15 Monate) | 4 Semester (24 Monate) |
Außerdem gibt es für ein ein Bundeswehr Studium keinen Numerus clausus. Selbst ein Medizinstudium ist nicht an bestimmte Noten gebunden. Allerdings sind die Auswahlverfahren entsprechend streng und bei großen Bewerberzahlen findet eine Vorauswahl anhand der Noten statt.
Bundeswehr Studium: Kosten und Vergütung
Wer als Zivilist an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg oder an der Universität der Bundeswehr München studiert, muss Studiengebühren zahlen. Diese liegen je nach Studiengang bei etwa 13.500 bis 22.500 Euro ein Bachelor- bzw. 10.500 bis 17.500 Euro für ein Masterstudium. Zur Studienfinanzierung können Stipendien oder Studienkredite genutzt werden. Neben klassischen Stipendien gibt es auch spezielle Industriestipendien, die von Partnerunternehmen der Bundeswehr vergeben werden.
Vergütung in der Offizierslaufbahn
Anders sieht es für Offiziersanwärterinnen und -anwärter mit Verpflichtung aus: Sie zahlen keine Studiengebühren, sondern erhalten von Beginn an ein festes Gehalt. Je nach Dienstgrad liegt dieses während des Studiums bei mindestens 2.300 Euro monatlich, in höheren Dienstgraden sogar über 1.000 Euro zusätzlich. Hinzu kommen Sachleistungen wie kostenlose Unterkunft bis zum 25. Lebensjahr, Verpflegung, freie Nutzung der Bundeswehr-Mensa sowie die ärztliche Versorgung durch das medizinische Netz der Bundeswehr.
Bundeswehr Studium: Voraussetzungen und Besonderheiten
Die Voraussetzungen für die Zulassung sind zunächst die gleichen wie bei jedem anderen Studium. Für das Bundeswehrstudium brauchen Sie die Hochschulreife – also das Abitur oder Fachabitur. Die Bundeswehr stellt allerdings weitere spezifische Anforderungen:
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Schulabschluss
Für die Bundeswehr-Universitäten ist in der Regel das Abitur erforderlich. Mit Fachabitur sind nur bestimmte Studiengänge möglich.
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Alter
Aufnahme meist ab 17 Jahren (mit Einverständnis der Eltern), ansonsten ab 18.
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Staatsbürgerschaft
Die deutsche Staatsangehörigkeit ist Pflicht.
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Assessment Center (ACFüKrBw)
Das 2-tägige Auswahlverfahren umfasst psychologische Tests, Sportprüfungen, ärztliche Untersuchung, Gruppenübungen und Interviews.
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Verpflichtung
Wer über die Offizierslaufbahn studiert, verpflichtet sich in der Regel für 13 Jahre als Soldat auf Zeit.
Das Auswahlverfahren ist das sogenannte Assessment Center für Führungskräfte der Bundeswehr (ACFüKrBw). Hier machen Sie typische Übungen wie Gruppendiskussion und Interviews, aber auch eine ärztliche Untersuchung (Musterung).
Außerdem kann eine Studienberatung Teil des AC sein. Diese wird durchgeführt, wenn Ihre Wünsche deutlich von den erwarteten Leistungen abweichen, zum Beispiel, wenn Ihre Noten nicht zum angestrebten Studiengang passen.
Militärische Grundausbildung für die Offizierslaufbahn
Streben Sie ein Studium in der Offizierslaufbahn an, müssen Sie zunächst eine ungefähr 1-jährige militärische Ausbildung absolvieren. Hier erlernen Sie auch alle notwendigen militärischen Kenntnisse und Fähigkeiten, die Sie später als Offizier benötigen.
Zunächst machen Sie für 3 Monate die allgemeine Grundausbildung. Es folgt eine Spezialgrundausbildung zum Beispiel beim Heer, der Marine oder Luftwaffe. Weitere Bestandteile sind ein Fahnenjunkerlehrgang zur Führung und Ausbildung von Soldaten sowie eine Sprachausbildung mit Englisch-Intensivkurs. Verpflichtend ist zudem ein Führungspraktikum, um erste Erfahrung in der Arbeit als Offizier zu sammeln.
Karrieremöglichkeiten nach dem Bundeswehr Studium
Nach dem Studium müssen sich Absolventen keine Sorgen machen: Der Berufseinstieg ist vorgezeichnet, da Sie sich für die nächsten Jahre verpflichtet haben. Doch auch nach dieser Zeit haben Sie beste Berufschancen.
Bachelor, Master oder Promotion, die Sie mit dem Bundeswehrstudium erwerben, sind überall anerkannt. Die Abschlüsse genießen in der Wirtschaft einen guten Ruf. Mit einer militärischen Offizierslaufbahn haben Sie überdies wichtige Führungsqualifikationen erworben, die in allen Branchen gefragt sind.
Offizier bei der Bundeswehr
Mit dem Bundeswehrstudium starten Sie die Offizierslaufbahn. Sie sind hochrangig im Militär und für die Ausbildung und Führung der Soldaten verantwortlich.
Die Offizierslaufbahn ist aber nicht zwangsläufig an ein Bundeswehrstudium geknüpft. Beim Herr und bei der Marine können Sie auch ohne Studium Offizier werden. Sie durchlaufen eine anspruchsvolle Fachausbildung aus Offizierslehrgängen, Sprachausbildung, Praktikum und Tätigkeit in der Truppe.
Bundeswehr Studium: Vor- und Nachteile
Die Entscheidung für oder gegen ein Bundeswehrstudium muss gut überlegt sein. Als Auswahlhilfe zeigen wir die Vor- und Nachteile:
Vorteile des Bundeswehrstudiums
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Betreuungsschlüssel
Während an anderen Universitäten etwa 50-60 Studierende auf einen Dozenten kommen, betreut in einem Bundeswehrstudium ein Professor nur 15-20 Studenten.
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Studiengebühren
Obwohl die Bundeswehruniversitäten einen Elite-Uni-Charakter haben, fallen keinerlei Studiengebühren an. Anders bei privaten Hochschulen.
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Ausstattung
Im Vergleich zu öffentlichen Hochschulen ist die Ausstattung mit Lehrmitteln deutlich besser. Gelernt wird in Kleingruppen, auch Laborplätze sind in ausreichender Anzahl vorhanden.
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Finanzierung
Die Studienfinanzierung ist durch den Sold gesichert – Studienkredite oder Bafög fallen weg. Mehr noch: Sie sind nicht krankenversicherungspflichtig, da Sie über die truppenärztliche Versorgung abgesichert sind. Somit entfallen Versicherungsbeiträge.
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Unterkunft
Die Studierenden sind kostenlos am Uni-Campus untergebracht. Die Wohnungssuche ist ebenfalls kein Thema.
Nachteile des Studiums bei der Bundeswehr
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Anspruch
Das Studium ist kürzer, aber auch intensiver. Sie müssen viel lernen und leisten, um den Ansprüchen gerecht zu werden.
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Auslandseinsätze
Studierende in der Offizierslaufbahn müssen darauf vorbereitet sein, auch an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilzunehmen. Das kann je nach Auftrag und Einsatzgebiet auch Dienst an der Waffe, kämpferische Handlungen und Aufenthalt in Kriegsgebieten bedeuten.
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Exmatrikulation
Etwa ein Drittel aller Bundeswehr Studenten schafft keinen Abschluss. Ein Studienabbruch ist möglich, allerdings ist mit der Exmatrikulation vom Studium nicht automatisch das Ende der Verpflichtung verbunden. Sie sind weiterhin Soldat auf Zeit!
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