Berufswechsel nach Ausbildung: Tipps zum Neuanfang

Ein Berufswechsel nach der Ausbildung? Nicht selten steckt eine zu frühe oder falsche Berufswahl dahinter. Wer nach der Ausbildung etwas anderes machen will, sollte jetzt unbedingt richtig entscheiden und die Alternativen genau abwägen. Wir zeigen, die Optionen und geben Tipps für einen Neuanfang…

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Wie geht es nach Ausbildungsende weiter?

Es kommt vor, dass Azubis während der Lehre feststellen, dass sie die Inhalte nicht interessieren, die Berufswahl falsch war oder die Jobperspektiven gerade mau sind.

In dem Fall kann ein kompletter Berufswechsel sinnvoll sein, um einen Karriereknick zu vermeiden. Verschaffen Sie sich daher rechtzeitig einen Überblick über mögliche berufliche Alternativen und die Chancen am aktuellen Arbeitsmarkt…

Was kann ich mit einer abgeschlossenen Ausbildung machen?

Grundsätzlich haben Sie nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung zwei Optionen:

  1. Wechsel in einen verwandten Beruf

    Unter den Jobwechslern nach der Ausbildung geben 56 Prozent der Azubis an, in einem verwandten Beruf zu bleiben, weil sie dort viele der Inhalte aus ihrer Ausbildung weiter nutzen und anwenden können..

  2. Wechsel in einen völlig anderen Beruf

    Eine komplette berufliche Neuorientierung bringt völlig andere Aufgaben und Herausforderungen mit sich. 65 Prozent der Betroffenen sagen, dass sie dabei wenig bis gar keine erworbenen Fachkenntnisse nutzen können.

Sie merken bei dieser Gegenüberstellung schon: Der Berufswechsel in einen verwandten Job ist meist einfacher und gelingt statistisch auch schneller. Bei einem radikalen Jobwechsel sind Sie ein klassischer Quereinsteiger. Hierbei kann die Jobsuche und Bewerbungsphase schon mal 3-6 Monate dauern.

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Nach der Ausbildung etwas anderes machen: Was sind die Alternativen?

Eine Ausbildung – egal, ob Sie danach einen Berufswechsel anstreben oder nicht – ist nie vergeudete Zeit! Selbst wenn Sie sich danach beruflich verändern, haben Sie während der Berufsausbildung wichtige Erfahrungen gesammelt sowie Fachkenntnisse und Soft Skills erworben. Das kommt Ihnen in jedem Beruf zugute und kann Ihnen niemand nehmen!

Wenn Sie nach der Ausbildung etwas komplett anderes machen wollen, haben Sie grundsätzlich diese Alternativen:

1. Nach abgeschlossener Ausbildung: Zweite Ausbildung

Eine zweite Ausbildung kann den Berufswechsel nach der Ausbildung erleichtern. Das bietet sich beispielsweise an, wenn Sie bereits wissen, dass Sie nicht studieren wollen. Eine Ausbildung ist in der Regel deutlich kürzer als ein Studium. Hinzu kommt, dass Sie dank der schon vorhandenen Berufsausbildung die neue Ausbildung verkürzen können – auf rund 2 Jahre.

2. Nach abgeschlossener Ausbildung: Umschulung

Bei einer Umschulung handelt es sich auch um eine Art zweite Ausbildung. Umschulungen sind notwendig, wenn jemand aufgrund einer Berufsunfähigkeit seinen alten Beruf nicht mehr ausüben kann. Oder weil im erlernten Beruf Arbeitslosigkeit aufgrund schlechter Jobperspektiven droht. Im ersten Fall zahlt die Rentenversicherung oder Berufsgenossenschaft die Umschulung, im zweiten die Bundesagentur für Arbeit.

3. Nach abgeschlossener Ausbildung: Studieren

Sie haben schon früher überlegt, zu studieren? Jetzt ist eine gute Gelegenheit dafür gekommen! Ein Studium nach der Ausbildung ist vor allem sinnvoll, wenn…

  • …das Studienfach auf dem bisherigen Beruf aufbaut.
  • …die Jobperspektiven mit dem akademischen Abschluss steigen.
  • …Sie mit dem Studium Ihrem neuen Berufswunsch folgen.

Wichtig ist jedoch, dass Sie jetzt nicht irgendein Studienfach wählen, sondern Sie ganz auf Ihre Karriereziele konzentrieren – und gleichzeitig den Arbeitsmarkt im Blick haben. Der neue Beruf ist idealerweise auch ein Beruf mit Zukunft.

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Weiterbildungen nach der Ausbildung

Nach der Ausbildung haben Sie ebenfalls zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Dazu gehören:

1. Fortbildung

Fortbildung ist der Oberbegriff für verschiedene Formen der beruflichen Weiterentwicklung. Sie dient dazu, sich im bestehenden Beruf weiterzuqualifizieren. In der Regel ist sie auf konkrete Aufgaben im aktuellen Job zugeschnitten. Daher bereitet die Fortbildung in erster Linie auf die Übernahme neuer Aufgaben vor. Dazu gehört zum Beispiel die Anpassungsfortbildung, bei der die bestehende Ausbildung an aktuelle Gegebenheiten und Anforderungen angepasst wird (siehe etwa: Fachweiterbildung Pflege).

2. Berufliche Weiterbildung

Bei der beruflichen Weiterbildung geht es darum, sich zusätzliche Fähigkeiten, Kenntnisse und Qualifikationen anzueignen. Diese müssen nicht zwingend mit der aktuellen Tätigkeit zusammenhängen. Die Weiterbildung dient dazu, das eigene Qualifikationsprofil und das fachliche Fundament zu erweitern und so den Marktwert zu steigern. Dazu gehören zum Beispiel Sprachkurse oder Führungskräftetrainings.

3. Ausbilderschein

Mit einem Ausbilderschein sind Sie qualifiziert, selber neue Fachkräfte für einen Beruf auszubilden. Sie verfügen über die „Berufs- und arbeitspädagogische Eignung“. Sie wird in der Regel durch das Bestehen der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) Prüfung, oft als „Ausbilderschein“ bezeichnet, nachgewiesen.

4. Aufstiegsfortbildung

Mit einer Aufstiegsfortbildung (auch: Aufstiegsweiterbildung) können Sie wiederum einen Berufswechsel nach der Ausbildung angehen – vorausgesetzt, Sie verfügen schon über Berufserfahrung. Im Handwerk gehört zur Aufstiegsfortbildung die Weiterbildung zum „Meister“, in technischen Berufen zum „Techniker“ und in kaufmännischen Berufen zum „Fachwirt“ oder „Betriebswirt“. Damit schaffen Sie sich zugleich eine wichtige Grundlage für eine Selbstständigkeit.

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Wie kann ich die Zweitausbildung finanzieren?

Je nach Art der Zweitausbildung entstehen Kosten. Das Studium kostet Geld, ebenso Fort- und Weiterbildungen. Hinzu kommen Lehrmaterialien, Fahrtwege und Prüfungsgebühren. Fällt dann noch das regelmäßige Gehalt aus, sollten Sie sich folgende Optionen zur Finanzierung ansehen:

  • Ausbildungsvergütung

    Wer erneut eine duale Ausbildung absolviert, erhält eine Ausbildungsvergütung. Wer damit finanziell nicht auskommt, kann zusätzlich Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen. Allerdings besteht bei einer Zweitausbildung kein gesetzlicher Anspruch darauf.

  • Kindergeld

    Bis zum 25. Lebensjahr haben Sie Anspruch auf Kindergeld. Hängen Ihre Erst- und Zweitausbildung inhaltlich zusammen, sind Ihre Eltern außerdem unterhaltspflichtig.

  • Bafög

    Üblicherweise finanziert Bafög nur die Erstausbildung. Ausnahme sind Zweitausbildungen, die auf der ersten aufbauen – wie bei der Aufstiegsweiterbildung. Dafür können Sie das sogenannte Aufstiegs-Bafög beantragen. Damit sind bis zu 18.000 Euro Förderung möglich – jeweils zur Hälfte als staatlicher Zuschuss und Darlehen der KfW-Bank.

  • Weiterbildungsstipendium

    Mit einem Stipendium fördert das Bundesbildungsministerium Berufseinsteiger, die in der Ausbildung besonderes talentiert und leistungsbereit sind. Gefördert werden fachliche und fachübergreifende Weiterbildungen (z.B. Software-Kurse, Sprachkurse) oder ein berufsbegleitendes Studium. Als Stipendiat können Sie bis zu 9.135 Euro erhalten, verteilt auf drei Förderjahre.

  • Kredit

    Wenn alle Stricke reißen, besteht noch die Möglichkeit, einen Kredit bei der Bank aufzunehmen. Bankinstitute (Sparkassen und Volksbanken) bieten zum Beispiel einen Studienkredit. Vergleichen Sie aber unbedingt die Zinsen und Konditionen, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben!

  • Wohngeld

    Haben Sie hohe Mietkosten, können Sie zusätzlich Wohngeld beantragen. Im Gegensatz zu vielen anderen Leistungen müssen Sie das nicht zurückzahlen.

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Tipps zum Neuanfang nach der Ausbildung

Bevor es mit dem Neustart losgeht, nutzen Sie möglichst viel Infos und Beratungsangebote – etwa bei den Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammer, der Arbeitsagentur oder etwaigen Hochschulen. Sie alle bieten kostenlose Beratungangebote sowie Tipps zu staatlichen Fördermöglichkeiten.

Haben Sie einen konkreten Plan und Ziel ins Auge gefasst, folgt meist die Bewerbung – entweder als Bewerbung für eine Ausbildung oder Quereinsteiger Bewerbung. Auch hierfür haben wir noch einige bewährte Tipps:

  1. Begründen Sie den Wechsel nachvollziehbar

    Personaler sehen den Berufswechsel im Lebenslauf sofort. Deshalb sollten Sie im Anschreiben immer noch Ihre Wechselmotivation nachvollziehbar und plausibel erklären: Warum der Berufswechsel? Was reizt Sie an dem neuen Beruf?

  2. Bleiben Sie unbedingt selbstbewusst

    Ein Neuanfang kann sich wie eine Niederlage anfühlen. Immerhin haben Sie sich dazu entschlossen, den ersten Plan zu verwerfen und es mit etwas anderem zu versuchen. Das ist aber kein Grund, sein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu verlieren! Gerade am Anfang der beruflichen Laufbahn sind Brüche im Lebenslauf normal. Personaler gestehen Ihnen deshalb eine Orientierungsphase zu.

  3. Konzentrieren Sie sich auf Ihr Können

    Rücken Sie in Ihrem Bewerbungsschreiben vor allem übertragbare Fähigkeiten und Stärken aus der bisherigen Berufsausbildung in den Vordergrund. Erklären Sie, wie Sie diese im neuen Beruf einsetzen und nutzen wollen. Das gelingt am besten mit konkreten Beispielen von bisherigen Leistungen. Konnten Sie z.B. Ihren Umgang mit Kunden verbessern, dann erläutern Sie, welchen Mehrwert das im neuen Job liefert!


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