Welche Bedeutung haben Stärken in der Bewerbung?
Persönliche Stärken (auch: Soft Skills) in der Bewerbung sind Eigenschaften, die Sie einzigartig machen und für die angestrebte Stelle relevant sind bzw. einen besonderen Mehrwert bieten.
Neben der Motivation sind die eigenen Stärken oft ein ausschlaggebender Faktor im Bewerbungsschreiben und Lebenslauf. Um die richtigen Stärken in der Bewerbung überzeugend zu nennen, müssen Sie jedoch erst einmal die wirklich relevanten identifizieren.
Aktuelle Studien zeigen, dass die Nachfrage nach Soft Skills allein in den vergangenen 5 Jahren um ganze 190 Prozent gestiegen ist. 77 Prozent der deutschen Unternehmen bzw. Personaler sagen, sie beurteilen Bewerber zunehmend stärker nach tatsächlichen Fähigkeiten statt nach formalen Abschlüssen. Genannt werden dabei immer wieder Kernanforderungen, wie Problemlösungskompetenz (69 %), Flexibilität (67 %) oder Teamgeist (66 %).
Welche Stärken sollte ich in der Bewerbung nennen?
80 Prozent der Personaler wünschen sich von Bewerbern heute vor allem mehr Eigeninitiative, weitere 30 Prozent Belastbarkeit. Die in vielen Ratgebern häufig genannten Bewerbung Stärken sind leider auch ziemlich durch. Personaler lesen sie täglich.
Wir empfehlen daher, dass Sie in Ihrer Bewerbung andere Stärken im Anschreiben nennen als die Beispiele in dieser Liste. Ein Trick ist zum Beispiel deren Synonyme (Vorschläge dazu als Adjektiv in Klammern) zu verwenden. Das klingt origineller und frischer:
- Teamfähigkeit (kooperativ)
- Belastbarkeit (ausdauernd)
- Motivation (begeistert)
- Flexibilität (offen)
- Zuverlässigkeit (gründlich)
- Pünktlichkeit (sorgfältig)
- Kreativität (findig)
- Verantwortungsbewusstsein (gewissenhaft)
- Schnelle Auffassungsgabe (gescheit)
- Organisationstalent (koordiniert)
- Anpassungsfähigkeit (dynamisch)
- Einsatzbereitschaft (startklar)
- Zielstrebigkeit (beharrlich)
- Lernfähigkeit (aufnahmewillig)
- Hands-on-Mentalität (proaktiv)
- Ehrgeiz (ambitioniert)
- Loyalität (integer)
- Auslandserfahrung (interkulturell erfahren)
Eine umfangreiche Stärken Liste mit passenden Eigenschaften für bestimmte Berufe sowie zahlreichen weiteren Tipps können Sie sich zusätzlich hier kostenlos als PDF herunterladen:
Wie viele Stärken in der Bewerbung nennen?
Nennen Sie im Bewerbungsanschreiben maximal 2-3 zentrale Stärken und belegen Sie diese durch konkrete Beispiele. Sie verwässern sonst nur deren Aussagekraft und Relevanz. Wer zu viele Stärken in der Bewerbung nennt, macht sich unglaubwürdig und entwertet jede einzelne!
Welche Stärken sollte ich in der Bewerbung nicht nennen?
Tatsächlich gibt es auch einige – vermeintliche – Stärken, die Sie in Ihrer Bewerbung besser vermeiden sollten. Dazu gehören vor allem die folgenden Kategorien:
-
Selbstverständlichkeiten
Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Loyalität, Teamfähigkeit – all das kann man von Mitarbeitern erwarten. Es sind Mindestanforderungen und Grundvoraussetzungen und deshalb selbstverständlich. Wer diese nennt, beweist damit allenfalls Durchschnitt.
-
Unpassende Stärken
Alle Ihre genannten Stärken brauchen zwingend einen Unternehmensbezug. Ein Social Media Manager punktet sicher nicht mit Schlagfertigkeit, sondern eher mit Einfühlungsvermögen. Unpassende Stärken sind sogar eher ein Indiz, dass Betroffene die Stellenanzeige gar nicht aufmerksam gelesen haben.
-
Floskeln ohne Beleg
„Ich bin kreativ, belastbar und flexibel“, ist so eine typische Floskel ohne jede Aussagekraft, solange Bewerber nicht den Mehrwert darin mit prägnanten Fallbeispielen belegen und auf die angestrebte Stelle beziehen.
-
Negative Stärken
Manche Eigenschaften klingen nur positiv. Dahinter verbergen sich jedoch gefährliche Schwächen. Nicht nennen sollten Sie z.B. Merkmale wie „perfektionistisch“ (ineffizient?), „direkt“ (taktlos?) oder „kritisch“ (nörglerisch?). Ein ausgeprägtes Innovationstalent könnte wiederum in einem Traditionsunternehmen für Sprengstoff sorgen.
-
Übertriebene Qualitäten
Bleiben Sie bei den genannten Vorzügen unbedingt realistisch und sachlich. Niemand ist eine „geborene Führungspersönlichkeit“ oder „der perfekte Mitarbeiter“. Oft ist weniger mehr: eine sachliche Beschreibung, wie Sie Ihre Stärken und diese dem Unternehmen nutzen, reicht völlig.
Ganz generell sollten Sie niemals Stärken formulieren, die Sie nicht besitzen. Falsche Angaben in der Bewerbung sind peinlich, wenn sie auffliegen und können den Job kosten.
Wie mit Schwächen im Bewerbungsschreiben umgehen?
Schwächen werden im Anschreiben grundsätzlich nicht genannt. Sie kommen – wenn überhaupt – erst im Vorstellungsgespräch zur Sprache. Auch mögliche Defizite wie Lücken im Lebenslauf, eine längere Arbeitslosigkeit werden höchstens nur kurz erklärt (1-2 Sätze) – jedoch ohne sich zu rechtfertigen.
Wie kann ich meine Stärken formulieren? – Beispiele
Eine zentrale Strategie für eine überzeugende Bewerbung ist, Stärken gezielt auszuwählen, die Bewerber besonders machen und im Job einen maximalen Mehrwert schaffen. Je spezifischer und relevanter die Stärken, desto größer die Bewerbungschancen.
Sobald Sie passende und persönliche Stärken ausgewählt haben, sollten Sie beschreiben, wie Sie diese bisher eingesetzt oder genutzt haben. Die folgenden Beispiele zeigen, wie Sie Stärken formulieren, die Personaler überzeugen:
- „In meinem aktuellen Job leite ich ein Team mit 7 Kollegen, die ganz unterschiedliche Stärken besitzen. Es ist mir gelungen, deren Fähigkeiten gezielt einzusetzen und eine offene und wertschätzende Atmosphäre zu schaffen, in der wir von unseren Eigenschaften gegenseitig profitieren.“
- „Als Werkstudent konnte ich bereits nach kurzer Einarbeitung meine Aufgaben eigenverantwortlich lösen und eigene Projekte umsetzen. Weil das so gut geklappt hat, wurde mir regelmäßig die Urlaubsvertretung einiger Kollegen anvertraut.“
- „Mein Hobby Yoga hilft mir enorm dabei, mental und körperlich gelassener zu werden – auch unter Druck. So kann ich mich im Job, wenn es hoch hergeht, kurzfristig entspannen und einen kühlen Kopf bewahren. Ich bin dadurch viel resistenter und belastbarer geworden.“
- „Im Job kommt mir meine Kreativität oft gelegen. Schon während meiner Ausbildung habe ich zusammen mit Kollegen regelmäßig ein Meeting organisiert, in dem wir gemeinsam durch Brainstormings und Brainwritings pfiffige Ideen entwickelt und im Unternehmen umgesetzt haben. Das brachte mir damals eine Auszeichnung ein.“
- „In meinem Sportverein wissen alle, dass ich gut organisieren kann. Seit Jahren übernehme ich die Koordination unseres Jahrestuniers und kümmere mich eigenständig um den Wettbewerb und das Fest drumherum. Es macht mir enorm viel Spaß, daran zu tüfteln, dass alles reibungslos funktioniert.“
- „Während einer längeren Umstruktierungsphase gab es im Team Spannungen. Mir ist es in dieser Zeit gelungen, das Vertrauen vieler Kollegen zu gewinnen und durch meine freundliche Art im 4-Augen-Gespräch manchen Streit zu schlichten sowie neue Impulse für den Veränderungsprozess zu geben.“
Teamfähigkeit
Teamfähigkeit ist zwar eine Selbstverständlichkeit – es sei denn, Sie bewerben sich als einsamer Inselwart oder Leuchtturmwärter. Trotzdem bleibt es eine der wichtigsten Stärken in der Bewerbung. Um Personalern zu signalisieren, dass Sie teamfähig sind, ohne abgedroschen zu klingen, können Sie schreiben:
Auffassungsgabe
Wer eine schnelle Auffassungsgabe hat, besitzt einen deutlichen Vorteil und kann sich schneller und flexibler auf neue Situationen oder komplexe Aufgaben einstellen. Im Vorstellungsgespräch prüfen Personaler die Auffassungsgabe gerne mit Brainteasern, oder sogenannten Fermi-Fragen. Im Anschreiben sollten Sie schreiben, wie Sie diese bei Projekten nutzen. Formulierungsbeispiel:
Belastbarkeit
Wenn Arbeitgeber „belastbare“ Mitarbeiter suchen, sollten Sie mit einem stressigen Job rechnen. Nennen Sie in dem Fall besser „Stressresistenz“ als überzeugende Stärke. Beispiel:
Kreativität
Wenn Sie mit dieser Stärke in der Bewerbung punkten wollen, müssen Sie zeigen, wie Sie diese einsetzen oder daraus regelmäßig einen Nutzen ziehen. Stärke formulieren Beispiel:
Organisationstalent
Wer diese Fähigkeit besitzt, behält den Überblick, übernimmt Verantwortung und ist stets gut vorbereitet. Belegen lässt sich das Talent am besten durch Projektmanagement – im Job oder Ehrenamt. Formulieren lässt sich das so:
Offenheit
Dass Sie ein aufgeschlossenes und freundliches Wesen haben, ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit, die Bewerber kaum unterscheidet. Zur Stärke wird die Eigenschaft, wenn Sie zeigen, wie Sie selbst in Konflikten freundlich bleiben. Ein Beispiel, was Sie in der Bewerbung schreiben können:
Für alle Stärken Beispiele gilt: Selektieren Sie! Wählen Sie für jede Bewerbung neu aus und formulieren Sie nur solche besonderen Fähigkeiten, die für die späteren Aufgaben relevant sind. Rechnen Sie überdies im Vorstellungsgespräch mit Fragen dazu. Im Idealfall können Sie Ihre Beispiele dann noch detaillierter nennen.
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Wo stehen die Stärken in der Bewerbung?
In der schriftlichen Bewerbung gibt es zwei Stellen, an denen Sie Ihre persönlichen Stärken nennen und formulieren:
-
Anschreiben
Entweder direkt im Einleitungssatz oder im Hauptteil nennen Sie Ihre wichtigsten Top-Skills mit dem größten Bezug zum Job.
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Lebenslauf
Im Lebenslauf werden spezifische Stärken entweder im Abschnitt „Besondere Kenntnisse“ oder im Bereich „Interessen & Hobbys“ erwähnt.
Eine dritte Alternative ist, relevante Stärken in der Bewerbung auf einer Extra-Seite und als Kurzprofil oder Kompetenzprofil (auch: Skill-Matrix) zu visualisieren. Entsprechende Muster und Beispiele können Sie sich hier kostenlos als Vorlage und Word-Datei herunterladen:
| Beispiel 1 | Beispiel 2 | Beispiel 3 |
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Wie kann ich passende Stärken für die Bewerbung finden?
Der klassische Weg, seine persönlichen Stärken zu finden, sind Tests. Auf Karrierebibel.de finden Sie zahlreiche kostenlose Selbsttests – etwa einen Kompetenztest oder Persönlichkeitstest. Im Artikel Teste dich! finden Sie noch mehr Gratis-Tests. Alternative Methoden, um seine persönlichen Störken zu finden, sind:
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Erfolge analysieren
Blicken Sie zurück auf Projekte oder Probleme, die Sie perfekt gelöst haben – auf einzigartige, geniale Weise. Mit welcher Idee haben Sie andere nachhaltig beeindruckt? Wobei bitten Sie Kollegen oder Freunde häufig um Rat?
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Freunde fragen
Apropos Freunde: Was sagen diese und Ihre Familie über Ihre größten Talente? Oft sehen außenstehende Dritte mehr als man selbst.
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Lösungen betrachten
Welche Fertigkeiten haben Sie in der Vergangenheit mühelos und binnen kürzester Zeit erlernt? Gibt es komplexe Aufgaben, die Sie – im Gegensatz zu anderen – spielerisch und scheinbar ohne Anstrengung erledigen?
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Gefühle erforschen
Bei welchen Tätigkeiten können Sie regelrecht versinken? Kurz: Wobei erleben Sie einen typischen Flow? Und wenn Sie wieder auftauchen: Was gibt Ihnen tiefe Zufriedenheit?
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Zeugnisse durchlesen
Ungeahnte Stärken verstecken häufig auch im Arbeitszeugnis und in dessen Formulierungen. Auch hier erkennen Außenstehende manch verborgene Talente.
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SWOT-Analyse machen
Die sogenannte SWOT-Analyse stammt ursprünglich aus der Strategieentwicklung für Unternehmen. Bewerber können diese aber modifizieren und zur Analyse der eigenen Stärken und Schwächen nutzen. Die vier Dimensionen sind:
S = Strengths, Stärken
W = Weaknesses, Schwächen
O = Opportunities, Chancen
T = Threats, RisikenChancen und Risiken beziehen sich in dem Fall auf den Arbeitsmarkt. Ein Beispiel für die SWOT-Analyse in der Bewerbung finden Sie hier.
Stärken und Schwächen im Vorstellungsgespräch: Was sagen?
Gerade im Vorstellungsgespräch fragen Personaler gerne nach den Stärken und Schwächen. Für die Stärken im Vorstellungsgespräch gilt: Werden Sie danach gefragt, ist Schluss mit der Bescheidenheit! Nennen Sie selbstbewusst relevante Hard Skills oder Soft Skills und belegen Sie diese wieder mit Beispielen.
Laut einer Studie des University College of London steigen die Bewerbungschancen um das Fünffache, wenn Kandidaten im Bewerbungsgespräch selbstkritisch und authentisch bleiben, also Stärken und Schwächen offen und ehrlich kommunizieren.
Was sage ich zu meinen Schwächen im Vorstellungsgespräch?
Die Frage nach den Schwächen fällt in jedem zweiten Vorstellungsgespräch. Dabei ist sie weniger schlimm als viele denken: Erstens lässt sich die Frage gut vorbereiten; zweitens können Sie mit einer guten Antwort bei der Bewerbung nochmal richtig punkten.
Gerade Der konstruktive Umgang mit den eigenen Schwächen ist für Personaler oft ein Indiz für einen emotional reifen Charakter und ein sogenanntes Growth Mindset.
Entscheidend ist, dass 1-2 harmlose Schwächen ehrlich und selbstreflektiert nennen und zugleich zeigen, dass Sie damit konstruktiv umgehen, also an den Defiziten arbeiten. Beispiel:
- „Ich habe manchmal Probleme damit, vor größerem Publikum zu sprechen. Ich bin dann oft nervös und fühle mich unwohl. Ich versuche das in den Griff zu bekommen, indem ich einen Rednerkurs bei einem namhaften Rhetorik-Coach gebucht habe.“
Formulieren Sie aber bitte nur Schwächen, die für den Job nicht entscheidend sind und keine Relevanz besitzen. Ein Controller, der Dyskalkulie (Rechenschwäche) nennt, wäre natürlich raus.
Was andere dazu gelesen haben
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