Bewerbung für ein Stipendium: Welche Unterlagen?
Wenn Sie sich für ein Stipendium bewerben, sollten Sie möglichst frühzeitig damit beginnen und die jeweiligen Bewerbungsfristen der Stiftungen beachten. Der beste Zeitpunkt für eine Stipendienbewerbung ist 3-6 Monate vor Studienbeginn. Bei einigen Stiftungen beginnt die Frist schon 1 Jahr vor dem ersten Semester.
Eine vollständige Bewerbung für ein Stipendium besteht in der Regel aus folgenden Unterlagen – in dieser Reihenfolge:
- Motivationsschreiben (statt Bewerbungsschreiben)
- Lebenslauf mit Bewerbungsfoto
- Zeugnisse (Abitur, Bachelor, Master)
- Nachweis über soziales Engagement (falls erforderlich)
Welche Noten brauche ich für ein Stipendium?
Es ist ein Irrglaube, dass Sie für jedes Stipendium einen Einser-Notendurchschnitt brauchen. Das gilt allenfalls für die Begabtenförderung. Daneben gibt es aber noch viele andere Stiftungen, die zum Beispiel soziales Engagement (im Ehrenamt), politische Aktivitäten oder Kinder aus benachteiligten Familien fördern. Jede Stiftung setzt andere Schwerpunkte bei der Auswahl der Stipendiaten. Gute Noten können ein Vorteil sein, sind aber selten allein ausschlaggebend.
Wie schreibe ich ein Motivationsschreiben für ein Stipendium?
Im Motivationsschreiben für ein Stipendium kommt es – wie der Name sagt – auf Ihre Motivation für die Ausbildung oder den Studiengang an – und natürlich, warum Sie das Stipendium bekommen sollten. Dazu muss das Anschreiben stets authentisch und individuell auf die jeweilige Einrichtung zugeschnitten sein.
Motivationsschreiben Aufbau
Der Aufbau des Motivationsschreibens orientiert sich an dem für ein klassisches Anschreiben, wobei darin umso mehr Ihre Persönlichkeit, Motivation und Werte im Vordergrund stehen.
Das Motivationsschreiben wird immer in „Ich-Form“ geschrieben und ist nicht länger als eine DIN A4 Seite. Die häufigste Form ist in Fließtext geschrieben, es gibt aber auch Varianten als Liste mit vielen Aufzählungen. Der Standard-Aufbau folgt diesem Muster:
1. Briefkopf
Jedes Anschreiben beginnt mit dem Briefkopf. Ganz oben stehen deshalb Ihr Vor- und Nachname, Anschrift, E-Mail und Telefonnummer. Ob Sie den Briefkopf über oder unter die Überschrift platzieren, ist Geschmacksache. Dafür verzichten Sie im Motivationsschreiben auf die Empfängeradresse. Umso wichgiger ist, das Sie eine persönliche Anrede formulieren – die formelle Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist im Motivationsschreiben tabu!
2. Einleitung
Stellen Sie sich kurz vor und schreiben Sie schon im Einleitungssatz, warum Sie sich bewerben oder sich für genau dieses Stipendium interessieren. Vermeiden Sie in der Einleitung unbedingt Standardfloskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich…“
3. Hauptteil
Im Hauptteil führen Sie Ihre besten Argumente an: Alles, was für Sie spricht und Sie von Mitbewerbern abhebt. Betonen Sie in diesem Teil z.B. akademische und praktische Erfahrungen, besondere Leistungen sowie Ihr ehrenamtliches oder soziales Engagement. Wichtig ist, dass Sie dabei einen Bezug zur Stiftung und deren Stipendien-Programm herstellen. Hilfreiche Fragen, die Sie beantworten können, sind:
- Warum passt die Stiftung zu mir?
- Warum bin ich für das Stipendium geeignet?
- Welche Ziele verfolge ich damit?
- Wie hilft mir die Förderung dabei?
Idealerweise nennen Sie dazu immer konkrete Beispiele aus der Schule, aus dem Ehrenamt oder Studium (wenn es z.B. um ein Auslandsstipendium geht).
Schluss
Im Schlussteil sollten Sie Ihre Motivation nochmal bekräftigen und zusammenfassen. Freuen Sie sich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch – aber nie im Konjunktiv! Das klingt weniger selbstbewusst. Schreiben Sie lieber: „Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch von meiner Eignung und dem ernsthaften Interesse für das Stipendium.“
Und ganz zum Schluss: Lassen Sie das Motivationsschreiben für das Stipendium immer nochmal gegen- und Korrekturlesen! Rechtschreib- und Grammatikfehler reduzieren Ihre Chancen deutlich.
Motivationsschreiben Vorlage für ein Stipendium
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Was gehört in den Lebenslauf für ein Stipendium?
In der Stipendium-Bewerbung darf ein aktueller, tabellarischer Lebenslauf nicht fehlen. Manchmal wird auch ein sog. ausführlicher Lebenslauf verlangt. In dem Fall schreiben Sie den CV komplett als Fließtext.
Aufgebaut wird der Lebenslauf für ein Stipendium genauso wie immer. Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden vor allem auf die Unterschiede und Besonderheiten:
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Persönliche Daten
Bei den persönlichen Daten interessieren Stiftungen – je nach Schwerpunkt – Ihre Staatsangehörigkeit, der Familienstand oder die Konfession. Vergessen Sie also nicht, diese für die jeweilige Stiftung relevanten Daten einzubauen.
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Ausbildung
Hier führen Schulabgänger ihre schulische Laufbahn an, Erstsemester, die zuvor eine duale Ausbildung absolviert haben, geben die Ausbildungsdauer an. Dies ist der Ort, an dem Sie besonders gute Noten in wichtigen Fächern hervorheben sollten.
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Besondere Kenntnisse & Engagement
Legen Sie einen Extra-Abschnitt an, in dem Sie auf Ihr besonderes Engagement oder relevante Interessen sowie private (soziale) Projekte eingehen. Alles, was für die Stiftung von Bedeutung sein kann, sollten Sie hier aufführen – aber auch nur das! Es gilt: Klasse statt Masse!
Wie jeder Lebenslauf endet auch der für eine Stipendium-Bewerbung mit einer handschriftlichen Unterschrift und einem aktuellen Datum.
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Wonach suchen die Stiftungen?
In Deutschland gibt es rund 400 Stipendiengeber, darunter 13 große Begabtenförderungswerke, das Deutschlandstipendium sowie viele kleinere Stiftungen und Institutionen, die insgesamt rund 10.000 Stipendien vergeben – jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Voraussetzungen.
Manche Stiftungen stehen politischen Parteien nahe, andere Gewerkschaften, wieder andere sind an Noten gebunden. Je besser Sie den potenziellen Förderer kennen, desto besser können Sie Ihre Bewerbung formulieren. Gute Leitfragen sind:
- Was gefällt mir an dieser Stiftung?
- Mit welchen Werten der Stiftung kann ich mich identifizieren?
- Welche meiner Stärken spielen für das Stipendium eine Rolle?
- Warum passt dieses Stipendium zu mir?
- Warum sollte ich finanziell gefördert werden?
- Was sind meine beruflichen und persönlichen Ziele?
- Welchen gesellschaftlichen Nutzen kann ich mit meinem Abschluss leisten?
Beispiele: Was sagen die Stiftungen?
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Stiftung des deutschen Volkes
„Leistung, Initiative, Verantwortung: Unter diesem Motto fördert die Studienstiftung des deutschen Volkes junge Menschen mit hoher wissenschaftlicher oder künstlerischer Begabung, die, geleitet durch Neugier und Freude an der Erkenntnis, erfolgreich studieren und forschen, die aus eigenem Antrieb Ideen entwickeln und umsetzen, die sich tatkräftig über die eigenen Belange hinaus engagieren – und von denen deshalb (wie es unsere Satzung formuliert) nach ihrer Begabung und Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienst der Allgemeinheit zu erwarten sind.“
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Konrad-Adenauer-Stiftung
„Die Konrad-Adenauer-Stiftung will durch ihre Förderung begabten und engagierten jungen Menschen ein gründliches Studium ermöglichen und sie für Aufgaben in Staat und Gesellschaft, insbesondere in Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und Verwaltung, Medien und Kultur sowie in internationalen Organisationen, vorbereiten.“
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Friedrich-Ebert-Stiftung
„Wir unterstützen junge, ambitionierte Talente, die sich für eine gerechte Gesellschaft im Sinne der sozialen Demokratie einsetzen. Bei uns haben auch Menschen aus benachteiligten Familien die Chance auf eine exzellente Ausbildung.“
4 Tipps für die Stipendium Bewerbung
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Wählen Sie die richtige Stiftung aus
Bevor Sie sich bewerben, nehmen Sie sich die Zeit, um das Angebot und das Selbstverständnis einer Stiftung zu studieren. Beides muss zu ihnen passen. Nur so können Sie auch eine glaubwürdige Bewerbung schreiben.
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Konzentrieren Sie sich auf eine Stiftung
Zwar können Sie sich grundsätzlich bei mehreren Stiftungen zu bewerben. Eine doppelte Förderung gibt es jedoch nur selten. Danach wird in den Bewerbungsunterlagen der meisten Stiftungen auch explizit gefragt. Weil die Stiftungen so unterschiedlich sind, machen Sie sich zudem unglaubwürdig, wenn Sie sich nach dem Gießkannenprinzip bewerben.
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Denken Sie an kleinere Stiftungen
Gerade hier sind die Chancen besonders groß. Kleine Stiftungen sind nicht so bekannt – entsprechend gibt es weniger Bewerber. Teilweise haben diese auch spezielle Kriterien, die nur wenige Kandidaten erfüllen. Passen Sie in eine solche Nische, stehen Ihre Chancen sehr gut!
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Beachten Sie die Fristen
Diese sind teilweise sehr unterschiedlich. Einige Stiftungen wollen die Unterlagen bis zum 1. Juli haben, andere bis zum 1. September. Diese sollten Sie unbedingt beachten. Ist der Einsendeschluss verpasst, muss man teils bis zu einem Jahr warten, bis man erneut eine Chance bekommt.
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