Bewerbungslunch: Kompliment + Test
Das spröde Vorstellungsgespräch einfach mal ins Restaurant verlegen? Zahlreiche Personaler und Arbeitgeber machen das. Vor allem bei Führungskräften und Positionen mit starker Außenwirkung im Unternehmen. Für Bewerber kann das delikat werden. Im doppelten Wortsinn. Schon das Bewerbungsessen selbst ist ein Test. Nicht nur das Gespräch, der Smalltalk, die Fragen oder die Atmosphäre werden genau registriert. Auf dem Prüfstein stehen ebenso die Tischmanieren wie die Speisenwahl der Kandidaten.
Bevor Sie sich Sorgen machen: Die Einladung zum Bewerbungslunch sollten Sie als Auszeichnung verstehen. Ihre Bewerbungsmappe hat überzeugt. Qualifikationen und Berufserfahrung stimmen. Jetzt geht es um Ihre Persönlichkeit, die sprichwörtliche Chemie – und ein paar Manieren.
Bewerbungslunch: Die Tricks der Chefs und Personaler
Der Bewerbungslunch wird gerne genutzt, um Kandidaten aus der Reserve zu locken. Im Bewerbungsgespräch geht es professionell zu, jeder ist optimal vorbereitet und präsentiert sich von der Schokoladenseite. Im Restaurant fallen schon mal die Masken. Und das nutzen manche Chefs gezielt aus:
- Beispiel Charles Schwab
Der Milliardär lädt vielversprechende Bewerber zum Frühstück ein, kommt dann früher und bittet den Restaurant-Chef, dessen Bestellung kräftig durcheinander zu bringen. Das Hauptinteresse gilt dann der Reaktion: Regt sich der Bewerber auf? Reagiert er frustriert? Oder zeigt er Verständnis und arrangiert sich mit dem Essen? Schwab ist überzeugt: Das Geschäftsleben funktioniert genauso. Man bekommt nicht immer, was man will. Aber die Reaktion verrät den Charakter und die Frustrationstoleranz. - Beispiel Michael O’Neill
Der CEO der Musikgesellschaft BMI überlässt Jobkandidaten die Wahl des Restaurants. So will er herausfinden, ob sie versuchen, ihn zu beeindrucken. Ebenfalls interessant: Was bestellen sie? Versuchen Sie, es dem CEO recht zu machen?
Bewerbungslunch Knigge: Tipps von Profis
Handy
Keine Ablenkungen am Tisch! Stellen Sie vor dem Businesslunch das Smartphone unbedingt auf Vibrationsalarm. Besser: ganz ausschalten und während des Gesprächs in der Tasche stecken lassen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Viele Bewerber schauen auf ihr Handy. Ein schwerer Fauxpas, sagt das doch: „Ich finde das Jobinterview gerade weniger wichtig.“ Und falls es doch mal klingelt: sofort wegdrücken, Handy ausstellen, wegstecken und sich entschuldigen.
Alkohol
Alkohol ist keine Lösung – schon gar nicht beim Bewerbungslunch. Lassen Sie sich nicht zu einem Bier oder Cocktail verleiten. So halten Sie all Ihre Sinne beisammen. Alkohol darf übrigens immer ohne Angabe von Gründen abgelehnt werden. Selbst der Gastgeber kann Alkohol ausschenken und selber Wasser trinken. Bleiben Sie also standhaft, auch wenn die anderen trinken. Gute Ausrede: „Ich muss noch fahren.“
Speisenwahl
Suppen sind unglaubliche Manieren-Minen. Erstens verleitet die Suppe zum Schlürfen. Zweitens können Sie damit kleckern und die Brühe über den Anzug verschütten. Gleiches gilt für Spaghetti Bolognese und andere Saucen-Gerichte. Spinat, Rucola und Salate mit Kräutern (Petersilie, Schnittlauch, Dill) sind ebenfalls zu vermeiden. Das Grünzeug trübt Ihr Lächeln. Und am Ende erinnert sich Ihr Gegenüber nur noch an das Gemüse im Grinsen. Trick: Informieren Sich vorab im Internet über die Speisekarte des Restaurants und treffen Sie eine (weise) Vorauswahl.
Kleidung
Ziehen Sie bitte das an, was Sie auch zum Vorstellungsgespräch angezogen hätten – egal, ob Sie beim Sterne-Franzosen dinieren oder in der Imbissbude. Mit seriöser Kleidung signalisieren Sie Respekt und Selbstanspruch. Auch wenn Sie eingeladen sind: Es ist immer noch eine Bewerbung. Bitte auch nicht zu viel Schmuck und Parfüm auftragen.
Smalltalk
Das leichte Plaudern am Anfang ist eine hohe Kunst – auch wenn es Smalltalk heißt. Es fungiert als Eisbrecher und lockert die Atmosphäre. Unterschätzen Sie das leichte Parlieren aber nicht: Wer über ehemalige Arbeitgeber lästert, über Wetter oder Anreise jammert, reduziert seine Bewerbungschancen. Wählen Sie immer unverfänglichen Gesprächsstoff und bleiben Sie unbedingt immer positiv. IMMER!
Höflichkeit
Der Bewerbungslunch ist ein Test – vor allem für soziale Kompetenzen und Soft Skills. Wie Sie den Kellner behandeln, ob Sie Blickkontakt zu Ihren Gesprächspartnern halten, wie Sie mit Gästen am Nebentisch oder Rosenverkäufern umgehen – Sie stehen die ganze Zeit unter Beobachtung. Humor und Höflichkeit sind der Schlüssel zur Jobzusage.
Rechnung
Zum Schluss: Was machen Sie, wenn der Kellner IHNEN die Rechnung in die Hand drückt? Antwort: Sie nehmen diese lächelnd an und warten ab, bis der Gastgeber sie Ihnen abnimmt und bezahlt. Damit keine Missverständnisse entstehen: Sie sind es, der eingeladen wurde. Das Unternehmen zahlt die Rechnung. Bieten Sie erst gar nicht an, Ihren Teil zu übernehmen. Ihr Part bleibt, sich herzlich für die Einladung und das Essen zu bedanken. Sprechen Sie am besten noch ein Kompliment für die Location aus (auch dann, wenn sie unterirdisch war). Extra-Tipp: Bedanken Sie sich am Abend noch mit einer kurzen E-Mail und weisen Sie darauf hin, dass Sie weiterhin an der Stelle interessiert sind.