Definition: Was ist das Studium generale?
Unter Studium generale verstehen viele Hochschulen die fächerübergreifende Wissensvermittlung. Allerdings ist die Definition nicht einheitlich. Tatsächlich gibt es für Studium generale unterschiedliche Auslegungen und Formen. Andere Bezeichnungen sind:
- Allgemeine Studien
- Kontextstudium
- Studium fundamentale
- Studium universale
Heute gibt es vor allem drei Formen, die als Studium generale bezeichnet werden:
1. Veranstaltungen für Studierende
An einigen Hochschulen richtet sich das Studium generale ausschließlich an Studierende. Beispielsweise an der Universität der Künste (UdK) Berlin. Dort ist es fester Bestandteil des Bachelorstudiums. Die TU Dresden wiederum kooperiert dabei mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) und bietet fachnahe wie fachfremde Lehrveranstaltungen an, die prüfungsrelevant sein können. An der Frankfurt University of Applied Sciences ist das Studium generale sogar ein Pflichtmodul, in dem Problemlösungsstrategien entwickelt werden.
2. Vorträge für alle
Die Uni Tübingen bietet hierzu kostenlose Vorträge für alle interessierten Hörer an, nicht nur für Studierende. Oft handelt es sich um künstlerische, historische und gesellschaftspolitische Themen mit aktuellem Bezug wie etwa Klimawandel oder Rassismus. Die Universität Mannheim. wiederum versteht unter Studium generale eine kostenfrei Weiterbildung aus Seminaren, Workshops und Vorträgen. Daneben gibt es kostenpflichtige Angebote, die der beruflichen Weiterbildung dienen.
3. General Studies
Ebenfalls zum Studium generale zählen an einigen Universitäten sogenannte General Studies. Sie sollen einen Überblick über das Studienfach bieten und in die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens einführen. Teilweise gehört dazu auch ein Modul, das fächerübergreifende Schlüsselkompetenzen vermittelt und Hochschulabsolventen beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt. Im Vordergrund steht dann Kompetenztraining und Selbstdarstellung in Arbeitszusammenhängen.
Uns geht es in diesem Artikel vor allem um das Studium generale im Sinne nicht verpflichtender, öffentlicher Lehrveranstaltungen.
Lebenslanges Lernen mit Studium generale
Die Idee hinter dem Studium generale: Professoren und Dozenten deutscher Hochschulen bieten – zusätzlich zu ihrer regulären Lehrtätigkeit – Vorlesungen und Seminare an, die auch nichtimmatrikulierten Interessenten offenstehen. Die Qualität der Vorlesungen liegt auf einem hohen Niveau, da hochqualifizierte Lehrkräfte sie durchführen. Damit ist das Studium generale für Arbeitnehmer interessant, die vom Arbeitgeber keine finanzielle Unterstützung für ihre Weiterbildungsbemühungen erhalten.
Fernab typischer Weiterbildungen können Sie Ihr Allgemeinwissen erweitern. Es passt somit zum Konzept des lebenslangen Lernens. Um das Studium generale für Ihr persönliches Weiterkommen zu nutzen, sollten Sie etwas Zeit investieren. Folgende Tipps helfen dabei:
Recherche
Die Vorlesungen des Studiums generale sind interdisziplinär gehalten und decken eine große Themen-Bandbreite ab. Daher sollten Sie die für sich passenden Veranstaltungen und Bedingungen sorgfältig recherchieren. Je nachdem, wo diese Vorlesungen und Kurse stattfinden, kommen möglicherweise zusätzliche Fahrt- und Übernachtungskosten auf Sie zu.
Ziel
Wenn es Ihnen um anerkannte Zertifikate, Scheine und Prüfungen geht, sollten Sie genau hinschauen. Nicht jede Hochschule verbindet das mit dem Studium generale. Beispielsweise bieten die Uni Mannheim und die Uni Stendal kostenpflichtige IT- und Sprachkurse an. Teilnehmer müssen hierfür Prüfungen ablegen, die aber keineswegs identisch mit Leistungsnachweisen der Studien- und Prüfungsordnungen sind. Bei anderen Veranstaltungen wie etwa Vorträgen erhalten Sie aber nur Teilnahmebescheinigungen.
Bewerbungsvorteil durch Themenwahl
Ob das Studium generale sich für Sie beruflich auszahlt, hängt in erster Linie von der passenden Themenwahl ab. Längst nicht alle Angebote lassen sich direkt in den beruflichen Bereich übertragen. Zahlreiche Vorlesungen – beispielsweise aus den Sprach- und Geisteswissenschaften sind zwar interessant, jedoch nur schwer praktisch nutzbar. Bei der Themenwahl sollten Arbeitnehmer daher einige Fragen als Entscheidungsgrundlage nutzen:
- Hat das angebotene Thema mit meinen aktuellen oder künftigen Aufgaben zu tun?
- Bringt mich die Vorlesung inhaltlich meinem beruflichen Ziel näher?
- Will ich mich selbst in diesem Bereich weiterentwickeln?
- Gibt es möglicherweise Überschneidungen zu offiziellen Fortbildungen meines Arbeitgebers?
- Welche Themen interessieren mich am meisten?
Natürlich spricht nichts dagegen, Vorlesungen aus reinem Interesse und Freude am Thema zu besuchen. Solange die zeitliche Investition für Sie angemessen und in Ordnung ist, lohnt sich das Studium generale für Sie. Diese Lernform ist nicht auf die berufliche Weiterbildung beschränkt.
Netzwerk
In einigen Fällen kann das Studium generale eine Alternative zur beruflichen Weiterbildung darstellen. In jedem Fall bieten die Veranstaltungen eine Ergänzung zu klassischen Weiterbildungsangeboten. Neben dem Wissenserwerb können Sie bei solchen Veranstaltungen Ihr persönliches Netzwerk erweitern und neue Kontakte knüpfen. Durch den oftmals interdisziplinären Austausch lernen Sie Menschen kennen, denen Sie sonst nicht begegnet wären. Und Vitamin B hilft bekanntlich bei der Stellensuche.
Sinn und Zweck des Studium generale
Vom humanistischen Bildungsgedanken getragen, soll das Studium generale die geistige Weiterentwicklung fördern und Interessenten die Gelegenheit geben, an gesellschaftlichen Themen mitzuwirken. Das ist deshalb wichtig, weil ein Studium Expertentum und Spezialisierung fördert. Nicht umsonst ist umgangssprachlich vom Fachidioten oder auch vom Wissenschaftler im Elfenbeinturm die Rede: Abgehoben in irgendwelchen wissenschaftlichen Sphären, ohne Bezug zu gesellschaftlich relevanten Themen – so der Vorwurf. Genau diesem Nebeneffekt soll das Studium generale vorbeugen.
Wer allerdings tief in die Materie einsteigen und fundierte Fachkenntnisse erwerben will, muss dafür ordentlich eingeschriebener Student sein. Bei einer Vielzahl der Angebote hilft das Studium generale eher, wenn Sie Ihr Wissen in den verschiedenen Bereichen erweitern und auf dem aktuellen Stand halten wollen. Wollen Sie Ihr professionelles Profil primär für Ihren Arbeitgeber oder künftige Jobwechsel ausbauen, ist das Studium generale vermutlich nicht die beste Option. Geht es Ihnen jedoch darum, Ihren Horizont zu erweitern und sich selbst auch abseits des eigenen Fachgebiets weiterzuentwickeln, sind Sie im Studium generale genau richtig.
Häufige Fragen und Antworten zu Studium generale
Handelt es sich um öffentliche Veranstaltungen, ist die Teilnahme in der Regel kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr möglich. Arbeitnehmer können hierfür die Bildungsprämie einsetzen. Auch ist es je nach Bundesland möglich, die Weiterbildung als Bildungsurlaub anerkennen zu lassen.
Die jeweiligen Themen und Kurse des Studium generale finden Sie meist nur auf der Homepage der jeweiligen Bildungseinrichtung. Da zahlreiche Angebote digital stattfinden, lohnt es sich, verschiedene Hochschulen zu durchforsten beziehungsweise entsprechend zu googeln. Ein weiterer Vorteil: Manche Hochschulen – so beispielsweise beim Studium generale der Uni Freiburg und der Volkshochschule Freiburg – zeichnen die Vorträge auf. Sie stehen dann vom genannten Zeitpunkt an für den gesamten
Zeitraum des Semesters online zur Verfügung.
An sich ist das Studium generale als Präsenzveranstaltung angelegt. In Zeiten der Coronapandemie finden allerdings viele Vorträge und Kurse online statt. Interessenten sollten sich rechtzeitig erkundigen und Hinweise beachten, um bei kurzfristigen Änderungen den Termin wahrnehmen zu können.
Je nach Hochschule ist die Teilnahme nur bestimmten Gruppen möglich. Beispielsweise unterscheidet die Hochschule Magdeburg/Stendal zwischen Studierenden (der eigenen oder anderer Hochschulen), Beschäftigten und externen Interessenten. Die jeweilige Teilnahmegebühr richtet sich danach, welcher Statusgruppe jemand angehört. Besonders bei Studierenden der eigenen Hochschule dürfte die Teilnahme in der Regel über den Semesterbeitrag abgegolten sein.
Dauer und zeitliche Lage der Veranstaltungen variieren. Ganz allgemein lässt sich festhalten, dass das Studium generale während des üblichen Semesterbetriebs stattfindet. Während der Semesterferien, sowie kurz davor beziehungsweise danach gibt es meist keine Veranstaltungen.
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