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Scheinstudium: Was beachten? Okay oder illegal?

Nach Studienabschluss noch für ein paar Semester – oder auch Jahre – eingeschrieben bleiben? Oder erst gar keinen Abschluss planen und einfach nur so an einer Universität einschreiben? Ein Scheinstudium ist ein weit verbreitetes Phänomen. Jeder, der an der Uni war, kennt vermutlich mindestens einen Scheinstudenten oder hat selbst die eigene Exmatrikulation ein wenig hinausgezögert. Aber was bringt ein Scheinstudium überhaupt und ist es strafbar, wenn Studenten, die gar nicht studieren, auffliegen? Wir haben uns beide Seiten einmal genauer angesehen: Die Vorteile eines Scheinstudiums und Gründe von Scheinstudenten sowie mögliche Nachteile und Gefahren, denen Sie sich mit einem Scheinstudium aussetzen können…



Scheinstudium: Was beachten? Okay oder illegal?

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Was genau ist ein Scheinstudium?

Ein Scheinstudium bedeutet, sich an an einer Universität zu immatrikulieren, aber eigentlich gar nicht zu studieren. Es heißt, keine Vorlesungen zu besuchen und natürlich auch keine Prüfungen abzulegen oder andere Leistungen für das Studium zu erbringen. Oder wie das Bundesverwaltungsgericht es formuliert: ohne einen berufsqualifizierenden Abschluss anzustreben. Scheinstudenten geht einzig und allein darum, durch ein Scheinstudium den Studentenstatus zu erhalten. Dafür wird meist irgendein zulassungsfreier Studiengang ausgesucht und schon kann das Scheinstudium beginnen.

Wer nun glaubt, ein Scheinstudium sei die absolute Ausnahme und nur eine Handvoll Studenten würde sich zum Schein immatrikulieren, liegt falsch. Zwar gibt es keine konkreten Zahlen oder offizielle Studien zum Scheinstudium, Schätzungen zeigen jedoch, wie groß der Anteil von Scheinstudenten sein könnte. Von 20 bis 30 Prozent ist die Rede, wonach an großen Universitäten Tausende immatrikulierte Studenten nur einem Scheinstudium nachgehen würden.

Gerade nach der Abschaffung der Studiengebühren ist der Anreiz für ein Scheinstudium gestiegen und die Zahl der Immatrikulierten ist regelrecht explodiert. Dies ist natürlich auch dem positiven Effekt zu verdanken, dass ein Studium mehr Menschen zugänglich gemacht wird (Stichwort: Studium ohne Abitur). Aber Scheinstudenten tragen ebenfalls einen Teil dazu bei.

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Viele Vorteile beim Scheinstudium

Stellt sich die Frage, was jemand davon hat, sich einfach so für einen Studiengang einzuschreiben? Schließlich tut er weder etwas für seine Bildung oder sein späteres Berufsleben. Im Gegensatz zu den Studierenden, die mit einem ordentlichen Vollzeitstudium den Grundstein für ihre berufliche Karriere legen wollen. Tatsächlich bietet ein Scheinstudium eine ganze Reihe von Vorteilen:

Semesterticket

Der häufigste Grund und der größte Vorteil eines Scheinstudiums ist das sogenannte Semesterticket, das jeder Student erhält. Bezahlt wird es mit dem Semesterbeitrag, den auch Scheinstudenten an die Universität überweisen müssen. Doch ist der Preis deutlich günstiger als ein reguläres Ticket. Die Preise für den Semesterbeitrag variieren, liegen jedoch meist zwischen rund 200 und 300 Euro. Mit dem Studententicket kann dann für sechs Monate im gesamten im Ticket enthaltenen Verkehrsgebiet umsonst mit Bus und Bahn gefahren werden. Wer viel unterwegs ist, kann hier ein kleines Vermögen sparen.

Rechenbeispiel

Die Vorteile lassen sich nüchtern kalkulieren: Ein Scheinstudium kostet lediglich den Semesterbeitrag, pro Halbjahr fallen an staatlichen Hochschulen wie der Uni Münster etwa 300 Euro an. Das beinhaltet zwar auch Posten, die ein Scheinstudent womöglich nicht in Anspruch nimmt – etwa diverse Serviceleistungen des Studentenwerks. Aber unterm Strich macht das insgesamt etwa 50 Euro im Monat. Dafür kann der Scheinstudent das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) bereisen.

Im Vergleich dazu: NRW teilt sich in verschiedene Verkehrsbünde, darunter der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Um allein den kompletten Verbund, der nur einen Bruchteil des Bundeslandes ausmacht, bereisen zu können, müsste er über 200 Euro monatlich zahlen.

Vergünstigungen

Neben den günstigen Verkehrsmöglichkeiten spart ein Scheinstudium auch in vielen anderen Bereichen bares Geld. Fast überall gibt es gesonderte Konditionen für Studenten. Ob nun Studentenrabatte im Kino, Museum, Theater oder anderen Freizeitaktivitäten – die Eintrittspreise für Studenten liegen meist deutlich unterhalb der regulären Preise.

Kindergeld

Anspruch auf Kindergeld besteht bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres – allerdings nur dann, wenn Sie sich in einer schulischen oder beruflichen Ausbildung befinden. Durch ein Scheinstudium kann also der Anspruch auf Kindergeld aufrecht erhalten werden, was immerhin rund 200 Euro im Monat ausmachen kann.

BAföG

Studenten haben grundsätzlich die Möglichkeit, BAföG zu beantragen, das gilt auch für ein Scheinstudium. Wer also die Voraussetzungen erfüllt und einen Anspruch auf die Förderung hat, könnte diese auch als Scheinstudent beziehen. Die Konditionen sind günstiger als alle anderen Darlehen, immerhin zahlen Sie nur die Hälfe zurück. Und diese Rückzahlungssumme ist gedeckelt: Selbst bei einem Studienabbruch zahlen Sie nie mehr als 10.000 Euro zurück.

Allerdings wird beim BAföG meist genauer hingesehen, weshalb hier die Gefahr aufzufliegen besonders groß ist. Die Zahlung ist an Leistungsnachweise geknüpft. Wer nur als Scheinstudent die diversen Vergünstigungen nutzt, wird diese Nachweise nicht erbringen können. Somit ist spätestens nach vier Semestern Schluss.

Krankenversicherung

Auch für die Krankenversicherung kann ein Scheinstudium von Vorteil sein. Immatrikulierte Studenten zahlen einen deutlich geringeren Beitrag und können so jeden Monat Geld sparen und ihre Ausgaben reduzieren. Tatsächlich ist es sogar möglich, als Student in der Familienversicherung der Eltern weiterversichert zu werden und somit gar nichts für die Krankenversicherung zahlen zu müssen. Dies gilt allerdings nur, wenn Sie unter 450 Euro verdienen und weniger als 20 Stunden pro Woche arbeiten. Auch Krankenversicherungen wissen allerdings um die Möglichkeit eines Scheinstudiums und kontrollieren deshalb recht genau.

Wohnraum

Gerade in Großstädten ist günstiger Wohnraum Mangelware. Als Scheinstudent kommen Sie leichter an Einzelappartments oder Studenten-WGs in Wohnheimen. Diese liegen oft unter dem örtlichen Mietspiegel.

Selbst Universitäten profitieren mitunter vom Scheinstudium

Neben den immatrikulierten Fake-Studenten profitieren auch die Universitäten selbst von einem Scheinstudium. Je mehr Studenten an einer Universität eingeschrieben sind, desto höher sind die finanziellen Mittel und Förderungen, die eine Hochschule vom Land erhält. Ob es sich dabei um reguläre Studenten, die zu Vorlesungen gehen und Prüfungen ablegen, handelt, wird nicht weiter hinterfragt. Es entscheidet erst einmal die reine Anzahl.

Aus finanzieller Sicht haben Universitäten deshalb oft gar kein Interesse daran, ein Scheinstudium aufzudecken und zu beenden. Die bessere Finanzierung bedeutet gleichzeitig besseres Personal sowie eine bessere und modernere Ausstattung. Auch wenn es keine Rechtfertigung für ein Scheinstudium sein soll, hat dieses doch auch positive Auswirkungen, von denen sowohl die Universität als auch die anderen Studenten profitieren können.

Negativ ist hingegen, dass ein Scheinstudium einem anderen, wirklich Interessierten den Studienplatz wegnehmen kann. Das gilt vor allem, wenn es sich um einen Studiengang mit Numerus clausus handelt, der nicht für alle Bewerber genügend Plätze bereithält. In zulassungsfreien Studiengängen sind es eher organisatorische Probleme, mit denen Universitäten zu kämpfen haben. Kommt nur ein geringer Teil der eingeschriebenen Studenten wirklich zu Vorlesungen und anderen Veranstaltungen, werden völlig ohne Grund viel zu große Hörsäle gebucht, die an anderer Stelle vielleicht wirklich benötigt worden wären. Und wer schon einmal in einem komplett überfüllten Hörsaal saß, wird sich gut daran erinnern, wie nervig das sein kann.


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Scheinstudium: Was passiert, wenn es rauskommt?

Das Scheinstudium ist weit verbreitet, sollte aber nicht einfach als Kavaliersdelikt abgetan werden. Auf der einen Seite steht der moralische Aspekt. Ein Scheinstudium – und dessen Vorteile für den Scheinstudenten – werden hauptsächlich durch Steuergelder finanziert. Mit einem Scheinstudium liegen Sie also dem Staat und jedem Steuerzahler auf der Tasche. Hinzu kommt, dass ein Scheinstudium strafbar ist. Betrachtet man es genau, handelt es sich dabei um Betrug. Gleichzeitig ist es jedoch höchst unwahrscheinlich, dass ein Scheinstudium überhaupt ans Licht kommt. Universitäten haben kaum die Möglichkeiten (und wie bereits angesprochen auch wenig Interesse daran), jedem Studenten hinterher zu forschen.

Schwer ist außerdem ein Nachweis, dass es sich wirklich um ein Scheinstudium handelt und eine Absicht bestand. Auch Arbeit, Krankheit oder andere Umstände können dazu führen, dass ein Studium auf Eis gelegt wird. So erbringt der mutmaßliche Scheinstudent keine Nachweise mehr und der Anschein eines Scheinstudiums entsteht, obwohl der Wunsch zu studieren sehr wohl noch vorhanden ist. Wirklich zu befürchten haben Scheinstudenten deshalb in der Regel nichts. Aus Sicht der Universität steht lediglich eine Exmatrikulation an. Anders kann es aussehen, wenn Sie durch das Scheinstudium weitere Leistungen erhalten haben. So können Kindergeldzahlungen zurückgefordert werden. Allerdings sind die Folgen, obwohl ein Scheinstudium theoretisch strafbar ist, nicht so dramatisch – was wohl auch dazu beiträgt, dass viele versuchen, es für den eigenen Vorteil zu nutzen.

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[Bildnachweis: Jiw Ingka by Shutterstock.com]

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