Vorstellungsgespräch via Skype: ABC der besten Tipps
Die Grundlagen des Skype- oder Videointerviews sind mit denen eines persönlichen Vorstellungsgesprächs identisch. Dennoch gibt es den einen oder anderen Punkt, der davon abweicht und manchen Bewerber überrascht.
Die Hauptgefahr des Skype-Vorstellungsgesprächs besteht darin, es nicht ernst genug zu nehmen. Die Sicherheit der eigenen vier Wände (im Homeoffice) und der vertrauten Umgebung verleiten manche Kandidaten zu einer nachlässigen und legeren Haltung. Meist landen sie deshalb im Aus: Es derangiert ihren professionellen Eindruck.
Damit Sie solche Bewerbungsfehler nicht machen – hier das ABC der besten Tipps für ein Vorstellungsgespräch via Skype oder Zoom:
Anfang
Als Gastgeber beginnt der Personaler das Vorstellungsgespräch mit einleitenden Worten. Diese Regel gilt nicht nur im persönlichen Vorstellungsgespräch, sondern auch via Skype. Es wäre unhöflich dem Gesprächspartner zuvorzukommen. Zusätzlicher Vorteil: Sie haben so die Möglichkeit, sich auf Stimme, Tonfall und Sprachverhalten Ihres Gesprächspartners einzustellen.
Bewerbung
Die Tipps und Strategien für die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch gelten auch bei Skype und Zoom. Bedeutet: Vor dem Gespräch sollten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen unbedingt noch einmal lesen und sich klar machen, zu welchen Themen Fragen kommen könnten.
Kleben Sie sich den tabellarischen Lebenslauf mit etwas Tesaband neben den Bildschirm. So haben Sie alle Daten unauffällig im Blick. Dasselbe können Sie auch mit dem Anschreiben machen – oder mit einer Liste Ihrer wichtigsten Argumente.
Charakter
Im Vorstellungsgespräch geht es primär um Ihre Person und Persönlichkeit. Die formalen Qualifikationen sind ja aus dem Lebenslauf bekannt und haben offenbar überzeugt, wenigstens aber Interesse geweckt. Zeigen Sie also ruhig auch Emotionen: Leidenschaft für den Job, Begeisterung für den Arbeitgeber. Und lächeln Sie dabei viel – das macht sofort sympathisch.
Dauer
Planen Sie bitte keine Anschlusstermine ein. Zoom- oder Skype-Vorstellungsgespräche können von wenigen Minuten bis zu über eine Stunde dauern. So lange Sitzungen sind zwar unüblich, können aber vorkommen. Es wäre unschön und unprofessionell, wenn Sie dadurch unter Zeitdruck geraten.
Ernsthaftigkeit
Ein Vorstellungsgespräch via Skype oder Zoom bietet Ihnen Vorteile: Viele Bewerber fühlen sich in den eigenen vier Wänden sicherer und treten deshalb selbstbewusster auf. Hierin liegen zwei Gefahren: Zu viel Selbstbewusstsein kann schnell überheblich wirken; zu viel Sicherheit aufgrund der bekannten Umgebung führt manchmal dazu, dass Bewerber das Vorstellungsgespräch via Skype nicht ernst nehmen. Machen Sie sich immer klar: Auch wenn der Personaler nur „im Rechner steckt“ – es ist ein echtes Vorstellungsgespräch!
Fragen
Auch bei einem Skype-Vorstellungsgespräch werden sie kommen: typische Bewerbungsfragen, vielleicht sogar Fangfragen, auf die Sie vorbereitet sein sollten. Gleichzeitig wird es (am Ende) eine Phase geben, in der Sie Rückfragen stellen können. Sollten Sie auch – immer! Erstens haben Sie so die Chance, mehr über den Arbeitgeber zu erfahren; zweitens zeigen Sie dadurch Interesse.
Gehalt
Ob zu Ihren Fragen könnte auch die Frage nach dem Gehalt zählen. Achtung: Warten Sie lieber, bis Sie danach gefragt werden. Nicht selten kommt die Frage nach Ihren Gehaltsvorstellungen erst im zweiten Vorstellungsgespräch – dem physischen. Natürlich sollten Sie Ihren Marktwert schon jetzt kennen. Wer aber zu früh danach fragt, outet sich als Söldner. Personaler suchen aber Mitarbeiter, die in erster Linie Bock auf den Job haben.
Headset
Nutzen Sie für Ihr Skype-Gespräch ein Headset. Sie verhindern so störende Echos und verbessern die Klangqualität für Ihren Gesprächspartner. Falls Sie ein kabelloses Bluetooth-Headset nutzen, achten Sie unbedingt darauf, dass die Akkus oder Batterien voll geladen sind und die Bluetooth-Verbindung funktioniert. Für den Notfall sollten Sie parallel ein Kopfhörer mit Kabel bereithalten, den Sie schnell einstöpseln können.
Interesse
Klar, haben Sie starkes Interesse an dem ausgeschriebenen Job. Nur sollten Sie es damit nicht übertreiben. Es gibt einen schmalen Grat zwischen Begeisterung und Anbiederei. Das Ganze kann schnell wie Bedürftigkeit aussehen. Dann wirken Sie nicht mehr wie ein Talent, das dem Unternehmen seine Vorteile anbietet, sondern wie ein Bittsteller, der dringend einen Job braucht. Das senkt Ihre Verhandlungsposition und die Bewerbungschancen deutlich.
Job
Zur Vorbereitung auf das Gespräch gehört, dass Sie sich mit der ausgeschriebenen Stelle befassen: Informieren Sie sich grundlegend über das Berufsbild und den Arbeitgeber, seine Branche und Marktposition. Fragen hierzu lassen Sie schrecklich naiv und unvorbereitet aussehen und sind deshalb immer tabu. Was dagegen erlaubt ist, sind Fragen zu den besonderen Herausforderungen der angestrebten Position, zum Team oder zur Leistungs- und Erfolgsmessung, etwa: „Wie messen Sie den Erfolg auf dieser Position in den ersten 100 Tagen?“
Kleidung
Ziehen Sie sich auch zum Skype-Interview offiziell an: Also Business-Outfit für konservative Branchen, etwas legerer darf es bei moderneren Arbeitgebern sein. Die Kleiderwahl wirkt auch auf Sie selbst: Aus demselben Grund empfehlen Psychologen etwa Schuhe, Krawatte und Hemd im Heimbüro anzuziehen – und nicht bloß einen Bademantel. Kann sein, dass dies das Lampenfieber kurzfristig erhöht, aber das Adrenalin macht Sie auch aufmerksamer und verbessert Ihren Auftritt.
Wichtig für Frauen: Große Ohrringe können am Headset unangenehm klappern und klirren. Nehmen Sie dieser besser vorher raus.
Ein glänzendes Gesicht wirkt immer unschön. Puder hilft. Wer keines hat, kann sein Gesicht vorsichtig (!) mit einem Papiertuch abreiben. Und zeigen Sie sich stets von Ihrer Schokoladenseite: Jeder Mensch hat eine Gesichtshälfte mit der er besser aussieht. Finden Sie heraus, welche das ist – und stellen Sie die Kamera so hin, dass diese optimal zur Geltung kommt.
Licht
Selbst gute Webcams kommen mit Gegenlicht (zum Beispiel einem Fenster im Rücken) nur schwer zurecht. Ähnliches gilt für eine mangelhafte Beleuchtung oder starke Kontraste. Eine falsche Beleuchtung kann Sie wie ein Zombie aussehen lassen oder zu hässlichen Reflexionen in Brillengläsern führen. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Gesicht gleichmäßig und schattenfrei ausgeleuchtet ist. Wer das nötige Equipment besitzt (passende LED-Studioleuchten gibt es bei Amazon schon ab 80 Euro), sollte die sogenannte Drei-Punkt-Ausleuchtung nutzen. Dabei geht das Hauptlicht (Keylight) auf Sie, ein Effektlicht minimiert Schatten und eine dritte Lichtquelle reduziert die Schatten im Hintergrund und lässt diesen mehr Strahlen.
Motivation
Für Personaler ist eine Frage in der Regel enorm wichtig: Worauf basiert Ihre Motivation für den Job? Wie können Sie sich selbst motivieren und welche externen – also vom Unternehmen beeinflussbaren – Faktoren spielen hierbei eine Rolle? Idealerweise beantworten Sie diese Fragen implizit auch, wenn Sie nicht gestellt werden.
Notizen
So gut Ihr Gedächtnis auch sein mag: Je länger das Gespräch dauert, desto schwerer wird es, sich an alle Details oder mögliche Rückfragen zu erinnern. Machen Sie sich daher ruhig Notizen während des Bewerbungsgesprächs. Notieren Sie sich aber nur Stichpunkte – alles andere, dauert zu lange. Und notieren Sie diese nur mit Stift und Papier, Tippgeräusche wirken meist störend.
Orientierung
Die Frage: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ ist in Vorstellungsgesprächen nach wie vor zu hören. Auch wenn sie ausbleibt, sollten Sie deutlich machen, wie Ihre mittelfristigen Erwartungen aussehen und woran Sie sich orientieren. Diese Information ist für beide Seiten wichtig um beurteilen zu können, ob das Unternehmen und die konkrete Position für Sie wirklich geeignet sind.
Pannen
Pannen passieren: Der aufgebaute Hintergrund bricht zusammen, eine Glühbirne schmort durch, Sie verhaspeln sich… Alles irgendwie peinlich, aber auch menschlich. Wichtig jetzt: Bleiben Sie stets ruhig und souverän. Entschuldigen Sie sich für die Panne und fragen Sie Ihr Gegenüber, ob Sie so einfach weitermachen wollen. In den meisten Fällen ist das kein Problem und hinterlässt sogar einen positiven Eindruck: Stresstest bestanden – Show must go on…
Qualität
Gemeint ist hier vor allem die Internet-Verbindung. Ergreifen Sie daher alle erforderlichen Maßnahmen, um eine stabile Verbindungsqualität für das Zoom- oder Sykpe-Vorstellungsgespräch zu gewährleisten. Dazu gehört zum Beispiel, alle anderen Programme oder Downloads zu pausieren oder zu beenden. Falls mehrere Personen in dem WLAN surfen, könnten Sie diese bitten, ebenfalls kurzfristig und für die Dauer des Gesprächs offline zu gehen.
Ruhe
Sorgen Sie während des Zoom- oder Skype-Vorstellungsgespräches für unbedingte Ruhe und Privatsphäre. Idealerweise sprechen Sie im Vorfeld mit Kindern, Partner oder Mitbewohnern darüber, dass Sie gleich ein wichtiges Vorstellungsgespräch haben und bitte nicht gestört werden wollen. Es wirkt nicht nur unprofessionell, sondern führt auch zu unfreiwilliger Komik, wenn mitten im Gespräch Personen durchs Bild laufen oder jemand aus dem Off zu Ihnen spricht. Aus demselben Grund stellen Sie bitte auch Fernseher, Radio und das Mobiltelefon auf lautlos oder schalten alles gleich ganz aus (was nicht zur Übertragung gebraucht wird).
Sprache
Entspannen Sie sich trotz aller verständlicher Nervosität. Versuchen Sie keine Stakkato-Antworten mit weniger als zehn Worten zu geben, erzählen Sie aber auch keine Romane. Pflegen Sie vielmehr einen plaudernden Ton (ohne salopp zu werden) und sprechen Sie ganz natürlich über Ihre Motivation, Ihre Qualifikationen, Ihre Eignung. Wenn Sie zu jeder Frage zwischen zwei und vier Minuten etwas sagen können, liegen Sie genau richtig.
Schaffen Sie von Anfang an eine gute Atmosphäre durch etwas Smalltalk. Eine kurze Frage nach dem bisherigen Tag des Gesprächspartners oder dem vergangenen Wochenende kann Wunder wirken. Merken Sie sich dabei auch den Namen des Interviewers und sprechen Sie ihn damit immer wieder an (nur bitte nicht zu oft – Verkäuferjargon!). Das gilt besonders für den Abschied: „Herr/Frau […], ich danke Ihnen für das nette Gespräch!“ Namen sind Macht!
Trinken
Stellen Sie sich etwas zu trinken in die Nähe – am besten ein Glas stilles (!) Wasser. Das können Sie zwischendurch mal trinken, falls der Mund vor Nervosität trocken wird (Bei Wasser mit Kohlensäure laufen Sie Gefahr, häufiger aufstoßen zu müssen. Unschön.). In dem Fall dürfen Sie das ruhig kurz thematisieren: „Entschuldigung, ich muss gerade mal etwas trinken, ich habe einen trockenen Mund…“ Dafür hat jeder Verständnis. Weniger tolerant sind Personaler gegenüber Bewerbern, die während des Interviews Kaugummi kauen oder etwas essen (schon vorgekommen). Das ist dann tatsächlich ein schlimmer Fauxpas.
Umfeld
Machen Sie sich klar: Was immer auf dem Bildschirm neben Ihnen zu sehen ist, wird bemerkt und beurteilt. Wählen Sie den Ausschnitt also weise – und den Hintergrund möglichst neutral. Tabu sind daher im sichtbaren Umfeld Schrankwände mit spiegelnden Vitrinen, Motto-Poster, wilde Pflanzen-Dschungel sowie schmutzige oder reflektierende Wände. Idealerweise hat die Komposition wenig Kontraste und lässt keinerlei Rückschlüsse zu.
Neben dem sichtbaren Umfeld der Kamera gibt es noch ein weiteres, was oft vergessen wird: Ihr Zoom- oder Skype-Profil. Auch das bleibt bei der Verbindung ständig sichtbar. Aktualisieren Sie daher unbedingt vorher Ihr Profilbild (idealerweise ist es Ihr Bewerbungsfoto) und überarbeiten Sie gegebenenfalls auch noch das Über-mich-Feld sowie die „Persönliche Nachricht“. Beides wird von Personalern gelesen. Gleiches gilt für den Skype-Namen: Dass Namen wie „Honk15“ oder „Luder69“ eher suboptimal sind und Störgefühle auslösen, ist klar.
Vorrecherche
Bringen Sie (telefonisch oder per E-Mail) vorab in Erfahrung, wie lange das Gespräch voraussichtlich dauern wird – falls die Dauer nicht schon angegeben wurde. Aufgrund der veranschlagten Zeit können Sie besser abschätzen, welche Fragen Ihnen gestellt werden. Bei einem 20-minütigen Interview geht es meist nur um ein paar Basisinformationen zu Ihrer Person, ein paar Rückfragen zum Lebenslauf, eventuelle Lücken, die geklärt werden sollen.
Dauert das Gespräch länger, sollten Sie mit tiefergehenden Fragen rechnen und sich wie auf ein umfassendes Vorstellungsgespräch vorbereiten – mit Fragen zu Ihrer Persönlichkeit, zu Ihren Plänen und Zielen, mehr Rückfragen. Bei der Vorrecherche sollten Sie gleich auch den Namen Ihres Ansprechpartners erfragen. Dann können Sie sich beispielsweise über Netzwerke wie Xing oder Linkedin über ihn informieren oder Sie seinen Namen googeln. So nehmen Sie ihm nicht nur den Schleier des Unbekannten – Sie finden so auch Anknüpfungspunkte fürs Gespräch („Ich habe gelesen, Sie sind auch ein großer Indien-Fan…“).
Webcam
Investieren Sie in einer gute, hochauflösende Kamera (und eine schnelle, stabile Internetverbindung). Viele Laptops haben zwar heute Webcams eingebaut, die erzeugen aber leider oft ein pixeliges Bild. Das mindert Ihren sonst tadellosen Eindruck und kann sich unbewusst auf Ihre Beurteilung übertragen. Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass Sie die Kamera auf Augenhöhe positionieren. Ihr Interview-Partner könnte irritiert sein, wenn er zu Ihnen während des Vorstellungsgesprächs gefühlt aufschauen oder hinabblicken muss. Alternativ können Sie auch Ihr Smartphone einsetzen und dieses für das Skype-Vorstellungsgespräch auf einem Stativ setzen.
X-beliebig
Die Frage: „Warum sollten wir Sie einstellen?“ gehört inzwischen zu den Klassikern. Auch wenn sie nicht explizit gestellt wird, sollten Sie deutlich machen, dass Sie sich die Stelle bewusst herausgesucht haben und was Sie dazu bewogen hat. Die meisten Unternehmen sind von einer x-beliebigen und weitgehend zufälligen Auswahl nicht erbaut.
Yeah
Dieser Punkt betrifft vor allem jüngere Bewerber, die Skype häufig für die private Kommunikation nutzen. Auch wenn das Vorstellungsgespräch hervorragend läuft und Ihnen der Personaler von Anfang an sympathisch ist, sollten Sie eine gewisse Distanz und Professionalität wahren. Eine flapsige Umgangssprache und Kraftausdrücke (selbst positive) sind tabu. Achten Sie also auf Ihren Wortschatz. Formulierungen à la „Läuft bei mir“ sind ebenso unangebracht wie der übermäßige Einsatz von Füllwörtern wie „äh“ und „öhm“. Bleiben Sie bei gewählten Worten. Sie bewegen sich nach wie vor in einem beruflichen Kontext von dem vielleicht ihr nächster Job abhängt.
Ziel
Zu guter Letzt: Gehen Sie bitte immer mit einem klaren Ziel in das Vorstellungsgespräch – nicht einfach das Interview auf sich zukommen lassen. Machen Sie sich bewusst, wie Ihr Minimalziel aussieht und welche Fragen Sie beantwortet haben wollen – auch falls die Themen nicht so schon zur Sprache kommen. Wer fragt, führt. Führen Sie also das Gespräch mit… Wir wünschen viel Erfolg dabei!