Abendstudium: Weiterqualifizierung neben dem Job

Ein Abendstudium bietet Ihnen die Gelegenheit, Ihr Wissen nach Feierabend in einem bestimmten Bereich zu vertiefen. Oftmals geht es nicht nur darum, das Fachwissen auf dem Stand der Dinge zu halten, sondern auch die Chancen für einen beruflichen Aufstieg zu erhöhen. Was genau ein Abendstudium ist, welche Möglichkeiten Sie haben und wie es sich gestaltet, erfahren Sie hier.

Abendstudium Kosten Dauer Ohne Abitur

Was ist ein Abendstudium?

Genau genommen bedeutet ein Abendstudium, dass jemand abends ein berufsqualifizierendes Studium an einer anerkannten Hochschule absolviert. Dennoch schwirren ähnliche Begriffe wie Fernstudium und berufsbegleitendes Studium herum. Eigentlich stehen sie für verschiedenen Formen der Weiterbildung.

Häufig werden sie synonym verwendet, so beim Fernstudium, aber ebenso bei privaten Qualifizierungen an Fern- und Volkshochschulen oder Abendschulen. Das liegt daran, dass „Studium“ sowohl ein akademisches als auch ein Selbststudium bedeuten kann. Ersteres heißt, dass Sie Studienabschlüsse wie Bachelor, Master oder MBA erwerben. Selbststudium kann autodidaktische Wissensaneignung beinhalten oder dass Sie beispielsweise an einer Abendschule Ihr Abitur nachholen.

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Häufige Fragen und Antworten rund ums Fernstudium

Wie sinnvoll ist ein Fernstudium?

Unter den Weiterbildungen nimmt das Fernstudium eine Vorreiterrolle ein. Egal ob persönliche oder berufliche Weiterentwicklung: Sinnvoll ist es vor allem dann, wenn Sie Ihre individuellen Ziele erreichen. Ob ein Fernstudium sich finanziell auszahlt und/oder die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert, hängt von der Wahl Ihrer Lerninhalte ab.

Der Begriff Fernstudium ist nicht geschützt und kann auch nichtakademische Seminare und Lehrgänge umfassen. Diese schließen nicht mit Bachelor, Master oder MBA, sondern mit einem Zertifikat ab. Prüfen Sie daher vorab, wie anerkannt (oder erforderlich) bestimmte Abschlüsse sind.

Ist ein Fernstudium genauso anerkannt wie ein normales?

Auch hier gilt: Es kommt darauf an, wie Sie den Begriff „Fernstudium“ auslegen. Handelt es sich um ein akademisches Fernstudium, das zu einem staatlich anerkannten Studienabschluss führt, besteht kein Unterschied zu einem „normalen“ Präsenzstudium.

Erwerben Sie hingegen lediglich ein Zertifikat, hängt die Anerkennung von der Reputation der jeweiligen Bildungseinrichtung und den vermittelten Kenntnissen ab. Einen guten Ruf rund ums Thema Management genießt beispielsweise die Deutsche Akademie für Management – obwohl Sie keinen staatlichen Abschluss erwerben.

Dauert ein Fernstudium lange?

Die Dauer eines Fernstudiums hängt von vielen Faktoren ab: Welche Abschlüsse erwerben Sie? Wie viel Zeit investieren Sie? Wie gut kommen Sie voran? Ist Ihr Fernstudium als akademisches Vollzeitstudium geplant, ist der zeitliche Aufwand in etwa derselbe wie bei einem Präsenzstudium.

Häufiger erwerben Arbeitnehmer jedoch neben dem Beruf weitere Qualifikationen. Handelt es sich um ein Teilzeitstudium, können Sie grob die doppelte Zeit veranschlagen. Heißt: Für einen Bachelor benötigen Sie statt sechs Semestern zwölf.

Wie viel kostet ein Fernstudium?

Die exakte Höhe Ihrer Kosten hängt von der Dauer und der Wahl Ihrer Einrichtung ab. Private Fernschulen wie ILS oder SGD sind in der Regel teurer als staatliche wie etwa die Fernuniversität Hagen. So kostet ein Bachelor an der Hamburger Fernhochschule HFH derzeit zwischen 1.300 und 1.900 Euro (6 Semester).

Die Fernuni Hagen gibt die Kosten für den Bachelor of Science in Psychologie mit 1.700 Euro für ein Vollzeitstudium an. Im Schnitt betragen die Studiengebühren der meisten Hochschulen zwischen 8.000 und 15.000 Euro. Hinzu kommen gegebenenfalls Lehrmaterialien und Prüfungsgebühren. Günstiger sind Fernlehrgänge für Weiterbildungen.

Ist ein Fernstudium berufsbegleitend?

Der Charme des Fernstudiums liegt darin, dass Sie es berufsbegleitend absolvieren können. Es räumt große räumliche und zeitliche Flexibilität ein. Damit ist es geeignet für Berufstätige, die nach Feierabend oder am Wochenende lernen wollen.

Aber ein Fernstudium muss nicht automatisch berufsbegleitend sein, da es auch als Vollzeitstudium möglich ist. Ebenso wenig sollten Sie Fernstudium mit berufsbegleitendem Studium gleichsetzen: Das kann genauso gut als berufsbegleitendes Präsenzstudium organisiert sein.

Kann ich studieren ohne Abi?

Nicht jedes Fernstudium entspricht einem akademischen Hochschulstudium. Daher ist das Abitur – genauer: die allgemeine Hochschulreife – nicht unbedingt erforderlich ist. Aber auch bei einem akademischen Fernstudium können Sie teilweise ohne Abi studieren.

Je nach Studienfach und Hochschultyp reichen eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung aus. In einigen Fällen ist eine vorherige Aufstiegsfortbildung notwendig (Meister, Fachwirt, Techniker…) oder Sie müssen zuvor einen Eignungstest ablegen.

Wie schwer ist ein Fernstudium?

Ob Ihnen die Studienform des Fernstudiums zusagt, hängt im Wesentlichen davon ab, ob das Selbststudium Ihnen liegt. Sie müssen sich autodidaktisch Lernstoff aneignen. Austausch mit Lehrenden oder Kommilitonen findet oft nur auf virtuellem Wege statt.

Sie sollten sich selbst disziplinieren und motivieren können. Um einen Studienabschluss zu erreichen, müssen Sie sich selbst eine Struktur geben und Freiräume fürs Lernen schaffen. Außerdem benötigen Sie Durchhaltevermögen, da Sie für ein berufsbegleitendes Studium länger brauchen.

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Vor- und Nachteile verschiedener Studienformen

Nicht wenige Arbeitnehmer haben nach der Schule erst eine Ausbildung gemacht hat und möchten sich später im Berufsleben weiterqualifizieren. Es gibt verschiedene Studienformen, mit denen Sie berufsbegleitend studieren und einen Studienabschluss erwerben können:

Berufsbegleitendes Präsenzstudium

Das berufsbegleitende Studium ähnelt aufgrund des Umfangs dem Teilzeitstudium. Es unterscheidet sich allerdings durch die zeitliche Lage seiner Lehrveranstaltungen: Diese finden vor allem abends, am Wochenende oder im Blockunterricht statt. Für die jeweiligen Seminare und Prüfungen besteht Anwesenheitspflicht. Hausarbeiten und Referate verfassen die Studierenden außerhalb der Unterrichtsorte in der Freizeit. Diese Studienform bietet viele Vorteile:

  • Der direkte Kontakt mit Dozenten ermöglicht gezieltes Klären von Problemen.
  • Sie haben direkten Austausch und Motivation durch Kommilitonen.
  • Das klar strukturierte und organisierte Studium hilft beim Einhalten der Vorgaben.

Allerdings sind Sie damit wenig flexibel, da die Lernzeiten und Prüfungstermine festgelegt sind.

Fernstudium

Auch das Fernstudium ermöglicht Ihnen einen akademischen Abschluss wie Bachelor oder Master. Durch die hohe Flexibilität, die diese Studienform mit sich bringt, können Berufstätige, die zeitlich oder räumlich gebunden sind, ihr Studium ideal selbst gestalten. Die Gestaltung des Studiums hängt vom Anbieter ab; teilweise gibt es Online-Lernangebote, teilweise wird mit versandten Studienbriefen gearbeitet. Die Vorteile dieser Studienform:

  • Sie sind völlig zeit- und ortsungebunden, können selbst vom entlegensten Dorf ohne Verkehrsanbindung aus studieren.
  • Der Studienbeginn gestaltet sich ebenfalls unabhängig von Semesterzeiten, Sie können also jederzeit beginnen.
  • Sie sparen Zeit und Spritkosten, dadurch, dass Sie von Zuhause aus studieren.

Fernstudium bedeutet jedoch auch, dass Sie für sich allein lernen, das heißt, es verlangt ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Selbstmanagement. Auch sollten Sie das wöchentliche Pensum von 12 bis 20 Arbeitsstunden nicht unterschätzen. Der Austausch mit Kommilitonen ist nicht so gegeben wie beim Präsenzstudium, da er hier eher auf virtueller Basis stattfindet.

Abendstudium

Üblicherweise findet das Abendstudium an den Wochentagen nach Feierabend ab 18 Uhr statt. Dafür sollten Sie zwischen drei und vier Stunden einplanen. Je nach Hochschule wird es teilweise als Wochenendstudium angeboten, dann sollten Sie auch einen Samstag einplanen. Die größte deutsche private Hochschule, die FOM Hochschule für Ökonomie und Management, bietet beispielsweise Mischformen an. Die Vorteile dieser Studienform:

  • Sowohl das Abendstudium als auch das Wochenendstudium beinhalten einen hohen Anteil an Präsenzveranstaltungen. Dies bedeutet weniger Zeit fürs Selbststudium zu Hause und direkte Ansprechpartner.
  • Sie haben – je nach Organisationsform der Hochschule – üblicherweise ein vorlesungsfreies Wochenende.

Andererseits haben Sie eine Woche mit langen Arbeitstagen hinter sich.

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Voraussetzungen für ein Abendstudium

Zwar ist beim Abendstudium häufig im Zusammenhang mit dem berufsbegleitendem Studium die Rede. Andererseits müssen Sie für die Studienzulassung nicht zwingend einen Beruf ausüben. Dennoch gibt es eine Reihe formaler und persönlicher Voraussetzungen, die Sie mitbringen sollten:

1. Formale Voraussetzungen

Für ein akademisches Studium erwarten die Hochschulen üblicherweise das Abitur (allgemeine Hochschulreife), die fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife (beides auch Fachabitur genannt) erwartet. Allerdings hängen die genaueren Zulassungsbedingungen von Ihren persönlichen Voraussetzungen, von der Studienwahl und der Hochschule ab.

Bildung ist in Deutschland Ländersache und 16 Bundesländer haben zum Teil sehr unterschiedliche Voraussetzungen, so dass oftmals ein Studium ohne Abitur möglich ist. Dafür muss dann zumeist eine mindestens zweijährige Ausbildung mit dreijähriger Berufserfahrung oder aber ein Meisterabschluss vorhanden sein. Für detaillierte Informationen zum jeweiligen Studienfach informieren Sie sich bitte direkt bei der jeweiligen Hochschule.

Zusätzlich können die Hochschulen für verschiedene Fächer Eignungsprüfungen verlangen: Etwa besondere künstlerische Begabung bei künstlerischen Fächern, Sprachnachweise oder Ähnliches. Auf manchen Studiengängen wie beispielsweise Medizin, Psychologie und Biologie liegt ein Numerus clausus (NC). Das heißt, dass Bewerber eine entsprechend gute Abiturnote benötigen.

2. Persönliche Voraussetzungen

Mindestens ebenso wichtig sind allerdings Ihre individuellen Voraussetzungen. Bevor Sie sich um einen Studienplatz bemühen, sollten Sie Ihre Motivation hinterfragen: Geht es um einen konkreten Mehrwert, den Sie daraus ziehen oder lediglich um Statusdenken?

Ein nebenberufliches Studium verlangt von Ihnen ein hohes Maß an intrinsischer Motivation. Diese von innen kommende Motivation könnte allerdings recht schnell angesichts der Anforderungen verpuffen. Um ein Abendstudium erfolgreich absolvieren zu können, müssen Sie sich über einige Jahre hinweg disziplinieren können.

Sie sollten gut im Selbstmanagement sein, denn Sie geben einen Teil Ihrer Freizeit auf, um beruflich weiterzukommen. Die Lernphasen am heimischen Schreibtisch verlangen, dass Sie Ablenkungen Zuhause widerstehen können. Dazu gehört auch, Ihr soziales Umfeld – Familie, Kinder, Partner – darauf vorzubereiten, dass Sie nicht im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen.

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Abendstudium Kosten: Was kommt auf Sie zu?

Pauschal lassen sich die Kosten eines Abendstudiums schwer beziffern. Folgende Faktoren spielen mit hinein:

  • Wahl der Hochschule
    (Private Hochschulen sind teurer als staatliche)
  • Dauer des Abendstudiums
    (Verlängert sich durch Teilzeitstudium oder persönliche Gründe)
  • Höhe der Semestergebühren
    (Mehrere hundert oder auch tausend Euro pro Jahr)

Beispielsweise können Sie an der Hamburger Fernhochschule HFH in sechs Semestern einen Bachelor-Abschluss erwerben, der zwischen 1.300 und 1.900 Euro kostet. Das entspricht allerdings der Regelstudienzeit in einem Vollzeitstudium. Bei vielen privaten Hochschulen kommen Sie auf Gebühren zwischen 8.000 und 15.000 Euro.

Außerdem kann sich auch die Qualität der Lehre je nach Hochschule und Gesamtkosten unterscheiden. Daher sollten Interessierte verschiedene Optionen prüfen. Weiterhin sollten Sie einkalkulieren:

  • Immatrikulations- und Prüfungsgebühren
  • Kosten für zusätzliche Kurse und Tutorien
  • Reisekosten zum Studienzentrum, für Exkursionen oder Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums
  • Kosten für Unterbringung und Verpflegung
  • Kosten durch Überschreitung der Studienzeit
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Unterstützung bei der Finanzierung

Wer sein Abendstudium berufsbegleitend organisiert, hat vielleicht zuvor einen Teil seines Einkommens beiseite gelegt kann aus dem monatlichen Verdienst die Kosten bestreiten. Je nach Art und Aufwand des Abendstudiums kommen Kosten in Höhe eines Kleinwagens auf Sie zu – gut, wer da entsprechend vorsorgen kann.

Wer sein Abendstudium nebenberuflich stemmt, für den fällt die häufigste Finanzierungsmöglichkeit weg, nämlich das Bafög. Das erhalten üblicherweise nur diejenigen, die noch keine abgeschlossene Ausbildung haben. Zusätzlich gibt es Auflagen bezüglich des Vermögens und monatlicher Einkünfte, die Berufstätige üblicherweise überschreiten. Aber es gibt einige Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen:

  • Arbeitgeber

    Der kann Ihnen ganz praktisch mit Bildungsurlaub oder unbezahltem Urlaub helfen. Ebenfalls denkbar ist eine Finanzierung durch den Arbeitgeber, sofern Sie ihm den konkreten Nutzen Ihres Abendstudiums darlegen können.

  • Steuerklärung

    Über die jährliche Steuererklärung können Sie Studienkosten als Werbungskosten absetzen. Das ist dann zwar keine unmittelbare Finanzierung, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

  • Stipendien

    Daneben können Sie sich durch staatliche, gesellschaftliche oder religiöse Stiftungen mit einem Stipendium fördern lassen. Dafür müssen Sie gar kein Einser-Kandidat sein, dahinter steckt vielmehr die ideelle Förderung.

  • Familie/Freundeskreis

    Die meist günstigste Option ist ein (Teil-)Darlehen im Freundes- oder Familienkreis. Tipp: Zwar entfällt hier die übliche Bürokratie. Dennoch sollten Sie darauf achten, das Darlehen schriftlich zu fixieren und die Rückzahlungsmodalitäten festzulegen. So vermeiden Sie Streitigkeiten aufgrund lascher Handhabung.

  • Studienkredit

    Wenn alle Stricke reißen, können Sie beispielsweise bei der staatlichen Kfw-Bank einen Studienkredit aufnehmen. Hier sollten Sie verschiedene Angebote und deren Konditionen miteinander vergleichen. Oft verlangen die Banken entsprechende Sicherheiten. Nachteilig bei dieser Studienfinanzierung ist, dass Sie Schulden anhäufen.

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Wie lange dauert das Abendstudium?

Die Studiendauer hängt von den angestrebten Abschlüssen und dem persönlichen Einsatz ab. Üblicherweise sollten Sie 15 bis 20 Stunden pro Woche einkalkulieren. Für einen Bachelorabschluss benötigen Sie dann statt drei etwa vier bis fünf Jahre. Ebenso verlängert sich das Masterstudium: Statt der üblichen zwei Jahre sollten Sie drei bis vier Jahre einplanen.

Investition lohnt sich

Ungeachtet gewisser Entbehrungen und Schwierigkeiten werden Sie für ein erfolgreich absolviertes Abendstudium belohnt: Zum einen sieht es immer gut im Lebenslauf aus, wenn Sie auf neue Abschlüsse oder Zusatzqualifikationen verweisen können. Zum anderen bewerten auch Arbeitgeber solche Anstrengungen positiv:

Immerhin haben Sie Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz bewiesen – Eigenschaften, die Ihnen im Berufsleben zugute kommen. Und nicht zuletzt belegen Studien immer wieder auch den konkreten finanziellen Nutzen: Ein Studium schützt vor Arbeitslosigkeit. Und je höher der Bildungsabschluss, desto höher Ihr Gehalt. Dieser Zusammenhang ist als Mincer-Koeffizient bekannt.

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