Bossing: Anzeichen, Beispiele + Was tun?

Studien zeigen: An jedem zweiten Mobbing-Fall ist der Vorgesetzte mindestens beteiligt. Beim Bossing können sich Betroffene kaum wehren, der Job wird zur Hölle. Woran Sie die Chef-Schikane frühzeitig erkennen plus Tipps, was Sie gegen Bossing tun können und sollten…

Bossing Definition Beispiele Bedeutung Ursachen Folgen Was Tun

Definition: Was ist Bossing?

Bossing (Englisch: downward bullying) ist „Mobbing von oben“. Hierbei schikaniert, terrorisiert und attackiert der Chef systematisch einen oder mehrere Mitarbeiter mit dem Ziel, das oder die Opfer zu demütigen und auszugrenzen.

Merkmale von Bossing

Damit man von Mobbing bzw. Bossing sprechen kann, müssen mehrere Voraussetzungen und Merkmale erfüllt sein:

  • Hierarchie

    Bossing findet immer von oben nach unten statt – vom Vorgesetzten zum Untergebenen. Die Machtposition erschwert es den Betroffenen zugleich, sich zu wehren.

  • Systematik

    Beim Bossing und Mobbing geht es um systematische und wiederholte Angriffe, die sich über einen längeren Zeitraum von 3-6 Monaten erstrecken. Einmalige Vorfälle zählen nicht dazu.

  • Belastung

    Bossing ist eine Zermürbungstaktik, die für Betroffene eine enorme psychische Belastung darstellt. Häufig hat sie das Ziel, dass die Mitarbeiter freiwillig kündigen.

Das Gegenteil von Bossing ist Staffing. Hierbei tun sich Mitarbeiter (= staff) zusammen, um den Vorgesetzten zu drangsalieren oder rauszuekeln (Englisch: upward bullying).

Arbeitsrecht: Ist Bossing strafbar?

Zwar erfüllt Bossing in Deutschland keinen eigenständigen Straftatbestand, einzelne Handlungen aber schon – zum Beispiel Beleidigung (§185 StGb), üble Nachrede (§186), Verleumdung (§187) sowie Körperverletzung (§223 StGB). Den Tätern drohen hier hohe Geldstrafen oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren. Überdies haben Bossing- und Mobbingopfer Anspruch auf Schmerzensgeld (BAG, AZR 351/15).

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Bossing Anzeichen

Bossing am Arbeitsplatz hat unterschiedliche Formen. Typische Bossing-Angriffe lassen sich in zwei Kategorien unterteilen:

    Bossing Beispiele auf Arbeitsebene

  • Sinnlose, nicht zu bewältigende Tätigkeiten
  • Manipulation der Arbeitsergebnisse
  • Öffentlich, unsachliche Kritik
  • Überzogenes Mikromanagement
  • Gezielter Entzug von Privilegien oder Informationen
  • Bossing Beispiele auf persönlichen Ebene

  • Wiederholte Ausgrenzung aus dem Team
  • Negative Anspielungen oder Unterstellungen
  • Einschüchterung oder Lächerlichmachung vor dem Team
  • Völlige Ignoranz von Äußerungen oder Vorschlägen („kaltstellen“)
  • Beispiele für fiese Chefsprüche

  • „Wenn Sie hoch hinaus wollen, gehen Sie klettern! Hier wird das nichts!“
  • „Sie arbeiten halbtags? Bei mir sind das 12 Stunden.“
  • „Seien Sie dankbar, dass Sie täglich Überstunden machen dürfen!“
  • „Natürlich schätze ich Ihre Meinung. Aber weniger als die meine.“
  • „Ich bin beschäftigt, kann ich Sie ein andermal ignorieren?“
  • „Finden Sie sich damit ab: Sie sind die Statue, ich bin die Taube.“
  • „Kommen Sie doch mal in mein Büro – ist auch das letzte Mal.“

Lesen Sie dazu auch: Kritik vom Chef – jetzt richtig reagieren!

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Bossing-Checkliste: Bin ich betroffen?

Nicht jede Standpauke, jeder böser Kommentar vom Chef oder „Come-to-Jesus-Meeting“ ist gleich Bossing. Ob Ihr Vorgesetzter wirklich Psychoterror betreibt und Sie systematisch ausschließt und schikaniert, zeigt die folgende Bossing-Checkliste.

Haken Sie gleich online ab, was auf Sie zutrifft. Bei mehr als drei Merkmalen über einen längeren Zeitraum, spricht Vieles für Mobbing von oben:

  • Ich werde regelmäßig unsachlich kritisiert.
  • Ich werde verbal angegriffen oder beschimpft.
  • Mir wird mit einer ungerechtfertigten Abmahnungen gedroht.
  • Ich werden gemieden und ausgegrenzt.
  • Mein Chef überwacht jeden meiner Schritte.
  • Mein Vorgesetzter verbreitet Gerüchte über mich.
  • Mein Vorgesetzter unterstellt mir regelmäßig Fehlverhalten.
  • Mir werden Fehler angelastet, die ich nicht gemacht habe.
  • Mir werden wichtige Informationen vorenthalten.
  • Ich werde aufgrund von Meinungen, Herkunft oder anderen Faktoren diskriminiert.
  • Der Chef unterbricht mich bei allem, was ich sage.
  • Mir werden Aufgaben zugeteilt, die nicht zu schaffen sind.
  • Der Boss macht mich vor anderen lächerlich.
  • Mir werden grundlos Verantwortungen entzogen.

Die Checkliste können Sie sich zusätzlich kostenlos als PDF herunterladen.

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Bossing Ursachen: Warum macht der Chef das?

Die Bossing Ursachen sind vielfältig und können sowohl in der Persönlichkeit des Täters als auch in der Unternehmenskultur begründet sein. zu den häufigsten Auslösern gehören:

    1. Unsicherheit

  • Mangelndes Selbstbewusstsein

    Vorgesetzte mit geringem Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen neigen dazu, ihre Unsicherheit zu kompensieren, indem andere erniedrigen oder kontrollieren (siehe: Cheftypen).

  • Angst vor Konkurrenz

    Führungskräfte, die sich von kompetenteren Mitarbeitern bedroht fühlen, versuchen diese durch Bossing zu schwächen oder aus dem Unternehmen zu drängen.

  • Fehlende Kompetenz

    Fachlich und persönlich ungeeignete Chefs kaschieren ihre Führungsfehler oder Inkompetenz häufig mit einem autoritären Führungsstil und überzogener Härte.

  • Überforderung

    Manch überforderte Führungskräfte ventilieren akuten Stress durch destruktive Kritik oder Bossing-Methoden wie schikanösem Verhalten.

  • 2. Unternehmenskultur

  • Konkurrenzdenken

    Herrscht im Unternehmen hoher interner Wettbewerb und eine Ellbogenmentalität, steigt die Wahrscheinlichkeit für Bossing. Der Leistungsdruck fördert ein aggressives Führungsverhalten.

  • Hierarchische Strukturen

    Ausgeprägte hierarchische Strukturen (im Gegensatz zu flachen Hierarchien) sowie fehlende Eigenverantwortung der Mitarbeitenden begünstigen Machtmissbrauch durch Vorgesetzte.

  • Schlechtes Arbeitsklima

    Ein generell ungesundes Arbeitsklima mit unklaren Zuständigkeiten, widersprüchlichen Anweisungen und mangelnder Kommunikation schafft ein Umfeld, das Bossing und Mobbing begünstigt.

  • 3. Abneigung

  • Antipathie

    Auch Chefs sind Menschen und können sich nicht immer davon frei machen, einen Mitarbeiter persönlich unsympathisch oder gar nicht ausstehen zu können.

  • Konflikte

    Auch persönliche Differenzen, starke Meinungsverschiedenheiten Strategien sowie inkompatibler Arbeitsstile können zu systematischer Ausgrenzung der kritischen Mitarbeiter führen.

Oft entsteht Bossing aus einer Kombination allen drei Faktoren – aus persönlichen Schwächen, strukturellen Defiziten im Unternehmen und inkompatiblen Persönlichkeiten.

Teilweise versuchen Vorgesetzte mithilfe des Bossings eine Eigenkündigung zu erzwingen – insbesondere bei sonst eigentlich unkündbaren Mitarbeitern oder Kollegen mit starkem Kündigungsschutz.

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Bossing Folgen

Bossing ist kein Kavaliersdelikt und geht über schlechtes Führungsverhalten hinaus. Für die Opfer sind die Folgen existenzbedrohlich und psychisch schwerwiegend. Sie reichen von ernsten psychischen Erkrankungen, wie Burnout oder Depression bis hin zu nackter Existenzangst durch den drohenden Jobverlust.

Psychische und körperliche Bossing Symptome

Oft verändert sich bei den Bossing-Opfern die gesamte Einstellung zur Arbeit: Motivation, Spaß oder Leidenschaft für den Beruf weichen der wachsenden Angst und Belastung. Die Folgen sind auch außerhalb der Arbeitszeit spürbar und belasten schließlich die Familie.

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Bossing Tipps: Was tun?

Niemand muss Bossing einfach hinnehmen. Im Gegenteil: Sind Sie vom „Mobbing von oben“ betroffen, müssen Sie handeln. Natürlich bleiben Ihnen in letzter Konsequenz immer die Kündigung und ein Jobwechsel. Vorher gibt es aber noch weitere Optionen, was Sie gegen Bossing tun können:

    Tipps für Betroffene

  • Beweise sichern

    Dokumentieren Sie alle Vorfälle schriftlich (E-Mails, Screenshots) und in einem sog. Mobbing-Tagebuch – inklusive Datum und Uhrzeit, um im Ernstfall Beweise vorlegen zu können.

  • Unterstützung finden

    Führen Sie Gespräche mit dem Betriebsrat (falls vorhanden) oder externen Beratungsstellen und bauen Sie ein persönliches Netzwerk innerhalb und außerhalb des Unternehmens aufbauen. Zum Beispiel mit anderen betroffenen Kollegen.

  • Gespräch suchen

    Falls es noch nicht zu spät ist, suchen Sie das persönliche 4-Augen-Gespräch mit dem Vorgesetzten, um das Problem direkt ansprechen und Missverständnisse zu klären (siehe: Vorwürfe kontern).

  • Resilienz stärken

    Entwickeln Sie Strategien, um mit dem psychischen Druck besser umzugehen: Stärken Sie Ihre Resilienz durch mentale Übungen und gute Gespräche mit Partner und Freunden.

  • Die wichtigsten Punkte und Informationen haben wir in einem Ratgeber zusammengefasst, den Sie sich hier kostenlos als PDF herunterladen können.

    Tipps für Unternehmen

  • Unternehmenskultur verbessern

    Etablieren Sie klare Anti-Mobbing-Richtlinien im Betrieb und fördern Sie eine positive Arbeitsumgebung, die von Respekt und Fairness geprägt ist. Täter dürfen nicht ungestraft davonkommen!

  • Führungskräfte entwickeln

    Regelmäßige Weiterbildungen und Schulungen für Führungskräfte zu Kommunikation und Konfliktmanagement helfen, Spannungen abzubauen und verhindern typische Bossing-Spiralen.

  • Transparenz schaffen

    Anonyme Mitarbeiterbefragungen, Beschwerdestellen und offene Feedback-Kanäle sorgen dafür, dass negative Entwicklungen und heimliche Täter frühzeitig erkannt werden. Auch regelmäßige Mitarbeitergespräche der Personalabteilung können Bossing vorbeugen.

  • Betroffene unterstützen

    Lassen Sie Betroffene nicht alleine, sondern unterstützen Sie diese durch (rechtliche) Beratung. Der Opferschutz wiegt schwerer als der Täterschutz (teils gibt es auch falsche Anschuldigungen).

Es ist entscheidend, dass Unternehmen frühzeitig handeln und präventiv gegen das Mobbing von oben tätig werden, um die negativen Auswirkungen von Bossing zu reduzieren und ein gesundes Arbeitsklima zu fördern.


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