Hauptschüler: Ohne nennenswerte Kenntnisse?
Hauptschüler müssen häufig mit Vorurteilen kämpfen. Indem sie die Akademisierung vieler Berufe vorantrieb, hat die Bildungspolitik zur Entwertung des Hauptschulabschlusses beigetragen. Sprunghaft sind seitdem die Zahlen der Schulabgänger gestiegen, die Abitur machen und anschließend studieren wollen. Nicht immer zu deren Besten: So mancher Studienabbrecher realisiert erst im Studium, dass ihm praktische Tätigkeiten mehr liegen.
Auf der anderen Seite konnten sich Unternehmen lange Zeit aufgrund hoher Bewerberzahlen die Rosinen aus dem Kuchen picken. Rein rechtlich ist zwar oft kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. De facto haben es Hauptschüler schwerer als andere. Die Geringschätzung spiegelt sich in der Jugendsprache wider: Ein gängiges Schimpfwort, Honk, wird gerne als Akronym für Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse verstanden. Viele unterstellen Hauptschülern mangelnde Bildung oder nur geringe Fachkenntnisse.
Tipps, wie Hauptschüler Vorurteile überwinden
Viele Hauptschüler müssen in ihrem beruflichen Werdegang zwei große Hürden überwinden: Die Vorurteile in den Köpfen anderer und die eigenen Zweifel. Oft heißt es, dass Hauptschüler schlecht ausgebildet, antriebs- und orientierungslos seien.
Die eigene Unsicherheit wächst, wenn sich Hauptschüler mit solchen Vorurteilen und zusätzlich mit Bewerbungsabsagen konfrontiert sehen. So entsteht die Angst, erst gar keine Chance auf einen Job zu bekommen, sondern aufgrund der schulischen Qualifikation von Anfang an auf dem Ablagestapel zu landen. Eine schwierige Situation, die sich aber lösen lässt.
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Bestleistung anstreben
Gute Noten sind immer gern gesehen. Hauptschüler können Realschüler mit einem besseren Abschlusszeugnis ausstechen. Wichtig sind vor allem die Hauptfächer Deutsch und Mathematik. Fehlerfreie Rechtschreibung, aber auch korrektes Rechnen ist für viele Berufe in der Wirtschaft und im Handwerk wichtig.
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Durchhaltevermögen zeigen
Absagen auf Bewerbungen und das Gefühl, die eigenen Leistungen würden nicht ausreichend geschätzt, können dem Selbstwertgefühl ganz schön zusetzen. Um nicht die Motivation zu verlieren und frühzeitig aufzugeben, dürfen Sie sich von Rückschläge und Vorurteile nicht unterkriegen lassen. Sehen Sie diese als Herausforderung, die Sie meistern können.
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Praktikum machen
Sie lernen die Firmenkultur und neue Kollegen kennen. Können womöglich auf einem früheren Schülerpraktikum aufbauen Ihr Wissen praktisch anwenden. Mit einem Praktikumsplatz haben Sie schon einen Fuß in der Tür: Besteht grundsätzlicher Bedarf, können Sie sich als Hauptschüler in einem Unternehmen durch Engagement bewähren. So können Sie nach dem Praktikum ein Angebot für eine Ausbildungsstelle bekommen. Oder aber Sie haben grundsätzlich schon mal einen Kontakt in die Branche und erhalten wichtige Hinweise für freie Ausbildungsstellen in anderen Unternehmen.
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Branche beachten
Viel Frust können Sie sich ersparen, wenn Sie Ihre Bewerbungen von Anfang an auf die richtigen Branchen konzentrieren. Besonders handwerkliche Betriebe und der Dienstleistungssektor bieten für Hauptschüler gute Chancen. Schwierig ist es hingegen im Bankwesen. Meist erwarten Banken wenigstens den Realschulabschluss oder ein Abitur vom Bewerber.
Hauptschüler: So klappt es mit der Karriere
Nicht immer muss es Abitur und Studium sein, um den Weg zu einer erfolgreichen Karriere einzuschlagen. Natürlich kann die Hochschulreife einige Türen öffnen. Doch auch mit einem Hauptschulabschluss gibt es verschiedene Wege, mit denen Sie beruflich erfolgreich sein können. Welche davon für Sie geeignet sind, müssen Sie jedoch selbst entscheiden. Abhängig von Ihrer persönlichen Situation und Ihren beruflichen Zielen kann der Weg deshalb variieren.
Duale Ausbildung
Für die meisten Hauptschüler ist nach dem Abschluss eine Ausbildung der nächste Schritt in Richtung Berufseinstieg. Die Chancen, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, sind dabei gar nicht so schlecht. Durch die steigenden Zahlen von Studenten bleiben regelmäßig viele Ausbildungsbetriebe ohne passenden Kandidaten. Dies ist Ihre Chance, genau dieser Bewerber zu werden.
Durch die Mischung von Berufsschule und Ausbildung im Betrieb eignen Sie sich in einer dualen Ausbildung sowohl praktische als auch theoretische Kenntnisse Ihres Wunschberufes an. So ausgestattet kann Ihnen entweder direkt eine Übernahme winken oder Sie können sich mit der gewonnenen Berufserfahrung auf dem Arbeitsmarkt nach passenden Stellen umsehen.
Ausbildung für Hauptschüler
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Berufsvorbereitungsjahr
Wenn es mit dem Ausbildungsplatz nicht sofort klappt, können Hauptschüler ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren. Dieses zielt darauf ab, die Qualifikationen zu verbessern und der nächsten Bewerbung zum Erfolg zu verhelfen. Hierfür wird sowohl schulisches Wissen vermittelt, als auch mindestens ein Praktikum absolviert.
Das Berufsvorbereitungsjahr kann in verschiedenen Bereichen stattfinden, beispielsweise Handel und Verkauf oder Wirtschaft und Verwaltung. Wenn es gut läuft, kann während des Praktikums bereits der Kontakt zu einem möglichen Ausbildungsbetrieb hergestellt werden.
Weiterbildung
Viele übersehen, dass mit einem Hauptschulabschluss auch die Chance besteht, die eigenen Qualifikationen weiter auszubauen und sich zu einer wichtigen Fachkraft zu entwickeln. So können Hauptschüler nach der Ausbildung eine Aufstiegsfortbildung machen, beispielsweise den Meister, Techniker oder Fachwirt.
Diese können Sie zum Experten auf Ihrem Gebiet machen und Sie für höhere Berufsfelder qualifizieren. Alternativ können Sie den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen. Das ermöglicht Ihnen mehr Verantwortung, aber auch einen höheren Verdienst und stärkere Entscheidungsbefugnis.
Berufe für Hauptschüler
Häufig kommen Hauptschüler in den Branchen Gastronomie, Handwerk, Handel und Soziales unter. Nachfolgend stellen wir Ihnen diese Bereiche vor und zeigen, welche Ausbildungsberufe hier möglich sind:
Gastronomie
Wie im Hotelgewerbe und im Verkauf steht hier der Kunde an erster Stelle. Wer einen Ausbildungsberuf im Bereich der Gastronomie ergreift, sollte Spaß am Umgang mit Menschen und Freude an der Zubereitung von Essen haben. Diese Berufe sind serviceorientiert und kreativ. Gleichzeitig sorgen Schichtarbeit und Überstunden dafür, dass diese Jobs ihren Berufstätigen einiges abfordern. Sie müssen körperlich und geistig besonders belastbar sein.
Typische Berufe
- Hauswirtschafter
- Assistent in der Systemgastronomie
- Koch
- Restaurantfachmann
- Fachkraft im Gastgewerbe
Handwerk
Gute Chancen haben angehende Auszubildende im Handwerk, da derzeit einige Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihre Lehrstellen zu besetzen. In den letzten Jahren blieben allein 15.000 Lehrstellen unbesetzt, weil es massive Nachwuchsprobleme gab. Im Handwerk kommen daher häufig Bewerber mit Hauptschulabschluss unter. Doch täuschen Sie sich nicht: Die Bewerbung sollte dennoch aussagekräftig und fehlerfrei gestaltet werden. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind hier recht gut, da nach der Ausbildung der Meister gemacht werden kann. Wer als Meister später tätig ist, verdient oftmals mehr als Universitätsabsolventen.
Typische Berufe
- Tischler
- Maler & Lackierer
- Bäcker
- Dachdecker
- Goldschmied
- Medientechnologe
Handel
Auch der Handel ist sehr serviceorientiert, das heißt: Der Kunde ist König. Regelmäßiger Kundenkontakt, Verkaufstalent, Überzeugungskraft sind typische Anforderungen im Alltag. Außerdem müssen Interessenten eine gehörige Portion Stressresistenz mitbringen, nicht immer haben Sie es mit einfachen Kunden zu tun. Wenn Sie Ihre Abschlussprüfung im dritten Ausbildungsjahr erfolgreich abschließen, sind Sie beispielsweise fertiger Kaufmann im Einzelhandel. Damit kommen verantwortungsvollere Tätigkeiten auf Sie zu wie Warenbestellungen oder Wareneingangskontrollen.
Typische Berufe
- Automobilkaufmann
- Einzelhandelskaufmann
- Groß- und Außenhandelskaufmann
- Hotelfachmann
- Tourismuskaufmann
Soziales
Ebenfalls händeringend gesucht werden Auszubildende in Gesundheitsberufen. Wer etwas mit dem Begriff demographischer Wandel anfangen kann, weiß, dass die deutsche Gesellschaft immer älter wird. Ältere Menschen bedürfen einer besonderen Pflege und Fürsorge, gerade wenn sie nicht mehr in ihrem eigenen Zuhause versorgt werden können. Bewerber für pflegerische und heilende Berufe müssen ein großes Maß an Empathie mitbringen. Wer sich für Berufe mit Kindern interessiert, muss körperlich fit und belastbar sein.
Typische Berufe
- Erzieher
- Heilerziehungspflegehelfer
- Masseur
- Medizinischer Fachangestellter
- Medizinischer Bademeister
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Hauptschule abgeschafft: Schulabschlüsse in Deutschland
Aufgrund seines schlechten Rufs verliert der Hauptschulabschluss immer mehr an Bedeutung. In etlichen Bundesländern ist bereits der Hauptschule abgeschafft. Um die mangelnde Akzeptanz zu verstehen, muss man die Schulabschlüsse in Deutschland kennen: Hierzulande existieren insgesamt vier verschiedene Schulabschlüsse. Diese berechtigen zur Ausbildung beziehungsweise den Besuch einer höheren schulischen oder akademischen Einrichtung. Je nach Bundesland variieren die Bezeichnungen:
- Hauptschulabschluss
Der Hauptschulabschluss (alternative Bezeichnungen: Sekundarabschluss I, Berufsbildungsreife, erweiterte Berufsbildungsreife, Berufsreife) ist der erste allgemeinbildende Schulabschluss. Hauptschüler erwerben ihn je nach Bundesland nach der 9. oder 10. Klasse. Meist ist er Mindestvoraussetzung für eine Ausbildung. Ebenso wird er vorausgesetzt, um ein Berufsvorbereitungsjahr machen zu können, sollte ein Schulabgänger keinen Ausbildungsplatz finden. - Realschulabschluss
Auch als Werksrealschulabschluss, erweiterter Sekundarabschluss I, erweiterter Realschulabschluss, Fachoberschulreife oder mittlere Reife bekannt. Üblicherweise erwerben Schulabgänger diesen Schulabschluss nach der zehnten Klasse. Er erhöht die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt und berechtigt zum Besuch eines Gymnasiums, um beispielsweise das Abitur zu machen. - Fachhochschulreife
Mit erfolgreichem Abschluss der 12. Klasse an einem Gymnasium, Fachgymnasium, Fachoberschule oder einer Berufsoberschule erwerben Schüler die Fachhochschulreife (umgangssprachlich auch als Fachabi bekannt). Wer zusätzlich die 13. Klasse besucht, kann die fachgebundene Hochschulreife erlangen (ebenfalls oft als Fachabi bezeichnet). Ebenso können Sie sich entscheiden, das Vollabitur anzuschließen. Mit der Fachhochschulreife haben Sie außerdem bereits Zugang zu verschiedenen Studiengängen beziehungsweise Hochschulen. - Abitur
Das Abitur ist der höchste Schulabschluss. Damit erwerben Sie die allgemeine Hochschulreife. Diese berechtigt wiederum zum Besuch sämtlicher Fachhochschulen und Universitäten. Dennoch können je nach Studiengang zusätzliche Zugangsbeschränkungen in Form von Eignungstests oder Numerus clausus auf die Abiturienten warten.
Hauptschule: Abschlüsse je Bundesland
Der Hauptschulabschluss lässt sich noch in diverse weitere Hauptschulabschlüsse unterscheiden. Je nach Bundesland sind folgende Abschlüsse möglich:
- Einfacher Hauptschulabschluss
Dieser existiert in fast allen Bundesländern, unter anderem in Nordrhein-Westfalen. Hauptschüler erwerben ihn mit Abschluss des 9. Schuljahres. Eine zusätzliche Prüfung ist nicht erforderlich. - Qualifizierender Hauptschulabschluss
Den „Quali“ gibt es in Bayern, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen als freiwillige Prüfung. - Erweiterter Hauptschulabschluss
In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein können Sie den erweiterten Hauptschulabschluss erwerben. Meist reichen dafür gute Noten und der Abschluss der 10. Klasse. In einigen Fällen kann eine Prüfung notwendig sein.
Sowohl der Quali als auch der erweiterte Hauptschulabschluss soll die Chancen der Hauptschüler zum Übergang in ein Ausbildungsverhältnis verbessern.
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